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Star Wars - The Force Unleashed II
Review von Tim Herrmann (mail) | 22.11.2010

Star Wars – The Force Unleashed war ein Experiment. Von den Entwicklern ganz gezielt als siebtes Kapitel zwischen den zwei Trilogien vermarktet, bewies der Titel, dass die Videospielbranche zumindest auf der technischen Ebene bereits so weit ist, eine von Filmen aufgezogene Serie mit derart gigantischer Fanbasis und legendärem Werdegang in einem Videospiel fortzuführen: Optisch spielte der Titel auf den HD-Konsolen schon in einer ganz hohen Liga, doch die Geschichte und das Gameplay kamen nicht über das Mittelmaß hinaus und konnten ihre Schwächen hinter der beeindruckenden optischen Fassade nicht verstecken. Auf Wii war die Balance recht ähnlich: Hier punktete das Spiel mit seiner Bewegungssteuerung zwar auf Gameplay-Seite, sah aber manchmal nicht viel besser aus als eine Moorleiche.

Trotzdem: Das Star-Wars-Franchise ist einfach zu groß, um nicht mehr bedient zu werden, neue Ableger müssen her - besonders nach einer Wirtschaftskrise, nach der man sich vorsichtshalber eher auf große Namen als auf riskante Ideen verlässt. Und weil man mit The Force Unleashed bereits einen guten Steigbügel für ein weiteres Projekt gebastelt hat, mussten die Entwickler keine intellektuelle Meisterleistung erbringen, um beim Sinnieren über ein möglichst schnell und möglichst solide auf die Beine zu stellendes Projekt auf Star Wars – The Force Unleashed II zu kommen. Wie das Mittlerweile-nicht-mehr-Experiment sich auf Wii schlägt, klären wir für euch nun im Test.

Neuer Entwickler, neues Spiel
Den australischen Krome Studios hat das Star-Wars-Franchise kein Glück gebracht. Obwohl es von LucasArts die Aufträge für Star Wars – The Force Unleashed, für Star Wars – The Clone Wars: Lichtschwert-Duelle und für Star Wars – The Clone Wars: Republic Heroes bekam, ist das Studio mittlerweile bankrott. Die Anpassung von Star Wars – The Force Unleashed II wurde deshalb diesmal bei einem anderen Studio vorgenommen: Und dass diesmal nicht mehr die Krome Studios, sondern das red fly Studio hinter dem Projekt steht, merkt man dem Titel an jedem Pixel an. Das beginnt schon am Äußeren, denn grafisch verlässt man sich diesmal auf einen Hauch von Cel Shading und Cartoon. Verwaschene PS2-Grafikkrämpfe wie beim Vorgänger, dem man an jeder Facette ansah, dass er lediglich ein schummeriger Schatten der HD-Versionen war, sind passé. Warum man sich für den neuen Comic-Stil entschieden hat, liegt unterdessen allerdings auch auf der Hand: Der bei vielen Wii-Entwicklern äußerst beliebte einheitliche Comic-Stil legitimiert dazu, Texturen weniger detailliert darzustellen, alles ein wenig glatter zu präsentieren und der Engine dadurch mehr Luft zum Atmen während des eigentlichen Spielbetriebs zu geben.

Im Gameplay geht die Idee auch recht gut auf: Hier fällt kaum ins Auge, dass die Entwickler gar nicht erst versucht haben, die HD-Version zu kopieren. Das Spiel läuft weitestgehend flüssig, überrascht mit ordentlichen Lichteffekten und gibt sich nur ab und zu die Blöße bei minderwertigen Modellen und (Wasser!-)Texturen. In den Zwischensequenzen aber kommt die Frage auf, ob ein Cartoon-Stil wirklich mit dem restlichen Konzept zusammenpasst.

Starkillers Rache
Auch in Star Wars – The Force Unleashed II geht es wieder um Starkiller, den Helden bzw. Antihelden aus dem ersten Teil. Spitzfindige Fans werden sicherlich noch im Hinterkopf haben, dass er am Ende des ersten Teils eigentlich eins mit der Macht wird, soll heißen: stirbt. Doch für Autoren einer Star-Wars-Geschichte ist das glücklicherweise kein großes Drama und schon gar kein Hindernis. Auf Kamino lässt Darth Vader den begabten, aber abtrünnigen Sith einfach diverse Male klonen und hofft darauf, dass die Erinnerungen dessen früheren Ichs langsam verblassen. Natürlich tun sie das aber nicht und der geklonte Vader-Schüler wendet sich gegen seinen Lehrmeister. Getrieben von Wut, Liebe und anderen Extrememotionen macht er sich schnaubend auf die Reise, um seine geliebte Rebellenamazone Juno aus dem ersten Teil wiederzufinden und dem verhassten Lord Vader eine Lektion zu erteilen. Diese extremen Emotionen – und damit sind wir wieder beim Thema des vorherigen Absatzes – sind in einer glatten Cartoon-Grafik nur sehr rudimentär darstellbar. Mit leicht veränderlichen Gesichtszügen deutet Starkiller seinen Hass auf Vader an, die allgemein hellere Gestaltung zugunsten der Comic-Stringenz raubt der Atmosphäre aber durchweg ihre Dunkelheit, ihre Bedrücktheit. Es will einfach nicht so richtig Stimmung aufkommen.

Das gilt insbesondere für die Zwischensequenzen in Spielgrafik, die sich zwischen die Gameplay-Abschnitte mischen. Daneben gibt es auch noch vorgerenderte Filmsequenzen, die sehr gut aussehen und sich auch im Comic-Stil präsentieren. Trotzdem werden auch sie wegen der allgemeineren Buntheit nie richtig gruselig.

Glücklicherweise steuert wenigstens ein Element diesem Faktor entgegen: Der Sound ist genauso gut wie bei Teil 1. Orchestrale Stücke, die man teilweise aus den Filmen kennt, unterstreichen wieder sehr eindrucksvoll, in welchem Universum sich dieser Ableger der Saga eigentlich abspielt. Das Vader-Thema, opulente Fanfaren und Melodien mit viel Wiedererkennungswert sind allgegenwärtig und lindern die Belanglosigkeit und Gefühlskälte der Optik. Die deutsche Sprachausgabe ist sehr gut aufgenommen, passt aber nicht immer auf die Lippenbewegungen. Und auch hier machen die Animationen den Schauspielern einen Strich durch die Rechnung. Denn wenn ein Gesicht nur ziellos vor sich herwabbelt, ist es schwer, Emotionen in der Stimme auch visuell zu untermalen. Trotzdem schmälert dieser Faktor den Gesamteindruck nicht allzu sehr. Im Fokus steht nämlich nach wie vor die Action – was nicht unbedingt die beste Entscheidung ist.

B, B, B ,B und B. Dann nochmal B. Und B.
Star Wars – The Force Unleashed war seinerzeit auf den HD-Konsolen schlechter, als auf Nintendos Konsole. Zwar war die Präsentation auf XBOX360 und PlayStation 3 damals schon überragend gut, dafür profitierte Nintendos Konsole von einer überlegenen Steuerung. Auch wenn das Wedeln mit der Wii-Remote noch nicht perfekt ausgereift war, zeigte es schon schön, welche Vorzüge die Wii-Steuerung bei den richtigen Konzepten haben kann. Das Lichtschwert zu schwingen und durch Armbewegungen Machtstöße zu verteilen, hat sich richtig gut angefühlt. Und die richtigen Bewegungskombinationen lösten dann auch ansehnliche Kombos aus. Im Nachfolger wurde dieses System ersatzlos gestrichen.

Ob Wii-Fans ihr Star Wars mit echter, ernstzunehmender Bewegungssteuerung über Wii MotionPlus noch bekommen werden? Wohl kaum. Mit Star Wars – The Force Unleashed II ist nämlich schon wieder die nächste Chance ungenutzt verflossen. Tatsächlich gehen die red fly Studios bei der Steuerung des Lichtschwertes sogar einen Schritt zurück und organisieren das Schwingen des Jedi-Säbels über einen simplen, stupiden, geradezu vorsintflutlichen Druck auf den B-Knopf. Indem man immer und immer wieder auf den B-Knopf drückt, löst man rasante Kombos aus, Starkillers Lichtschwerter wirbeln ungebändigt durch die Luft und schlagen die angreifenden Gegnerhorden in die Flucht (sofern sie nicht in vier Teile zerschnitten werden, was in Star Wars – The Force Unleashed II auch dargestellt wird, wenn auch in harmloser Form). Hört sich spektakulär an und sieht auch nicht schlecht aus. Ist aber nur eine Aneinanderreihung von Knopfdrücken.

Der Grund für diese Design-Entscheidung ist offensichtlich: Aus „Coolness-Gründen“ hat LucasArts seinem Protagonisten diesmal nicht eines, sondern gleich zwei Lichtschwerter in die Hand gedrückt, mit denen er kämpfen darf. Das beschloss man ganz klar mit Blick auf die HD-Versionen – auf Wii ist es aber natürlich fast nicht möglich, zwei Lichtschwerter gleichzeitig mit Bewegungssteuerung schwingen zu lassen. Erstens müsste man voraussetzen, dass jeder Spieler zwei Controller besitzt, zweitens könnte man nur sehr simple Animationen anbieten. Wilde Sprünge und Wirbler wären durch Bewegungssteuerung nicht authentisch auslösbar. So hatte Wii-Anpasser red fly also den Worten von ganz oben (soll heißen: Von den Entwicklern der HD-Versionen) zu gehorchen und das Konzept der HD-Konsolen brav auf Nintendos Konsole zu übertragen. Förderlicher wäre es sicherlich gewesen, den Entwicklern hier mehr Individualität beim Spielprinzip und damit verbunden bei der Steuerung zu gewähren.

Denn in seinem jetzigen Zustand ist das Kampfsystem in Star Wars – The Force Unleashed II gänzlich unbefriedigend. Wer mit dem Lichtschwert kämpfen will, muss lediglich wiederholt auf den B-Knopf drücken und kommt damit automatisch zum Erfolg. Beim Nunchuk immerhin konnte man die Errungenschaften der Krome Studios sichern und weiterverwenden: Über den Nunchuk in der linken Hand werden weiterhin Machtstöße ausgegeben und Blitze auf die Feinde gelassen. Das funktioniert weiterhin gut und es gibt dem Spieler ein gutes Gefühl, wenn die (wieder einmal frei zerstörbare Umwelt) auf seine Bewegungen reagiert und sich in ihre Einzelbestandteile auflöst. Mit zunehmender Stärke (die ihr euch Erfahrungspunkten erkauft, die ihr nach Kämpfen gewinnt) fühlt ihr euch mit der Zeit immer mächtiger und könnt immer mehr Zerstörung anrichten. Einen Fokus legt der Wii-Entwickler auf den Pointer, mit dem man diesmal Angriffe gezielt auf einzelne Gegner zentrieren oder Gegenstände durch die Luft wirbeln darf. Prinzipiell ist das keine schlechte Idee, allerdings zwingt es dazu, den Pointer ständig auf den Schirm zu richten. Vergisst man dies, treffen Angriffe ins Leere.

Weder R2/D2 noch C3PO
Nun die spannende Frage: Haben die Entwickler eigentlich aus den (unbestreitbar vorhandenen) Fehlern des ersten Teils gelernt? Damals haben wir ihn für sein eintöniges und relativ abwechslungsarmes Spielprinzip und die minderwertige Grafik kritisiert. Die Grafik wurde bereits angesprochen: Immerhin wurde hier etwas verändert, auch wenn man die optimale Lösung immer noch nicht erreicht hat. Doch beim Spielprinzip tappt man in exakt die gleichen Fallen wie noch vor zwei Jahren: Star Wars - The Force Unleashed II besteht aus einem simplen Übergang von Kampf zu Kampf. Starkiller kämpft sich mit verschiedenen Zielen von Raum zu Raum und schaltet eine imperiale Sturmtruppe nach der nächsten aus. Die Gegnervariation ist ziemlich schmal, worunter die Abwechslung schon sehr schnell leidet. Die Schauplätze sind über weite Strecken nicht besonders einfallsreich und beschränken sich auf Raumstationen, Militärbasen oder dunkle Höhlen. Aufgabentypen (simple Schalterrätsel und kleinere Geschicklichkeitspassagen) wiederholen sich und sind nicht übermäßig sorgfältig ausgefeilt. Star Wars – The Force Unleashed II ist spielerisch höchstens unspektakulär, einige würden es gar als langweilig bezeichnen.

Gleichzeitig versäumt es der Titel auch, eine wirklich fesselnde Geschichte zu erzählen. Die Story um Rache, Liebe und Verrat ist reichlich ausgelutscht und wenig überraschend oder gar komplex. Im Prinzip handelt es sich sogar um eine Wiederholung von Teil 1. Damit nutzt das Spiel keine seiner zwei großen Chancen: Weder das Gameplay weiß zu überzeugen, noch die Geschichte motiviert den Spieler wirklich zum Weitermachen. Das Spiel ist sozusagen weder Fisch noch Fleisch, weder ein interaktiver Film noch ein ausgefeiltes Videospiel, weder R2/D2 noch C3PO. Wäre einer dieser zwei Faktoren ein wirklicher Pluspunkt gewesen, hätte er allein schon zum Weiterspielen angeregt. So muss man sich aber schon fast zwingen, weiter in dem zähen Gameplay voranzuschreiten, das geradezu schreit vor vertanen Chancen.

Und dann gibt es da ja auch noch einen Multiplayer-Modus. Für ihn schaltet man im normalen Spielverlauf durch Einsammeln einiger Items oder Passieren bestimmter Spielabschnitte die verschiedensten neuen Charaktere und dynamisch veränderliche Arenen frei. Im Multiplayer-Modus angekommen, fühlt man sich sehr schnell an einen alten Bekannten erinnert. Und das exklusive Extra macht auch keinen großen Hehl daraus, dass es bei so ziemlich jedem Element bei Super Smash Bros. Brawl abgekupfert hat. Im Prinzip funktioniert der Modus spielerisch ordentlich und kann bestimmte Spieler neben dem eigentlichen Hauptspiel mit den vielfältigen Spezialattacken der einzelnen Charaktere ein wenig weiterbeschäftigen. Allerdings ist er weit davon entfernt, eine Art Kaufgrund zu sein, der über die Nachlässigkeiten des Hauptteils hinwegtröstet. Alles in allem kann man ihn maximal als lobenswertes Anhängsel bezeichnen, mit dem viele ihren Spaß haben werden und das den HD-Versionen vorenthalten bleibt.

Fazit:
Das Problem ist folgendes: Star Wars – The Force Unleashed II wurde für die HD-Konsolen konzipiert – den red fly studios wurde kaum kreative Gestaltungskompetenz zugestanden, sie fungieren lediglich als ausführender Dienstleister mit minimalem künstlerischen Handlungsspielraum. Die HD-Versionen ziehen fast ihren gesamten Reiz aus den cineastischen Momenten des Spiels, wenn die Zwischensequenzen ins Spielgeschehen fliegen und der Ex-Sith, getrieben von Wut und Zorn, waghalsige Manöver vollführt, überwältigende Verwüstung anrichtet oder beeindruckende Kämpfe gewinnt. Auf Wii gibt es diese Momente nicht, die (im wahrsten Sinne des Wortes) glatte, platte und glanzlose Grafik raubt dem Gesamtkonzept die Imposanz. Was also daneben übrig bleibt, ist das Gameplay: Und das besteht nunmal lediglich aus repetitiven Rätsel- und Kampfelementen. Was davon dann wiederum übrig bleibt, ist die Steuerung, der große Pluspunkt des ersten Teils. Und diese musste auf ein weitestgehend simples Knöpfchendrücken reduziert werden. Letztendlich bleibt also nach allen Bilanzierungen übrig: ein nicht übermäßig beeindruckender Titel mit viel verschenktem Potential und gleichzeitig vielen eindrucksvollen Ansätzen. Im Grundprinzip macht es Spaß, als übermächtiger Jedi-Verschnitt durchs Universum zu streifen und allen zu zeigen, wer der Boss ist. Allerdings ist dies lediglich ein kurzer Eindruck, ein Hauch, und das Spiel versäumt es, diesen Eindruck mit ausreichend vielen Inhalten und Ideen zu füllen, um die Spieler bei der Stange zu halten.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Star Wars - The Force Unleashed II
Wertungen Beschreibung
7.0Grafik
Hässliche Texturen hat man durch einen einheitlichen, glatten Comic-Stil vermieden. Er macht grundsätzlich einen sauberen Eindruck, raubt dem Gesamtkonzept aber auch seine bedrückende Atmosphäre.
8.9Sound
Opulente Orchesterstücke aus dem breiten und bekannten Franchise-Repertoire erfreuen die Ohren. Die Sprachausgabe ist ordentlich, kämpft aber permanent mit der grafischen Umsetzung von Emotionen.
7.0Steuerung
Das gelungene, wenn auch verbesserungsfähige Schwertschwingsystem des Vorgängers wurde kastriert zum reinen Knöpfchendrücken. Zwar bleiben einige gelungene Elemente, letztendlich ist die Steuerung aber nichts Besonderes und kein Grund zum Durchkämpfen durch das eintönige Gameplay mehr.
6.0Gameplay
Wenn man eine Darstellerin aus dem Nachmittagsprogramm von RTL in ein schönes Kleid zwängt, wird aus dem RTL-Assi kein Top-Model. Soll heißen: Die schöne HD-Grafik der Vorlage kann nicht verschleiern, dass das Spielprinzip eintönig und redundant ist. Und eben dieses Spielprinzip musste 1:1 in die Wii-Version übernommen werden.
6.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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