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iCarly 2: Ab in die Klicke!
Review von Andreas Held (mail) | 05.12.2010
Einer der Grundsätze eines jeden Spieletesters, der nicht für IGN arbeitet, sollte sein, völlig unvoreingenommen und neutral an jedes Spiel heranzugehen. Genau wie die Mythbusters, die sich bei Mythen wie "Kann man eine Gewehrkugel mit den Zähnen fangen?" schon dazu zwingen müssen, ihre Arbeit ernst zu nehmen, ist auch für einen Spieletester die Unvoreingenommenheit nicht immer leicht zu behalten. "Lizenzspiel? Check. Eingedeutschter Titel? Check." So könnte man sicher an viele Spiele rangehen und bereits schon dann wissen, dass man es wohl mit keiner Software-Perle zu tun hat. Im Falle von iCarly 2 (dessen Vorgänger vor einem Jahr auf dem DS erschienen ist) ist das aber nur die Spitze des Eisbergs. Na dann - wenn dieses Spiel gut ist, kann man sicher auch eine Gewehrkugel mit den Zähnen fangen. Aber halt, wir wollen ja unvoreingenommen sein.

Errate das Vorbild

Viele Lizenzspiele zeichnen sich dadurch aus, dass von einem bekannten und guten Spiel dreist abgekupfert wird. Bis heute hält Super Mario 64 als Vorlage für unzählige Jump'n'Runs her, in denen mit aus Filmen bekannten Charakteren in den Levels versteckte Items gesammelt werden müssen. Selbst GTA stand eine Weile lang ganz oben auf der Liste der kopierten Spielkonzepte. iCarly sucht sich ein seltener kopiertes Opfer: Animal Crossing. Und es macht auch fast kaum etwas anders: Das Spielprinzip mit offenem Ende und das Sammeln von Möbel-Sets, mit denen das Zimmer der Hauptfigur eingerichtet werden kann, die zu Beginn des Spiels neu in die Stadt zieht - alles erkennt man irgendwie. Selbst den eigenartigen Grafikstil, durch den die Stadt nach hinten um den Horizont herum gebogen ist, findet man hier wieder.



Wirklich überraschend ist, dass iCarly sich nicht lumpen lässt, was die Anzahl der Gegenstände angeht. Im Katalog werden 82 Sets aufgeführt, die meisten davon mit mehr als zehn Items. Dabei sind nicht nur Möbelstücke und sonstige Deko-Elemente, sondern auch Klamotten, Hüte, Ausstellungsstücke für die Kunstgalerie (die wie das Museum in Animal Crossing bestückt werden kann) und kleinere Items, die die Hauptfigur in die Hand nehmen kann.

Das Problem ist, dass iCarly kaum Gameplay bietet. Anders als in Animal Crossing laufen die Tage im Zeitraffer ab, statt auf die echte Uhrzeit zurückzugreifen. Um sechs Uhr in der Frühe steht euer Charakter auf und muss drei Stunden später in der Schule sein. Danach schneidet das Spiel zum Schulschluss um 15 Uhr und gibt euch weitere sechs Stunden Zeit, bis die Hauptfigur um 21 Uhr ins Bett muss. In den Freistunden könnt ihr euch in Läden oder im Online-Auktionshaus nach Items umsehen oder mit anderen aus der Serie bekannten Charakteren reden und kleine Aufgaben für sie erledigen, um eure Sammlung zu erweitern. Geld bekommt ihr durch das Verkaufen von Items. Viel mehr hat das Spiel dann aber schon nicht zu bieten - die ganzen Nebenaufgaben aus Animal Crossing wie das Sammeln von Obst, Angeln oder Fangen von Insekten wurden mehr oder weniger ersatzlos gestrichen.



Ein mal in jeder virtuellen Woche wird die Monotonie etwas durchbrochen und ihr bekommt eine SMS auf euer Handy, dass eine neue Episode der Webshow ansteht, die es auch in der Serien-Vorlage gibt. In einem kleinen Minispiel, das eine Mischung aus Peggle und Breakout ist, müsst ihr Punkte sammeln und könnt diese dann darauf verwenden, Carly und Sam vor der Kamera bestimmte Aktionen ausführen zu lassen. Je mehr Punkte ihr habt, desto "witzigere" Aktionen stehen zur Verfügung. Je besser die Show ist, desto mehr Leute schauen sie an - und das erreichen einer bestimmten Zuschauerzahl ist das einzige echte Ziel in iCarly 2.

Akzeptables Gameplay, akzeptable Technik
Wer im oberen Absatz nun etwas verwundert ist über den neutralen und objektiven Ton, dem sei gesagt, dass iCarly 2 tatsächlich kein Totalausfall ist, wie man ihn erwarten würde. Das Spiel ist in seiner Struktur extrem simpel, gerade deshalb funktioniert es aber und außerdem entsteht nach einigen Stunden nicht schon wieder der Eindruck, dass man bald den Abspann zu Gesicht bekommt. Ähnlich verhält es sich mit der Technik: Die Grafik ist beim besten Willen kein Hingucker, aber immer noch auf einem akzeptablen Level - daran können auch kleine Grafikfehler wie zu spät gerenderte Texturen nichts ändern. Der Stil ist da schon eher grenzwertig, vor allem, wenn die seltsam aussehenden Figuren eine lächerliche Tanzeinlage zum Besten geben. Die Musik überzeugt mit überraschend angenehmen Akustikgitarren-Tracks und die Sprachausgabe, wenn die Texte denn wirklich gesprochen sind, ist - zumindest in der englischen Spracheinstellung - sehr ordentlich. Abzüge in der Note gibt es für das lächerliche Gebrabbel bei den Texten, die nicht vertont sind, welches sich knapp über MySims-Niveau einordnet.

Fazit:
iCarly 2: Ab in die Klicke! zu bewerten, ist relativ schwierig. Klar ist, dass bei erwachsenen Spielern nach 20 bis maximal 30 Minuten extreme Langeweile aufkommt, da das Gameplay wirklich unglaublich simpel gestrickt ist - aber die sollen von diesem Spiel ja ohnehin nicht angesprochen werden. Die Frage ist eher, ob eine Zwölfjährige, die die Serie toll findet, Spaß an dem Titel hätte oder ob das richtungslose Gameplay selbst für diese Zielgruppe zu langweilig ist. Somit bleibt als einzige Möglichkeit, den Titel mit anderen seiner Art zu vergleichen, und da bekommt iCarly in fast allen Bereichen die Note "noch ausreichend". Es kann sowohl technisch als auch spielerisch nicht annähernd mit Top-Titeln mithalten, kostet dafür aber auch weniger und hat Spielen wie Popstars oder Germany's Next Topmodel dann doch noch einiges voraus - hier wurde zumindest versucht, den Käufern etwas für ihr Geld zu bieten. Eltern mit Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren, die mit der Serie etwas anzufangen wissen, können den Titel also gerne unter den Weihnachtsbaum legen - wir können aber nicht ausschließen, dass er am ersten Weihnachtstag schon in der Ecke liegt.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel iCarly 2: Ab in die Klicke!
Wertungen Beschreibung
4.5Grafik
Technisch durchwachsen und wenig stilsicher. Gerade noch akzeptabel.
7.5Sound
Angenehme Gitarrenklänge und gute Sprachausgabe, dafür dummes Gebrabbel in nicht vertonten Dialogen.
5.5Steuerung
Die Steuerung der Figur ist sehr einfach, die Menüs teilweise aber etwas unhandlich.
4.0Gameplay
Extrem simpel und dadurch potentiell auch extrem langweilig. Es wird aber viel Umfang geboten.
5.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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