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Tournament of Legends
Review von Andreas Held (mail) | 08.08.2010

Marktlücken gibt es auf Wii so einige - das hat High Voltage Software zumindest erkannt und nach The Conduit noch einen weiteren Ego-Shooter namens The Grinder sowie einen anfangs sehr gewöhnungsbedürftig aussehenden Titel namens Gladiator AD angekündigt. Der Titel sorgte aufgrund seiner starken Gewaltdarstellung für geteilte Meinungen, dafür kündigte HVS ein ausgeklügeltes, strategisches Kampfsystem an und wollte nachhaltig mit einem umfangreichen Story-Modus und RPG-Elementen punkten. Nachdem The Conduit hinter den Erwartungen zurückblieb, wurde aber scheinbar auch das Budget für Gladiator AD stark heruntergefahren - das Ergebnis ist nun ein recht belanglos aussehendes Beat'em Up geworden, das obendrein für 29,99€ veröffentlicht wurde - so, als wäre den Verantwortlichen schon klar gewesen, dass Tournament of Legends nicht wirklich konkurrenzfähig ist.

Worum geht es hier eigentlich?
Beat'em Ups verlassen sich selten auf Story, und Tournament of Legends macht da keine Ausnahme. In einer kurzen Comic-Sequenz wird euch erzählt, dass Jupiter, der König der Götter, verschwunden ist und wahrscheinlich von Thanatos, dem Herrscher der Unterwelt, entführt wurde. Die verbleibenden acht Krieger wollen Jupiter retten. Im nachfolgenden Bildschirm sind jedoch sowohl Thanatos als auch Jupiter sofort anwählbar und die acht Helden schlagen sich lieber gegenseitig zusammen, anstatt irgendwem zu helfen. Bei der Zusammenstellung der Kämpferriege orientierten sich die Entwickler an der griechischen Mythologie, ließen aber auch Gastauftritte aus Rom oder Ägypten zu. Das alles führt letztendlich dazu, dass Tournament of Legend nicht nur eine kohärente Story fehlt, sondern es nicht mal ein klares Konzept zu geben schien - wahrscheinlich ein Nebenprodukt davon, dass das Spiel während seiner Entwicklung so oft umgeworfen wurde.



Das Beat'em Up-Sparpaket
Viele Beat'em-Ups werden dafür kritisiert, dass sie neben den Standard-Spielmodi wie Arcade, Time Attack und Survival nichts zu bieten haben und deshalb im Vergleich zu Soul Calibur oder Virtua Fighter, die seit einiger Zeit umfangreiche Einzelspieler-Modi bieten, ziemlich alt aussehen. Tournament of Legends gibt sich jedoch noch sparsamer und bietet neben der spärlichen Riege aus zehn Kämpfern nur zwei Spielmodi: Den Story-Modus für Einzelspieler und den Versus-Modus für Mehrspieler. Ein Minimum an Motivation wird dadurch geboten, dass ihr beim Durchspielen des Storymodus mit einem Charakter Spezialfertigkeiten und in selteneren Fällen auch die Waffen besiegter Gegner erhaltet, sodass ihr danach ein bisschen variieren könnt. Das war's dann aber auch.

Auch die Steuerung ist entsprechend spärlich. Jeder Charakter beherrscht drei normale Angriffe, die den Gegner von links, rechts oder oben angreifen und zu halbwegs flüssigen Combos verbunden werden können. Mit Magiepunkten, die während des Kampfes gesammelt werden, lassen sich Spezialangriffe ausführen. Und eine weitere Leiste kann gegen eine Spezialfertigkeit eingetauscht werden, die dann dafür sorgt, dass euer Charakter eine Zeit lang fester zuhaut oder Lebensenergie regeneriert. Dazu gesellt sich noch ein Block-Button und dann war es das - Wurfangriffe und die Möglichkeit, "versteckte" Spezialangriffe auszulösen, fehlen genauso wie die Möglichkeit, zwischen hohen und tiefen Angriffen zu variieren oder beim Aufstehen bereits anzugreifen. Damit bleibt Tournament of Legends natürlich der neuen Nintendo-Philosophie treu, laut der jeder die komplette Steuerung beherrschen sollte, sobald er den Controller in die Hand nimmt; wer stolz darauf ist, alle Möglichkeiten eines einzelnen Street Fighter-Charakters auswendig zu kennen, wird über die Möglichkeiten hier jedoch nur lachen können. Obendrein steuert sich das Ganze sehr hakelig - das Spielgefühl ist steif und stellenweise fast schon rundenbasiert, wenn sich beide Kämpfer genau abwechselnd Combos um die Ohren hauen.



Ein bisschen Eigenständigkeit, bitte!
Ein paar zaghafte Versuche, Innovationen einzubauen, wurden dann aber doch unternommen. Im Vorfeld beworben wurden die riesigen Kreaturen, die manchmal, aber leider nur sehr selten ins Kampfgeschehen eingreifen. Die verlaufen sich jedoch zu einem Quicktime-Event - wer nicht rechtzeitig das eingeblendete Kommando eingibt, wird getroffen. Dann war es das auch schon wieder und der Kampf geht normal weiter. Auch andere Versuche z.B. das Einblenden römischer Zahlen für einen Countdown, sind bestenfalls Gimmicks. Im negativen Sinne eigensinnig ist die aus unerfindlichen Gründen um 90 Grad gedrehte Steuerung, durch die ihr nach vorne drücken müsst, um nach rechst zu laufen, und so weiter.

Ansonsten orientiert sich Tournament of Legends sehr offensichtlich an anderen Genregrößen. Der Grafikstil mitsamt der stark waffenlastigen Kämpfe ist eindeutig von Soul Calibur inspiriert, und obwohl die Kämpfer detailliert und flüssig animiert sind und während des Kampfes beschädigte Rüstungsteile in den ebenfalls recht detaillierten Arenen herumfliegen, sieht die Optik jederzeit etwas billig aus. Der Sound ist eigenständig, fällt mit seiner belanglosen Hintergrundmusik und der wohl gewollt trashigen Sprachausgabe aber kaum auf.

Auch bei Punch-Out!! hat man wohl ein wenig abgeguckt, sodass ale Kämpfe in drei Runden (hier: Akte) eingeteilt sind. Im Falle eines KOs muss der niedergeschlagene Gegner innerhalb von zehn Sekunden wieder aufstehen und zwischen Runden kann in einem kleinen Minigame die Ausrüstung repariert sowie die Lebensenergie wiederhergestellt werden. Je nach Steuerung muss dafür jeweils mit Wiimote und Nuchuk herumgefuchtelt werden oder die Analogsticks des Classic Controllers müssen möglichst schnell gedreht werden - beides Elemente, die eher verhasst sind, wann immer sie auftauchen. Da aber ohnehin viele Attacken so stark sind, dass sie mehr als ein Viertel der maximalen Länge von der Energieleiste wegnehmen können, sind die Kämpfe recht schnell vorbei und dauern nur selten länger als der erste Akt.

Fazit:
Das große Problem ist nicht, dass Tournament of Legends viel falsch macht; das Problem ist, dass es fast nichts richtig macht. Stattdessen liefert der Budget-Titel bewusst nur das Minimum ab und bietet so wenig Umfang, dass man schon 1995 über die Auswahl der Kämpfer und Spielmodi den Kopf geschüttelt hätte. Einzelspieler können wahrscheinlich nicht mal einen Abend lang unterhalten werden und auch Multiplayer-Sessions sind aufgrund der hakeligen Steuerung und der extrem eingeschränkten Spielbarkeit, die kaum das Entwickeln und Verbessern eigener Fähigkeiten zulässt, kaum verlockend. An sich ist Tournament of Legends für Fans von 3D-Beat'em Ups, die nur eine Wii besitzen, so wie ein Bordellbesuch für einen alleinstehenden Mann mit wenig Selbstbewusstsein: Man bekommt zwar genau das, was man will, muss aber feststellen, dass die wichtigen Elemente fehlen.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Tournament of Legends
Wertungen Beschreibung
7.0Grafik
Detaillierte Kämpfer und Arenen, im Gesamtbild aber trotzdem irgendwie billig aussehend.
6.5Sound
Extrem belanglose Musik und gewollt trashige Sprachausgabe.
5.0Steuerung
Hakelig, steif und teilweise sehr gewöhnungsbedürftig; für Profis deutlich zu wenige Möglichkeiten der Kampfgestaltung.
3.5Gameplay
Zwei Spielmodi, jeweils einer für Einzel- und Mehrspieler, sowie 10 Kämpfer hätten schon vor 15 Jahren niemanden beeindruckt.
5.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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