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Review von Andreas Held (mail) | 18.10.2010
Selbst in der heutigen Zeit von HD-Grafiken, technischen Fortschritten und Budgets in zweistelliger Millionenhöhe gibt es immer noch überraschend viele Entwickler, die mit einem Nischendasein völlig zufrieden sind und sich eher darauf besinnen, mit geringen Mitteln, aber viel Talent ihre Visionen umzusetzen. Ein selbst für diese Sparte eher unbekannter Entwickler ist Vanillaware - in der kurzen Firmengeschichte kamen aus diesem Studio insbesondere zweidimensionale Action-RPGs, die spielerisch etwas an klassische, seitlich scrollende Beat'em Ups erinnerten. Nach Princess Crown auf dem Sega Saturn und Odin Sphere auf der Playstation 2 folgte dann Muramasa: The Demon Blade für Wii, welches vor einiger Zeit offiziell auf einen Neupreis von freundlichen zwanzig Euro herabgesetzt wurde. Darüber hinaus gilt Muramasa unter Fans schon seit seinem Release als Geheimtipp und die Nachfrage ist überraschend groß - vielerorts war der Titel oft ausverkauft. Grund genug also, sich das Spiel einmal näher anzusehen.
Wunderschöne, handgezeichnete 2D-Grafiken
Normalerweise ist die Optik eines Spiels eine Nebensache, die oft mit zwei bis drei Sätzen am Ende des Reviews abgehandelt werden kann - im Fall von Muramasa lohnt es sich jedoch, einen ausführlicheren Blick auf die Optik zu werfen. Wer sich beim Ansehen der Screenshots denkt: "Bäh, das ist ja in 2D, warum ist das kein Download-Titel für 500 Wii Points?" hat sich entweder noch nicht richtig informiert oder ist der Meinung, dass die Grafikqualität eines Titels proportional ist zur Leistungsfähigkeit der Hardware, die man braucht, um ihn abzuspielen.

Betrachtet man ausschließlich die Faktoren, wie gut das Spiel für das menschliche Auge aussieht und wie viel Liebe zum Detail in der Spielwelt steckt, ist Muramasa gerade aufgrund seiner 2D-Grafik eines der schönsten Spiele überhaupt - nicht nur auf Wii, sondern konsolenübergreifend. Die Engine stellt keine Ansprüche an die Hardware und leidet somit nicht unter den eingeschränkten Möglichkeiten der Wii, und dank der Arbeit, die die Entwickler in den Titel gesteckt haben, muss man auch auf im Wind wehende Pflanzen oder beeindruckende Weitsicht nicht verzichten - alles in 2D gezeichnet, versteht sich. Technisch ist der Titel ebenfalls blitzsauber umgesetzt - Grafikfehler, selbst kleinste Ruckler, sucht man komplett vergebens. Sogar auf riesigen LCD-Fernsehern mit gefühlten zwei Metern Bildschirmdiagonale sieht der Titel gestochen scharf aus und man kann aufgrund der Fülle an Details kaum glauben, dass das Spiel lediglich in 480p läuft. Eines muss aber darüber hinaus klar sein: Künstlerisch ist der Titel ein optisches Meisterwerk. Selbst jemand, der mit dem eigentlichen Gameplay nicht so viel anfangen kann, könnte durchaus motiviert sein, zumindest einen der beiden Storyäste durchzuspielen, um ein mal die komplette Spielwelt zu sehen.
Zusammen mit der Optik erzeugt Muramasa eine sehr schöne Atmosphäre. Die Story ist bewusst abstrakt gehalten, die japanische Sprachausgabe wurde nicht ausgetauscht und die Musik orintiert sich an traditioneller japanischer Musikkultur, was sehr gut zum Setting passt. Muramasa spielt im feudalen Japan und ist vollgestopft mit aus dieser Epoche stammenden Mythen, die im Spiel lebendig werden. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Musik zwar stimmungsvoll ist, aber meist über keinerlei Ohrwurmcharakter verfügt.

Gutes, aber ungeschliffenes Gameplay
Muramasa ist ein Action-Titel, in dem ihr euren Gegnern in Echtzeit zu Leibe rückt. Beim Durchstreifen der Spielwelt kommt es regelmäßig zu Zufallskämpfen, die gewonnen werden müssen, bevor es weiter gehen darf. Ihr müsst aber keine Kombos und Tastenkombinationen auswendig lernen, sondern bekommt ein kleines Repertoire an offensiven und defensiven Manövern, die sich - wenn man es richtig macht - flüssig verbinden lassen. Einen Gegner umzuwerfen, mit einem Aufwärtshieb in die Luft zu befördern, ihn dort weiter anzugreifen und zu Boden zu schleudern, um schließlich mit einer Stampfattacke hinterherzuspringen, ist nicht nur von Beginn an problemlos möglich, sondern dauert aufgrund der sehr hohen Spielgeschwindigkeit nur ein paar Sekunden. Auch für die wichtigsten RPG-Elemente ist gesorgt: Durch Erfahrungspunkte bekommt ihr Level-Ups und somit mehr HP, Angriffs- und Verteidigungskraft; der titelgebende Schmied versorgt euch im Tausch gegen Seelen und spirutelle Energie mit zahlreichen Schwertern, die immer stärker werden, und in Läden sowie in der Spielwelt versteckt gibt es einige Heilungsitems und Ausrüstungsgegenstände, die euch leichte Boni verschaffen.
Was auf dem Papier sehr ausgereift klingt, leidet im Detail an ein paar kleinen Balancing-Fehlern. Hauptkritikpunkt ist wohl der Schwierigkeitsgrad. Muramasa stellt euch zwei Spielstufen zur Verfügung, von denen eine an unerfahrene Spieler gerichtet ist und kaum eine Herausforderung darstellt. Auf der schwierigen Stufe sind die Gegner dafür knallhart und können die Spielfigur nach wenigen Fehlern ausschalten. Das an sich wird nie zum Frustfaktor, denn das Spiel ist in unzählige kurze Abschnitte eingeteilt, und nach einer Niederlage wird der Spieler mit vollen HP am Beginn des jeweiligen Abschnitts wiederbelebt. Nach einiger Zeit muss man sich jedoch fragen, warum man dann nicht direkt nach jedem Kampf geheilt wird - grundsätzlich sind die meisten Kämpfe nämlich auch mit vollen HP nicht leicht zu gewinnen, sodass diese Spielmechanik durchaus Sinn machen würde. Natürlich könnte man sich auch selbst heilen, doch die dazu nötigen Items sind viel zu teuer und bei Boss-Kämpfen fast immer Mangelware, sodass man sie besser aufheben sollte. Am Effizientesten ist es also, nach einem harten Kampf stark verwundet in den nächsten Abschnitt zu gehen und dort eine Niederlage in Kauf zu nehmen, um sich vom Spiel kostenlos heilen zu lassen, was für einen leicht faden Beigeschmack sorgen kann.

Ansonsten liegen die Fehler nur im Detail: Schwerter sind in normale und Langschwerter eingeteilt, wobei Langschwerter deutlich langsamer, aber nicht stärker und somit praktisch nutzlos sind. Die zum Schmieden der Waffen nötige spirituelle Energie ist im Überfluss vorhanden, während Seelen oft Mangelware sind. Solche Kleinigkeiten wirken sich natürlich kaum auf den Spielspaß aus, sind aber weitere Beispiele dafür, dass bei der Spielbalance noch das letzte Feintuning fehlt. Einige Spieler würden sich außerdem vielleicht einen etwas weniger linearen Spielablauf wünschen - obwohl Muramasa eigentlich über eine große, zusammenhängende Spielwelt verfügt, jagt es seine Spieler auf geraden Strecken durch die Handlung. Das mag für einen Action-Titel okay sein, aber wer sich darauf freut, in Metroid-Manier die Spielwelt zu erforschen, könnte enttäuscht werden.
Ein negativer Eindruck soll aber natürlich trotzdem nicht entstehen. Muramasa macht aufgrund der hohen Spielgeschwindigkeit und der simplen, aber effektiven Steuerung definitiv sehr viel Spaß. Spielerisches Highlight sind die Bosse, die zumindest auf dem höheren Schwierigkeitsgrad prall gefüllte Lebensbalken haben und durch wildes Draufhauen kaum besiegt werden können. Auch der Umfang geht in Ordnung: Muramasa stellt euch zwei Charaktere zur Verügung, die zwar in der selben Spielwelt unterwegs sind, aber unterschiedlichen Handlungen folgen. Wer beide Figuren zum Spielende führen will, wird damit je nach Spielstil und dem gewählten Schwierigkeitsgrad 15 bis 20 Stunden lang beschäftigt sein.

 Fazit: Im Gesamten betrachtet ist Muramasa ein künstlerisches Meisterwerk, das insbesondere von seiner malerischen, wunderschönen 2D-Grafik und dadurch auch von einer dichten Atmosphäre profitiert, welche von einer geheimnisvollen Story, einem stimmigen Soundtrack und ausschließlich japanischer Sprachausgabe weiter unterstrichen wird. Spielerisch ist der Titel ebenfalls gut, weist aber noch ein paar Ecken und Kanten auf. Trotzdem wollen wir allen, die nicht komplette Kunstbanausen sind, den Titel herzlich empfehlen - denn noch ist er in manchen Läden und Onlineshops für wenig Geld zu haben, was vielleicht nicht für immer so bleiben wird. Wer sich Muramasa entgehen lässt, verzichtet auf ein Videospielerlebnis, das in dieser Form relativ einzigartig ist.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Muramasa: The Demon Blade | |
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| 10.0 | Grafik Malerische 2D-Grafiken, die phantastisch aussehen und wunderschön anzusehen sind. Auch auf technischer Seite gibt es nichts zu beanstanden. Selbst auf HD-Konsolen gibt es kaum Spiele, die hier mithalten können. | |
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| 8.0 | Sound Stimmige Musik und japanische Sprachausgabe, die die Atmosphäre des Spiels sehr schön unterstreichen, für sich genommen aber nicht glänzen. | |
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| 8.6 | Steuerung Schnelle Spielgeschwindigkeit und eine überschaubare, aber effiziente Tastenbelegung sorgen für Spielspaß. | |
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| 7.9 | Gameplay Muramasa macht prinzipiell alles richtig, lässt jedoch das letzte Feintuning vermissen, sodass der spielerische Teil nicht ganz mit der Optik mithalten kann. | |
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| 8.6 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Muramasa: The Demon Blade
HerstellerVanillaware
GenreAction
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote + Nunchuk, Classic Controller oder Gamecube-Controller
Spieler1
SchwierigkeitsgradSchwer
Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)19,99
Innovationsfaktor
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