Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
K11 - Kommissare im Einsatz
Review von Andreas Held (mail) | 05.05.2010
Lizenzspiele, das wissen wir bereits, gehören in der Regel nicht zum Besten, was es in den Software-Abteilungen zu kaufen gibt. Wenn dann jedoch zu einer Pseudo-Reality-Serie, welche zum Bodensatz des ohnehin schon bodensätzigen deutschen Fernsehens gehören, ein Spiel gemacht wird, kann man darüber eigentlich nur noch lachen. Zuständig für die Verwurstung ist übrigens der österreichische Entwickler Sproing, der Erfinder der Moorhühner, der nun auf seiner Homepage Titel wie Mein Gestüt oder auch Catch The Sperm anpreist. Immerhin gibt sich das Spiel zu K11 - Komissare im Einsatz als Point & Click-Adventure, in dem der Serie nachempfundene Fälle gespielt werden können. Bei CSI: Eindeutige Beweise hat das sogar gut funktioniert, und eigentlich kann man bei so einem Konzept ja nicht viel falsch machen.

Doch.
Leider doch. Beweisen tun die Entwickler das schon im Hauptmenü. Startet ihr K11 erneut, wird sofort euer Spielstand groß angezeigt. Wer dann fahrlässigerweise auf den "Weiter"-Button drückt, veranlasst, dass ein neues Spiel gestartet und der alte Spielstand gelöscht wird. Vorher muss man nämlich noch ein kleines Icon von "Neues Spiel" auf "Fortsetzen" umschalten. Wäre nett, wenn wir das vorher gewusst hätten...

So oder so macht das aber nicht viel aus, denn die fünf Fälle, die in mehrere Kapitel eingeteilt sind, spielen sich völlig gleich. In jedem Kapitel müsst ihr klaustrophobische Schauplätze nach Hinweisen abgrasen oder Zeugen in Multiple-Choice-Gesprächen ausfragen. Glaubt ihr, an alle in einem Kapitel verfügbaren Infos gelangt zu sein, redet ihr im Hauptquartier mit Alexandra Rietz oder Michael Naseband, die euch dann sehr wahrscheinlich zurück an die Arbeit schicken. Erst, wenn ihr alles gefunden habt, geht es im Spiel weiter - da ihr aber nicht wisst, wann das ist, müsst ihr ständig zwischen den Schauplätzen und dem Hauptquartier hin- und her reisen, nach jedem noch so kleinen Fund suchen, in der Hoffnung, dass es nun endlich weiter geht. Danach stellt euch der jeweilige Serienheld ein Quiz, in dem das gerade Gespielte noch einmal durchgekaut wird. Ist das letzte Kapitel beendet, erzählt das Spiel in Texteinblendungen, was nach euren Ermittlungen mit den am Fall beteiligten Figuren passiert ist - hier warten übertriebene Strafen auf die Täter und bedingungslose Happy Ends auf Unschuldige.



CSI für Arme
K11 orientiert sich dabei mehr als eindeutig am Lizenzspiel zu CSI, bringt die Qualitäten einer guten Krimiserie aber nicht annähernd herüber. Schauplätze untersucht ihr in der First-Person-Ansicht, allerdings haben die Entwickler es für nötig befunden, die Steuerung zu invertieren, sodass ihr mit dem Analogstick die Kamera und mit dem Steuerkreuz die Spielfigur bewegen müsst. Selbst das Anklicken mit dem Pointer funktioniert nicht richtig, da der Bereich, in dem ein Objekt zu sehen ist und der Bereich, in dem es angeklickt werden kann, manchmal nicht deckend sind. Überhaupt seid ihr teilweise auf der Suche nach Beweisen, die kaum größer sind als ein Fliegendreck, weshalb man zum Durchsuchen der eigentlich nur wenige Quadratmeter großen Schauplätze meistens über 30 Minuten braucht. Wer aufgibt, und das werden viele, kann sich vom Serienheld einen "Tipp" holen. Mit "Tipp" meinen die Entwickler eine vollständige Komplettlösung für das aktuelle Kapitel, die haarklein auflistet, was wo zu tun ist. Dadurch geht natürlich jegliche Herausforderung flöten, aber notwenig ist das Feature definitiv, denn ohne die Ingame-Hilfen wären einige Kapitel praktisch unlösbar - stellenweise müssen Details angeklickt werden, die kaum zu sehen sind und, selbst wenn man sie erkennt, kaum Relevanz zu haben scheinen.

Das Verhören der Zeugen ist eine ganze Ecke einfacher - zwar könnt ihr hier per Multiple Choice aus mehreren Fragen wählen, die sind aber inhaltlich identisch und nur anders formuliert, sodass Verhöre zu einem simplen Abarbeiten der Dialogpunkte verkommen. Die Fragerunden mit den Serienhelden sind ähnlich einfach, zumal ihr hier über die vergangenen fünf bis zehn Minuten des Spiels ausgefragt werdet und falsche Antworten eher dumme Scherze der Entwickler sind als Optionen, auf die man fälschlicherweise schließen könnte. Ab und zu müsst ihr kleine Aufgaben erfüllen - z.B. den Todeszeitpunkt des Opfers errechnen, das um 23 Uhr seit einer halben Stunde tot war, oder auf einer Skizze, auf der eine leere Patronenhülse und ein Einschussloch eingezeichnet sind, die Flugbahn der Kugel vermerken.

K11 präsentiert die einzelnen Fälle dabei so trocken wie ein Polizeibericht. Spannung kommt nie auch nur im Ansatz auf, was am langwierigen Spielfluss und der völligen Emotionslosigkeit der Charaktere liegt. Zwar konnten die Entwickler für Alexandra Rietz und Michael Naseband die Originalstimmen aus der Serie gewinnen, die klingen aber nicht so - stattdessen lesen die Charaktere, deren schauspielerische Leistung in der Serie zumindest durchschnittlich ist, im Spiel einfach nur trocken ihre Texte vor. Die Scripts selbst sind reine Durchschnittskost, insgesamt aber deutlich uninteressanter und vorhersehbarer als im amerikanischen Vorbild. K11 setzt auf steoreotypische Figuren und an den Haaren herbeigezogene Wendungen statt glaubwürdige Szenarien zu erschaffen, und neue Erkenntnisse werden auf eine Art und Weise enthüllt, die den Spieler völlig kalt lassen.

Grafik und Sound sind dabei gar nicht so schlecht, wie man erwarten würde. K11 steckt voller Details, sodass die Beweisstücke auch wirklich in einem ganzen Haufen irrelevanter Objekte untergehen und nicht einfach auf unfaire Weise versteckt sind. Auch die Charaktermodelle und Animationen sind kein Schuss in den Ofen. Die Musik ist meist recht schlecht komponiert, sorgt an den Düsteren Schauplätzen aber schon mal für einen Ansatz von Atmosphäre.

Fazit:
K11 ist nicht kaputt, es tut auch nicht weh - der Titel ist einfach nur völlig langweilig und kann in seinen zehn Stunden Spielzeit kein einziges Mal fesseln. Stattdessen werden durchschnittliche Stories von emotionslosen Schauspielern heruntergezogen, und die eigenartige Steuerung sowie der fast schon unfaire Schwierigkeitsgrad bei den Durchsuchungsaufgaben sorgen für Frust. Zählt man die jederzeit verfügbaren Ingame-Komplettlösungen hinzu, ist das Durchspielen von K11 allerdings so herausfordernd wie das Lesen eines Groschenromans - das galt zugegebenermaßen auch für CSI: Eindeutige Beweise, aber hier waren die Fälle interessant genug präsentiert, was das Spiel insgesamt spielenswert machte. K11 wird wohl hauptsächlich von Serienfans gekauft werden, und wenn diese glauben, dass in der Serie echte Komissare bei echten Fällen mit versteckten Kameras begleitet werden, dann glauben sie wohl auch, dass die Versoftung der Serie ein gutes Spiel ist. Alle anderen sollten vernünftig genug sein, einen Bogen um den Titel zu machen.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel K11 - Kommissare im Einsatz
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Viele Details und vernünftige Charaktermodelle. Da hätte man weniger erwartet.
4.5Sound
Hundmiserable Sprachausgabe trotz Originalstimmen. Die Hintergrundmusik sorgt teilweise für Atmosphäre.
5.0Steuerung
Unverständliche, nervige Tastenbelegung und schwammige Erkennung, bei den Objekten, die ihr gerade mit dem Pointer anklickt.
4.0Gameplay
Fast unmögliche Suchaufgaben, sonst und bei Benutzung der Ingame-Komplettlösung langweiliges Abarbeiten von Optionen ohne Anspruch und ohne Höhepunkte. Wenn überhaupt, spielt man wegen der Handlungen der einzelnen Fälle.
4.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved