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Iron Man 2
Review von Kamil Witecy (mail) | 10.06.2010
Obwohl Iron Man weitaus weniger bekannt ist als Superman und Batman, wurde die Verfilmung des Comics mit Robert Downey Jr. in der Hauptrolle ein weltweiter Erfolg. Eine schnelle Fortsetzung auf der Kinoleinwand war damit ebenso unvermeidlich wie auch eine weitere Videospielumsetzung von Marvels Comicritter. In der Annahme, dass wohl jeder gerne einmal selbst in seinem persönlichen Kampfanzug durch die Lüfte düsen würde, sicherte sich SEGA schon vor zwei Jahren die Lizenz und somit das Recht, das offizielle Videospiel zu Iron Man zu entwickeln. Auf dem Blatt spricht also alles für einen gelungenen Coup. Doch eben nur auf dem Blatt, schließlich ging der erste Anlauf von Iron Man gehörig in die Hose.

Nun, knapp zwei Jahre später, hat SEGA passend zum zweiten Kinofilm, Iron Man 2, auch das gleichnamige Videospiel auf den Markt geworfen und versprach im Vorfeld bitter notwendige Verbesserungen in allen Bereichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden kurzerhand die Mannen rund um High Voltage Software angeheuert, die sich spätestens durch den Wii-Shooter The Conduit einen Namen gemacht haben. Dies lässt durchaus berechtigte Hoffnungen auf ein gutes Spiel aufkeimen, jedoch haben Zeitdruck und ein wohl stark beschränktes Budget deutliche Spuren hinterlassen.

Iron Man bekennt Farbe
Während im ersten Teil der Comic-Verfilmung noch die Entwicklung des milliardenschweren Waffenproduzenten Tony Stark bis hin zu seinen Ausflügen im Ganzkörper-Kampfanzug im Vordergrund standen und Stark noch als verdeckter Ritter der Neuzeit agierte, lässt Iron Man in der Fortsetzung endlich seine Maske fallen. Doch noch während sich Tony Stark der Welt als Iron Man zu erkennen gibt, erscheinen bereits neue Gegner auf der Bildfläche. Bevor sich der Held jedoch um die Bösewichte kümmern kann, gilt es, die US-Regierung in die Schranken zu weisen. Diese setzt Stark nämlich massiv unter Druck, seine Iron Man-Technologie endlich preiszugeben, mit deren Hilfe das Militär eine neue Generation von Waffen entwickeln will. Statt die genaue Handlung des Films mehr oder weniger originalgetreu nachzuspielen, haben sich die Verantwortlichen des Videospiels dazu entschlossen, den Kinofilm lediglich als Vorlage zu nehmen. So konnte Marvels Comicautor Matt Fraction für das Projekt gewonnen werden, der in enger Abstimmung mit Segas Creative Director Kyle Brink die Story für das Spiel verfasst hat. Die Handlung setzt einige Zeit nach der Enthüllung von Iron Man ein. Tony Stark versucht, mit seinen Technologien Frieden über die Welt zu bringen, doch das Wettrüsten der Nationen hat längst erschreckende Ausmaße erreicht, sodass sich die großen Rüstungskonzerne AIM und Roxxon mit technologischen Innovationen überbieten. Dutzende von Kampfroboter und andere mobile Kampfplattformen sind die Folge.



So gilt es auch in Iron Man 2 wieder, die Welt vor einer Armee von Blech-Bösewichten zu retten. Dabei muss Iron Man neuerdings aber nicht mehr alleine in die Schlacht ziehen, sondern erhält Unterstützung von War Machine. Hinter War Machine steckt James Rhodes, Colonel der US Airforce und guter Freund von Tony Stark, der diesen in seinem eigenen Kampfanzug zur Seite steht. Während Iron Mans Kampfanzug und dessen Fähigkeiten sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht nennenswert erweitert haben, ist War Machines Kampfanzug wesentlich stärker gepanzert und verfügt über einige zusätzliche durchschlagskräftige Angriffsmöglichkeiten. Das hat natürlich auch seine Kosten, sodass ihr mit War Machine wesentlich schwerfälliger und langsamer agiert als mit Iron Man. Zusätzlich habt ihr nur mit Iron Man die Möglichkeit, euch kurz vor dem Ableben noch mit einem kleinen Minispiel zu retten. Durch viele Möglichkeiten der Energie-Aufladung und einen meist eher wenig fordernden Schwierigkeitsgrad tritt dieser Ernstfall jedoch eher selten ein.

Mit den im Spiel gesammelten Tech-Punkten lassen sich zudem neue Ausrüstungsgegenstände erwerben. So könnt ihr den Anzügen eine stärkere Panzerung verpassen, die Verteidigungsmechanismen straffen oder das Waffenarsenal mit krachenden Schusserweiterungen ergänzen. Wer durch die Teamergänzung von War Machine jedoch die Hoffnung hat, Iron Man 2 könne nun auch zu zweit im Koop-Modus gespielt werden, muss schon an dieser Stelle enttäuscht werden. Iron Man 2 ist weiterhin lediglich alleine spielbar.

Aus Fehlern lernt man – oder auch nicht
Einer der größten Kritikpunkte an Iron Man war das durchweg monotone und uninspiriert wirkende Gameplay. Dass man aus Fehlern lernen kann, ist längst bekannt, doch umso trauriger ist es dann, wenn sich diesbezüglich auch im Nachfolger leider kaum etwas bessert. Immer noch joggt ihr mit eurem schwerfälligen Blech-Helden durch zumeist einfallslos und trist gestaltete Militärbasen, Industrielandschaften oder Stadtabschnitte, während ihr euch dabei mit Iron Mans Waffen solange den Frust von der Seele schießt, bis sämtliche Soldaten und Roboter auf dem Bildschirm das Zeitliche segnen. Im nächsten Akt geht es dann einige Gänge und Straßen weiter, wo ihr euch schwebend durch ein zuvor gesprengtes Fenster zwängen müsst, ehe schon das nächste, dümmlich agierende Kanonenfutter auf euch wartet. Sind auch diese besiegt, betätigt ihr einige Schalter, um Türen zu öffnen, hackt in kleinen Minispieleinlagen Computer und sammelt einige Boni ein, bis euch schlussendlich die nächste Welle an Gegnern an die Gurgel will. Um ein wenig Abwechslung zu den Bodenmissionen zu schaffen, wurden einige Flugabschnitte neu ins Spiel integriert, bei denen ihr (oh Wunder) versucht, möglichst viele Widersacher zu zerstören, um so die stetig wachsende Armee an Blechrobotern zu dezimieren. Statt der versprochenen Abwechslung wurden diese Flugmissionen jedoch wohl eher nur dazu eingesetzt, um die vielen Standortwechsel halbwegs glaubhaft vermitteln zu können – eine spielerische Offenbarung sieht gänzlich anders aus. Hinzu gesellen sich einige technische Mängel wie zum Beispiel der Umstand, dass euch bei den Flugmissionen die eigene Spielfigur häufig die Sicht versperrt. Seid ihr nach einigen Flugminuten am neuen Zielort angekommen, wechselt das Spielgeschehen wieder zu einer Bodenmission und ihr schrottet eure Gegner wieder im Laufen.

Die Kampagne könnt ihr getreu diesem Schema bereits in einer Handvoll Stunden durchspielen, abwechslungsreichere Momente als beschrieben gibt es nur wenige. Mal müsst ihr einen Helikopter der Regierung verteidigen, mehrere Helikopter durch eine Schlucht eskortieren, andere Fahrzeuge eskortieren, einige Zivilisten retten und nebenbei natürlich immer und immer wieder allerlei feindliche Roboter, Helikopter, Soldaten und so weiter in die Luft jagen. Rennen, fliegen, schießen und als innovative Ergänzung übt man sich im Escortservice. Spannung kommt währenddessen kaum auf. Da können auch die durchaus netten und ordentlich in Szene gesetzten Bosskämpfe nicht mehr allzu viel retten.



Unterstützt wird die mangelnde Spannung vom einseitig gestrickten Levelaufbau, der selbst den unerfahrensten Spieler davon abbringt, über den weiteren Verlauf nachzudenken. Es gibt keine weitläufigen Areale, keine versteckten Gassen, keine zusätzlichen Gegenden, die zum Erforschen einladen oder sonstige Möglichkeiten, sich groß umzusehen. Aber warum auch, schließlich möchte man dem Escortservice Iron Man keine zusätzlichen Steine in den Weg legen. Zusätzlich zeigt euch euer Navigationssystem Jarvis immer die Richtung und Entfernung zum nächsten Zielort an, sodass auch wirklich jeder an der Hand geführt wird.

Glücklicherweise hat sich der Teamwechsel wenigstens positiv auf die Steuerung ausgewirkt, die im Vorgänger noch absolut katastrophal daherkam. Gesteuert wird dabei wie gehabt mit Wii-Remote und Nunchuk. Via Controlstick des Nunchuks steuert ihr euren Protagonisten, Angriffe erfolgen mit den Knöpfen der Wii-Fernbedienung. Um die Kamera und somit Blickrichtung von Iron Man zu justieren, wird wieder die Pointer-Funktion der Wii-Fernbedienung genutzt. Die störende Bewegungssteuerung für Angriffe aller Art wurde aber zur Seite geschoben, sodass man nach dem Anvisieren mittels Wii-Remote wieder klassisch den A-Knopf für ein einzelnen Schuss oder den B-Trigger für stärkere Raketen betätigt. Letzteres ist vor allem gegen Fahrzeuge und besser gepanzerte Gegner zu empfehlen. Mit dem Steuerkreuz könnt ihr auf B eure Waffen austauschen und via Schütteln des Nunchuks einen Schlag ausführen. Insgesamt funktioniert die Steuerung dank der Vereinfachung wesentlich besser als noch im Vorgänger, wenn auch die Lösung der Kamerasteuerung weiterhin alles andere als perfekt ist. Gerade in hektischen Situationen macht euch die teils zu sensible Pointer-Kamera-Steuerung einen Strich durch die Rechnung und raubt die nötige Übersicht. Doch selbst dieses Manko ist angesichts der meist dümmlich agierenden Gegner-KI längst keine Gefahr für das Ableben eurer fliegenden Blechbüchse.

Eine Reise in die Vergangenheit
Ein umso größerer Fauxpas von Iron Man 2 ist die Technik. Bei allem Respekt für die kleineren Aufwertungen der Optik, die sich gerade im detaillierteren Charaktermodell von Iron Man selbst widerspiegeln, beim Spielen fühlt man sich unweigerlich so, als wäre man ein paar Jahre in der Vergangenheit hängen geblieben. Besonders die Flugmissionen hinterlassen ein Bild des Grauens, bei dem definitiv Schmerzensgeld angesagt wäre. Sämtliche Texturen und Effekte befinden sich maximal auf durchschnittlichem SEGA Dreamcast- Niveau. Die Umgebungsgrafik geizt mit zeitgemäßen Standards und wirkt verwaschen, nebelig und verpixelt, während sämtliche Explosionseffekte wie frisch vom Kindergeburtstag entflohen wirken. Eben einfach so wie früher einmal. Den Begriff des Nostalgieeffekts haben die Entwickler definitiv falsch verstanden. Ein Umstand, der in dieser Form einfach nicht mehr akzeptiert werden kann.

Auch auf akustischer Ebene wirkt Iron Man 2 wie ein Relikt vergangener Zeiten und schafft es in einem Bereich sogar, einen weiteren Tiefpunkt zu setzen. Die deutsche Sprachausgabe von Iron Man 2 wirkt vom Anfang bis zum Ende dermaßen dilettantisch, amateurhaft und einfach nur peinlich, dass man sich kaum entscheiden kann, ob man sich darüber lustig machen oder sich einfach nur veralbert vorkommen soll. Ergänzt wird diese Frechheit von zwar durchaus nett gemachten, aber alles andere als lippensynchronen Zwischensequenzen sowie der ebenso wenig spektakulär präsentierten restlichen Geräuschkulisse. Explosionen und Raketenabschüsse hören sich einfach nicht echt an und lassen gerade beim Sound an Wucht vermissen. Auch die Schläge von Iron Man selbst klingen alles andere als kraftvoll und wirken eher so, als würde man mit einer Bratpfanne bewaffnet durch die Stadt laufen und damit auf Mülleimer einprügeln. Von der Dynamik eines Kampfes zwischen waffenbepackten Kampfmaschinen ist im Videospiel zu Iron Man absolut nichts zu sehen.

Fazit:
Die Liste an notwendigen Verbesserungen, um aus Iron Man ein gutes Spiel zu machen, war lang. Die wirklichen Verbesserungen reduzieren sich jedoch auf ein Minimum: Zwar hat man der Serie endlich ein brauchbares Kontrollschema spendiert und mit zusätzlichen Minispieleinlagen sowie den Flugmissionen versucht, Neuerungen in den Spielablauf zu bringen, doch das weiterhin spielerisch wenig glanzvolle Run & Shoot-Gameplay wirkt dem zu stark entgegen. Auch die teilweise einfach erschreckend schlechte Grafik sowie die lächerliche deutsche Sprachausgabe sind heftige Gegenargumente bei der Kaufentscheidung. Dass es nach der kurzen Durchspielzeit keinerlei Bonusmaterial oder Zusatzmodi gibt, rundet die Gegenseite konsequent ab. Somit ist Iron Man 2 lediglich beinharten Iron Man-Fans zu empfehlen, die schon dem Vorgänger Positives abgewinnen konnten. Unser persönlicher Wunsch lautet jedoch: Bitte keinen weiteren Nachfolger, SEGA!

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Iron Man 2
Wertungen Beschreibung
3.3Grafik
Leichte Verbesserungen zum Vorgänger, dennoch eine weiterhin inakzeptable Präsentation die zwischen N64 und Dreamcast tangiert. Traurig, aber wahr.
1.4Sound
Eine dermaßen lächerliche Sprachausgabe gehört abgestraft – doch auch die restliche Geräuschkulisse wirkt eher wie aus dem Kinderland statt wie aus einem Action-Blockbuster. Da können auch die teils netten Songs nicht mehr helfen.
7.5Steuerung
Durch kleine Veränderungen endlich ein brauchbares, meist gut funktionierendes Kontrollschema, welches jedoch in hektischen Situation wegen der Kamera-Steuerung mit dem Pointer für kleinere Orientierungsschwierigkeiten sorgt.
4.8Gameplay
Weiterhin zumeist monotones und uninspiriert wirkendes Run & Shoot-Gameplay, welches durch die neuen Flugmission nur suboptimal ergänzt wurde. Nach der kurzen Durchspielzeit wird durch fehlende Modi und Bonusinhalte nichts mehr geboten.
4.6Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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