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Wii Party
Review von Kamil Witecy (mail) | 08.10.2010
Die Wii ist eine Party-Konsole. So zumindest der Volksmund. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass Minispielsammlungen seit jeher das Portfolio von nahezu jedem Wii-Entwickler verzieren. Denn auch wenn sich dieser Trend in der letzten Zeit zumindest ein wenig gelegt zu haben scheint, finden immer wieder neue Vertreter des Genres den Weg in die zumeist prall gefüllten Videospielregale. Diesmal legt sogar Nintendo selbst nach und wirft nach Wii Sports (Resort), Wii Play und Wii Music mit Wii Party einen weiteren Casual-Titel der hauseigenen Spielserie mit dem hilfreichen „Wii“ im Titel für gesellige Spielabende auf den Markt. Eine neue Party ohne Mario – kann das wirklich klappen?

Wii Party = Mario Party mit Miis?
Ob Jung oder Alt, Familien oder Freundeskreise – sie alle können sich laut Nintendos Presseerklärung mit Wii Party an den kommenden Winterabenden in ein ausgelassenes Spielvergnügen stürzen. Und damit möglichst viele den Spaß genießen können, legt Nintendo jedem Exemplar von Wii Party eine zusätzliche, weiße Wii-Fernbedienung bei. Für einen Preis von unter fünfzig Euro ein fairer Deal, auch wenn man es sich mit dieser Strategie ein wenig bei denjenigen Spieler verscherzt, die bereits vier Wii-Fernbedienungen ihr Eigen nennen. Eine Möglichkeit, das Spiel einzeln im Handel zu erwerben und damit einige Euro einzusparen, gibt es bislang nämlich nicht.



Fertig ausgepackt wird schon nach einem ersten flüchtigen Blick auf die weiß-pinke Verpackung, und spätestens nach den ersten Minuten Gameplay, die Frage aufkommen, ob es sich bei Wii Party stringent ausgedrückt um ein neues Mario Party mit der Wii-Casual-Aufmachung handelt. Die Protagonisten in Wii Party sind keine Figuren aus dem Mario-Universum mehr, sondern vom Spieler auf der Wii selbst kreierte Miis. Eben ganz so, wie es auch schon in Wii Sports und Co. funktionierte. Dass dieses Konzept dabei die altbekannte Mario-Party-Reihe zumindest auf der Wii ablösen wird, scheint gar nicht so abwegig. Anscheinend erhofft man sich durch den Mario-Verzicht bei Nintendo, auch andere Zielgruppen erschließen zu können – die Erfolge von Nintendos bisherigen Casual-Titeln sprechen schließlich für sich, auch wenn die Mario-Party-Reihe bisher mit sehr guten Verkaufszahlen auftrumpfen konnte.

Modi-Vielfalt macht das Wohnzimmer zum Party-Erlebnis
Sieht man sich im kompakt gehaltenen Menü von Nintendos Party-Titel um, wird der grundlegende Gedanke hinter Wii Party sehr schnell ersichtlich: Das Spiel versteht sich als eine große Minispielsammlung, bei der die Minispiele mit bis zu vier Spielern gleichzeitig, einzeln, in einer bestimmten Reihenfolge oder in bestimmten Spielvarianten mit speziellen Spielregeln gedaddelt werden können. Und das direkt von Beginn an, ein Freispielen der einzelnen Minispiele ist nicht nötig. Die Brettspielvarianten in Wii Party, die stets den Kern von Mario Party bildeten, sind dabei nur ein möglicher Spielmodus. Unter dem Strich ist Wii Party in drei grundlegende Spielmodi (Zimmerspiele, Gesellschaftsspiele, Teamspiele) und insgesamt 13 verschiedene Spielvarianten eingeteilt.

Im Rahmen der Gesellschaftsspiele, die mit bis zu vier Spielern gleichzeitig gespielt werden können, stellt die so genannte „Insel der Abenteuer“ eine virtuelle Brettspiel-Reise zum Gipfel eines Berges dar. Je nachdem wie das Spiel verläuft, dauert der Spielmodus zwischen 20 bis 45 Minuten und orientiert sich sehr stark an der bereits mehrmals in den Raum geworfen Party mit Mario. So wird Runde für Runde gewürfelt, um die auf dem Spielfeld agierenden Miis voran zu bringen, während ihr in regelmäßigen Abständen Minispiele absolviert. Das Spielbrett ist dabei mit zahlreichen Aktionsfeldern gespickt, die beispielsweise das Würfeln einer bestimmten Augenzahl erfordern, um an Hindernissen vorbeizukommen, euch per Flug-Dino einige Felder nach vorne verhelfen oder per Windsturm nach hinten verschleppen. Anders als in Mario Party gilt es in Wii Party aber lediglich, als Erster ins Ziel zu kommen, und nicht, die meisten Sterne und Münzen zu ergattern. Zudem werden die Minispiele nicht nach jeder auf dem Spielbrett gezogenen Runde gespielt, sondern im Vorfeld des Würfelns ausgetragen. Das heißt ganz konkret, dass der Gewinner des Minispiels mit zwei Würfeln in der nächsten Runde ziehen darf, während die beiden mittig platzierten Spieler zwar auch zweimal würfeln können, der zweite Kubus jedoch auf eine bestimmte Augenhöhe beschränkt ist (z.B. nur Augenzahlen 1 – 3 möglich). Gibt es einen Pasch, das heißt, wird zweimal die gleiche Augenzahl geworfen, gesellt sich sogar ein dritter Würfel hinzu. Der letztplatzierte Spieler darf hingegen nur mit einem Würfel sein Glück versuchen, ehe er sich in der nächsten Minispielrunde eine günstigere Ausgangsposition erkämpfen kann.
Weitere Spielmöglichkeiten bieten sich mit den Modi „Münzrad“, „Bingo“ oder „Weltreise“. In letzterem beispielsweise reisen die Spieler, eingebettet in eine Art Kartenspiel, um die Welt, immer auf der Jagd nach neuen Souvenir-Bildern. Vor jeder Runde können mit Minispielen Münzen verdient werden, die dann gegen Karten und Schnappschüsse eingetauscht werden können.



Bei den Teamspielen steht der Wettbewerb nur an zweiter Stelle. Hier geht es darum, in kooperativen Minispielen möglichst gut abzuschneiden. Je nachdem, wie gut man sich darin schlägt, gemeinsam auf einer Achterbahn fahrend Luftballons abzuschießen oder herunterfallendes Obst aufzusammeln, erhält man am Ende des Minispiels im Idealfall gleich große und gleich schwere Mii-Figuren. Diese gilt es nun, auf den Segelmasten eines Schiffes so zu platzieren, dass es in Balance bleibt und nicht im Bermuda-Dreieck versinkt. Patzt ihr hingegen in einem Minispiel, erhält einer der Spieler beispielsweise eine übergroße oder winzig kleine Figur, was es wesentlich schwieriger macht, das Schiff im Gleichgewicht zu halten. Im Beziehungsspiel „Wellenlänge“ können zwei Spieler herausfinden, wie gut sie miteinander harmonieren, während es in „Farb-Kuppler“ nach dem altbekannten Memory-Prinzip Paare gleicher Mii zu finden gilt.

Darüber hinaus hat Wii Party noch einige kleinere Zimmerspiele zu bieten, die den Ort des Wohnzimmers praktisch zu einer eigenständigen Spielebene werden lassen. Bei der „Wii-FB-Jagd“ versteckt ein Spieler das Eingabegerät im Raum und beobachtet anschließend zumeist hoch amüsiert, wie die anderen sie wiederfinden müssen, bevor die Zeit abläuft. Hinweise geben ihnen dabei nur gelegentliche kurze Geräusche, die die Wii-Fernbedienung von sich gibt. Im Modus „Zeitbombe“ fungiert die Wii-Remote als explosive Bombe, die vorsichtig weitergereicht werden muss, um eine Explosion zu verhindern. Diese Spielmodi bieten eine durchaus gelungene Abwechslung zu den größeren Modi, sind allerdings bei weitem keine Dauerbrenner, die ewig motivieren können. Nichtsdestotrotz kann sich der Rahmen von 13 verschiedenen Spielvarianten durchaus sehen lassen.

Schütteln, fuchteln, schlagen, drücken, stemmen
Die insgesamt über 80 verschiedenen Minispiele, die sich im freien Spiel wie erwähnt auch einzeln anwählen lassen, reichen von einem witzigen Pferderennen, bei dem man den Pferden unter Beachtung der Ausdauer via Wii-Remote einen Klaps zum Schnellerwerden geben kann, über Hüpfeinlagen mit anrollenden Baumstämmen bis hin zu einem kooperativen Weltraum- und Angelausflug. In einem anderen Minispiel gilt es, Töne aus der Wii-Fernbedienung zu identifizieren und mit einem Tier aus dem Spiel zu assoziieren – insbesondere an feucht-fröhlichen Abenden dürfte das mit sinkender Wahrnehmung für einige heitere Momente sorgen. Darüber hinaus müssen in weiteren Minispielen Bäume gefällt, Pizzas ausgeliefert, anfliegende Baumstümpfe zerhackt oder in Zügen anreisende Miis gezählt werden. Für die nötige Abwechslung hat Nintendo also durchaus gesorgt, wenn auch kaum ein Minispiel dabei ist, welches etwas bahnbrechend Neues macht oder wirklich richtig lange vor die Konsole fesseln kann. Dafür sind die meisten Minispiele schon alleine von ihrer Aufmachung her dann doch zu kurz und meist zu simpel gestrickt. Für kurzfristen Spielspaß mit Freunden eignen sie sich jedoch hervorragend. Falls ihr einmal nicht genug Mitspieler gefunden habt, können die fehlenden Plätze wahlweise vom Computer eingenommen werden. Dessen Schwierigkeit kann zwar eingestellt werden (leicht, mittel, schwer), richtige Mitspieler kann er aber verständlicherweise nur teilweise ersetzen.



So witzig die Spielbeschreibungen der verschiedenen Minispiele bisher auch klingen mögen, der Spielspaß steht und fällt mit der Steuerung. Die Umsetzung der Bewegungssteuerung ist ein Problem, welches schon vielen Minispielsammlungen auf der Wii letztlich zum Verhängnis wurde. Doch auch hier kann beruhigt werden, Nintendo hat seine Konsole bestens im Griff. Egal ob es darum geht, die Wii-Remote im Takt zu schwingen, im richtigen Moment nach oben zu hieven, sie waagerecht als virtuelles Lenkrad zu neigen oder sie in Balance zu halten - sämtliche Steuerungskonzepte wurden sauber programmiert, funktionieren einwandfrei und kommen dem Spielspaß der Minispiele zu Gute.

Aus technischer Sicht präsentiert sich Wii Party wie eine gut dosierte Mischung der Mario-Party-Reihe (vor allem die Spielbrett-Optik) sowie dem schlichten und schnörkellosen Grafik-Konzept von Spielen wie Wii Sports und Wii Play. Auch die stets fröhlich-muntere Musikuntermalung knüpft direkt an diese Vorbilder an. Somit setzt Wii Party mitnichten neue technische Standards auf der Wii, liefert aber eine grundsolide und dem Spielprinzip zugeschusterte Kulisse.

Fazit:
Mit Wii Party hat Nintendo genau das auf den Markt gebracht, was man schon dem Titel des Spiels entnehmen kann: eine runde Minispiel-Ansammlung mit einer soliden Anzahl an Spielmodi und Minispielen sowie einer schlichten Optik für heitere Videospiel-Abende mit Freunden. Nicht mehr und auch nicht weniger. Was Nintendo den meisten Konkurrenztiteln in diesem Genre voraus hat, ist die Steuerung, die in jedem Minispiel immer einwandfrei funktioniert und dementsprechend für Spielspaß statt Spielfrust sorgt. Wer hingegen nicht oft in den Genuss kommt, mit mehreren Freunden gleichzeitig zu spielen, sollte sich den Kauf besser zweimal überlegen, da hier einfach zu wenig Abwechslung geboten wird, quasi alle Minispiele schon zu Beginn anwählbar sind und nicht erst freigespielt werden müssen und die Computer-Spieler nicht mit echten Mitspielern mithalten können. Wer hingegen einen neuen Party-Titel sucht, der auch mit eher videospielunerfahrenen Mitstreitern gespielt werden kann, wird mit Wii Party bestens bedient.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Wii Party
Wertungen Beschreibung
7.0Grafik
Dasselbe Rezept wie bei Wii Sports und Co.: Schlicht, schnörkellos und bunt, aber dennoch irgendwie passend.
6.8Sound
Zumeist fröhlich-muntere Musikuntermalung im Hintergrund, die je nach Minispiel variiert, aber nicht über ein „Vor-sich-hin-Gedudel“ hinauskommt.
9.0Steuerung
Die Bewegungssteuerung funktioniert in den Menüs und in sämtlichen Minispielen so, wie sie soll. Besonders außergewöhnliche Steuerungselemente sucht man hingegen vergebens.
7.4Gameplay
13 Spielmodi und über 80 Minispiele sind ein ordentlicher Rahmen – mangels richtig großer Abwechslung gehen aber auch bei dieser Party irgendwann die Lichter aus.
7.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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