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Der Herr der Ringe - Die Abenteuer von Aragorn
Review von Lars Peterke (mail) | 21.11.2010

Der Herr der Ringe ist wieder im Kommen. Zumindest gibt es endlich grünes Licht von New Line Cinema und Peter Jackson darf sich bei der Verfilmung des „Hobbits“ austoben. Bis der geplante Zweiteiler aber im Dezember 2012 und 2013 erscheint, will der Stoff natürlich warm gehalten werden. Deswegen gibt es jetzt ein neues „Herr der Ringe“-Spiel, das abermals die Story der originalen Trilogie behandelt und sich dieses Mal hauptsächlich um Aragorn dreht. Dementsprechend trägt das Spiel den Titel „Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn“ und ist ganz lose formuliert ein Action-Adventure mit ein paar Zelda-Ansätzchen. Wir erzählen euch, was Entwicker Headstrong Games aus dem Stoff gemacht hat.

Geschichtsstunde aus Mittelerde
Das Spiel beginnt mit einer Art Prolog, in dem Aragorn mit seinen Gefolgsleuten vor dem schwarzen Tor steht und Sauron herausfordert. Gedacht ist die Aktion als Ablenkung, damit Sam und Frodo den Schicksalsberg erfolgreich erklimmen und den einen Ring vernichten können. Hier werdet ihr mit den Basisbewegungen vertraut gemacht: Lenken mit dem Stick am Nunchuk und Schwertangriffe durch Bewegungen mit der Wii-Fernbedienung.


Anschließend findet ihr euch im Auenland wieder. Ihr schlüpft hier in die Rolle von Sams Sohn, der ebenfalls Frodo heißt. Abwechselnd könnt ihr nun mit dem kleinen Frodo das Dorf Beutelsend erkunden und euch von Sam die Geschichte von Aragorn erzählen lassen. Diese ist in rund acht Kapital geteilt. Von der Flucht von Bree über die Wetterspitze hin nach Bruchtal, durch die Minen von Moria, den Wald Fangorn und allen weiteren wichtigen Stationen der Trilogie, bis die Geschichte am schwarzen Tor schließlich ihr Finale findet. Diese Aufmachung ist sehr stimmig gelungen. Immer wieder gibt es kurze Videosequenzen wie die kleinen Hobbits gespannt Sams Geschichte lauschen und bei einem K.O.-Schlag erscheint kein Gameover-Screen, sondern Sams Stimme behauptet, sie habe sich gerade beim Erzählen vertan und fange nochmal von vorn an, schließlich sei Aragorn hier gar nicht gestorben.



Neben Basisangriffen, die ihr in fünf Richtungen (Auf- oder Abwärtshieb, Stich oder Hieb nach links oder rechts) ausführen könnt, fungiert euer Nunchuk als Schild. Ihr könnt es Schütteln um einen Schildangriff auszuführen oder eine Fackel nutzen, mit der ihr Spinnennetze verbrennt oder die Ringgeister vertreibt. Mit dem Z-Knopf geht Aragorn in den Abwehrmodus, mit dem ihr einen Gegner fokussiert, Objekte mit eurem Schild abwehrt oder beim gegnerischen Angriff durch einen gut abgepassten Tastendruck in eine Richtung ausweicht. Der C-Knopf zentriert die Kamera und aktiviert beim Gedrückthalten den Waldläufer-Modus, mit dem ihr besser versteckte Objekte aufspüren könnt.

Via A-Knopf könnt ihr mit Charakteren interagieren, das Steuerkreuz lässt euch zwischen euren Waffen wechseln und mit dem B-Knopf lassen sich in Kombination mit bestimmten Gesten Spezialangriffe auslösen. Dies ist möglich, sobald ihr von Elrond euer Schwert Anduril erhalten habt. Ihr könnt dann Stärkepunkte durch das Besiegen von Gegnern sammeln und bei geladener Leiste einen starken Komboangriff ausführen oder eure Gefährten mit einem Schlachtruf stärken.

Später könnt ihr auch mit einem Bogen schießen. Hier kommt dann der Pointer der Wii-Fernbedienung zum Einsatz. Spätestens jetzt wird jedem wohl ziemlich klar, welches Spiel hier als Blaupause gedient haben könnte. Allerdings gibt es einige Unterschiede zu Nintendos Held im grünen Gewand: durch den Kapitelaufbau des Spiels sperren sich Dinge wie Dungeons oder herzteilähnliche Objekte aus und das Spiel ist insgesamt doch sehr geradlinig geraten. Ab und zu gibt es ein paar Nebenaufgaben, diese sind jedoch sehr rudimentär und bescheren euch keinesfalls tolle Items, die euch im Spielverlauf großartig helfen. Prinzipiell müsst ihr euch nur durch ein Areal kämpfen und hier und dort mal versteckte Items sammeln, den Rest kann man links liegen lassen.



Als Gegner trefft ihr auf kleinere Schergen, Monster, Orks und schließlich größere Kreaturen wie einen Balrog. Je nach Storymoment begleiten euch aber andere Gefährten und kämpfen an eurer Seite. Reicht euch das nicht, könnt ihr einen zweiten Spieler dazu holen. Er kann sich jederzeit in das Spiel einklinken und in die Rolle von Gandalf schlüpfen, der euch dann mit Zaubersprüchen unterstützen kann.

Tolle Aufmachung, Ungereimtheiten im Detail
Schon auf dem Titelbildschirm fällt einem die hübsche Optik des Spiels direkt ins Auge. Schöne Lichteffekte treffen auf eine Cell-Shading-angehauchte Optik, die auf bunte Farben setzt und sich ungefähr in dieselbe Richtung bewegt wie Nintendos aktuelles Zelda-Projekt „Skyward Sword“. Im Gesamtbild demnach sehr hübsch, einzelne Details können hin und wieder jedoch zu wünschen übrig lassen. Manchmal zu häufig auftretende Blureffekte können ab und an nerven und bei hohem Gegneraufkommen lässt die Bildrate schon einmal ein paar Frames vermissen. Dennoch profitiert ein Großteil des Spiels von der Aufmachung und der Spieler bekommt eine sehr schöne Präsentation von Mittelerde geboten.

Auch im Audiobereich hat man sich ins Zeug gelegt. Das Spiel greift auf Originalstücke aus dem Film zurück, die mit tollen Eigenkompositionen ergänzt werden. Bei markanten Stellen wurden die Charaktere mit Dialogspuren aus den Kinofilmen unterlegt, die übrigen Parts wurden mit anderen, ebenfalls sehr passenden Synchronsprechern vertont.

Leider gibt es auch Schattenseiten und diese liegen im Detail des Gameplays. Allen voran wäre hier das Kampfsystem zu erwähnen. Dieses ist an und für sich völlig in Ordnung, verliert mangels Feintuning aber einiges an Biss. Beispielsweise bedarf es für Schwertschläge eine etwas zu intensive Bewegung der Wii-Fernbedienung, sodass Angriffe nicht so geschmeidig aus dem Handgelenk kommen wie bei Zelda: Twilight Princess. Dazu kommen merkwürdige Pausen zwischen den Bewegungen, sodass ihr kaum eure Angriffe kombinieren könnt oder eine Konterchance nicht wahrnehmen könnt, weil ihr gerade mit eurem Schwert ins Leere geschlagen habt.



Ferner habt ihr ab der zweiten Spielhälfte die Möglichkeit zu reiten, und von eurem Pferd aus Schwertangriffe zu starten oder eine Lanze zu verwenden. Doch auch hier fehlt es der Steuerung an Feinfühligkeit. Wenn ihr beispielsweise das Volk von Rohan nach Helms Klamm eskortieren müsst, wirkt der Kampf steuerungstechnisch einfach unausgereift und fast schon unbeholfen.

Ebenfalls ausbaufähig ist die etwas zu komplexe Steuerung des Bogens, während die Laufgeschwindigkeit im Abwehr-Modus viel zu gering ist. So führt dies dazu, dass man sich entscheiden muss, entweder anzugreifen und eventuell Treffer zu kassieren oder in der Abwehrstellung zu bleiben und mangels Geschwindigkeit nicht immer aktiv am Kampfgeschehen teilzunehmen. Und da es wohl kein Action-Adventure gibt, das sich ohne aktive Teilnahme am Kampfgeschehen lösen lässt, befindet der Spieler sich bei diesem Stück Software ganz offensichtlich in einer Zwickmühle.

Fazit:
"Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn" ist insgesamt ein schönes Action-Adventure und eine ordentliche Umsetzung des "Herr der Ringe"-Stoffes geworden. Es macht Spaß, sich durch die einzelnen Kapitel zu spielen, auch wenn es davon ruhig zwei bis drei mehr hätten sein dürfen. Dank einiger netter kleiner Ideen, die sich auch nicht zu oft wiederholen, wird man gut bei der Stange gehalten. Geschmälert wird das Spielerlebnis durch die Details, für deren Feintuning offenbar keine Zeit mehr übrig war. Das verwehrt dem Spiel schlussendlich zusammen mit dem etwas zu geringen Spielumfang eine höhere Wertung. So bleibt es aber bei einem „Gut!“ und Fans der Reihe sowie jüngere Spieler mit einem Faible für das Genre können zugreifen.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Der Herr der Ringe - Die Abenteuer von Aragorn
Wertungen Beschreibung
8.1Grafik
Malerische Cel-Shading-Optik, die im Detail manchmal etwas detaillos wirkt, im Gesamtkonzept aber mehr als überzeugt und eine tolle Mittelerde-Atmosphäre vermittelt.
9.3Sound
Tolle Synchronisation, Musik und Soundeffekte mit vielen Originalkompositionen und -Stimmen aus dem Film sowie gelungenen Eigenkompositionen.
7.0Steuerung
Recht gute Steuerung, die in ihren einzelnen Einsatzbereichen jedoch mehr Feintuning gebraucht hätte. Das Schießen und Zielen mit dem Bogen ist recht umständlich.
7.1Gameplay
Ein spaßiges Action-Adventure mit einigen guten Ideen und Ansätzen, dem ein ausgereifteres Kampfsystem und etwas mehr Umfang aber nicht geschadet hätte.
7.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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