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DJ Hero 2
Review von Marcel Garling (mail) | 14.11.2010

Vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte Activision DJ Hero, eine Abwandlung des bekannten Guitar Hero-Gameplays, getrimmt auf einen Turntable-Controller, und ging dabei ein ziemliches Risiko ein: Sie konnten nicht wissen, wie viele Leute sich überhaupt dafür interessieren, die Neuabmischungen bekannter Songs an einem virtuellen Mischpult nachzumixen. Trotz sehr guter Kritiken waren es dann auch nicht so viele, zumindest nicht zu dem stolzen Preis von 110 Euro, der für den Titel verlangt wurde. Nach einigen radikalen Preissenkungen kamen die Spieler aber doch noch in Kauflaune und so wurde das spaßige Gameplay letztendlich dennoch zum Erfolg. Mittlerweile steht auch schon das Sequel DJ Hero 2 in den Läden, und ob die Entwickler von FreeStyleGames das Spiel sinnvoll weiterentwickelt haben oder das Ganze nur ein Abklatsch des ersten Teils mit neuen Tracks geworden ist, lest ihr in unserem Test.

So you wanna be a DJ…
Das Gameplay von DJ Hero 2 ist größtenteils mit dem des Vorgängers identisch. Die Noten, in diesem Fall die Taps, erscheinen von oben herab auf dem Bildschirm, und ihr müsst auf dem Turntable-Controller die entsprechende Taste drücken, sobald ein Tap-Symbol die Trefferzone am unteren Bildschirmrand erreicht. Zusätzlich gibt es auch noch langgezogene Noten mit gestrichelten Symbolen darin, die sogenannten Scratch-Symbole. Wenn sie erscheinen, müsst ihr die entsprechende Taste gedrückt halten und den Turntable dazu vor- und zurückbewegen; Scratchen eben. Um das Ganze noch ein wenig komplizierter zu machen, werden zeitweise die einzelnen Tonspuren der Lieder, die zusammengemixt wurden, ausgeblendet. Hier kommt der Crossfade-Regler ins Spiel: Je nachdem, welche Spur ausgeblendet wird, muss er nach rechts oder links bewegt werden. Auf höheren Schwierigkeitsgraden bringt dieser Regler auch noch eine andere Gemeinheit mit sich: die Crossfade-Spitzen! Wenn sie erscheinen, muss der Regler für einen ganz kurzen Moment in eine Richtung und dann direkt wieder zurückgeschoben werden. Wenn viele dieser Crossfade-Spitzen direkt hintereinander erscheinen, ist das so ziemlich das Schwierigste, was dieses Spiel einem vorsetzen kann.



Zusätzlich zu diesen Aktionen kommt in DJ Hero 2 auch noch etwas Neues hinzu: Langgezogene Noten. Um diese zu spielen, müsst ihr den entsprechenden Knopf gedrückt halten, dürft den Turntable aber nicht bewegen, es sei denn, ein Scratch-Symbol auf einer anderen Tonspur verlangt dies. Wenn ihr es außerdem noch schafft, bestimmte, weiß markierte Abschnitte fehlerfrei zu meistern, sammelt ihr Euphorie ein, die ihr dann mit einem Druck auf die rot blinkende Euphorie-Taste des Controllers aktivieren könnt. Bei aktivierter Euphorie leuchtet der gesamte Highway blau auf, es gibt für jede Aktion doppelt so viele Punkte und die Crossfade-Aktionen werden automatisch vom Computer übernommen. Das perfekte Instrument, um Phasen mit vielen Crossfade-Spitzen entgegenzutreten.

All diese verschiedenen Notenvarianten und Aktionen machen einem angehenden DJ das Leben ganz schön schwer, doch zum Glück lässt sich jeder Song ja auf 5 verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielen, sodass jeder die Möglichkeit hat, klein anzufangen. Die Lernkurve ist dabei genau richtig gehalten und die Mixes werden nach und nach schwerer, bis man sich schließlich einen Schwierigkeitsgrad höher traut.

Doch neben diesen festgelegten Aktionen gibt es auch Passagen, in denen man einfach mal machen darf, was man will. Ein großer Kritikpunkt der Fans am Vorgänger war die Tatsache, dass man zu wenige Möglichkeiten bekommt, seine Mixes individuell mitzugestalten. Genau in diesem Zusammenhang wurde Hand angelegt und so bietet DJ Hero 2 jetzt einige neue „Freestyle“-Elemente. Neben dem klassischen Verzerren der Tonspuren mit dem Effekt-Drehknopf, wie es auch schon in DJ Hero 1 enthalten war, lässt sich jetzt in bestimmten Passagen des Spiels der Crossfade-Regler völlig frei bedienen. Ihr könnt die Tonspuren der Songs dann so ein- und ausblenden, wie es euch gefällt. Wer dabei auf beide Tonspuren zurückgreift und auch die eine oder andere Spitze einbaut, kann damit richtig viele Punkte machen, denn je nachdem, wie kreativ man mit diesem Element umgeht, werden mehr oder weniger Punkte vergeben. In bestimmten Abschnitten befindet sich auch ein langer Streifen auf der mittleren, roten Spur. Wenn ihr in so einem Streifen den roten Knopf drückt, werden Samples abgespielt, die zum jeweiligen Lied passen. Hier entscheidet der Rhythmus über die Punktzahl.



Modi bis zum Abwinken
Wer den ersten Teil von DJ Hero gespielt hat, wird wissen, dass einer der größten Kritikpunkte das Fehlen von abwechslungsreichen Spielmodi war. Davon ist in DJ Hero 2 rein gar nichts mehr zu spüren: Neben dem klassischen schnellen Spiel laden nun auch ein Karrieremodus und zahlreiche Offline- und Online-Multiplayer-Spielmodi zum fröhlichen Tappen und Scratchen ein.

Der Karrieremodus besteht dabei aus mehreren Auftritten an sechs verschiedenen Orten. Wenn ihr genug Sterne gesammelt habt, schaltet ihr damit neue Auftrittsorte frei, in denen ihr wiederum euer Können als DJ mit dem Spielen von Tracks beweisen dürft. Am Anfang jedes neuen Auftrittsorts steht dabei ein sogenannter Megamix. Das ist ein Mix, bei dem viele verschiedene Lieder in einen großen Track zusammengemischt wurden. Ein Megamix hat eine Länge von ungefähr zehn Minuten und sobald ihr die Megamixes im Empire-Modus (so nennt sich der Karrieremodus) durchgespielt habt, lassen sie sich auch einzeln im Hauptmenü anwählen und jederzeit erneut spielen.

Neben den klassischen Mixes gelten als besondere Herausforderung auch die Battles gegen andere DJs. In diesen Battles wechselt ihr euch beim Spielen mit dem Computer ab und wer am Ende die höhere Trefferquote in den einzelnen Teilstücken hat, bekommt einen Punkt. Habt ihr dann am Ende mehr Punkte als der Computer, ist das Battle gewonnen. Es gibt auch bestimmte Mixes, die extra auf den Battle-Modus ausgelegt wurden und die sich im schnellen Spiel nicht anwählen lassen. Mit all den Sternen, die ihr im Karrieremodus verdient, könnt ihr nach und nach dann alle fehlenden der 65 Mixes fürs schnelle Spiel freischalten, dazu auch noch neue Charaktere (es gibt insgesamt 20), Kleidung und neue Decks (=Mischpulte).

Alle Mixes und Battle-Mixes lassen sich auch im Mehrspieler-Modus spielen, sowohl online als auch offline. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten: In den Modi „Serie“ und „Akkumulator“ geht es darum, eine möglichst lange fehlerfreie Serie zu schaffen und diese dann rechtzeitig „abzusichern“, ein Druck auf die Euphorie-Taste des Turntable-Controllers reicht aus, um die aktuelle Zahl zu speichern, sodass sie nicht mehr verloren geht, sobald man einen Fehler macht. Ihr habt allerdings nur eine begrenzte Anzahl an Gelegenheiten, die Serie zu sichern. Der Akkumulator-Modus unterscheidet sich vom Serie-Modus dahingehend, dass nach dem Sichern der Zähler nicht auf null zurückgesetzt wird. Ihr könnt die Serie also noch weiter in die Höhe treiben, wohingegen diese im Serie-Modus wieder zurückgesetzt wird und ihr von vorne anfangen müsst.



Ein weiterer Modus ist der Powerdeck-Modus: Ihr wählt euch ein „Powerdeck“, also ein Deck, das besondere Eigenschaften hat, und versucht damit, die Battles zu gewinnen. Beispielsweise gibt es ein Powerdeck, bei dem jeder Scratch mehr Punkte bringt oder eines, bei dem Euphorie doppelt so lange anhält. Die Auswahl des besten Decks für den jeweiligen Song bringt eine taktische Note ins Spiel mit ein.

Zusätzlich zu dem ganzen Mixen und Scratchen könnt ihr auch noch mit eurer Stimme am Spiel teilhaben. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht verrückt erscheint, zu einem DJ-Mix mit dem Mikrofon mitzuträllern: Es funktioniert sogar sehr gut. Dabei geht es natürlich darum, in den Gesangspassagen den Ton zu treffen, die Rap-Passagen machen das Ganze aber noch um einiges schwieriger, hier muss nämlich der Beat perfekt getroffen werden. Und bis man bei einem Rap alle Betonungen richtig eingeübt hat, muss man ziemlich viel üben. Zum Singen lässt sich jedes Logitech-Mikrofon verwenden, also auch die Guitar Hero- und Rock Band-Mikros. Doch die Möglichkeit zum Singen hat leider einen Preis: DJ Hero 2 unterstützt die Guitar Hero-Gitarre nicht mehr, mit der man im Vorgänger noch einige Tracks spielen konnte. Da das Mikrofon aber in allen Songs unterstützt wird und nicht nur in ein paar wenigen, ist dieser Tausch mehr als fair.

Zuletzt wird die Partytauglichkeit des Spiels auch noch durch den von Guitar Hero bekannten „Party-Modus“ unterstrichen, bei dem ununterbrochen zufällig ausgewählte Songs gespielt werden und ihr oder eure Freunde jederzeit aus dem Spielgeschehen aus- und auch wieder einsteigen könnt. Es gibt keine Unterbrechungen durch Punktzahleinblendungen oder Ähnlichem, und so eignet sich DJ Hero 2 auch für den schnellen DJ-Spaß auf Partys.

Das ganze Drumherum
Vom Gameplay jetzt aber mal zu den Songs selber: Alle Songs und Battle-Mixes zusammengenommen, bekommt ihr für euer Geld 83 verschiedene Mashups, zusammengemischt aus fast 100 verschiedenen Songs. Und diese sind durchaus abwechslungsreich gehalten. Aktuelle Popmusik von Rihanna und Konsorten ist ebenso dabei wie Oldies à la Jackson 5. Die Rap-Szene hat mit 50 Cent, Lil Wayne und anderen auch ihre Vertreter ins Rennen geschickt und der Elektro-Dance-Bereich ist mit berühmten DJs wie Tiësto und deadmau5 prominent besetzt worden.



Die Grafik des Hintergrundgeschehens ist schön in Szene gesetzt und hat sich im Vergleich zum ersten Teil nochmal um einen Tacken verbessert: Langweilige zweidimensionale Sprites als Publikum gibt es nicht mehr, alle Clubgäste sind jetzt polygonal modelliert und die Animationen und Kamerafahrten sind auf die Lieder abgestimmt. An manchen Stellen gibt es sogar spezielle Effekte, beispielsweise einen Sepia-Effekt, wenn sich gerade eine Stelle im Mix besonders „alt“ anhören soll.

Noch ein ganz besonderes Lob verdient der Online-Modus: Wurde er im ersten Teil noch stiefmütterlich behandelt, ist er jetzt zum Hauptmotivationsfaktor nach Abschluss der Karriere aufgestiegen. Man sammelt mit jeder Runde Erfahrungspunkte (DJ-Punkte) und steigt schließlich auf der Level-Leiter nach oben. Durch das Erreichen bestimmter Ziele schaltet man Aufkleber und „Tags“ (Wörter) frei, die dann jeder, gegen den man antritt, sehen kann. Beispielsweise steht dann neben dem eigenen Namen das Wort „Glückskeks“ und man platziert als Aufkleber einen Stern oder eine Schallplatte. Wer will, kann sich auch in der Online-Rangliste mit anderen DJs vergleichen und sich nach oben kämpfen. Dabei kann man sowohl die DJ-Punkte als auch die Punkte in den einzelnen Songs vergleichen, entweder generell oder nur im eigenen Schwierigkeitsgrad. Es wird also auch nach dem Erreichen von 100% Spielfortschritt immer noch eine Menge geboten.

Neben den Songs auf der Disc kann man sich auch über die Nintendo WFC neue Lieder hinzukaufen. Doch da bietet DJ Hero 2 dann leider doch noch jede Menge Angriffsfläche für Kritik: Genau wie im Vorgänger lassen sich die heruntergeladenen Mixes wieder nicht auf der SD Card speichern und von dort aus spielen, sie müssen sich immer im knappen Speicher der Wii befinden. Es gibt auch keine Möglichkeit, die Songs einzeln zwischen Wii und SD-Card hin- und herzuschieben. Um auf der Wii Platz zu schaffen, kann man nur entweder alle Songs auf einmal über die Speicherverwaltung der Konsole verschieben, wodurch sie unspielbar werden, oder man löscht einzelne Songs komplett. Um sie dann wieder zu spielen, müssen sie erneut vom Server heruntergeladen werden. Dass diese Lösung heutzutage einfach nicht mehr dem modernen Stand entspricht, versteht sich eigentlich von selbst. Es ist vor allem deshalb schlimm, weil die Guitar Hero-Spiele vom gleichen Hersteller ja eine anständige Unterstützung der SD Card hinbekommen. Warum FreeStyleGames diesen Trend verschlafen hat, wird wohl ein Rätsel bleiben. Hier hat man sich einfach zu wenig um die individuellen Bedürfnisse der Wii-Kunden gekümmert. Zusätzlich ist es auch nicht möglich, seine schon in DJ Hero 1 gekauften Songs in das Sequel zu importieren. Diese Funktion soll bald hinzukommen, allerdings ist es wohl fraglich, ob die Wii-Version diesen „Bonus“ auch bekommt.

Fazit:
DJ Hero 2 macht fast alles richtig, was es nur richtig machen kann. Die Entwickler haben auf die Wünsche der Fans gehört und das Gameplay sinnvoll erweitert. Ein Karriere-Modus und zahlreiche Offline- und Online-Multiplayer-Modi sorgen dafür, dass das Spiel nicht langweilig wird und der Party-Modus sorgt genauso wie die Mikrofon-Unterstützung für richtige Party-Laune. Die Profis kommen auch auf ihre Kosten, denn genauso wie der Einstieg leicht ist, wird das Spiel am Ende bockschwer und grenzt dann beinahe schon an Unmöglichkeit, ohne jedoch unfair zu werden. Einzig die Unfähigkeit der Entwickler, das Einkaufen von neuen Songs so zu gestalten, dass der speicherbewusste Wii-Besitzer kein schlechtes Gewissen bekommt, ist unverständlich und, bringen wir es auf den Punkt, einfach nur dumm. Doch dieser Kritikpunkt hindert wohl niemanden daran, mit DJ Hero 2 ordentlich Spaß zu haben, denn den liefert dieses Spiel auf jeden Fall!

Von Marcel Garling
Wertung für das Spiel DJ Hero 2
Wertungen Beschreibung
8.8Grafik
Schön animierte Clubs, passende Kamerafahrten, coole Effekte. Das sieht gut aus!
9.4Sound
Die Songliste ist ausgeglichen und auch sonst ist die Vertonung super.
9.0Steuerung
Der Controller bleibt unverändert, das Mixen mit dem DJ-Pult funktioniert gut wie eh und je.
9.4Gameplay
Das Spiel macht Spaß, bietet viel Abwechslung und ist garantiert nicht zu einfach.
9.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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