Review von Andreas Held (mail) | 10.12.2010
Lizenzspiele kann man wohl zu allem möglichen machen. Irgendwann im letzten Jahr entschied sich ein Amerikaner dafür, mit einer kleinen Firma, die in China 30 Mitarbeiter beschäftigt, eine Reihe mit Rädern angetriebener Hamster zu bauen und unter dem Namen "Zhu Zhu Pets" zu veröffentlichen. Irgendjemand bei Activision fand nun, dass es eine gute Idee sei, ein gleichnamiges Videospiel zu machen. Während die DS-Version zusammen mit einem der namensgebenden Hamster verkauft wird, steht die Wii-Version seit einiger Zeit ohne Extras im Regal.
Platformer 101
Zhu Zhu Pets ist ein 2D-Hüpfer der allersimpelsten Sorte. Die Steuerung kommt mit insgesamt zwei Knöpfen aus: einer zum schnelleren Laufen, der andere zum obligatorischen Springen. Mit dieser Steuerung ausgestattet bewegen sich die Spieler durch sechs Welten mit jeweils fünf Levels, die ansatzweise nonlinear sind. Am Ende jeder Welt wartet dann ein Fahrzeug-Level, in dem ebenfalls nur beschleunigt und gesprungen werden kann. Ein Minimum an Abwechslung entsteht durch kleine Power-Ups, z.B. eine Sprungfeder oder ein Staubsauger, der sich in der Nähe befindliche Items ansaugen kann.
Auch das Spieldesign selbst ist fast schon erschreckend simpel. Die Levels sind im Ansatz nonlinear, und in erster Linie müsst ihr einen Schlüssel finden, um den Ausgang öffnen zu können. In jedem Level sind optional drei Sterne und jede Menge Münzen versteckt. Und während Spiele wie Kirby's Epic Yarn schon sehr gewöhnungsbedürftig klingen, wenn es heißt, der Hauptcharakter sei unverwundbar, setzt Zhu Zhu Pets noch einen drauf: In diesem Spiel besiegt ihr eure Gegner, indem ihr sie berührt. Storytechnisch wird dies damit begründet, dass die Antagonisten des Spiels (die lustigen Waldtiere) die Zhu Zhu Pets im Intro zum Fangen spielen herausfordern. Und das meinen wir ernst.

Schlechter als vor 25 Jahren
Zhu Zhu Pets ist, wie man vielleicht vermuten könnte, kein gutes Spiel. Das fängt schon bei der Steuerung an: Die Zhu Zhu Pets sind dicke Hamster, und genau so steuern sie sich auch. Das Spielgefühl ist ungenau, träge und insgesamt grob schwammig. Oft braucht es mehrere Sprünge, bis man eine einfache Säule aus Münzen aufgesammelt hat, weil man es einfach nicht schafft, mit einem gezielten Sprung alle Münzen in einem Abwasch einzusacken. Dafür ist die Steuerung selbst mit dem Classic Controller viel zu unpräzise.
Auch das Leveldesign gewinnt nicht einmal einen Trostpreis. Es gibt keinen grundlegenden Gedanken hinter den Layouts; alles ist beliebig zusammengewürfelt und ohne Struktur. Das selbe gilt für die Münzen, die in unregelmäßigen Mustern und teilweise zu Hunderten auf einem Haufen auftauchen, und für die willkürlich platzierten Gegner. Wer einigermaßen gezielt durch die Welten läuft, hat den Abspann nach etwa einer bis eineinhalb Stunden erreicht - wer alle Items sammelt, hat vielleicht etwas mehr von dem Spiel, aber insgesamt braucht man für das vollständige Abschließen von Zhu Zhu Pets wohl weniger Zeit, als für das einfache Durchspielen von Sonic Colours.
Darüber hinaus hat der Titel sogar noch ein paar Designfehler. Items sind oft hinter im Vordergrund platzierten Objekten versteckt, was in dieser Form einfach nur unfair ist. Außerdem kann man vor dem Beenden eines Levels nicht sehen, wie viele Gegner und Münzen es eigentlich gibt. Wenn man glaubt, alles gefunden zu haben, muss man das Level verlassen und kann dann unter Umständen vor den Kopf gestoßen werden, wenn man 637 Münzen gesammelt hat, im Level aber leider 642 Münzen versteckt gewesen wären. Darüber hinaus ist das Einsammeln der Münzen aufgrund des undurchdachten Leveldesigns und der unpräzisen Steuerung meist eine reine Fleißaufgabe. Unter dem Strich bedeutet das: Rein spielerisch betrachtet ist Zhu Zhu Pets in allen Bereichen schlechter als das auf dem NES erschienene Super Mario Bros., welches vor kurzem seinen 25. Geburtstag feierte.

Zeichentrickhamster und aufgedrehte Kinder
Zhu Zhu Pets ist grafisch keine Offenbarung, aber auch keine Zumutung. Bedenklich ist eher der Stil: Die in Cel-Shading gezeichneten Hamster passen nicht ganz zu den Umgebungen, die zwar auch knallbunt, aber einen Tick realistischer sind. Auch technisch ist der Titel nicht einwandfrei und leidet regelmäßig unter Slowdowns, die bei einem solchen Spiel nun wirklich nicht mehr auftreten sollten. Die Musik und Soundeffekte sind so, wie man sie sich vorstellt, und die Geschichte wird im Intro von einem sechsjährigen Mädchen erzählt, das zu viel Kaffee getrunken hat.
Fazit: Zhu Zhu Pets: Lustige Waldtiere ist nichts weiter als ein dreister Versuch, mit dem Markennamen der scheinbar populären Kunst-Hamster schnell ein paar Groschen zu verdienen. Das Konzept geht wohl leider auf: Auf Amazon ist der Titel momentan ausverkauft. Wer sich bei uns informiert hat, wird es seinen Sprösslingen aber ersparen, Zhu Zhu Pets unter den Weihnachtsbaum zu legen; da gibt es mit Der Magische Stift bzw. Donkey Kong Country Returns einfach zu viele Alternativen, die um ein Vielfaches besser und im Falle von Der Magische Stift sogar deutlich preiswerter sind. Der Hamster-Hüpfer von Activision richtet sich an Spieler, die gerade alt genug sind, um einen Controller festhalten zu können, aber selbst die werden große Augen machen, wenn der Abspann noch vor dem ersten Weihnachtstag erreicht ist.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Zhu Zhu Pets: Lustige Waldtiere | |
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| 4.5 | Grafik Stilistisch zusammengewürfelt und optisch okay, aber technisch schlecht umgesetzt. | |
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| 2.5 | Sound Schlechte Hintergrundmusik und völlig überdrehte Sprachausgabe. | |
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| 4.0 | Steuerung Die Pets steuern sich langsam, träge und ungenau. Gezielte Sprünge und präzise Manöver sind nicht möglich, obwohl die Tastenbelegung mit zwei Knöpfen auskommt. | |
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| 2.7 | Gameplay Das Spiel ist extrem leicht, schlecht designed und nach 60 bis 90 Minuten durchgespielt und selbst die 100%-Marke kann an einem Abend erreicht sein. | |
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| 3.5 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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