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Review von Andreas Held (mail) | 03.06.2010
Dass sich Fachpresse und Fans oft uneinig sind, sieht man an kaum einem Beispiel besser, als an Dynasty Warriors. Die Serie, die im Westen zunächst noch gut aufgenommen wurde, fuhr mit den Jahren zunehmend schlechtere Wertungen ein; professionelle Tester fanden die immer gleichen Kritikpunkte, die für die Fans der Serie keine waren. Erst als Dynasty Warriors 6 mit einer neuen Engine erschien, wurden die Wertungen etwas besser - und ausgerechnet dieser Teil fiel daraufhin bei den Fans durch, da er seine Sache nicht nur anders, sondern offenbar auch falsch machte. Auf Nintendo-Konsolen ist bisher noch kein Ableger der Serie erschienen; stattdessen gab es minderwertige Spin-Offs in Form von Mystic Heroes oder Samurai Warriors Katana. Umso überraschender ist also, dass Samurai Warriors 3, welches im Grunde genommen zur gleichen Serie wie Dynasty Warriors gehört, exklusiv für Nintendo Wii erschienen ist. Nintendo scheint seiner Linie derweil treu zu bleiben: Nach Monster Hunter Tri und Sin & Punishment 2 ist Samurai Warriors 3 der nächste Schritt in Nintendos Initiative, Core-Games nach Europa zu bringen.
Asian Warriors
Zunächst soll das grundlegende Gameplay umrissen werden. Oberflächlich betrachtet steuert ihr in den Warriors-Spielen einen übermenschlich starken Krieger, der sich in einer Schlacht durch hunderte von Feinden hackt. Normales Fußvolk leistet dabei kaum aktiven Widerstand; verständlich, denn wenn jeder einzelne Gegner aggressiv gegen den Spieler vorgehen würde, wäre das Spiel unmöglich. Herausfordernder sind Kämpfe gegen gegnerische Offiziere, die nicht nur wesentlich mehr Motivation an den Tag legen, sondern oft über Statuswerte verfügen, die nochmals um ein Vielfaches höher sind als die des Spielers. Ein einzelner Offizier kann zwar immer noch ganz gut mit Combos in Schach gehalten werden, aber sobald man alleine mehreren Gegnern gegenübersteht, kann es ganz schön brenzlig werden. Folglich sollte man versuchen, es überhaupt nicht erst dazu kommen zu lassen - und hier kommt die taktische Komponente ins Spiel.

Tatsächlich seid ihr in Samurai Warriors nämlich einer von vielen namhaften Charakteren der japanischen Geschichte, genauer gesagt der Sengoku-Ära, die in Geschichtsbüchern um 1520 herum angesiedelt wird. Mit diesen Charakteren nehmt ihr an Kämpfen teil, die auf Schlachten basieren, welche wirklich in Japan stattgefunden haben. Das Stichwort ist hier "basieren": Gegen Riesenkrabben müsst ihr zwar nicht kämpfen, aber es kann schon mal vorkommen, dass ein Ninja an mehreren Orten gleichzeitig ist oder andere seltsame Dinge geschehen. Außerdem haben die Entwickler allen Charakteren eine recht prägnante Persönlichkeit verpasst, die wahrscheinlich nicht sehr authentisch ist. Aber zurück zum Gameplay: In diesen Schlachten kämpft ihr mit vielen Verbündeten gegen eine Armee, und seid lediglich ein Teil des Ganzen, das um euch herum stattfindet. Taktische Komponenten gibt es in Form von Missionszielen, deren Erfüllung euch einen Vorteil verschafft, aber auch in der Form von Meldungen, die erscheinen, wenn einer der verbündeten Offiziere angegriffen wird. Samurai Warriors verlangt zwar kein strategisches Vorausdenken, aber oft schnelle Entscheidungen: Versucht ihr vorzupreschen und drei Offiziere alleine auszuschalten um Zeit zu sparen, oder wartet ihr auf eure Verbündeten? Eilt ihr zur Rettung des Offiziers, der am anderen Ende der Karte angegriffen wird und ohne Hilfe verlieren wird, beim Angriff auf die Basis des Feindes aber eine große Hilfe wäre? Dass das Spiel solche Entscheidungen verlangt, gibt ihm nicht nur eine gewisse Würze, sondern verstärkt auch die Atmosphäre und das Gefühl, wirklich an einer großen Schlacht teilzunehmen. Freunde und Feinde geben euch ständig Statusupdates, es kommt zu Hinterhalten und Wendungen und ihr müsst immer das Gesamtbild im Auge behalten, während ihr euch um die vor euch liegenden Feinde kümmert.
Casual Warriors
Neben dem grundlegenden Gameplay hat jeder Teil der Serie jedoch auch seine Eigenheiten, die sich meistens auf das Entwickeln der Charaktere beziehen. Auch in Samurai Warriors 3 ist das nicht anders. Grundsätzlich gibt es für jeden besiegten Gegner je nach seiner Stärke Erfahrungspunkte, die das Level und somit die Fertigkeiten eures Charakters erhöhen. Außerdem findet ihr während der Kämpfe Waffen und (zum ersten Mal in der Franchise) Ausrüstungsgegenstände, die über ihre eigenen Statuswerte und Spezialeffekte verfügen. Diese könnt ihr beim Schmied im Tausch gegen Edelsteine verstärken, welche in Kämpfen meist von besiegten feindlichen Offizieren fallen gelassen werden. Außerdem erhaltet ihr für das Abschließen der Missionen tonnenweise Reis, der dann gegen Extras wie freischaltbare Charaktere oder alternative Outfits getauscht werden kann. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt angenehm hoch, sodass ihr oft Missionen wiederholen müsst, um für die nächste anstehende Schlacht zu trainieren. Und damit ihr viel zu tun habt, haben die Entwickler euch 37 (in Worten: siebenunddreißig) verschiedene Charaktere gegeben, die fast alle ihren eigenen Story-Modus haben, der fünf Missionen umfasst. Im Freien Modus könnt ihr mit jedem Charakter eine beliebige Schlacht nachspielen, um ihn weiter zu trainieren. Ebenfalls ein nettes Gimmick: Samurai Warriors 3 beinhaltet eine Art Remake des NES-Spiels Castle of Murasame, in dem ihr die Story des nur in Japan erhältlichen 8-Bit-Klassikers mit den Charakteren und dem Gameplay von Samurai Warriors 3 nachspielt. Wem auch das nicht genügt, der erstellt im Editor seinen eigenen Charakter und wählt in einem gesonderten Spielmodus vor jeder Mission aus, für welche Seite er antreten will.

Die Steuerung kommt komplett ohne Bewegungssteuerung aus, weshalb ihr mit Wii-Remote und Nunchuk, aber auch mit dem Classic Controller oder einem Gamecube-Controller spielen könnt. Unabhängig von eurer Wahl steht euch für jeden Charakter eine Combo zur Verfügung, die wahlweise mit starken Angriffen abgeschlossen werden kann; welcher Angriff dann ausgeführt wird, hängt davon ab, wie weit ihr in der Combo vorangeschritten seid. Außerdem hat jeder Charakter eine Spezialattacke, die nach Gebrauch neu aufgeladen werden muss. Darüber hinaus gibt es nur ein paar Ausweichmanöver und eine Block-Taste; dank einer Auswahl von 37 Charakteren, die alle verschiedene Eigenschaften und Angriffe haben sowie mit teils sehr unterschiedlichen Waffen kämpfen, ist das Spiel aber nicht annähernd so monoton, wie manche gerne behaupten. Neben klassischen Kriegern, die mit einem Schwert oder einem Speer in die Schlacht ziehen, gibt es auch echte Kampfkolosse, die mit ihrem Kriegshammer auf rohe Gewalt setzen, oder einen weiblichen Ninja, die eher um einen Geschwindigkeitsvorteil herum aufgebaut ist.
Allerdings merkt man auch, dass sich Samurai Warriors 3 an Serienneulinge richtet. So werden euch nach einem ohnehin schon auffällig detaillierten Briefing alle Schritte, wann ihr wo welchen Offizier besiegen sollt, noch einmal einzeln vorgekaut - das kann man zwar wegdrücken, aber trotzdem mutet das Feature etwas seltsam an, da gerade das Treffen dieser Entscheidungen das Spiel eigentlich erst ausmacht. Während der Schlachten blinken auf der oben rechts eingeblendeten Karte aufdringliche Pfeile und Zielmarkierungen, die euch zum nächsten Zielpunkt bringen wollen. Diese kann man nicht abstellen und sie sind durchaus störend, wenn man - aus welchem Grund auch immer - selbstständig die Entscheidung gefällt hat, eine abseits liegende Basis anzugreifen oder einem Verbündeten zu helfen. Diese Features machen aber auch durchaus Sinn, da nun mal zu erwarten ist, dass viele Wii-Besitzer bisher keinen Teil der Serie gespielt haben. Störender ist, dass die Missionen insgesamt so wirken, als seien sie in kleine Häppchen eingeteilt, während in Vorgängern oft nur das endgültige Ziel genannt wurde und alles davor im Ungewissen bzw. in der Hand des Spielers lag. Samurai Warriors 3 versucht eher, euch von einem Missionsziel zum nächsten zu schicken, was die Atmosphäre ein wenig kaputt macht.
Sluggish Warriors
Die Warriors-Spiele waren noch nie für gute Grafik bekannt, und Samurai Warriors 3 ist da keine Ausnahme. Die Optik befindet sich irgendwo zwischen dem auf der PS2 erschienenen Dynasty Warriors 5 und neueren Teilen der Serie in einer Art legalen Grauzone zwischem dem, was einem Zockerauge in einem aktuellen Spiel noch zugemutet darf und dem, wofür man einen Entwickler verhaften sollte. Umgebungstexturen sind extrem matschig, es gibt wenige Details und selbst innerhalb von Schlössern dichten Nebel. Die Charaktere sehen etwas besser aus, aber auch hier wäre insgesamt noch Luft nach oben. Allerdings muss dem Titel natürlich angerechnet werden, dass stellenweise sehr viele Einheiten gleichzeitig dargestellt werden, sodass Einsparungen an anderen Ecken einfach nötig sind. Anders verhält es sich mit der Musik: Omega Force versuchte sich schon in den direkten Vorgängern an Trance-Stücken, die japanische Instrumente mit modernen Elementen verbinden und hat diesen Stil nun gemeistert. Der Soundtrack von Samurai Warriors 3 ist sehr schön anzuhören und der beste der Serie.

Fans werden aber trotzdem schon nach wenigen Sekunden feststellen müssen, dass irgendetwas nicht stimmt. Bei der Suche nach den Schuldigen kann man ohne zu zögern mit dem nackten Finger dort hin zeigen, wo der Titel für den europäischen Markt angepasst - oder eben nicht angepasst wurde. Samurai Warriors 3 ist eines der wenigen Spiele, welches in dieser Konsolengeneration immer noch keinen 60 Hertz-Modus unterstützt. Das bedeutet jetzt erst mal, dass die Framerate spürbar niedriger ist, als sie sein könnte, und das Spiel einen stark ruckeligen Eindruck macht. Wenn man sich ein Video der amerikanischen oder japanischen Version ansieht und mit der europäischen Version vergleicht, ist der Unterschied klar erkennbar. Dazu kommt, dass alle anderen Teile der Serie, die in den letzten Jahren erschienen sind, in 60 Hertz laufen und man sich nun daran gewöhnt hat. Wer sonst noch keinen Teil der Serie gespielt hat, dem wird dieser Umstand möglicherweise weniger negativ auffallen. Fakt ist aber: Die wirklich zähe Framerate in der europäischen Version drückt den Spielspaß nach unten, und wenn man sich anschaut, dass selbst Billigproduktionen wie Bermuda Triangle oder K11: Komissare im Einsatz über einen 60Hz-Modus verfügen, kann man den Verantwortlichen für diese knauserige Einsparung wirklich nur noch kräftig in den Hintern treten. Europäischer Publisher ist übrigens Nintendo selbst, aber es bleibt unklar, wer die mangelhafte PAL-Anpassung letztendlich vorgenommen hat.Fazit: Samurai Warriors 3 ist auf Wii immer noch ein Action-Spiel für Core-Gamer, das vor allem mit seinem Umfang und seinem motivierenden Spielsystem sowie seiner Atmosphäre besticht. Mit 37 entwickelbaren Charakteren, vier Spielmodi, Coop-Modi (im Falle von Castle of Murasame sogar online) und etlichen Bonusinhalten sorgt Samurai Warriors 3 für weit über 100 Stunden Spielspaß, wie man es von der Serie gewohnt ist. Trotzdem kann der Titel nur sehr beschränkt empfohlen werden: Zum einen ist das oberflächlich betrachtet monotone und stumpfsinnige Gameplay nicht jedermanns Sache, und wer seine Augen vor den taktischen Nuancen des Titels verschließt, wird keinen Spaß damit haben. Zum anderen ist Samurai Warriors 3 keine Alternative zu den Versionen auf anderen Konsolen, da man bei der PAL-Anpassung ein paar Euros sparen wollte und keinen 60Hz-Modus angeboten hat; ein Feature, das seit den späten Neunzigern eigentlich selbst bei Massenware absoluter Standard ist und verhindert, dass wir es - wie hier - mit einer spürbar verlangsamten Framerate zu tun bekommen. Gerade als Action-Titel leidet Samurai Warriors 3 unter dieser technischen Schwäche und ist daher in erster Linie für Leute empfehlenswert, die einen Einstieg in die Serie suchen und keine andere Konsole zur Verfügung haben. Serienfans, die auf der Suche nach mehr sind, können an Samurai Warriors 3 zwar auch gefallen finden, müssen den technischen Rückschritt aber erst mal verdauen.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Samurai Warriors 3 | |
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| 4.5 | Grafik Matsch, Nebel, und durchschnittlicher Detailgrad bei den Einheiten. Wahrscheinlich Abstriche, die wegen der hohen Gegneranzahl gemacht werden mussten. Nicht entschuldbar ist, dass der 50 Hertz-Modus forciert wird, was nicht mehr zeitgemäß ist. | |
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| 8.5 | Sound Toller Soundtrack, der traditionelle japanische Instrumente und moderne Trance-Elemente miteinander verbindet. Durchschnittliche Sprachausgabe verhindert eine Neun-Punkte-Wertung. | |
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| 8.0 | Steuerung Komplett ohne Bewegungssteuerung. Die Tastenbelegung ist effizient und alle Charaktere fühlen sich unterschiedlich an, lassen sich aber gut steuern. | |
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| 7.0 | Gameplay Viele motivierende Elemente und ein gigantischer Umfang. Das Spielkonzept ist aber nicht jedermanns Sache und man muss sich damit anfreunden können, und Abwechslung wird abseits der unterschiedlichen Charaktere keine Geboten. | |
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| 7.5 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Samurai Warriors 3
HerstellerOmega Force
GenreAction
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuck / Classic Controller (Pro) / Gamecube-Controller
Spieler1-2
SchwierigkeitsgradMittel
Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
60-Hz Modus
Nein
480p Modus
Nein
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Ja
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)
Innovationsfaktor
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