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Review von Tim Herrmann (mail) | 03.05.2011
EA Sports klammert sich an seinen Superstar: Im letzten Jahr erwies man Tiger Woods einen moralischen Dienst, indem man trotz all der privaten Sensationsaffären zu dem Superstar hielt und allen Unkenrufen zum Trotze Tiger Woods PGA Tour 11 veröffentlichte. Qualitativ konnte sich das Spiel sehen lassen, im WiiX-Test sahnte es eine 8.5 ab. Doch bei den Verkaufszahlen brach es ein: Auf keiner Plattform konnte es sich mehr als eine halbe Million Mal verkaufen, EA Sports‘ Erwartungen wurden nicht erfüllt, die Verantwortlichen waren ratlos. In der Zwischenzeit sackte ihr Megastar auch sportlich immer weiter ab. Im Moment befindet sich Woods nur auf Platz 6 der Golf-Weltrangliste und konnte auch schon seit längerer Zeit keine beachtenswerten Erfolge mehr feiern. Doch anstatt ein „Martin Kaymer PGA Tour 12“ zu entwickeln (Der junge Deutsche steht momentan auf Platz 1 der Weltrangliste), hält EA Sports weiter zu Tiger Woods und probiert es auch 2011 noch einmal mit einem Update. Wir haben die Wii-Version betrachtet.
EA Sports Masters
Der Name Tiger Woods ist kein Alleingänger mehr, kein Zugpferd. Vielleicht war er bei Tiger Woods PGA Tour 11 angesichts der schwachen Verkaufszahlen sogar eher ein Klotz am Bein. Zumindest EA Sports muss das jedenfalls aus den Zahlen interpretiert haben, denn wenn man das neue Golfspiel sieht, muss man erst einmal fast nach dem Namen „Tiger Woods“ suchen. Zunächst denkt man, EA Sports veröffentliche hier ein Spiel namens „Masters“. Der Schriftzug und das Logo des US-Major-Turnieres prangen deutlich und dominant auf der Verpackung. Darunter dann in wesentlich schmaleren Lettern ein fast schon kleinlautes „Tiger Woods PGA Tour 12“. Tiger Woods ist unterdessen auf dem Cover nicht mehr deutlich zu sehen, weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite. Der Superstar scheint nicht mehr erwünscht zu sein.
Dafür ist er allerdings im eigentlichen Spiel wieder der, der er einmal war: Der Spieler darf seine Erfolge bei den Masters-Turnieren 1997, 2001, 2002 und 2005 im Detail nachspielen und muss ihm ironischerweise dabei helfen, die Erfolge noch einmal nachzuerleben. Der Titel beginnt sogar mit einem seiner großen Masters-Erfolge, der Spieler darf zur Introduktion gescriptet den Ball einlochen und erst dann das Hauptmenü betreten.
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Die Masters sind das größte und dominante neue Feature in Tiger Woods PGA Tour 12. Das prestigeträchtige Turnier, bei dem der Sieger das begehrte Green Jacket tragen darf, steht im Zentrum dieses Jahresupdates und übernimmt damit sozusagen die Funktion, die letztes Jahr noch der europäische Ryders-Cup hatte. Der Spieler darf nicht nur, wie oben erwähnt, die Tiger-Siege nachspielen, sondern auch einen eigenen Golfer erstellen und mit ihm in Form eines Karrieremodus die Leiter nach ganz oben klettern. Dabei gehört die Sponsorensuche natürlich genauso zum Programm wie regelmäßiges Training.
Ansonsten: Ein Jahrzehnt Evolution
Und nun beginnt der Teil, wo man im Prinzip das Review aus dem letzten Jahr kopieren könnte: Neben der Masters-Erweiterung gibt es kaum Neuerungen im diesjährigen Update: Die erwähnenswerteste Erneuerung ist da noch der Caddie, der euch nun auf dem Green begleitet und bei Bedarf wertvolle Tipps zum Schlag oder zum Kurs gibt.
Daneben bietet sich das volle, geradezu überwältigende Feature-Paket an, das sich im Laufe des letzten Jahrzehnts durch die jährlichen Updates angesammelt hat: Turniere gibt es in jeder erdenklichen Variante und in allen möglichen Konstellationen. Die Palette an lizenzierten Golfern ist ebenso groß wie die Anzahl der ebenfalls lizenzierten Golfkurse weltweit, die Einstellungsmöglichkeiten geradezu zahllos und unüberschaubar.
Und dann kommen ja auch noch die exklusiven Extra-Modi aus der All-Play-Zeit dazu: Disc-Golf und allerhand Minispiele fehlen auch in Tiger Woods PGA Tour 12 nicht. An all diesen Stellen wurde tatsächlich Copy & Paste vollzogen und lediglich ein paar neue Kurse integriert. Das geht sogar so weit, dass man auch diesmal wieder überall im Spiel kleine „New“-Sticker findet, die den Spieler darauf hinweisen, wenn ein Feature ausnahmsweise mal nicht schon mehrere Jahre alt ist.
Auch der Multiplayer-Modus und damit die Online-Features wurden unverändert übernommen. Auch in der 2012er-Version stellt EA Sports wieder seine eigenen Server zur Verfügung und lässt Spieler ohne Freundecodes mit- oder gegeneinander golfen.
Noch mehr Bewegungssteuerung
Großer Pluspunkt der Wii-Version 2010 und 2011: Wii MotionPlus. Der kleine Sensor machte Tiger Woods zum besten Bewegungsspiel aller Zeiten, die Präzision war unerreicht. Was im Jahr 2010 noch kurz nach dem Release des Zubehörs als Experiment begann, entwickelte sich 2011 zu einer knallharten Simulation für Profis. Mit einem Advanced-Plus-Modus konnte der Spieler direkt auf den Ball schauen und durch leichte Drehungen seines Handgelenks marginale Veränderungen im Schwung hervorrufen. Dieser Modus war und ist eine Demonstration der Stärke von Wii MotionPlus, bleibt aber letztendlich nur für Profis wirklich interessant, die das Spiel als Simulation nutzen wollen, um ihre Schläge auch zuhause zu perfektionieren.
In Tiger Woods PGA Tour 12 kommt nun noch ein weiterer Gast dazu: Das Balance Board wurde integriert und überwacht die ganze Körperbalance beim Schlag, wie es schon bei Wii Fit Plus geschehen ist. Das Zubehör kommt entweder in einem etwas arcadelastigen Modus zum Einsatz, in dem der Ball bei perfekter Balance einen Geschwindigkeitsschub bekommt, oder im Profi-Modus in dem man seinen Körper perfekt unter Kontrolle haben muss, um die 100% Schlagstärke zu erreichen. Das funktioniert, bleibt aber eher Spielerei und wirkt etwas überzogen.
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Das Balance Board erweitert Tiger Woods also noch einmal –wer aber kein Profi ist, wird keinen echten Nutzen aus diesem neuen Feature ziehen. Tiger Woods PGA Tour entwickelt sich mit dieser Armada aus geradezu perfekter Bewegungssteuerung immer weiter weg vom Golfspiel für Zwischendurch und hin zur akribischen Profi-Simulation. Zwar sind immer noch alle Einsteigerfeatures vorhanden und MotionPlus & Co. sind kein Zwang, doch die größten Pluspunkte des gesamten Konzeptes werden nur noch für echte Golfer deutlich. Anders ist das bekanntlich bei EA Sports‘ FIFA, wo auch Spieler mitmischen können, die noch nie einen Fuß am Ball hatten. Vielleicht lässt sich damit erklären, warum die Serie ihre besten Tage längst hinter sich gelassen hat.
Der obligatorische Grafikklaps
Wie kann man ein Review zu Tiger Woods PGA Tour 12 am besten beenden? So, wie man es immer beendet: Mit einer Rüge für die immer noch unterdurchschnittliche Technik, an der EA Sports ein Jahr länger nicht oder nur marginal gefeilt hat. Das Gras bleibt eine grüne Pampe, die Bäume rund um den Kurs bleiben flimmernde Deko, die Charaktermodelle der Golfer bleiben verbesserungswürdig. Bislang konnte man immer mit dem MotionPlus-Vorteil der Wii-Version argumentieren, aber die PS3-Version gibt es jetzt auch mit Move-Steuerung – und in HD. Also fällt das Wii-Argument langsam weg.
Beim Ton sind übrigens wie immer kaum Anlässe für Lob auszumachen, aber Katastrophen sind ebenso wenig zu beobachten: Die Kommentatoren quasseln vor sich hin, die Umgebungsgeräusche sind statisch, das Klatschen und Johlen des Publikums hört sich an, als käme es wie auf Knopfdruck aus einem Kassettenrekorder.Fazit: Tiger Woods PGA Tour 12 bleibt das routiniert perfekte Golfspiel, das es letztes Jahr auch schon war, verliert aber auf dem Weg langsam seine Spieler. Tiger Woods ist als Zugpferd offenbar nicht mehr stark genug, die Bewegungssteuerung hat ihren Zenit bereits letztes Jahr erreicht. EA Sports hilft sich jetzt damit, einfach eine Lizenz durch die nächste auszutauschen: Was letztes Jahr der Ryders-Cup war, sind heute die Masters, ansonsten bleibt aber alles beim Alten. Die Neuerungen in der Bewegungssteuerung und im Gameplay sind nur noch für Profis wirklich interessant, den Rest der Masse verliert EA Sports schon seit 2010 tröpfchenweise. Und so sollte man sich vielleicht langsam überlegen, ob es manchmal nicht besser ist, einfach loszulassen
Von Tim Herrmann
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| Wertung für das Spiel Tiger Woods PGA Tour 12 | |
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| 5.0 | Grafik Hier findet einfach keine Entwicklung mehr statt. Die Entwickler begnügen sich mit lahmen Rasen-, flimmernden Umgebungs- und verbesserungswürdigen Charaktermodellen. | |
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| 6.0 | Sound Einfach nicht beachtenswert: Die Kommentatoren werfen mit Standardsätzen um sich, die Umgebungsgeräusche wirken künstlich.
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| 9.6 | Steuerung Wii MotionPlus und das Balance Board machen die Steuerung auch diesmal wieder zum größten Argument des Spiels, allerdings sind nur noch Profis in der Lage, die kleinen Raffinessen wirklich zu beherrschen. | |
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| 8.2 | Gameplay Der Ryder-Cup geht, die Masters kommen. Neben der neuen Lizenz sind nur Details verändert worden, dafür trumpft das Spiel mit einem beachtlichen über die Jahre herangewachsenen Paket auf. | |
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| 8.4 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Tiger Woods PGA Tour 12
HerstellerEA Sports
GenreGolfsimulation
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk, (optional: Wii MotionPlus, Balance Board)
Spieler1-4
SchwierigkeitsgradMittel
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Ja
WiiConnect24 Support
Nein
ReleaseErschienen
Preis (€)49,99
Innovationsfaktor
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