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Eldar Saga
Review von Andreas Held (mail) | 25.11.2010
Es gibt Entwickler, die können es einfach nicht lassen: Das japanische Studio K2 landete mit Valhalla Knights auf der PSP alles andere als einen Hit. Trotzdem folgte ein Nachfolger, der aufgrund teilweise eklatanter Schwächen im Spieldesign noch schlechtere Wertungen einfuhr, als sein Vorgänger. Anstatt sich mit einer neuen Franchise zu verbessern, entwickelte K2 einen weiteren Teil der Serie für Wii. Das Ergebnis: Schlechte Wertungen, zumindest in den USA. Obwohl er offiziell nicht mehr zu Marvelous gehört, hat sich der englische Publisher Rising Star Games dem in Japan von Marvelous vertriebenen Action-RPG angenommen und es nun, mit über einem Jahr Verspätung, zunächst in England und dann im Rest von Europa gepublisht. Der Serienname "Valhalla Knights" wurde, vielleicht um böse Omen abzuwenden, hierzulande aus dem Titel gestrichen.



Monster Hunter Light

Dass sich Eldar Saga bei seiner Spielstruktur stark an Monster Hunter orientiert, sollte Kennern von der ersten Sekunde an auffallen. Wie im Capcom-Titel erstellt ihr euch zunächst einen Charakter, um dann, von einer fast nicht existenten Story angetrieben, der Reihe nach verschiedene Quests zu lösen. Die zentrale Stadt ist dabei extrem pragmatisch aufgebaut und gefühlt kaum größer als ein durchschnittliches Wohnzimmer. Rund um einen Brunnen angeordnet, finden sich verschiedene Stände, an denen ihr Partymitglieder anheuern, Quests annehmen, Ausrüstung reparieren, Items kaufen und speichern könnt. Später könnt ihr hier auch eure Charakterklasse ändern und euch an bekannte Orte teleportieren. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt - so lässt die Stadt natürlich absolut keinen Freiraum zur Erforschung, steht dem eigentlichen Gameplay aber auch nicht im Wege.

Habt ihr eine Story- oder Nebenquest angenommen, geht es durch eines der drei Stadttore (oder per Teleport) raus in die Wildnis, wo ihr dann entweder Items beschaffen, Monster bekämpfen oder einen Boss besiegen müsst. Gekämpft wird in Echtzeit - Gegner werden anvisiert und dann mit leichten, starken oder Spezialangriffen bombardiert. Einziges Problem: Die Kämpfe sind unglaublich zäh. Der Hauptcharakter schwingt selbst einen Dolch mit weiten, langsamen Bewegungen, und Ausweichmanöver oder eine Möglichkeit zum Blocken gibt es nicht. Somit hängt der Ausgang des Kampfs fast ausschließlich von eurem Level und der getragenen Ausrüstung ab.



Das sehr gemächliche Spieltempo sorgt aber auch an allen anderen Ecken des Spiels für Frust. In Zwischensequenzen halten langsame Kamerafahrten und langsam scrollender Text, der nicht beschleunigt werden kann, das Erzählen der herrlich belanglosen Story auf, und in der Stadt läuft der eigene Hauptcharakter so langsam, dass man ihn trotz des kompakten Layouts anschreien möchte, gefälligst schneller zu laufen. Selbst das Wechseln der Ausrüstung wird zur Geduldsprobe, wenn sich beim Ausrüsten neuer Schuhe laut Vorschau-Bildschirm ganze neun Statuswerte ändern sollen, davon fünf nach oben und vier nach unten, sodass man eigentlich schon gar keine Lust mehr hat, wirklich genau hinzusehen, welches Paar nun der bessere Ausrüstungsgegenstand ist. Alles in allem sorgt das dafür, dass man meist schon nach fünf Minuten Spielzeit hofft, bald mit der aktuellen Quest fertig zu sein, damit man möglichst schnell abspeichern und etwas anderes Spielen kann.

Ganz ohne gute Ansätze ist der Titel aber auch nicht. Die Spielzeit ist (nicht zuletzt aufgrund der extrem zähen Spielgeschwindigkeit) okay, wirklich viel erleben wird man in dieser Zeit aber nicht. Wer den Job des Hauptcharakters wechselt, kann andere Ausrüstung anlegen und andere Fertigkeiten nutzen, aber fängt wieder bei Erfahrungsstufe eins an - das ist Standard, aber in Eldar Saga bleiben beim Wechsel alle Statuswerte erhalten, sodass man seinen Charakter durch häufige Jobwechsel sehr effizient trainieren und außerdem tatsächlich etwas Abwechslung in den Spielablauf bringen kann. Über die Nintendo WiFi-Connection könnt ihr außerdem vorher per Code registrierte Freunde statt KI-Gefährten auf eure Abenteuer mitnehmen - ob es eine gute Idee ist, einem Freund zu empfehlen, Eldar Saga zu kaufen, ist aber mehr als fraglich...



Katastrophale Präsentation
Dass es, vor allem bei einem RPG, nicht auf die Grafik ankommt, predigen viele Spieler schon seit Jahren. Das stimmt an sich, aber bei Eldar Saga liegt das Problem auf einer ganz anderen Ebene. Die Grafik ist nicht nur technisch auf Dreamcast-Niveau, sondern auch stilistisch eine Katastrophe. Die Spielwelt ist extrem trist, um nicht zu sagen tot - wo man hin sieht, ziehen sich fast einfarbig graue Texturen durch die Landschaft. Das Höchste der Gefühle sind einige grau-grüne Flecken, die möglicherweise Pflanzen andeuten sollen. Und so sieht die Grafik bei Tag und bei Sonnenschein aus - wird es im Spiel Nacht oder regnet es, sieht man statt der grauen Texturen eine graue Nebelwand. Die Gegner sind fast unsichtbar, da sie ebenfalls grau sind und dadurch mit der Umgebung verschwimmen. Selbst die Stadt ist fast ausschließlich in Grau gehalten, ein paar braune Holzelemente bringen aber zumindest ein Minimum an Abwechslung in die Optik. Trotzdem führt kein Weg daran vorbei, dass Eldar Saga ein geradezu abstoßend häßliches Spiel ist.

Auch der komplette Rest der Präsentation geht den Weg der trist-grauen Optik. In den langatmigen Zwischensequenzen gibt es keine Sprachausgabe und, wie in den Spielgebieten, meistens nicht mal Musik. Prasselnder Regen und heulender Wind sind oft alles, was Eldar Saga zu bieten hat. Man erschrickt fast, wenn der Hauptcharakter bei einer Spezialattacke einen Kampfschrei loslässt, da dieser Laut dann meist seit über 10 Minuten das erste Anzeichen organischen Lebens war.

Fazit:
Rising Star Games ist für viele mit Sicherheit eines der wichtigsten Standbeine der Wii in Europa. Obwohl es der Publisher nicht leicht hat, bringt er mit Titeln wie Little King's Story oder Rune Factory Frontier regelmäßig Hochkaräter, die europäischen Spielern sonst wohl vorenthalten blieben. In seiner Geschichte hat der Publisher aber auch einige fragwürdige Entscheidungen getroffen, und der Release von Eldar Saga ist sicher eine davon. Vor ein paar Monaten hieß es noch, man wolle Arc Rise Fantasia nicht hierzulande herausbringen, da man die schlechte Lokalisierung nicht übernehmen will, aber auch keine Ressourcen für eine neue Sprachausgabe hat - Lokalisierung hin oder her ist Arc Rise Fantasia aber immer noch ein um Längen besseres Spiel als Eldar Saga, das spielerisch so interessant ist wie das Warten auf den Bus an einem verregneten Wintertag und dessen Spielwelt trister ist als die Mondoberfläche.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Eldar Saga
Wertungen Beschreibung
1.9Grafik
Zweidimensionale, graue Texturen, graue Häuser und graue Gegner. Viel schlechter kann ein Spiel nicht aussehen.
2.5Sound
Kaum Musik, dafür monotone Geräusche und seltene Soundeffekte. Exrem trist und ernüchternd.
5.0Steuerung
Anvisieren und Angreifen. Das Kampfsystem funktioniert, ist aber extrem zäh und ebenso belanglos.
3.5Gameplay
Langweilige und ereignislose Quests bilden eine ebenso langweilige Story. Die wenigen guten Ansätze bringen nur sehr wenig.
3.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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