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Popstars
Review von Lars Peterke (mail) | 12.10.2010
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Geht aber auch umgekehrt: Popstars. Na, hat jetzt jeder eine inkompetente Jury, viele heulende Mädchen, peinliche Textaussetzer, Mobbing und den schwulsten Tanzlehrer der deutschen Musiklandschaft vor Augen? Ihr seht, es funktioniert! Nachdem auch das neue Format „X-Faktor“ schon sein eigenes Spiel bekommen hat, zieht man mit dem offiziellen Videospiel zur Castingshow „Popstars“ jetzt nach. Natürlich gehen wir ganz neutral an den folgenden Spieletest heran. Doch soviel sei vorab verraten: das Spiel stammt von den Entwicklern, die schon das Wii-Spiel zu „Germany’s Next Top Model“ fabriziert haben.

In aller Kürze
Den Spielgehalt von Popstars zu beschreiben ist nicht schwer. Zu Beginn wählt ihr, ob ihr mit Wii-Fernbedienung oder Mikrofon singen wollt. Anschließend könnt ihr euer eigenes Mädel erstellen. Ja, der Titel richtet sich schließlich an eine eindeutige Zielgruppe, deshalb haben Männer hier nichts verloren. Eure Figur könnt ihr dann mit einigen Sachen ausstatten. Das bedeutet, dass ihr hier und da etwas verändern dürft, alles ungefähr so funktioniert wie bei Sims, es nur eben wesentlich rudimentärer abläuft. Ist eure Figur fertig, geht es auch direkt zum Popstars-Casting, wo ihr beginnt um euren großen Traum zu kämpfen und später Recall, Workshop und Co. absolviert.

Steht es euch nicht nach einer Solo-Karriere könnt ihr unter der Option „Performance“ direkt Singen oder Tanzen. Das ist auch schon alles was ihr in diesem Spiel tun könnt: Singen und Tanzen. Wir stürzen uns also direkt ins Casting und lernen Nele kennen. Nele möchte auch ein Popstar werden und verwickelt uns in einen schlecht synchronisierten Dialog. Es gibt auch andere Charaktere, diese sind aber meist sehr unwichtig. Das erkennt man ganz leicht daran, dass diese dann nicht synchronisiert sind und die Kinnlade ziemlich uninspiriert auf und zu geht.



Auch im Karriere-Modus könnt ihr eigentlich nur Singen und Tanzen. Der dritte Spielaspekt ist die Entwicklung eurer Sozialkompetenz. Im Spiel ist das ganz banal umgesetzt: ihr bewegt euren Charakter mit dem Control-Stick in der Umgebung, sprecht mit euren Konkurrentinnen und könnt im Dialog entweder auf guten Kumpel machen oder gnadenlos losmobben. Wie in einer Castinshow eben. Auf eurem Handy könnt ihr dann Star-Status und Cliquen-Respekt einsehen, die aber natürlich keinerlei Auswirkung auf das Spiel haben. Insgesamt gibt es im Spiel vier Aufgabentypen: Dialog, Singtraining, Tanztraining oder Tanzduelle. Also eigentlich auch nur Singen und Tanzen.

Sind alle „Aufgaben“ erledigt, könnt ihr „den Tag beenden“. Am nächsten Tag geht dann alles wieder von vorne los. Wie bei Harvest Moon quasi, nur viel dümmer. Seit ihr dann irgendwann am Tag der Entscheidungsshow angekommen, geht es um die Popstar-Wurst und wieder einmal müsst ihr Singen und Tanzen. Hier könnt ihr dann auch mal richtig verlieren oder es gegebenenfalls als Wackelkandidatin erneut probieren.

Singen und Tanzen
Nun kann man sich folgendes denken: funktioniert das Singen und Tanzen nicht, ist das Spiel für die Tonne. Die positive Nachricht ist schon einmal, dass die Steuerung nach einiger Eingewöhnung funktioniert. Wer sich damit abfindet, verkrüppelte Bewegungen mit der Wii-Fernbedienung auszuführen, wird dann mit dem Treffen der Noten belohnt. Beim Tanzen etwa müsst ihr die Wii-Fernbedienung je nach angezeigtem Symbol hoch, runter, nach links oder nach rechts bewegen. Das ist für die Entwickler dann „tanzen“. Wahnsinn, oder? Das die auszuführenden Bewegungsfolgen dabei nicht sonderlich komplex sind, dürfte jedem klar sein. Das Schlimme daran: es ist auch besser so, denn bei schwierigeren Bewegungsablaufen würde man mit dem miesen Timing und der minderwertigen Umsetzung der Bewegungsmuster in Relation zum Song gar keine Chance haben.



Das Singen ist dann nochmal eine Spur obskurer. Ihr könnt mit einem USB-Mikrofon oder der Wii-Fernbedienung singen. Das Singen via Mikrofon funktioniert genau so wie es ein Singstar-Kenner erwartet, nur das die Spieloberfläche pottenhässlich ist und es außer besonderen Star-Noten, die mehr Punkte bringen, nichts Nennenswertes zu sehen gibt. Völlig abstrus ist aber das Spielen mit der Wii-Fernbedienung. Hier müsst ihr die Wii-Fernbedienung auf den Bildschirm richten und mit eurem Handgelenk die Fernbedienung nach links oder rechts drehen, um somit den laufenden Cursor der aktuellen Tonhöhe des Songs anzupassen. Das funktioniert fast gar nicht. Soll heißen: wenn man erstmal raus hat, wie die Steuerung läuft, bleibt immer noch die generelle Schwierigkeit. So ist es bei großen Sprüngen zwischen den Tonhöhen bei manchen Songs unmöglich akkurat zu treffen. Wer mit dieser Steuerungsmethode also irgendwie ausreichend Punkte sammeln kann, schicke bitte einen Beweis-Screenshot an die Redaktion.

In Sachen Optik ist „Popstars“ ungefähr auf Dreamcast-Niveau. Die Umgebungsgrafik steckt voller hässlicher Texturen, die Charaktermodelle könnte man sich so vielleicht höchstens auf einem schlechten PSP-Spiel vorstellen. Auch die Vertonung ist nicht sonderlich gelungen: die Synchronisation ist – sofern überhaupt vorhanden - total aufgesetzt und die Hintergrundmusik ist so hip, dass sie binnen kürzester Zeit nervt. Ungefähr also alles so anspruchsvoll wie das Singen und Tanzen in diesem Spiel. Ebenfalls erschreckend sind die Soundeffekte der Charaktere. Wenn ein Charakter nicht synchronisiert ist, macht er bei jedem Dialog einen komischen Laut wie „Uiiii“, „Ooooh“ oder „Aaaaah“.

Zu guter Letzt wäre dann noch ein Wort über die Songs des Spiels zu verlieren. 32 gibt es an der Zahl, die vorrangig aus den Bereichen Charts und Pop kommen. Etwa ein Song von Pixie Lott oder The Corrs findet sich da in der Songauswahl, zusammen mit einem großen Berg an Songs von Popstars-Bands wie Overground, No Angels oder Monrose wird hier ein völlig belangloser Mix kreiert. Das besonders Peinliche dabei ist die Tatsache, dass alle Songs wohl aus Kostengründen nicht vom Originalkünstler lizensiert wurden, sondern nur als qualitativ schlechte Coverversionen auftauchen, die dann mit dem Präfix „Bekannt durch…“ gekennzeichnet sind. Lediglich die Songs der Popstars-Bands sind Originalsongs. Logisch, wer würde die auch covern wollen?

Fazit:
Es ist alles gesagt. Das Videospiel zur Castingshow Popstars ist so spannend wie Ponyreiten auf dem Ferienbauernhof. Die „Tanzeinlagen“ sind unter Beachtung von Titeln wie Just Dance von Ubisoft eine Frechheit am Kunden und das Singen ist nun einmal nur mit einem Mikrofon sinnvoll, weshalb es ein Rätsel ist, wieso dafür die alternative Knopfsteuerung überhaupt angeboten wird. Die Songliste des Spiels ist nicht nur subjektiv großer Mist, sondern auch noch objektiv unterste Qualität, da fast alle Songs schlechte Coverversionen der Originale sind. Hier haben die anderen Karaoke-Spiele für die Wii bedeutend bessere Leistungen gezeigt. Und der Hammer kommt jetzt: das alles zum Vollpreis. Nachdem wir auch schon unheimlich viel „Spaß“ mit „Germanys Next Topmodel“ und dem mittelprächtigen „Galileo Mystery“ hatten, wünschen wir uns so langsam eine Grundsatzsperre für alle Titel des Entwicklers. Also Freunde, Finger weg von Spielen mit dem Label „Independent Arts Software“. Sie sind ihr Geld nicht wert.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Popstars
Wertungen Beschreibung
3.5Grafik
Minderwertige Optik zwischen Dreamcast und miesem PSP-Titel. Hier klappen sich die Fußnägel hoch.
1.9Sound
Eine subjektiv wie objektivschlechte Auswahl an Songs kollidiert mich noch schlechterer Hintergrundmusik und Synchronisation.
1.5Steuerung
Ein absoluter Klogriff. Nur weil die Steuerung generell funktioniert, heißt es nicht, dass Aspekte wie Idee, Kontext, Funktionalität und Intuitivität nichts zählen würden.
1.8Gameplay
Das Singen und Tanzen wurde auf zwei rudimentäre Minispiele reduziert, die stellenweise nur anspruchsvoll sind, weil das Steuerungskonzept nicht sonderlich intuitiv ist.
2.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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