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MySims Racing
Review von Burkhart von Klitzing (mail) | 28.05.2011
Wohl kaum ein anderes Genre verlässt sich dermaßen gerne und geradezu ungeniert auf allerlei Lizenzen wie die Kartracer. In Marios Windschatten ist dabei schon so gut wie allen aus der Welt der Videospiele und auch aus anderen Bereichen der Motor verhungert. Star Wars, Bomberman, Shrek, Cartoon Networks und Co gelangen im besten Fall geringe Achtungserfolge, nur die wenigsten Titel wie Sega Allstars Racing, Diddy Kong Racing, Konami Krazy Racing (allerdings nur auf GBA; über das iPhone-Sequel schweigen wir besser), Crash Team Racing oder Mickeys Speedway USA schafften es tatsächlich, Fans der Charaktere und Rennspieler gleichsam anzusprechen. Und dennoch scheint sich in den Gedanken eines nicht geringen Teils an Entwicklern auch weiterhin das Genre der Kartracer mit zugkräftiger Lizenz zu dem beliebten Nintendo-Motto „it prints money“ zu addieren.

Wer will guten Kuchen machen, der muss haben sieben Sachen. Sprich: Zutaten.
So ist es auch zu erklären, dass sich Electronic Arts nach all der langen Zeit etwas von diesem vermutlich größtenteils imaginären Kuchen sichern wollte, doch welche Lizenz könnte man dafür nur verwenden? Fifa? Dead Space? Mirror's Edge?! Zu abwegig, zu ungeeignet und zu wenig erfolgreich. Da Max Wright als Schirmherr der Sims-Reihe sich wohl im noch nicht geschaufelten Grab umdrehen würde, wenn seine Sim-Horde das Kart entert, blieb als einzig sinnvolle Wahl der kleine Bruder der Sims-Serie: MySims. Ein Blick auf die Geschichte dieser Serie, die prinzipiell beiweitem nicht so schlecht ist wie ihr Ruf, verheißt dabei wenig Gutes: Die drei Haupttitel (MySims, Kingdom und Agents) sind allesamt charmante, familienfreundliche und liebevolle Abenteuer, im weitesten Sinne des Wortes. Die beiden Spinoffs neben Racing (Party und Skyheroes) dagegen sind nichts weiter als traurige Versuche, den Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wie aber schlägt sich nun MySims Racing?



Eine Prise hiervon

Der Beginn macht direkt Lust auf mehr, denn auch wenn der Einfluss von Mario Kart kaum zu übersehen ist, so versucht MySims Racing eigene Wege einzuschlagen und borgt sich dabei etwas Inspiration bei Diddy Kong Racing, was die wenigsten Konkurrenten gemacht haben. Anders als beim Nintendo-Platzhirsch werden die (zahlreichen) Rennen des Singleplayers nicht nur durch einen sportlichen Wettkampf zusammengehalten, sondern erzählen eine ebenso seichte wie amüsante Geschichte, die sich perfekt in das MySims-Universum eingliedert. Sie erzähltvon einem verschlafenen Nest, das einst eine bedeutende Rennfahrer-Metropole war, bevor Morcubus wieder einmal seine Finger im Spiel hatte und dafür sorgte, dass der größte Star unter den Fahrern spurlos verschwand. Wer sich jetzt unweigerlich an den Pixar-Film Cars erinnert fühlt, der hat sich gerade als potenzieller Spieler für MySims Racing geoutet. Die Story gewinnt wohl kaum den Nobelpreis für Literatur dafür aber unter Umständen den für Frieden, schließlich erzählt sie seine familienfreundliche Geschichte voller liebenswerter Charaktere dermaßen kohärent, dass einem alle etwaigen bösen Gedanken vergehen.

Und eine Prise davon
Die, wie bereits erwähnt, zahlreichen Rennen werden auf einer Art Oberweltkarte ausgewählt, wie etwa bei New Super Mario Bros. Wii, was eine nette Visualisierung des eigenen Fortschritts bietet, ebenso wie die Möglichkeit seinen eigenen Weg zu wählen und so etwa zu anspruchsvolle Rennen auf später zu verschieben. Allzu groß ist die Freiheit hierbei nicht, nichtsdestotrotz ist sie mehr als willkommen. Die Rennen an sich bieten ebenfalls mehr Ideenreichtum als das ewige „sei schneller als die Konkurrenz“. Neben Standardrennen finden sich beispielsweise Checkpoint-Rennen, Item-Sammelorgien oder Time Trials und in jedem Event lassen sich drei unterschiedlich wertvolle Medaillen verdienen, indem bestimmte Zeiten unterboten oder bestimmte Mengen an Items gesammelt werden, was dafür sorgt, dass sowohl die jüngsten Zocker ihren Spaß daran haben, einfach in der Geschichte voranzukommen, als auch erfahrenere Spieler, denen zumindest bei manchen Gold-Medaillen das eine oder andere graue Haar wachsen dürfte.

Der Zuckerguss
Für zusätzliche Motivation sogt ein weiterer Kniff aus dem Diddy Kong Racing-Sortiment: Auf jeder der insgesamt 15 Strecken ist eine Blaupause versteckt, die - ebenso wie normale Siege in den Rennen - neue Bauteile für die Fahrzeuge bereitstellt. Das Spiel erlaubt den gleichzeitigen Besitz eines kleinen, mittleren und großen Autos, an denen jederzeit außerhalb der Rennen nach Herzenslust herumgeschraubt werden darf, womit wieder ein Charakteristikum der MySims-Serie zutage tritt. In der Garage findet sich so bald ein stattliches Sammelsurium an Spoilern, Motoren, Gehäusen, Reifen, Accessoires, usw. und auch die MySims selbst dürfen wieder einmal mit allerlei optischem Zuckerguss versehen werden, was durch gegenüber MySims Party DEUTLICH reduzierte Ladezeiten weiter versüßt wird. Einige der Autoteile sind rein kosmetischer Natur, während andere tatsächlichen Einfluss auf die klassischen Fahreigenschaften wie Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Bremsfähigkeiten, Bodenhaftung, etc. haben und somit eine kleine Prise Rollenspiel hinzufügen, inklusive dem ewig lockenden Bedürfnis, „nur noch eben einen neuen Motor“ haben zu wollen.

Die Buttercreme
Die Rennen selbst gehen gut von der Hand, was nicht zuletzt an der freien Wahl von Remote-only (eher eine Pflichtdreingabe, denn wirklich sinnvolle Option), Remote plus Nunchuk, Gamecube-Controller oder Classic Controller liegt. Auf die elementarsten Aspekte heruntergebrochen, unterscheidet sich die Rennaction kaum von Mario Kart, was nicht unbedingt negativ zu verstehen ist. Das Geschehen rund um Turbostreifen auf der Strecke, Slides, die ebenfalls für einen Turbo sorgen, Itemboxen und verstreute Kristalle (dienen als Währung und beschleunigen zugleich, ähnlich den Münzen in Mario Kart auf GBA und SNES) ist leicht zu begreifen und so fällt der Einstieg in die, nach unterschiedlichen Themen wie Eis, Wüste oder Vergnügungspark, gestalteten Strecken, nicht allzu schwer. Items rekrutieren sich zumeist aus alten Bekannten, wenn auch mit eigenem Design, wie beispielsweise ein Fußball, der sich wohl für einen grünen Panzer hält, oder Seifenblasen, die das Kart kurzzeitig stoppen. Überraschungen wie die Eichel, die sofort zu einem ausgewachsenen Baum mutiert, sind selten, dafür stimmt die Balance, da ein Equivalent zum blauen Panzer fehlt. Der kniffligste Gegenstand dreht für einige Zeit das Bild auf den Kopf, was zunächst unfair erscheint, aber mit etwas Übung und Anstrengung nur noch an wenigen Stellen ernsthaft unfair bleibt.



Verirrte Backpflaumen
Leider ist nicht alles eitel Sonnenschein, selbst in der glücklichen Welt der MySims. So kommt etwa das für die Serie typische Designelement etwas kurz, da man zum einen die Fahrzeuge sowieso meist nur von hinten sieht und somit die pimpigste Stoßstange NOCH sinnloser ist als eine Unterbodenbeleuchtung um 12 Uhr mittags, und man zum anderen während der Rennen die Augen besser auf der Strecke behalten sollte. Ebenfalls schade: Manche Strecken bieten eine kleine Eigenheit, wie etwa einen gefährlichen Tornado, oder überraschen gar durchweg mit kohärentem Design als überdimensionaler Flippertisch voller Bumper, Rampen und sogar Schalter, die weite Teile der Strecke manipulieren, andere dagegen fallen eher banal aus, auch wenn keine Strecke schlicht „schlecht“ ist. Das ernste Problem komt mit dem Verlauf des Singleplayers, der nur sporadisch neue Strecken eröffnet und somit häufige Wiederholungen der selben Strecken binnen kurzer Zeit diktiert. Eine weitere ebenso nervige, wie unnötige Kleinigkeit ist ein gänzlich fehlender Hinweis darüber, welche Blaupausen bereits gefunden wurden. Wer alle bis auf eine gefunden hat, nun aber nicht mehr weiß, wo er noch keine aufgespüren konnte, der sieht sich mit einer mehr als nervigen Suchaufgabe konfrontiert und sollte eventuell erwägen, einfach von vorne zu beginnen und nächstes Mal Buch zu führen. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der fehlende Online-Mulitplayer, ebenso wie das komplette Fehlen eines Battle-Modus oder anderer Mulitplayer-Modi neben den Standardrennen.

Fazit:
MySims Racing wird wohl nie die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hat, was weniger an seiner Qualität, sondern mehr an dem Stigma seiner Prämisse liegt. „Ein Kartracer ohne blaue Latzhose kann nur schlecht sein und wenn, dann gebe ich höchstens anderen ganz großen Ikonen eine Chance.“. Kaum einer kann sich wohl von diesem Gedanken gänzlich freisprechen und selbst wir waren mehr als skeptisch und vermuteten die übliche, seelenlose Geldmacherei hinter dem Spiel. Umso positiver war die Überraschung, als sich EAs Fahrt ins Knuddelland als eigenständige und unterhaltsame Abwechslung zu den Platzhirschen des Genres herausstellte. Mit ein wenig mehr Feinschliff am Streckendesign und der einen oder anderen zusätzlichen Strecke, sowie einer Online-Multiplayerfunktion hätte MySims Racing bis ganz nach oben aufsteigen können, doch so bleibt ein gutes, beinahe schon sehr gutes Rennspiel für Einsteiger ebenso wie erfahrenere Fahrer.

Von Burkhart von Klitzing
Wertung für das Spiel MySims Racing
Wertungen Beschreibung
7.2Grafik
Der typische eckig-bunte Look der Serie bringt die Wii nicht gerade ins Schwitzen, passt dafür wunderbar zum Geschehen und sorgt für eine konstant hohe Bildrate.
7.5Sound
Wie von MySims gewohnt eher passend und angenehm, denn ernsthaft herausragend.
8.0Steuerung
Die traditionellen Steuerungsarten lassen keine Wünsche offen, lediglich die Wiimote-Steuerung geriet schwammig, was wohl teils in der Natur der Sache liegt.
7.8Gameplay
Abwechslung trifft auf Monotonie, so kurios dies auch klingt. Letztlich behält die Abwechslung die Oberhand und sorgt für ein langfristig unterhaltsames Rennabenteuer.
7.8Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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