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Review von Lars Peterke (mail) | 29.11.2010
Es gibt so Spiele, bei denen weiß man überhaupt nicht, was man über sie schreiben soll. Sicherlich eine Gattung solcher Titel sind Flugspiele, bei denen ihr euch hinter das Steuer eines Kampfjets klemmen müsst und feindliche Luftjäger abschießt. Phasenweise sind solche Flugspiele schneller langweilig, als einem lieb ist. Und dies liegt sicher mitunter daran, dass es gefühlt seit Ace Combat 5 auf der PS2 kein gutes Spiel mehr in diesem Genre gab. Ubisoft möchte nun aber einmal mehr sein Glück in diesem Genre versuchen. Der Anwärter hört dabei auf den Namen „H.A.W.X.“ und erscheint in seiner zweiten Ausführung neben den HD-Konsolen und dem PC jetzt auch auf der Wii. Schon das „Tom Clancy“-Label auf der Verpackung lässt vermuten, dass man hier den konkreten Versuch startet, dem Spielprinzip mittels Story etwas mehr Schnittigkeit zu verleihen. Wir haben uns ins Cockpit gesetzt.
Du bist Cole „Arrow” Bowman! Na und?
Dreh- und Angelpunkt von H.A.W.X. 2 ist der Karriere-Modus, der eigentlich Story-Modus heißen sollte. Es sei dabei vorweg gesagt, dass der Titel nur eine Verwurstung der Spielidee ist und keine Direktumsetzung der HD-Kumpanen darstellt. So präsentiert sich das Spiel nicht etwa in einem realistischen Look, sondern schießt sich auf eine weitestgehend comiclastige Präsentation ein. Aus diesem Grund werden alle Zwischensequenzen in aquarellgezeichneten Standbildern gezeigt, die mit deutscher Synchronisation der Charaktere unterlegt sind. Das ist so spannend wie ein Goldfisch im Wasserglas. Schon vor der ersten Mission lässt sich also bereits klar sagen: Tom Clancy’s H.A.W.X. 2 verspielt das Potential seines Kernansatzes in der ersten Minute und wirft der Gleichgültigkeit des Spielers seine klischeehaften Reißbrett-Charaktere zum Fraß vor.

Wer also nicht schon im Intro das Gehirn abgeschaltet hat, weiß: ihr schlüpft in die Rolle des Piloten Cole Bowman, der sich auf Grund irgendwelcher vergangenen Ereignisse rächen und seine Fliegerehre erneuern will. Allein das Booklet des Spiels beschreibt neun Charaktere, die sich wunderbar in einen Nachmittagskriegsfilm für RTL2 stecken ließen. Zwischen den Missionen gibt es dann immer total mitreißende Monologe, die einen bei der Stange halten sollen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist natürlich die Authentizität. Anstelle einer Flugsimulation im weitesten Sinne fühlt sich der Titel also eher wie ein Hack and Slay mit Flugzeugen an. Und gute Hack and Slays gab es gefühlt nicht mehr seit Baldur's Gate: Dark Alliance. Wir drehen uns im Kreis.
Solides Luftgeballere
Das Gameplay stützt sich im Kern auf vier Flugmodi. Der Häufigste davon ist der freie Luftkampf in der Third-Person-Ansicht. Ferner gibt es Bodenangriffe, in denen ihr euer Fluggerät im Tiefflug steuert, und einen Helikopter-Modus, bei dem ihr in einer Cockpit-Ansicht spielt. Die letzte Ansicht ist der sehr weitläufige Übersichtsmodus, bei dem der Titel sich eher an Arcade-Shootern orientiert. Abwandlungen dieser Modi bietet ein Autopilot. Ist dieser aktiv, muss man sich logischerweise nur auf das Schießen konzentrieren.
Hauptsächlich gibt es zwei Waffen: Geschütze und Raketen. Erstere lassen sich frei feuern, Letztere benötigen zunächst eine säuberliche Zielerfassung. Diese erfolgt durch ein Halten des A-Knopfes. Die Geschütze lassen sich mit dem B-Knopf feuern. Je nach Spielmodus gibt es manchmal andere Waffen. So gibt es neben den standardmäßigen Lenkraketen auch mal normale Raketen, die zwar keine Zielsuche unterstützen, sich jedoch hervorragend für große Ziele und Bodenangriffe eignen. Für die Steuerung eures Jets ist der Nunchuk verantwortlich. Mit dem Stick wird gelenkt, der Z-Knopf beschleunigt und der C-Knopf bremst ab. Das war es auch schon. In einer Tutorial-Mission werdet ihr mit der Steuerung recht fix und kompetent vertraut gemacht. So ist es kein Problem, seinen Flieger gut zu lenken. Im Optionsmenü gibt es alternativ aber auch eine Bewegungssteuerung, die man aktivieren kann.
Danach geht es auch schon in das erste Gefecht. Einige Displayeinblendungen geben euch Informationen, simulieren jedoch keinesfalls eine authentische Cockpitansicht. Ihr bekommt klar angezeigt, wo euer nächstes Ziel anzufliegen ist oder in welcher Richtung sich Gegner befinden, sofern ihr gerade in ein Gefecht verwickelt seid. Meist bekommt ihr eure Anweisungen aber auch über Funk. Hin und wieder müsst ihr innerhalb eurer Mission via Pointer der Wii-Fernbedienung Fragen auf dem Bildschirm mit Ja oder Nein beantworten, beispielsweise, ob ihr Sichtkontakt zum Ziel habt. Natürlich geschieht dies unter Zeitdruck. Das ist eine nette Idee, reißt das Spiel aber nicht in höchste Höhen. Im Gegenteil, oft dominieren Frustmomente. Denn das Spiel zögert nicht, eine Mission ganz flott abzubrechen, solltet ihr euch mal nicht ans Protokoll halten. Glücklicherweise gibt es später Checkpoints, da die Missionen immer länger werden und sich in ihrem Verlauf oft ändern und ihr neue Aufgaben bekommt. Generell gilt aber: Rumfliegen, Ziel finden, die plötzlich auftauchenden Gegner besiegen, das Ziel vernichten und weitermachen.

Habt ihr die ersten Karrieremissionen gespielt, schalten sich noch zusätzliche Modi frei. Im Modus „Verfolger“ könnt ihr als Wanderfalke die Spielareale erkunden und in „Schauplatz“ Luftkämpfe gegen die Bossgegner aus der Kampagne bestreiten. Der Modus „Überleben“ beherbergt eine Art Endlosspiel. Ihr werdet in einem Areal nacheinander mit immer stärker werdenden Gegnerwellen konfrontiert und müsst möglichst lange überleben. Zusätzlich gibt es noch Biografien, Erfolge und einen Hangar, in dem ihr euch freigeschaltete Flieger ansehen könnt.
Zu guter letzt bieten sich auch noch Multiplayer-Modi an. Generell lassen sich die Kampagne und alle weiteren Modi zu zweit im Koop spielen. Ferner gibt es noch einen speziellen Multiplayer mit dem Titel „Blick von Oben“. Hier können bis zu acht Spieler partizipieren (vier am Nunchuk, vier an Wii-Fernbedienungen) und müssen in einem arcade-angelehnten Spielmodus einen möglichst hohen Highscore erreichen.
Technik mit Höhen und Tiefen
Die Präsentation von H.A.W.X. 2 ist je nach Betrachtungsbereich ziemlich unterschiedlich. Auf der einen Seite überzeugt das Spiel mit detailreichen Flugzeugmodellen und auch die Lichteffekte beispielsweise bei Sonnenreflektionen, sehen gut aus. Auch die Spielumgebung sieht von weitem gut aus. Leider offenbaren sich die Schwächen, sobald man einmal näher am Boden fliegt. Ebenfalls dürftig sind die Wassereffekte und alle Objekte, die auf der Karte platziert sind. Häuser oder Industrieanlagen wirken wie aufgesetzt und sehen eher künstlich als real aus. Dünn sind auch die Explosionseffekte und HUD-Animationen, die nicht wirklich authentisch wirken.

Gelungen hingegen ist die Synchronisation und Vertonung. Das Spiel bietet einen schönen, oft dramatischen Soundtrack und die deutschen Sprecher können ihren Figuren allesamt etwas Charakter geben. Das ändert natürlich nichts an der Langweiligkeit und Zweidimensionalität der Story sowie den Charakteren selbst, hebt den Unterhaltungsfaktor aber immerhin etwas an.Fazit: Gleich vorweg: mit Flugspielen dieser Gattung konnte ich noch nie sonderlich viel anfangen. Ungefähr genauso wie mit Hack and Slays. Dennoch lassen sich Vor- und Nachteile von Tom Clancy’s H.A.W.X. 2 recht objektiv und simpel aufzählen. Das Spiel an sich ist gut, funktioniert, bietet leichten Zugang und das Missionsdesign hätte wesentlich katastrophaler ausfallen können. Die Steuerung bietet kaum Raum für Kritik und die Präsentation ist in Sachen Grafik stellenweise im gehobenen Niveau, stellenweise aber auch unterste Schublade und paart sich mit einer guten Vertonung in Musik, Effekten und Synchronisation. Was das Spiel nun reinreißt, sind zwei Dinge: zunächst einmal die langweilige und belanglose Story, die den Spieler nicht die Bohne vom Hocker haut und absolut unansprechend präsentiert wird. Sie ist daher eher ein Störfaktor als ein Feature und wurde irgendwie mit der Comic-Optik des Spiels zusammengequetscht. Dies ist der zweite Aspekt: Denn die etwas buntere Aufmachung ist ziemlich offensichtlich ein großer, großer Kompromiss, da man wohl nicht wusste, wie man die HD-Version vernünftig für die Wii umsetzen könnte. So macht sich für den Normalspieler schon nach der ersten Mission große Langeweile breit. Wer genauer wissen will, was hier gemeint ist, der schaue sich am besten mal einen Trailer der HD-Version des Spiels auf Youtube an. Da sieht man ganz schnell, welcher Kelch hier an uns vorbeigezogen ist. Genrefans können aber dennoch mal probespielen. Denn grob fahrlässig falsch macht Tom Clancy’s H.A.W.X. 2, wie bereits gesagt, nichts.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Tom Clancy's H.A.W.X. 2 | |
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| 6.9 | Grafik Tolle Flugzeugmodelle und Effekte halten sich die Waage mit oft drittklassigen Umgebungen. Insgesamt gehobenes Mittelfeld. | |
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| 8.6 | Sound Stimmige Musik, Effekte und gelungene Synchronisation. Hier wurde fast alles richtig gemacht. | |
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| 8.9 | Steuerung Die Knopfsteuerung ist simpel und intuitiv. Eine Bewegungssteuerung ist vorhanden, wird standardmäßig aber nicht genutzt. | |
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| 6.0 | Gameplay Die lahme Story und der Mangel an Authentizität ersticken alle guten Ansätze der Spielfreude im Keim. Hier haben wohl nur Genrefans ihren Spaß. | |
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| 6.6 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Tom Clancy's H.A.W.X. 2
HerstellerUbisoft
GenreShooter
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk
Spieler1-4
SchwierigkeitsgradMittel
Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)49,99
Innovationsfaktor
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