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Sengoku Basara - Samurai Heroes
Review von Andreas Held (mail) | 01.11.2010

Kriege im antiken China und im feudalen Japan sind seit vielen Jahren ein gefundenes Fressen für den japanischen Entwickler Omega Force. Die Musou-Reihe, die sich mit beiden Epochen beschäftigt und dabei sogar Crossover-Spiele hervorgebracht hat, ist bei Fans beliebt und bei der Fachpresse verrufen für sein Spielprinzip, das relativ selten abgekupfert wird. Versuche in Form von Drakengard oder Ninety-Nine Nights sind eher gescheitert. Für etwas mehr Aufruhr sorgte der Capcom-Titel Sengoku Basara, der sich sehr offensichtlich vom KOEI-Titel inspirieren ließ, gleichzeitig aber zu ähnlich viel Erfolg kommen konnte. Der mittlerweile dritte Teil der Serie sorgt nun für das Debut der Franchise in westlichen Gefilden, sodass hierzulande die Zahl drei aus dem Titel gestrichen und durch den Untertitel "Samurai Heroes" ersetzt wurde.

Gut geklaut ist halb gewonnen
Dass sich Sengoku Basara von Sengoku Musou (der japanische Titel von Samurai Warriors) inspirieren ließ, drückt es noch vorsichtig aus. Das grundlegende Spielprinzip ist in beiden Titeln genau gleich: Der Spieler kämpft sich als übermächtiger Krieger, der einem realen Charakter der japanischen Geschichte nachempfunden ist, durch fast wehrlose Gegnerhorden. In jeder Mission ist das oberste Ziel der feindliche General, während auf dem Weg Basen eingenommen und Offiziere besiegt werden. Auch die Steuerung ist fast gleich: Leichte Angriffe können zu Combos verbunden, Combos wiederum mit einem harten Angriff abgeschlossen werden. Durch Kämpfen lädt sich die Basara-Leiste auf, mit der Spezialattacken ausgeführt werden können. Das Gameplay ist dem Vorbild so ähnlich, dass der Capcom-Titel schon fast eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Im Detail finden sich aber auch einige Unterschiede.

Der offensichtlichste Unterschied ist die Aufmachung und die Präsentation des Capcom-Titels. Während sich Samurai Warriors noch halbwegs an das Vorbild hält und sich zwar Freiheiten lässt, insgesamt aber auf eine ernsthaftere Aufmachung setzt, erinnert Sengoku Basara an moderne Animes, gemischt mit dem Kitsch-Faktor asiatischer Action-Filme aus den Siebzigern. Es ist schon gewöhnungsbedürftig, wenn Ieyasu Tokugawa, im Original ein mächtiger und stämmiger Kriegsherr, hier plötzlich als athletischer Mittzwanziger auftaucht - ärmelloses Top und Stachelfrisur inklusive. Das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges. Während der Schlachten beschießen euch drei Meter große Samurai mit Gatling Guns, Figuren der japanischen Geschichte werden eher parodiert statt neutral dargestellt und der Krieger Tadakatsu Honda, ein spielbarer Charakter, ist in diesem Spiel ein fliegender Kampfroboter mit Raketenantrieb.

Schwächeres Gameplay, bessere Technik
Grundlegend macht Samurai Heroes vieles richtig. Der Story-Modus gibt euch keine vorgegebene Reihenfolge an Schlachten, sondern platziert euren Charakter auf einer Karte Japans, auf der ihr euer nächstes Angriffsziel auswählen könnt. Die anderen Armeen bekämpfen sich auch untereinander, und obwohl das alles streng gescriptet ist, entsteht der Eindruck eines dynamischen Spielverlaufs, der zudem auch den Wiederspielwert ordentlich erhöht. Auch für euren Charakter könnt ihr einiges tun: Neben gewöhnlichen Erfahrungspunkten gibt es für jeden Charakter über zehn verschiedene Waffen, die verschiedene Zusatzeffekte haben, und freischaltbare Spezialattacken. Außerdem haben es über einhundert Ausrüstungsgegenstände ins Spiel geschafft, deren Effekte von lächerlich bis nützlich reichen, sowie dutzende Materialien, aus denen ihr diese Ausrüstungsgegenstände fertigen könnt. In Sachen Sammelwut kann Sengoku Basara schon fast mit einem MMORPG mithalten. Auch, was den Umfang angeht, muss sich Capcom nicht verstecken: Es gibt nur etwa halb so viele spielbare Charaktere, deren Story-Modi dafür deutlich umfangreicher sind. Als kleine Randnotiz sollte man allerdings festhalten, dass sich zu den 16 spielbaren Helden noch 18 weitere Charaktere gesellen, die zwar voll ausmodelliert sind, im Spiel aber nur von der KI gesteuert werden können. Wer Capcom kennt, riecht hier vielleicht schon ein "Super Sengoku Basara 3", das die 18 verbliebenen Charaktere nachreicht - in dieser Richtung ist allerdings noch nichts angekündigt.

Erst auf den Schlachtfeldern selbst zeigen sich leichte Schwächen. In Sengoku Basara seid ihr nämlich nicht mit einer Armee unterwegs, sondern alleine mit ein paar Begleitern, die auf den Schlachtverlauf selten mehr Einfluss haben als ein zur Szenerie gehörender Baum. Der dritte Teil wirbt zwar damit, durch die einnehmbaren Basen eine strategische Komponente einzubringen, tatsächlich war aber schon das zehn Jahre alte Dynasty Warriors 2 deutlich stärker von Taktik geprägt. Wichtige Verbündete, auf die ihr ein Auge haben müsst, gibt es genauso wenig wie Wendepunkte im Schlachtverlauf. Stattdessen metzelt ihr euch fast immer zielstrebig von einer Basis zur nächsten, bis ihr euch zum feindlichen Anführer durchgeschlagen habt. Da hilft es auch nicht, dass Sengoku Basara weitestgehend lächerlich einfach ist. Spielerisch interessant sind nur die Duelle gegen gegnerische Offiziere und den Anführer, die dafür aber auch Frustpotential bergen - im Falle einer Niederlage gibt es keine Checkpoints, keine Funktion zum Zwischenspeichern und ihr dürft auch bis dahin gesammelte Items und Erfahrungspunkte nicht behalten. Zum Glück sind die Duelle gegen die Kommandanten mit etwas Übung recht leicht zu gewinnen, sodass Frust nur selten aufkommt.

Technisch ist Sengoku Basara dem Vorbild dafür weit überlegen. Die Schlachtfelder selbst sehen gut aus und überzeugen durch viele verschiedene Settings. Auch die Charaktere sind deutlich detaillierter und besser animiert, als es bei der Konkurrenz der Fall ist. Der größte Pluspunkt ist jedoch, dass Samurai Heroes flüssig läuft und mit einer sehr hohen Spielgeschwindigkeit überzeugen kann. Damit beweist Capcom, dass die Wii durchaus dazu in der Lage ist, Schlachten mit dutzenden sichtbaren Charakteren flüssig und optisch ansprechend darzustellen und dass bei der Entwicklung von Samurai Warriors 3 demzufolge ordentlich geschlampt wurde. Soundtechnisch ist der Titel solide und bietet nette Musik mit Ohrwurmcharakter, die in keinster Weise herausragend ist. Die Sprachausgabe ist inkonsistent: Einige Charaktere sind sehr gut vertont, andere dafür sehr schlecht.

Fazit:
Sengoku Basara: Samurai Heroes ist ein Spiel, für das man keine allumfassende Wertung finden kann. Für das Spielprinzip gilt die gleiche Faustregel, die schon bei Samurai Warriors angewendet werden konnte: Die einen lieben es, die anderen können absolut nichts damit anfangen. Angesichts der Tatsache, dass Samurai Warriors 3 technisch eine Katastrophe und spielerisch ein Rückschritt war, hat Sengoku Basara auf Wii die Nase vorn, allerdings kann auch der Capcom-Titel nicht an Samurai Warriors 2 oder Dynasty Warriors 5 heranreichen. Der Vergleich zu Beginn dieses Reviews trifft es daher eigentlich ganz gut: Wie ein Action-Film aus den 70ern ist Sengoku Basara objektiv betrachtet Murks, kann aber sehr unterhaltsam sein. Für Fans des Spielprinzips gibt es jedenfalls reichlich Langzeitmotivation, doch wer bisher nichts damit anfangen konnte, der wird seine Meinung auch nach diesem Titel nicht ändern.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Sengoku Basara - Samurai Heroes
Wertungen Beschreibung
8.5Grafik
Der Titel sieht gut aus, ist technisch sauber umgesetzt und läuft flüssig. Capcom zeigt der Konkurrenz, wie man es richtig macht.
7.5Sound
Netter Soundtrack, der zum Spiel passt. Die Sprachausgabe ist zum Teil gut, zum Teil weniger gut.
8.2Steuerung
Sengoku Basara nutzt den Classic Controller und somit keine Bewegungsfeatures. Das funktioniert super.
7.0Gameplay
Fröhliches Gegnerhacken, das Fans als spaßig und unterhaltsam empfinden, während es alle anderen für monoton und stupide halten. Gigantischer Umfang, wenn man sich darauf einlässt.
7.8Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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