Review von Lars Peterke (mail) | 04.11.2010
Mit Just Dance konnte Ubisoft im vergangenen Jahr einen Überraschungshit landen. Die kleine Wii-Produktion des französischen Entwicklers konnte sich millionenfach verkaufen und Konsumenten offenbar überzeugen. Kritiker hingegen schlachteten den Titel jedoch größtenteils ab. Besonders die mehr schlechte als rechte Bewegungserkennung war ein großes Manko. Dank des kommerziellen Erfolges flattert nun aber Teil zwei in unser Redaktionshaus. Wir haben Just Dance 2 einem Partytest unterzogen und verraten euch, ob Ubisoft dem Spiel die nötigen Verbesserungen spendiert hat.
Nur Tanzen
Auch wenn der Spieltitel übersetzt wohl den Ausruf „Einfach tanzen!“ ausdrücken will, könnte man auch eine andere Implikation hineininterpretieren: „Nur tanzen. Mehr nicht.“. Dies wäre nämlich eine weitaus treffendere Beschreibung für den Titel. Die Vielfältigkeit von Just Dance 2 ist arg gering und dieses Review wohl dementsprechend kurz. „Just Dance!“ ist der einzige Menüpunkt im Hauptmenü, der Spielinhalte verspricht. Der Rest wird mit solchen Dingen wie „Optionen“, „Aufwärmen“ oder „Mitwirkende“ gefüllt.

Das Spiel selbst bietet drei Modi: Zunächst den Hauptmodus „Just Dance“, das sich als typisches Freeplay beschreiben lässt, sowie „Dance Battle“, bei dem jeder gegen jeden spielt oder Teamduelle mit bis zu acht Spielern (die Teams wechseln sich hier ab) möglich sind. Anschließend wählt ihr zwischen fünf Spielvarianten, die sich auch mischen lassen: klassisches Tanzen, Duett-Tänze, „Simon sagt“, Medleys und Punkterennen, bei denen der gewinnt, der zuerst die vorgegebene Punkteanzahl erreicht. Der letzte Spielmodus heißt „Just Sweat“. Hier wird beim Tanzen euer theoretischer Kalorienverbrauch gezählt und ihr könnt in einer Statistik nachverfolgen, wie oft und wie intensiv ihr in den letzten Tagen trainiert und im Idealfall viele Pfunde verloren habt. Natürlich muss nicht gesagt werden, dass dieser Modus auch nur eine minimale Abwandlung der grundsätzlichen Spielmechanik ist.
Bessere Mechanik, besseres Spiel
Habt ihr euch für einen Modus entschieden, landet ihr Im Songmenü. Satte 45 Tracks sind auf der Disc enthalten, der größte Teil davon als Originalversionen. Bei elf Songs wurde auf Coverversionen zurückgegriffen, die aber qualitativ in Ordnung gehen. Ihr könnt einen Song in voller Länge oder in einer Kurzfassung spielen. Je nach Song-Setting tanzt jeder Spieler dabei dieselbe Choreographie oder jeweils zwei Spieler tanzen zusammen im Duett. Je nachdem, welche Wii-Fernbedienungen man anmeldet, können beim Spielen jederzeit Spieler ein- oder aussteigen und man muss nicht erst nervig in den Menüs herumklicken.
Das Tanzen selbst ist schnell erklärt: auf dem Bildschirm seht ihr einen Tänzer oder eine Tänzerin, die eine Choreographie zum Song tanzt. Unten am Bildschirm werden dann Symbole angezeigt, die den Ablauf der aktuell geforderten Bewegung verdeutlichen und sich dann zu besagter Choreographie zusammenfügen. Dabei haltet ihr die Wii-Fernbedienung immer in der rechten Hand. Auf dem Bildschirm ist die äquivalente linke Hand des digitalen Tänzers farblich hervorgehoben, sodass man schnell erkennt, wie die aktuelle Bewegung abläuft. Dies ist nützlich, wenn man mal nicht auf das Symbol achtet, zumal diese auch nicht immer komplett eindeutig sind und man erst am Charakter auf dem Bildschirm wirklich sieht, wie die Bewegungen auszuführen sind.

Je nach Genauigkeit eurer Bewegungen könnt ihr Patzen oder ein „Ok“, „Good“, oder „Perfect“ erhalten. Dafür gibt es dann entsprechend Punkte. Schafft ihr es, mehrere „Good“ und „Perfect“ in Reihe zu tanzen, seid ihr „On Fire“ und ein Punktemultiplikator schaltet sich ein. Zusätzlich könnt ihr Extrapunkte für das korrekte Ausführen besonderer Bewegungen erhalten, die sich „Gold Moves“ nennen.
Es ist sehr erfreulich, das Ubisoft diesen Spielkern besonders intensiv verbessert hat. Ein Großteil der Choreographien ist sehr originell und passend gestaltet, beispielsweise die russischen Volkstanz-Anleihen in Boney M’s „Rasputin“ oder die flotten Bewegungen in Ke$ha’s „TiK ToK“. Nachteilig an den tollen Choreographien ist deren Komplexität in den Bewegungen. Um in einem Song wirklich gut abzusahnen, muss man die Choreographie kennen und den Song öfter spielen. Da dies bei anspruchsvollen Songs in einem Singstar oder einem schwierigen Song in Guitar Hero nicht anders aussieht, ist dies keinesfalls als Kritik am Spiel zu sehen. Lediglich die Bewegungserkennung könnte trotz der großen Verbesserungen nochmals etwas Feinschliff vertragen. Des Öfteren ist nicht ganz ersichtlich, wieso man für eine Bewegung nur ein „Ok“ bekommt, während der Spieler links neben einem ein „Perfect“ erhält, auch wenn er ungleich weniger unbeholfen rumhampelt als man selbst.
Auch in Sachen Optik und Präsentation hat Ubisoft nachgelegt. Die Menüs sind aufgeräumt und benutzerfreundlich gestaltet. Selbst wenn man auf einer Party mit lauter angetrunkenen Leuten dieses Spiel kommentarlos anschaltet, finden sich die Leute binnen kürzester Zeit zurecht. Besonderes Lob verdient die Präsentation im Spiel selber. Die Tänzer sind hervorragend animiert, kreativ gestaltet und die Hintergrundanimationen variieren je nach Song und nehmen mitunter direkten Bezug auf die Thematik. So werden bei „That’s Not my Name“ von den Ting Tings die ausdrucksstarken Lines aus dem Refrain im Hintergrund gezeigt und beim Download-Track „Firework“ von Katy Perry erstrahlt ein eben solches Feuerwerk auf dem Bildschirm.

Um die Partystimmung zusätzlich zu fördern, wird unten links der Songtext eingeblendet. Wer also nicht mittanzt, kann immer noch Mitgröhlen. In Anbetracht der wirklich erstklassigen Songliste durchaus vorstellbar, schließlich finden sich hier neben aktuelleren Songs auch Evergreens wie „Call Me“ von Blondie, „Viva Las Vegas“ von Elvis Prestley oder „I Want You Back“ von den Jackson 5. Ein letztes Wort sei noch über den Online-Shop verloren. Diesen erreicht ihr bequem über das Hauptmenü oder auch aus der Songauswahl heraus mit einem Klick auf das Icon mit dem Einkaufswagen. Ein Song lässt sich dort für 300 Wii-Points erstehen. Der Download geht dabei sehr flott vonstatten und man kann direkt loslegen. Zwar sind die Inhalte des Shops aktuell noch recht dünn, doch dürfte Ubisoft hier in den kommenden Wochen einiges an Content nachlegen.
Fazit: Viel gibt es über Just Dance 2 nicht zu schreiben. Der Titel ist in seiner Fülle nicht tiefgründiger als ein Singstar-Spiel und das größte Manko ist der Mangel an Spielvarianten. Für die Zukunft würde man sich hier durchaus einen kleinen Karrieremodus, Online-Highscorelisten oder Herausforderungen wünschen. Die Hauptsache ist aber, das Ubisoft die Spielmechanik verbessert hat. Für Just Dance 2 lässt sich deshalb eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Das Spiel hat ähnliche Party-Qualitäten wie Singstar und sollte demnach in keinem Wii-Regal fehlen, das seinen Fokus auf partytaugliche Multiplayer-Titel legt. Wir jedenfalls sind jetzt gespannt auf die Folgetitel der Franchise.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Just Dance 2 | |
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| 8.1 | Grafik Bunt, peppig und zweckmäßig präsentiert sich das Spiel. Die Tänzer sind klasse animiert und jeder findet sich sofort in dem Spiel zurecht. | |
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| 9.3 | Sound Just Dance 2 profitiert von einer hervorragenden Songliste, auch wenn sich hier ein paar (wenn auch qualitativ gute) Coverversionen eingeschlichen haben. | |
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| 7.5 | Steuerung Die Steuerung und besonders die Erkennung der Bewegungen wurde gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert. Zwar hat das Spiel immer noch Momente, in denen man fragend auf den Bildschirm guckt, doch bis auf ein wenig Feintuning stimmt hier fast alles. | |
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| 7.7 | Gameplay Ein durch und durch spaßiges Tanzspiel, das von toller Präsentation und kreativen Choreographien profitiert. Einzig der Mangel an variationsreichen Spielmodi schmälert den Spaß. | |
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| 7.9 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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