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The Kore Gang: Invasion der Inner-Irdischen
Review von Lars Peterke (mail) | 12.08.2010

In der Spielewelt und insbesondere in der Welt von Nintendo gibt es verschiedene Sorten von Videospielen. Zuerst einmal wären da Nintendos hauseigene Blockbuster und Zugtitel. Direkt dahinter kommen Großproduktionen von Ubisoft, Capcom, EA und Konsorten. Spiele wie etwa Red Steel bekommen auf Messen große Aufmerksamkeit, werden gehyped und müssen sich dann zum Release beweisen. Die dritte Kategorie belegen die zahllosen Lizenzspiele, die etwa begleitend zu aktuellen Kinofilmen erscheinen. Diese drei Kategorien decken locker 95% des Softwareaufgebots ab.

Doch es gibt noch eine vierte Kategorie. Jene Spiele, die nicht sofort auffallen, etwa weil sie sich an eine ganz feste Zielgruppe richten oder von einem unbekannten Entwicklerstudio kommen und (wenn überhaupt) nur durch virales Marketing im Internet ihre Fans finden. Nicht selten sind solche Spiele aber etwas Besonderes und qualitativ mehr als nur ein Geheimtipp für Genrefans. „The Kore-Gang: Invasion der Innerirdischen“ ist eines dieser Spiele aus der vierten Kategorie. Gereift als geplanter Xbox-Titel bei Shiny Entertainment (Earthworm Jim, Enter the Matrix), gecancelt und dann beim 35-köpfigen Entwickler Snap Dragon Games in Hamburg (haufenweise Spiele für den Nintendo DS) aufgegriffen und schließlich beim erst 2009 gegründeten Publisher Pixonauts veröffentlicht. Jetzt liegt es ganz plötzlich auf meinem Schreibtisch. Ein Jump and Run für die Wii, welches der Publisher als innovativ und phantasievoll beschreibt. Ich komme nicht umhin zu denken, dass allein diese Tatsache in Anbetracht von Titeln wie Super Mario Galaxy 2 sehr vermessen scheint. Aber weit gefehlt…

Abgedrehtes Setting
Die Geschichte der Kore-Gang dreht sich um die drei Krank-Brüder Dr. Ooond, Tic von Tac und Hunter Bunter. Diese sind dazu verdammt, unter der Erde zu leben, und haben es gehörig satt. Also bauen sie einen riesigen Krank-Panzer, mit dem sie in die Oberwelt vorstoßen und diese unterjochen wollen. Glücklicherweise gibt es aber Dr. Samuelson, einen verrückten Wissenschaftler, der mit dem Kore-Suit eine wirksame Waffe gegen die anstehende Bedrohung geschaffen hat.



Das Spiel beginnt mit Pixie, die durch etwas zufällige Gegebenheiten an den Kore-Suit gelangt und sogleich von Dr. Samuelson via Funk über die Situation in Kenntnis gesetzt wird. Später gesellen sich noch der Junge MadBoy und sein Hund Rex zum Team, die beide jeweils neue Fähigkeiten mitbringen.

Wer in Gamedesign aufgepasst hat, der merkt schon von der ersten Spielminute an, das hinter dem Konzept die Macher von Earthworm Jim stecken könnten. Aber nicht selten fühlt man sich auch an Titel wie Psychonauts erinnert. Das abgedrehte Setting kuschelt öfters mal mit Tim Burton und die Dialoge wecken Erinnerungen an die zahllosen Nickelodeon-Cartoons, die man früher gern gesehen hat. Hier hält das Spiel von Beginn an die Messlatte sehr hoch. Cool designte Charaktere mit herrlichen Persönlichkeiten, erstklassige Synchronisation sowie tolle Zwischensequenzen und Gags sorgen für viel Stimmung und Spielspaß.

Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel und findet sich in jeder Ecke, beispielsweise bei der Befreiung eines Metallaffens, der in Wirklichkeit ein Taxi ist und als Bezahlung „kostbare Metallbananen“ fordert. Auch nett: fliegende Fische, die euch zu den verschiedenen Levelbereichen transportieren. The Kore Gang ist von Anfang bis Ende durchzogen mit solch abstrusen Ideen. Diese Spanne summiert sich auf insgesamt 30 Level. Weitere Modi gibt es nicht, lediglich ein Kompendium, in dem sich Musik, Konzeptgrafiken und Ähnliches betrachten lassen, findet sich im Hauptmenü.

Der Zahn der Zeit
Das Gameplay von The Kore-Gang ist recht simpel. In jedem Level gilt es einfach nur, das Ende zu erreichen, meist ist dies ein besonderes Tor, das euch ins nächste Areal bringt. Insofern ist alles relativ linear gehalten und wir reden wirklich von Leveln und nicht von Welten à la Mario Galaxy. Spielt das Level, absolviert es und danach gilt: aus den Augen, aus dem Sinn. Einziger Grund, ein Level über das Hauptmenü erneut zu spielen, sind die Zeeks. Das sind komische Energiewesen, die das Äquivalent zu Münzen, Musiknoten oder Sternteilen bilden, was wir halt so als Nintendo-Jünger aus dem Jump-and-Run-Kosmos gewohnt sind. Sammelt ihr hiervon nämlich pro Level die vorgegebene Anzahl, bekommt ihr etwas Neues im Kompendium freigeschaltet.



Dreh- und Angelpunkt des Gameplays sind die drei Charaktere Pixie, MadBoy und Rex, zwischen denen der Spieler mit dem C-Knopf jederzeit wechseln kann. Pixie ist sehr agil und beherrscht Doppelsprünge sowie die Nutzung von Greifhaken, während MadBoy mit seinen Faustkünsten eher für Kämpfe und andere grobe Tätigkeiten zuständig ist. Rex ist die Spürnase des Teams, findet verborgene Objekte, knackt Schlösser und kann ziemlich schnell rennen und Gegner verscheuchen. Je nach Spielsituation muss man so immer mit dem passenden Charakter spielen.

Die Umsetzung dessen ist gelungen, obgleich man gern ein Bildschirmsymbol hätte, mit welchem Charakter man gerade spielt. Denn in dynamischeren Spielpassagen kann es vorkommen, dass man nicht direkt zwischen Pixies Zöpfchen und Max’ Wuschelfrisur unterscheiden kann, die da aus dem Kore-Suit herausragen. Dann fragt man sich, wieso denn der Greifhaken nicht funktioniert, bis man irgendwann merkt, dass man ja mal den Charakter wechseln sollte.

Die Steuerung an sich ist sehr simpel. Ihr steuert mit dem Stick am Nunchuk, springt mit dem A-Knopf und führt Aktionen mit dem B-Knopf aus. Interaktionen mit der Levelumgebung werden über den Pointer geregelt, seien es Greifstellen, Hinweisschilder oder Schalter. Die Kamera justiert ihr mit dem Steuerkreuz oder zentriert sie mit dem Z-Knopf. Mit dem C-Knopf wechselt ihr, wie bereits erwähnt, zwischen den Charakteren.



Nun kann man The Kore Gang vom Fleck weg einen Kritikpunkt anmerken. Während das tolle Setting relativ zeitlos ist, nagt am Gameplay leider der Zahn der Zeit. Ursprünglich war der Titel für 2003 angesetzt. Seitdem hat sich einiges getan. Betrachtet man allein die Gameplay-Ideen in Super Mario Galaxy, liegen Welten zwischen den beiden Titeln. Das ist sehr schade, denn die Grundvoraussetzungen für The Kore Gang sind mehr als solide. Zum Glück kann die Präsentation über so manch antiquierte Gameplay-Passage hinwegtäuschen, doch leider muss das geschulte Redakteursauge hier Abstriche vermerken.

Stimmiges Gesamtkonzept
Spielt man etwas länger an The Kore Gang, macht sich Zufriedenheit breit. Hier wurde einwandfrei gearbeitet und man bekommt ein Spiel mit guter Grafik und Akustik, sauberer Steuerung und Technik. Es gibt Breitbild, 60Hz und HDTV-Unterstützung, keine Ruckler und kurze Ladezeiten. Auch die Soundeffekte und Musikuntermalung gehen in Ordnung, wenngleich sie aber hinter der tollen Synchronisation etwas hinterherhinken.

Natürlich stößt man hin und wieder auf kleine Ungereimtheiten, diese sind jedoch keinesfalls katastrophal. Hier hätte es etwas mehr Variation in der Hintergrundmusik sein können und dort etwas bessere Texturen, aber das Gesamtbild stimmt. In Anbetracht dessen lässt sich auch mal ein Kratzer im Leveldesign verschmerzen und auch die Kamera muss nicht immer perfekt sitzen. Denn immerhin haben die Entwickler dafür gesorgt, dass man immer problemlos nachjustieren kann. So hat man aus einem sieben Jahre alten, ehemals gecancelten Spiel ein Jump and Run gezaubert, dass auch heute noch überzeugen kann. Fernab vom Kaliber eines Super Mario Galaxy zwar, aber nicht zuletzt dank seiner abgedrehten Aufmachung immer noch besser als ein halbherziger Lizenztitel.

Fazit:
The Kore Gang: Invasion der Innerirdischen ist ein durch und durch gutes Spiel, das in erster Linie von seinem wirklich abgedrehten Setting profitiert und so für einiges an Spielspaß sorgt. Die einzige gravierende Schwäche des Titels ist wohl sein Alter von ganzen sieben Jahren, die seit dem Beginn der Entwicklungsarbeiten vergangen sind. So sind die Gameplay-Ideen verglichen mit Titeln wie Super Mario Galaxy relativ überschaubar und auch grafisch wäre noch etwas mehr drin gewesen. Unter dem Strich ist The Kore Gang aber ein sehr unterhaltsames Jump and Run für alle Altersklassen und besonders Fans von abgedrehten Spielwelten dürfen hier bedenkenlos zugreifen.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel The Kore Gang: Invasion der Inner-Irdischen
Wertungen Beschreibung
8.0Grafik
Gute Aufmachung des Spiels, hier und da aber mit Raum für Verbesserungen. Für die tolle Präsentation und das kreative Setting gibt’s aber ein paar Pluspunkte oben drauf.
9.2Sound
Eine sehr gelungene Synchronisation ganz nah am Optimum und gute Soundeffekte. Nur bei der Hintergrundmusik hätte es etwas mehr Variation sein dürfen.
8.7Steuerung
Simple und funktionale Knopfsteuerung die sinnvoll mit dem Pointer der Wii-Fernbedienung kombiniert wurde. Abzüge gibt es für eine manchmal zu gnadenlose Abfrage bei den Greifhaken-Passagen und für die ab und zu ungünstige Kamera, bei der man öfters selbst noch nachjustieren muss.
7.8Gameplay
Solides und spaßiges Jump-and-Run-Gameplay. Leider merkt man dem Spiel hier seine lange Entwicklungszeit an und Gameplay-Ideen, die vor sieben Jahren noch zeitgemäß waren, wirken heute etwas überholt.
8.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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