Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Guitar Hero: Warriors of Rock
Review von Andreas Held (mail) | 27.09.2010

Es ist nun mittlerweile drei Jahre her, dass Neversoft mit Guitar Hero 3 eine Neuinterpretation des bis dahin von Harmonix entwickelten Franchises gegen Rock Band, das neue Produkt von Harmonix, ins Rennen schickte. Während Neversoft zunehmend auf Massentauglichkeit und starkes Marketing setzte und damit unterm Strich auch bessere Verkaufserfolge erzielen konnte, war Rock Band insbesondere für die Langzeit-Fans der Plastikinstrumente das qualitativ bessere Produkt. Es war also Skepsis angebracht, als Neversoft ankündigte, sich mit Guitar Hero 6, das auf den Namen „Warriors of Rock“ getauft wurde, auf die Wurzeln des Franchises zu besinnen und auf gute Gitarrentracks setzen zu wollen. Als dann die komplette Setliste bekannt wurde, gab es wesentlich ausschweifendere Lobgesänge auf die neuen Songs als es noch bei den Vorgängern der Fall war. Fraglich blieb jedoch, ob Neversoft das finale Produkt doch noch verwurschteln würde, oder ob man es wirklich schaffe, mit Harmonix' vergangenen Erfolgen gleichzuziehen.

Zwei neue Spielmodi: Quest und Quickplay+
Eine wichtige Änderung hat Guitar Hero schon im Grundkonzept erfahren: Während Rock Band sich insbesondere mit dem dritten Teil eher als Musik-Simulator gibt, will der neueste Guitar-Hero-Teil ein traditionelleres Videospiel sein. Der Quest-Modus ist daher, wie der Name schon vermuten lässt, ein bis zu einem gewissen Grad linearer Story-Modus, an dessen Ende man einen Endboss besiegt. Die Story ist gewollt trashig und handelt von acht Kriegern, die mit einer legendären Gitarre, die vom Teufel in einer Höhle versteckt wurde, den Demi-God of Rock beschwören und so die Welt retten wollen.
Dazu müssen sie Konzerte geben und dabei möglichst viele Power-Sterne sammeln, die diesmal nicht immer nur durch hohe Punktzahlen erworben werden; alle acht Charaktere verfügen nämlich noch über eine Spezialfähigkeit, die die Spielengine beeinflusst und nebenbei noch zusätzliche Sterne generiert. Habt ihr eine bestimmte Anzahl von Sternen freigespielt, verwandelt sich der Charakter in einen Krieger, dessen Spezialfähigkeit damit noch stärker wird. Der Quest-Modus kann sowohl von Einzelspielern an einem beliebigen Instrument oder kooperativ von einer Band gespielt werden, bis es nach vier bis sechs Stunden zur finalen Konfrontation kommt.

Nach dem Durchspielen des Quest-Modus, durch den insgesamt 15 Songs freigeschaltet werden, geht es für die meisten wohl mit dem Modus Quickplay+ weiter, der viel Langzeitmotivation verspricht. Zu jedem der über 90 auf der Disc enthaltenen Tracks gibt es hier zwölf Challenges zu spielen (drei für Gitarre, drei für Bands und jeweils zwei für Drums, Bass und Vocals). Diese Challenges stellen euch teils Anforderungen, die man auch beim normalen Spielen erfüllen würde – beispielsweise das Erreichen einer bestimmten Punktzahl, das Halten einer Notenserie oder das Treffen möglichst vieler Noten einer bestimmten Sorte. Ab und zu – aber zum Glück seltener als in Guitar Hero 5 – wird auch Käse verlangt, beispielsweise das Schütteln des Gitarrencontrollers, während die Star Power aktiviert ist. Für jede Challenge gibt es dann je nach Leistung noch eine Auszeichnung in Silber, Gold oder Platin und entsprechend dessen einen bis drei Sterne. Da es für jeden Track auch noch die üblichen, über das normale Punktesystem zu erreichenden sechs Sterne gibt, sind im neuen Quickplay-Modus 42 Sterne pro Lied und somit insgesamt über 3.200 Sterne zu sammeln, die man wohl auch nach etlichen Spielstunden niemals alle haben wird. Wer sich neue Songs zusätzlich herunterlädt, bekommt damit übrigens noch mal zehn weitere Challenges pro Lied und kann die Obergrenze theoretisch beliebig hoch setzen. Jeder Stern entspricht übrigens auch einem Erfahrungspunkt, durch die ihr euren Alter Ego nach und nach auflevelt. Mit jedem Stufenaufstieg wird ein kleines Extra, meistens ein Element für den Charakter-Editor, freigeschaltet.

Mainstream ade – die neue Setliste
Ob man die neue Setliste nun mag oder nicht, hängt wie immer einzig und allein vom eigenen Musikgeschmack ab. Eins steht jedoch fest: Für ein Musikspiel hat Warriors of Rock objektiv betrachtet die beste Setliste, die es bisher in einem Guitar Hero gab. Jeder der acht Charaktere spielt auf seinem Konzert eine eigene Songliste, die grob einem Rock-Genre (Punk, Alternative, Classic Rock, Metal) zugeordnet ist. Die auf diesen Listen vertretenen Künstler sind bei Genrefans meist bekannt und beliebt, und es gibt nur sehr wenige Ausnahmen bei denen doch zu Chart-Hits gegriffen wurde, die so aber nicht weiter negativ auffallen, sondern eher als nette Auflockerung dienen. Eines haben jedoch fast alle Tracks gemeinsam: Sie sind, zumindest für Gitarristen, ansprechend, abwechslungsreich und oft auch fordernd. Das Spektrum reicht von moderaten Songs über fordernde Stücke bis hin zu „Black Widow of La Porte“, einem Instrumental vom Künstler John 5, das im Prinzip ein über sieben Minuten langes Gitarrensolo darstellt und daher auf der Schwierigkeitsgradskala die Höchstwertung erhalten hat.

Link: Setliste inklusive Hörproben auf der offiziellen Seite zum Spiel

Die besten Songs bringen jedoch nichts, wenn sie nicht sauber umgesetzt ist, und genau hier musste die Guitar Hero-Franchise in der Vergangenheit nicht nur bei uns einiges an Kritik einstecken. Für den neuesten Ableger ist Neversoft jedoch über sich hinausgewachsen und erfahrene Spieler werden erkennen können, dass sehr viel Feinarbeit in die Notencharts geflossen ist. Alle Songs sind auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad so umgesetzt, dass das Nachspielen mit den Plastikinstrumenten zwar fordernd, aber nie frustrierend ist. Künstlich auf „schwer“ getrimmte Songs gibt es nur selten und auf übertrieben schwierige Notenkombinationen, wie es sie im dritten Teil unter anderem bei „Before I Forget“ oder „Minus Celsius“ gab, hat Neversoft komplett verzichtet. Für weniger erfahrene oder begabte Spieler gibt es natürlich auch immer noch vier weitere Schwierigkeitsgrade, in denen nach und nach weniger Noten zu spielen sind.

Viel Liebe zum Detail
Grafisch ist Warriors of Rock ganz klar als Serienableger zu erkennen und hat sich wenig verändert, weder zum Positiven noch zum Negativen. Unter den insgesamt neun Charakteren gibt es sechs bekannte und drei neue Gesichter, die Konzertbühnen sind komplett neu gestaltet und dem im entsprechenden Kapitel auftauchenden Charakter auf den Leib geschnitten. Neversoft war dabei gewohnt kreativ und hat erneut viele Details eingebaut, die besonders dann zur Geltung kommen, wenn sich einer der Charaktere in einen Krieger verwandelt und sein komplettes Aussehen ändert. Kleine Gimmicks gibt es aber überall: Bei Queens „Bohemian Rhapsody“ treten der Gitarrist und der Bassist zum Beispiel an den passenden Stellen ans Mikrofon, um zusammen mit dem Sänger im Chor zu singen. Durch geschickte Schnitte und Kamerafahrten wirkt der Auftritt im Spiel dann fast schon wie ein voll ausgearbeitetes Musikvideo.

Da sich die Guitar Hero-Franchise gemeinhin auf Wii sehr stark verkauft hat, hat Vicarious Visions natürlich wieder einiges an Zeit investiert und nicht nur einen reinen HD-Port abgeliefert, sondern wieder einen exklusiven Spielmodus eingebaut. Der aus Guitar Hero 5 bekannte Roadie-Battle, in dem sich zwei Spieler duellieren und von einem “Roadie“ am Nintendo DS unterstützt werden, ist auch im neuen Serienableger wieder dabei, wurde aber üppig erweitert. So gibt es für die Roadies neue Minispiele zu lösen und die Spieleranzahl wurde ebenfalls erhöht. So können bei Warriors of Rock jeweils vier Leute an den Instrumenten spielen und vier weitere als Roadies auf DS-Konsolen partizipieren, welches bei einer vollen, achtköpfigen Besetzung definitiv einen zünftigen Partyabend verspricht.

Fazit:
Man könnte fast meinen, dass jemand bei Neversoft unser Review zu Guitar Hero 5 im letzten Jahr gelesen und sich die Kritik zu Herzen genommen hat. Der Vorgänger wurde hart dafür kritisiert, Songs angeboten zu haben, die zwar musikalisch nicht schlecht und bei der Zielgruppe gut bekannt, spielerisch aber sehr langweilig und nicht optimal umgesetzt waren. Exakt dieses Problem hat Neversoft nun behoben und der sechste Teil der Serie fordert von Beginn an mit abwechslungsreichen Notencharts und ansprechenden Songs, die dem Namen „Guitar Hero“ zum größten Teil vollkommen gerecht werden. Angereichert wurde das Ganze mit einem Story-Modus, ein paar kleinen Gameplay-Innovationen und einem aufgemotzten Quickplay-Modus, der mit über 3.200 zu sammelnden Sternen wohl ewig motivieren kann. Allumfassend hat Neversoft also nicht nur einen Titel abgeliefert, der den Ursprüngen der Franchise gerecht wird, sondern die Klassiker durch technische Weiterentwicklungen und die wesentlich umfangreichere Songliste sogar klar übertrifft. Ob sie damit auch die Rock Band-Franchise übertroffen haben, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Aber selbst diejenigen, die bisher Harmonix treu waren und sich eine große Bibliothek für Rock Band zusammengestellt haben, sollten jetzt sich und Neversoft den Gefallen tun und es bis zum Release von Rock Band 3 Ende Oktober mit Guitar Hero: Warriors of Rock richtig krachen lassen. Bildlich gesprochen würdet ihr dann mit einer heißen Blondine gemeinsam Kuchen essen, bis in einem Monat die Frau aus dem Urlaub zurück kommt.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Guitar Hero: Warriors of Rock
Wertungen Beschreibung
7.9Grafik
Neversoft bleibt beim bekannten Grafikstil und beweist das gewohnte Maß an Kreativität und Liebe zum Detail – vielleicht sogar etwas mehr als sonst.
9.0Sound
Die Setliste ist natürlich wie immer Geschmackssache, objektiv betrachtet ist sie für ein Musikspiel jedoch ziemlich perfekt.
9.5Steuerung
Das Spielen mit den Plastikinstrumenten funktioniert so gut wie eh und je und auch die Spielengine funktioniert perfekt.
9.3Gameplay
Warriors of Rock wird den Wurzeln der Franchise endlich gerecht und bietet ein umfangreiches und sehr gut umgesetztes Musikspielerlebnis.
9.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved