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Mario Sports Mix
Review von Tim Herrmann (mail) | 07.02.2011

Mario Sports Mix
Eigentlich ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, woher Mario seine ziemlich moppelige und wenig athletische Figur hat. Von den paar Pilzen, die er auf seinen Prinzessinnen-Rettungstouren verputzt, kann die Wampe wohl kaum kommen. Und eigentlich müsste der italienische Kult-Klempner ohnehin ein kleiner Adonis sein, denn die Massen an Sport, die Mario in den letzten Jahren routiniert auf allen möglichen Konsolen abgespult hat, würden wohl selbst den stärksten Zehnkämpfer überfordern: Tennis und Golf hat Nintendo ihn spielen lassen, mit Baseball-Schläger und Fußballschuhen ausstaffiert, ihn ins Kart gesetzt und in unangenehmen Faustkämpfen mit Freunden und Feinden antreten lassen. Dazu dann noch eine komplette Sommer- und eine Winterolympiade und diverse bewegungsintensive Aktivitäten in mittlerweile acht Mario Partys. Und jetzt kommt auch noch Mario Sports Mix dazu, als hätte der Klempner weitere sportliche Betätigung überhaupt noch nötig. Wie gut die neueste Sammlung wirklich ist, das klären wir für euch in unserem Test.

Auf den Spuren von Wii Sports und Mario & Sonic
Nintendos Gedankengang bei der Entwicklung von Mario Sports Mix ist recht offensichtlich: Unter den zwölf bestverkauften Spielen auf der aktuellen Heimkonsole gibt es sieben, die man im weitesten Sinne als Minispielsammlung bezeichnen kann. Unter diesen sieben haben fünf einen sportlichen Hintergrund. Der ganze Rest der in den Top 12 vertretenen Titel beinhaltet in irgendeiner Form Mario. Was ist also der logische Schluss aus diesen Chart-Analysen? Genau, eine Minispielsammlung mit Sporthintergrund und Mario.

Nintendo setzt mit Mario Sports Mix genau das fort, was mit Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen schon so hervorragend funktioniert hat – nur diesmal eben ohne die SEGA-Truppe und die unnötig teure Olympia-Lizenz. Und Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen wiederum kam hauptsächlich deshalb zum Entstehen, weil Wii Sports so exquisit funktioniert hat. Mario Sports Mix ist also einfach ein weiteres Glied in der Evolutionskette.



Minispielsammlung oder Funsport?

Vier Sportarten kann der Spieler in Mario Sports Mix bestreiten: Basketball, Volleyball, Hockey und Völkerball stehen zur Verfügung. Das bedeutet auf den ersten Blick, dass der Titel viermal umfangreicher ist als die klassischen Sportvertreter, Mario Tennis oder Mario Strikers Charged, in denen bekanntlich jeweils nur eine Sportart vertreten war. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass er deutlich umfangsärmer ist als das Vorbild, Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen, wo SEGA und Nintendo mehr als 20 verschiedene Minispiele bzw. Sportarten anboten. Was also ist Mario Sports Mix? Fällt es noch in die Kategorie der Funsportspiele, die durch Gameplay mit Tiefgang und viele Überraschungen überzeugten, oder bleibt es im Sumpf der Minispielsammlungen stecken, die viel Unterschiedliches bieten, dadurch aber insgesamt dünn bleiben?

So langweilig es klingen mag, aber insgesamt ist Mario Sports Mix eine Mischung aus beidem. Das liegt an verschiedenen Faktoren, die am besten beleuchtet werden können, indem man einen Blick auf den eigentlichen Spielinhalt wirft – die Sportarten, oder eben die Minispiele.

Grundsätzlich war die oberste Maxime bei der Entwicklung ganz klar die Fähigkeit zum Multiplayer. Alle vier Sportarten sind Teamsportarten, Einzeldisziplinen gibt es nicht. Mario Sports Mix ist ganz klar ein reines Multiplayer-Spiel (auch wenn es möglich bleibt, allein gegen den Computer zu spielen). Wer keine Gruppe von zwei bis vier Teilnehmern zum Spielen zusammengetrommelt bekommt, braucht sich Mario Sports Mix folglich also nicht kaufen, mit der sehr beschränkten KI der Computer-Gegner wird er auf Dauer nämlich keine Freude haben.



Gleichzeitig ähneln sich die Sportarten so sehr, dass keine langen Einarbeitungszeiten vonnöten sind, sobald man eine der vier Disziplinen verinnerlicht hat. Und das ist auch so gewollt, denn auf der Party hat keiner Lust auf lange Anleitungen, sondern will einfach anfangen und loslegen. Im weitesten Sinne sind ja auch alle vier Disziplinen recht parallel aufgebaute Ballsportarten. Im Basketball wird der Ball auf einen Korb geworfen, im Völkerball auf einen Gegner, beim Volleyball auf die andere Seite und beim Hockey geht es für den Puck in Richtung Tor. Dabei kämpft immer ein Team aus zwei oder wahlweise drei Charakteren gegen ein anderes Gespann. Sie spielen sich gegenseitig Pässe zu, stibitzen sich die Bälle oder setzen Items ein, um dem Gegner am Ende einige Punkte abzulocken.

Dabei spielt die Knopfsteuerung eine ebenso große Rolle wie die unvermeidliche Bewegungssteuerung. Zum Springen beispielsweise wird der Controller oft geschüttelt – oder zum Schlagen oder Werfen; einfach immer dann, wenn es wirklich an ruckartige Bewegungen geht. Die Bewegungssteuerung stört nicht, ist allerdings auch einmal mehr nur Schüttelsteuerung, eine Beeinflussung der Schlagrichtung ist nur vereinzelt möglich, und dann auch nur mit dem Control-Stick, der eine Zielmarkierung bewegt.

Die Power-Ups
Ohne die allseits bekannten Power-Ups wäre Mario Sports Mix nur eine Sportspielsammlung wie jede andere auch, deswegen müssen Fans auch dieses Mal nicht darauf verzichten, ihre Gegner mit Panzern aus dem Weg zu räumen oder mit Bananenschalen zu demontieren.

Dabei hängen die verfügbaren Power-Ups auch diesmal teilweise wieder von der Arena ab, in der gespielt wird. Am Strand werden zum Beispiel Münzen und Koopa-Panzer angespült, auf anderen Spielfeldern taucht ab und zu eine Schaltfläche auf, die ihr Item dann freigibt, wenn man auf sie tritt.



Hat der Spieler ein Power-Up in Petto, so kann er es durch Druck auf den B-Knopf auf seinen Gegner niederprasseln lassen oder sich selbst damit verbessern. Zusätzlich dazu füllt sich mit fortschreitender Spielzeit und zunehmenden geglückten Manövern eine Leiste für die Spezialattacken. Ist sie voll, kann jeder Charakter seinen ganz eigenen Super-Move ausführen, der in den allermeisten Fällen zu sicheren Punkten führt.

Große Innovationen bei Items, Power-Ups oder Spezialattacken gibt es in Mario Sports Mix aber nicht, es handelt sich um die seit Jahrzehnten bekannten Extras aus Mario Kart, Mario Tennis und Co., die routiniert von SquareEnix ins Spiel gewoben wurden und ihm im Multiplayer-Modus dieses gewisse Kribbeln geben, für das die Mario-Sportspiele nunmal bekannt sind.

Wenig Spiele, viele Features
Die vier Spiele in Mario Sports Mix ähneln sich spielerisch zu sehr, als dass man sie wirklich als bunte und abwechslungsreiche Mischung bezeichnen könnte. Die Unterschiede zwischen Volleyball und Völkerball sind in der Steuerung und im Gameplay nicht so gravierend, wie sie beispielsweise zwischen Tischtennis und Fußball gewesen wären. Im Prinzip geht es bei allen vier Sportarten um das Gleiche und die spielerische Substanz jedes einzelnen Spielchens ist weit von dem Ideenreichtum eines Mario Power Tennis oder gar eines Mario Karts entfernt. Zwar spielen sich wie immer Verrücktheiten aller Art auf dem wild umkämpften Platz ab, aber das volle Potential der Sportarten ist schnell erschöpft, Feinheiten und Kniffe, die man lange erlernen muss, halten sie nicht bereit. Aber wozu auch – sie sind ja nur für schnelle Multiplayer-Matches ausgelegt.

Dafür punktet Mario Sports Mix aber mit seinen Features, vor allem natürlich mit den Multiplayer-Features, mit denen der Titel seine vier Spielchen unterfüttert. So gibt es immer die Möglichkeit, Turniere (vergleichbar mit Grand Prixs in Mario Kart) auszutragen, im Team oder gegeneinander zu spielen und unterschiedliche Arenen oder Charakterkombinationen auszuwählen, auch mit Miis kann gespielt werden. Die Turniere schalten mit der Zeit immer neue Arenen und Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeitsschwerpunkten frei. Eines der wichtigsten Features findet sich im Online-Multiplayer-Modus, mit dem man über die Nintendo Wi-Fi-Connection spielen kann. In Mario Sports Mix läuft die Online-Verbindung stets flüssig, nachdem sie einmal hergestellt ist. Ihr könnt (optional zusammen mit einem Freund vor einer Konsole) gegen Fremde oder Freunde kämpfen, habt aber keine Möglichkeit zu irgendwelchen Chats oder sonstigen Kommunikationen und auch ansonsten beschränkt sich das Online-Gameplay auf einzelne Matches statt auf Turniere.



Sehr positiv fällt auch ein Party-Modus auf, der neben den herkömmlichen Spielinhalten steht und die Disziplinen zu vier reinrassigen Multiplayer-Minispielen abwandelt. Sie sind intelligent gestaltet und bringen Abwechslung in die Party, nachdem man alle Sportarten einmal gesehen hat. Ihr dürft zum Beispiel Musik spielen, indem ihr farbige Bälle mit dem Volleyball-Gameplay durch die Gegend pfeffert, Gegner von einem Eisblock rammen oder eine Piranha-Blume füttern, indem ihr wie beim Basketball mit Früchten um euch werft.

Grafisch platt
Auf der technischen Seite reißt SquareEnix nicht besonders viel. In bester GameCube-Grafik bietet man ganz standardmäßige Charaktermodelle (sowohl Mario- als auch Final-Fantasy- und Dragon-Quest-Charaktere) ohne irgendwelche Highlights, recht platte und detailarme Umgebungen und nette Lichteffekte. Grafisch ist Mario Sports Mix wirklich nichts Besonderes und hinkt hinter Nintendo-Eigenentwicklungen wie Mario Kart Wii hinterher.

Der Sound ist bis auf die bekannten Mario-Melodien, die zwischendurch aufblitzen, leider misslungen: Merkwürdige Elektrobeats mit substanzlosem Gedudele begleiten die Spieler, während des Spiels sind die Soundeffekte und Sprachsamples in Ordnung, aber auch nicht bemerkenswert.

Fazit:
Im Verlauf dieses Reviews sind Wortkombinationen wie „nicht bemerkenswert“ oder „nichts Besonderes“ des Öfteren aufgetaucht. Und tatsächlich ist Mario Sports Mix wahrlich kein Quantensprung in Sachen Innovation, die man von Nintendo-Titeln in den letzten Jahren gern erwartet. Der Publisher wollte einfach nur ein starkes Pferd, in dem das Beste aus Wii Sports, Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen und dem Mario-Universum kombiniert wird, und gab diese Aufgabe an SquareEnix weiter. Die Dienstleistung wurde planmäßig erbracht und das Ergebnis ist tatsächlich das durch und durch berechenbare Videospiel, das Mario Sports Mix von Anfang an sein sollte. Trotz dieser harschen Worte ist es aber immer noch ein guter Titel: Mit simplem Spielprinzip, reicher Auswahl an Features und der gewohnt guten Funsport-Mixtur liefert es genau das ab, was Fans erwarten – aber auch nicht mehr. Mit Sicherheit wird es niemals einen Kultstatus wie Mario Kart erreichen, mit Sicherheit wird es seine Spieler nicht so lange unterhalten können wie ein Super Smash Bros. Brawl und mit Sicherheit wird es recht schnell in der kollektiven Erinnerung verblassen. Für den Moment bleibt es aber eine spaßige Multiplayer-Sportspielsammlung, die in der Gruppe (aber auch nur in der Gruppe) für unterhaltsame Stunden sorgen kann, wenn man in Mario Kart und Wii Sports schon alles gesehen hat.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Mario Sports Mix
Wertungen Beschreibung
6.9Grafik
Blasse Grafik ohne optische Highlights oder besonders viel Liebe zum Detail.
6.0Sound
Gewohnt gute Soundeffekte und Sprachsamples treffen auf uninspirierte Zwischenmusik.
8.4Steuerung
Funktionale, wenn auch nicht revolutionäre und leicht zu erlernende Mischung aus Knopf- und Bewegungssteuerung.
8.0Gameplay
Funsport mit Mario funktioniert im Multiplayer-Modus immer. Auch diesmal helfen viele Features dabei, das Spiel zu einem Partyspaß zu machen. Allerdings bleibt es von der Spieltiefe anderer Mario-Sportableger weit entfernt.
7.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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