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SSX Blur
Review von Marian Wehmeier (mail) | 17.06.2007

Vor circa sieben Jahren feierte die SSX-Serie auf der damals brandneuen Playstation 2 Premiere. Der lockerflockige Mix aus arcade-lastiger Snowboard-Action und atemberaubend unrealistischen Trickdarbietungen avancierte schnell zu einem Highlight in der sonst recht öden Produktpalette der EA Sports-Jahresupdates.
Der durchweg positive Tenor, mit dem die Presselandschaft die eigenwillige Interpretation der herkömmlichen Extremsportart adelte, legte den Grundstein für weitere Teile der Serie. Nun hat es sich EA Big, Electronic Arts’ hauseigenes Label für abgedrehte Sportumsetzungen, mit SSX Blur nicht nur zur Aufgabe gemacht, das angestaubte Franchise zu neuem Glanz zu verhelfen, sondern auch den Versuch gewagt, dem Spieler durch Einsatz der neuartigen Wii-Steuerung ein erfrischendes Spielerlebnis zu ermöglichen.

Karriere machen
Das Hauptmenü von SSX Blur beinhaltet die Spielmodi Karriere, Quick Play, Tutorial und Multiplayer. Bevor man sich an die Wettkämpfe und Turniere wagt, sollte man sich zunächst das breit angelegte Tutorial zu Gemüte führen. Es veranschaulicht die grundlegenden Fertigkeiten in Form von Übungen und dienen dazu, sich mit der insgesamt sehr komplexen Steuerung vertraut zu machen.
Der Kern des Spiels ist der Karrieremodus. Zwölf Strecken verteilt auf drei Berggipfeln (Peaks), die man allerdings erst im Laufe einer Karriere freischalten muss, warten darauf, bezwungen zu werden. Hierzu muss an diversen Events teilgenommen werden.

Diese Events unterteilen sich in sieben verschiedene Wettkampftypen: Slopestyle, Rennen, Half-Pipe, Big Air, Slalom, Freeride und Herausforderungen.
Im obligatorischen Rennen geht es nach wie vor darum, so schnell wie möglich die jeweilige Strecke herunterzurasen. Das Anwenden von Tricks ist hierbei nicht erforderlich, aber durchaus hilfreich, da durch erfolgreich ausgeführte Stunts das Tempo gesteigert wird.
In den anderen Disziplinen geht es hingegen ausschließlich um die spektakulärsten Manöver. Muss man im Slopestyle-Event seinen eigenen Fahrstil und Fahrrhythmus finden, so lädt Half-Pipe, ähnlich wie der Big Air, dazu ein, durch Kombination von Tricks und waghalsigen Sprüngen die maximale Punktzahl zu erreichen. Im Slalom-Modus müssen Fahnen umfahren werden, während man im Freeride-Modus ohne Konkurrenz und Zeitdruck die Strecken erforscht und nach verschiedenen Herausforderungen Ausschau hält.



Werden diese Events erfolgreich absolviert, wird nicht nur der Platz auf der Rangliste verbessert. Man schaltet auch neue Strecken und Herausforderungen frei und sammelt Erfahrungspunkte, um die Fähigkeiten seines Fahrers zu optimieren.

Der Weg zum Erfolg
Bevor die Gipfel gestürmt werden und es auf Punktejagd geht, müssen zuvor einige nötige Vorkehrungen getroffen werden. Am Anfang steht das Anlegen eines Profils, in dem später entsprechende Statistiken, Erfolge und Informationen registriert werden. Danach folgt die Wahl eines Fahrers, die Wahl des Equipments. Des Weiteren muss entschieden werden, ob mit Skiern oder Snowboard gefahren werden soll. Sind diese Grundlagen geschaffen, kann es auch schon auf die Piste gehen.

Auf der Abfahrt sind im Grunde zwei Faktoren ausschlaggebend: Zum einen der Fahrstil, wenn es darauf ankommt während eines Rennens die Konkurrenz abzuhängen, zum anderen die Fähigkeit eindrucksvolle Tricks aus dem Ärmel zu zaubern, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen.
Um die Mitstreiter ausstechen zu können, ist das Erlernen so genannter „Übertricks“ unabdingbar. Voraussetzung für solche Tricks sind eine ausreichende Sprunghöhe und ein gefülltes „Groove-Meter“, dessen Anzeige mit jedem gelungenem Trick weiter steigt. Um einen Übertrick auszuführen muss in der Luft nach dem Absprung ein auf dem Bildschirm angezeigtes Symbol entsprechend mit der Wii-Remote (gegebenenfalls in Kombination mit dem Nunchuck) nachgezeichnet werden.
Eine weitere Möglichkeit, um die Widersacher auf Distanz zu halten, stellt der Einsatz von Schneebällen dar. Diese können durch gezieltes Werfen den Mitspieler von der Piste befördern. Zudem können im Freeride-Modus „Überpickups“, durch die man später zusätzliche Übertricks freischalten kann, durch Schneebälle eingesammelt werden.

Dem oben angesprochenen Groove-Meter kommen noch diverse andere Aspekte zu. So wird durch dynamische Musikuntermalung das jeweilige Spielereignis reflektiert. Heißt: Fährt man schlecht und füllt sein Meter nicht an, so ist nicht viel mehr als ein zurückhaltender Grundbeat zu vernehmen. Steigt das Meter hingegen an, arriviert der anfänglich lahme Rhythmus zu einem entfesselten, immer intensiveren Musikarrangement. Des Weiteren erhöht sich bei gefüllter Groove-Anzeige die Geschwindigkeit des Fahrers und damit auch seine Sprungkraft.

Liebeserklärung in weiß
Die wichtigsten Voraussetzungen genannt, können nun die Snowboards und Skier angelegt werden. Ist einer von zwölf spielbaren Charakteren gewählt (am Anfang stehen davon nur vier zur Auswahl, die acht restlichen Fahrer müssen erst freigeschaltet werden), kann man sich nun endlich die Piste hinunterstürzen und die verschneiten Bergabschnitte erkunden. SSX Blur entführt den Spieler in riesige, winterliche Berggebiete, die mit Sprungschanzen, Rails und Half-Pipes aufwarten, durch verschlafene Dörfer und entlegene Wälder.

Die Strecken zeichnen sich durch farbenfrohes Design aus und setzen sich aus einer gesunden Mischung aus verspielter Staffage und sporadisch platzierten Stunt-Elementen zusammen. Eine konstante Framerate und eine enorme Weitsicht sorgen dafür, dass die hübsch detaillierten Fahrer, an deren Anzügen sogar Schneespuren zu sehen sind, nie den Überblick verlieren. Den Überblick verliert man auch in der simplen, aber dennoch stilistisch kecken Menüführung nicht. Die meist tief stehende Sonne sorgt auf der Piste für traumhafte Lensflare-Effekte, die, zusammen mit der eingesetzten Pyroeffekte auf der Strecke, die technische Brillanz dieses Titels doppelt unterstreichen.



Die Vertonung knüpft qualitativ dort an, wo die visuelle Darstellung aufhört. Ein hauseigener DJ, der seine Kommentare wahlweise auf englisch oder gar nicht zum Besten gibt, moderiert durch den SSX-Soundtrack mit ein paar flotten Sprüchen und wenig helfenden Informationen. Während die Playlist der Vorgänger der Serie noch aus einer Reihe von lizenzierten Musikstücken bekannter Künstler bestand, gibt sich nun Junkie XL die Ehre und füttert die Gehörsinne mit feinstem Chill Out. Wie bereits oben erwähnt, ist der Grad der Musikentfaltung von dem jeweiligen Talent des Fahrers abhängig, was sich anfangs zwar als recht störend und stimmungsdrückend bemerkbar macht, später aber umso mehr Spielintensität aufkommen lässt.

Diese Spielintensität wird u.a. auch durch den immer konstant knackigen Schwierigkeitsgrad gehalten und durch das Freischalten neuer Strecken, Fahrer und Tricks noch intensiviert. Mit zwölf Strecken auf insgesamt drei Gipfeln ist auch für ausreichend Umfang gesorgt, um den Spieler über längeren Zeitraum zu fesseln.
Ist der Einzelspielermodus komplettiert, gibt es als Zugabe noch diverse Mehrspielermodi. So ist es möglich, mit einem weiteren Mitspieler die Pisten hinunterzubrettern. Die Events Half-Pipe, Big Air und Slalom können mit bis zu vier Freunden abwechselnd nacheinander gespielt werden.

Teufel im Schafspelz
Baut das Spiel im Laufe der Zeit durch die fidele Atmosphäre einen beträchtlichen Wohlfühlcharakter auf und versetzt den Spieler durch passende Chill Out-Klänge in einen relaxten Gemütszustand, so kann allerdings nicht darüber hinweggesehen werden, dass SSX Blur alles andere als ein einsteigerfreundliches Produkt ist.
Größtes Kriterium hierbei ist die schon von Anfang an viel zu komplexe Steuerung, die nur schwer zu bändigen ist – gerade vor dem Hintergrund des über weite Strecken ziemlich actionlastigen Gameplays.
Die Grundelemente werden in den Tutorien zwar gut beschrieben, können allerdings nicht verhindern, dass gerade unerfahrene Spieler anfänglich extreme Probleme haben werden. Hinzu kommen die relativ schwer umsetzbaren Übertricks, bei denen viel Übung gefragt ist und bei denen die Steuerung insgesamt betrachtet einfach mehr Feintuning benötigt hätte. Hiermit in Verbindung sei das Groove-Meter genannt, das sich bei Einsteigern schneller entleert als füllt - und somit seinen Teil dazu beiträgt, dass vorerst keine Stimmung aufkommt.
Auch wenn SSX Blur suggeriert, ein Spiel für zwischendurch zu sein, so muss letzten Endes konstatiert werden, dass sich ohne viel Übung und Können schnell ein Frustfaktor einstellt, der das Schneegestöber ungenießbar macht. Gelegenheitsspielern sei daher von einem Kauf definitiv abgeraten.

Fazit:
Ist die relativ lange Lernphase abgeschlossen und der anfängliche Frust verdaut, liefert EA Big mit SSX Blur einen unterhaltenden und vor allem umfangreichen Ableger der Serie ab. Die komplexe und knifflige Wii-Steuerung wird für viele potenzielle Kunden eine Hürde darstellen, die sie nicht zu nehmen bereit sind. Spieler, die bereit sind, sich mit diesem Gesichtspunkt auseinanderzusetzen, erwartet ein technisch durchaus gelungenes Spiel, das sich durch elegante Optik, superben Soundtrack und einer Fülle von versteckten Fahrern, Utensilien und Strecken gekonnt vom vorherrschenden Einheitsbrei der derzeitigen Produktriege für Nintendos Flagschiff abheben kann.

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel SSX Blur
Wertungen Beschreibung
8.4Grafik
Coole Streckenverläufe treffen auf Lensflare-Effekte und Staffage-Details en masse. Bis jetzt eines der hübschesten Spiele für den Wii.
9.1Sound
Ein moderierter Radiosender sorgt mit entspannendem Chill Out für die perfekte Spieluntermalung.
7.3Steuerung
Durchaus gelungenes Steuerungsschema, das allerdings eine gewisse Zeit benötigt, um verstanden und richtig angewendet zu werden. Übertricks in der Hektik nur sehr schwer ausführbar.
8.3Gameplay
Während der Einzelspielermodus für längere Zeit fesseln kann, sind die Mehrspielermodi nicht mehr, als eine nette Dreingabe. Verstecke Extras sorgen für zusätzliche Motivation.
8.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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