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de Blob 2
Review von Tim Herrmann (mail) | 05.03.2011
Mit einem fetten Farbklops durch eine graue Stadt schlawinern und dabei zu funkiger, jazziger oder rockiger Musik Gebäude einfärben? Ein Konzept, wie es skurriler kaum sein könnte, wurde im Jahr 2008 zu einem echten Überraschungshit: De Blob verkaufte sich weltweit fast eine Million Mal und überraschte Spieler mit seinem optisch und akustisch toll ausbalancierten Gute-Laune-Gameplay. Zweieinviertel Jahre später kommt de Blob zurück, diesmal auch für die HD-Konsolen und die Handhelds. Und wir sind wieder mit dabei, wenn die Farbrevolution eine graue Stadt befreit. Lest alles zum bunten Spektakel in unserem Review.

Das Selbstplagiat
Worum es in de Blob geht, wurde in der Einleitung schon kurz angerissen, damit aber eigentlich auch schon voll abgehandelt: Zusammen mit merkwürdigen farbigen Kreaturen befreit ihr eine entfärbte Stadt von einem grauen Terrorregime, indem ihr der Metropole ihre Farbe und damit ihr Leben zurückgebt. Das hat im ersten Teil so gut funktioniert, weil die liebevoll lebendige Optik so perfekt mit dem turbulenten Sound zusammengearbeitet hat: Je farbiger die Stadt wurde, desto lauter und lebhafter wurde auch die Hintergrundmusik, die den Spieler in ihren Bann zog und zum Weitermachen animierte. Und immer wenn ein Gebäude seine Farbe zurückbekam, erklang ein charakteristischer Sound, abhängig von der Blob-Farbe.



Zu seiner Ankündigung hieß der Blob-Nachfolger mit Untertitel noch „The Underground“. Großes neues Feature des Nachfolgers sollten 2D-Passagen unter der Stadt und in Gebäuden sein – und tatsächlich haben es diese 2D-Passagen auch ins fertige Spiel geschafft, auch wenn der Untertitel wieder gestrichen wurde. Diese 2D-Abschnitte jetzt lang und ausführlich zu beschreiben, könnte schwierig werden. Das Gameplay bleibt in den 2D-Passagen nämlich identisch, lediglich die Kamera wechselt für die Dauer des Abschnitts, der durch Ein- und Ausgang klar vom Rest der Spielwelt abgetrennt ist, in die 2D-Ansicht. Hier sind dann einige Schalterrätsel zu lösen, bevor es wieder nach draußen in die 3. Dimension gehen kann, wo man in den meisten Fällen Veränderungen durch Bereisen des 2D-Abschnitts hervorgerufen haben wird.

Ansonsten ist das Spiel, nett gesagt, eine konsequente Fortführung seines Vorgängers. Hart formuliert ist es ein Plagiat seiner selbst. Im Spielbetrieb bleibt alles vollkommen unverändert. Die zu befreiende Stadt heißt jetzt nicht mehr Chroma City, sondern Prism City. Der Hauptbösewicht heißt nicht mehr Genosse Schwarz, sondern zunächst Papa Bleich und die Gegner sind die Bleichen und nicht mehr die Tintis. Am Hauptinhalt ändert das aber nichts: Nach und nach durchlauft ihr verschiedene Abschnitte von Prism City und färbt die Gebäude ein.

Als leidenschaftlicher Freund von Teil 1 wird man den Eindruck nicht los, dass die Entwickler das Franchise einfach nur auf die HD-Konsolen ausdehnen wollten und die Wii-Version praktisch nebenbei entwickelt haben, ohne sich viele Gedanken über spielerische und kreative Schritte nach vorn zu machen. Für die neuen Plattformen muss man sich ja auch nicht besonders viel Kreativität aus dem Kopf pressen, schließlich kennen HD-Spieler die Errungenschaften von Teil 1 noch gar nicht. Für sie ist alles neu und frisch.



Dass De Blob 2 kein sprühendes Innovationsfeuerwerk mehr ist, ändert aber letztendlich doch nichts daran, dass das Prinzip weiterhin genial und herrlich erfrischend ist. Es verfügt über einen tollen Humor, der mit allerhand Slapstick besonders in den Filmsequenzen zwischendurch für einige Lacher sorgt. Erfreulicherweise gibt es von diesen Zwischensequenzen jetzt recht viele, regelmäßig tauchen sie vor oder nach den Levels auf und treiben die Geschichte voran.

Neue Levels, alte Fehler
De Blob 2 ist also hauptsächlich eine Sammlung aus neuen Levels geworden. Und – das muss man dazu sagen – Recycling gab es zum Glück wirklich nur beim Gameplay, nicht bei den eigentlichen Stages. Da ist alles neu gestaltet und von Grund auf für das neue Spiel entworfen worden.

Das Feedback zum ersten Teil haben sich THQ und Entwickler Blue Tongue dabei zu Herzen genommen: Gesprungen wird jetzt mit dem A-Knopf und nicht mehr durch Controllerschütteln. Dieser lästige Missstand aus dem Vorgänger ist also abgeschafft. Nicht aber ein weiterer Fehler, den wir damals beklagt haben: Die Levels sind zu lang, teilweise sogar langatmig und verlangen dem Spieler zu viel Zeit ab. Möchte man einen Level in Ruhe komplett und mit einigen Extras und der nötigen Erkundung durchspielen und dabei nicht nur von einer relevanten Story-Mission zur nächsten hetzen, braucht man eine gute Stunde für jede Stage. Dazwischen kann man seinen Fortschritt nicht fest speichern, es gibt lediglich einige Checkpoints, an denen man nach Pausen sein Spiel wieder aufnehmen kann. Das nervt besonders solche Spieler, die gern alle Extras suchen, alle Zusatzaufgaben erledigen und alle 100-%-Details auffinden wollen. Sie müssen einen beträchtlichen Teil des Nachmittags für ein kleines Level opfern und werden von der mangelnden Speicherfähigkeit als Geisel genommen.



Die Levels sind dabei ähnlich aufgebaut wie im Vorgänger: Jedes Level repräsentiert einen Stadtteil von Prism City. Dieses Viertel wiederum ist aufgeteilt in verschiedene Abschnitte, die der Blob nach und nach betreten kann. Von einem kleinen Roboter namens Pinky bekommt er zahlreiche storyrelevante Aufträge gestellt, die das Befreien von Stadtbewohnern, das Besiegen von kleinen Gegnern oder das Einfärben verschiedener Gebäude in unterschiedlichen Farben umfassen. Ist alles das erledigt, erscheint ein Transformator, der einen Abschnitt sozusagen abschließt und den nächsten öffnet. Ein wenig lästig ist dabei, dass der Spieler besonders am Anfang so penetrant an die Hand genommen wird, dass er sich in das zarte Alter von fünf Jahren zurückversetzt fühlt. „Hey Blob, probier‘ doch hier mal den Wandlauf aus“. „Hey Blob, färb‘ diese Gebäude ein“. „Hey Blob, siehst du diesen Schalter da? Du musst grün sein, um ihn zu bedienen“. „Hey Blob…“. Danke, ich kann auch selbst spielen, denkt man sich da, und möchte lieber auf eigene Faust erkunden, als ständig von einem pinken Roboter zum Handeln genötigt zu werden, um weiterzukommen. Der pinke Cyborg bietet sich Teamspielern übrigens auch in einem Koop-Modus an, wo ein Freund dann auf Gegner schießen und dem Blob noch auf andere Weisen unter die Arme greifen kann.

Nachdem man alle Pflichtaufgaben erledigt hat, bieten sich den 100-%-Komplettionisten noch allerhand abwechslungsreiche Zusätze an. Zum einen stellen euch die befreiten Stadtbewohner kleine Aufgaben, zum anderen geht es darum, wirklich alles einzufärben, jeden Baum, jedes Haus, jeden gefangenen Bewohner. Dabei hilft ein kleiner Kompass, der den Weg zu den Zielen weist. Hier stellt sich allerdings wieder die oben angesprochene Zeitproblematik –besonders im Freestyle-Modus, in dem es keine Story im Hintergrund gibt.

De Blob bleibt ein Hit
Nun hat man in diesem Test bislang viel Kritisches gelesen: Selbstplagiat, gleiche Fehler wiederholt, wenig Innovation. Doch hinter all diesen nüchternen Analysen steht weiterhin das Spiel von 2008, das bei uns im Test so gut weggekommen ist. Und auch heute noch überzeugt das Konzept, das mit einer unheimlichen Lebendigkeit, einem ganz gewissen Charme und einem eingängigen Spielprinzip unkomplizierte und fröhliche Unterhaltung verschafft. Die abwechslungsreichen Aufgabentypen reichen vom Einfärben auf Zeit über kleine Wettrennen bis hin zu Suchaufgaben und schmücken das ohnehin schon bunte Gameplay noch weiter aus. Und verschiedene Extras verleihen dem Blob unendlich viele Farbpunkte, Unverwundbarkeit oder Regenbogenfarben.



Die Grafik ist sicherlich nicht so strahlend wie auf den HD-Konsolen, doch trotzdem immer noch und schon wieder auf einem sehr hohen Wii-Niveau, wie auch schon der Vorgänger. Überall auf dem Bildschirm passiert etwas, kleine Farblinge tanzen wild umher und wiederbelebte Fahrzeuge flitzen durch die Gegend. Mittendrin in all dem der dicke Blob, der von immer wieder aufflammender Musik bei seinen Einfärbungen begleitet wird. Alles das passt einfach wunderbar zueinander und ist perfekt aufeinander abgestimmt. Da stört auch die Steuerung des Blobs nicht allzu sehr, die von Zeit zu Zeit ein wenig wabbelig sein kann.

Fazit:
Viel hat sich insgesamt nicht getan seit dem Herbst 2008: THQ will aus de Blob ein starkes neues Franchise machen, eine TV-Serie ist bereits geplant, weitere Rückenwindaktionen für die Serie sollen das Bild vervollständigen. Da ist ein neues Videospiel für alle Konsolen der logische erste Schritt, um das Franchise über die Wii-Spielerschaft hinaus bekannt zu machen. De Blob 2 macht im Prinzip noch einmal genau das gleiche wie sein Vorgänger und will damit hauptsächlich die HD-Konsolen erobern. Fans des ersten Teils werden viel sehen, was sie schon kennen – ob sie sich dabei langweilen oder nicht, hängt aber ganz von ihnen selbst ab. Denn während Gameplay und Spielkonzept absolut identisch geblieben sind, wartet de Blob 2 mit allerhand neuen Levels auf, die das immer noch perfekt funktionierende Mischkonzept aus Musik und Buntgrafik fortführen. De Blob ist und bleibt jedenfalls eine der kreativeren Ideen der letzten Jahre, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel de Blob 2
Wertungen Beschreibung
8.3Grafik
Bunte und saubere Grafik mit tollen animierten Zwischensequenzen und satten Farben.
9.0Sound
Lebendig, spritzig, abwechslungsreich und wunderbar auf das Gameplay abgestimmt.
8.2Steuerung
Problemlose und zackige Steuerung, die das lästige Controllerschütteln abgeschafft hat. Ab und zu gibt es kleinere Problemchen, die man aber verzeihen kann.
8.6Gameplay
De Blob 2 macht nicht viel neu, aber dadurch trotzdem immer noch alles gut. Ein herrlich unkompliziertes Spiel, das für gute Laune sorgt.
8.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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