Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Tony Hawk: Ride
Review von Mark Schäfer (mail) | 05.05.2010

Schon viele Jahre versorgt uns Activision immer wieder mit neuen Skateboard-Abenteuern von Tony Hawk, deren Qualität jedoch leider kontinuierlich abnahm und die spätestens seit EAs skate. starke Konkurrenz erhalten haben. Aus diesem Grund entschloss man sich für den jüngsten Teil der Reihe, Tony Hawk: Ride, gänzlich neue Wege zu gehen. Statt das Spiel wie üblich mit einem normalem Controller bzw. Wii-Remote und Nunchuk zu steuern, liefert Activision Tony Hawk: Ride mit einem Skateboard aus, welches dank Bewegungssensoren ein realitätsnahes Spielerlebnis liefern soll.

Innovation vs. Steuerung
Andere hauseigene Titel wie Guitar Hero und DJ Hero, welche ebenfalls komplett auf ein Extra-Zubehörteil zur Steuerung setzen, geben Activision zunächst Recht und lassen hoffen, dass ein Skateboard-Controller ebenfalls an die Erfolge der Musik-Titel anknüpfen kann. Doch lässt sich ein solches Konzept wirklich auf einen Sporttitel übertragen?

Der erste Eindruck des Skateboards ist durchaus positiv. Es ist zwar etwas kleiner als ein echtes Skateboard, aber dennoch robust gebaut und bietet auch bei den ersten Stehversuchen einen sicheren Halt. Eine abgerundete Unterseite ermöglicht das Kippen nach links und rechts und vier Sensoren (je einer links, rechts, vorne bzw. hinten) sollen erkennen, wenn man mit dem Fuß Anschwung nimmt oder sein Skateboard greift. Desweiteren sind an der linken Seite alle Tasten einer Wii-Remote angebracht, inkl. Steuerkreuz, um durch die Menüs navigieren zu können. Theoretisch steht einer kurzweiligen Skate-Session also nichts mehr im Wege, gäbe es da nicht ein kleines Problem: Was immer man sich bei Activision auch gedacht hat und so interessant sich das Spiel auf dem Papier auch anhören mag, so schlecht lässt es sich in der Praxis spielen. Es ist meist ein Glücksfall, wenn der Skater auf dem Bildschirm genau das macht, was man selbst erreichen wollte. Grundlegende Tricks wie ein Ollie, für den man die Nase des Skateboards schnell nach oben reißen muss, indem man die hintere Seite mit dem Fuß nach unten drückt, funktionieren gut und ohne Probleme, und auch bei Grinds auf Geländern etc. macht man nicht viel falsch, da man dafür lediglich auf sie springen muss. Die meisten anderen Tricks erfordern es aber, dass man einen Ollie in Kombination mit einer weiteren Bewegung ausführt, sei es das gesamte Skateboard um 90 Grad nach links zu drehen, einen der 4 Sensoren mit der Hand zu verdecken, um sein virtuelles Skateboard zu greifen, oder das Board während des Ollies nur leicht zur Seite zu kippen. So einfach sich diese Kombinationen auch anhören, das Spiel registriert sie meist falsch, sodass nicht der gewünschte Trick auf den Bildschirm gezaubert wird. Noch frustrierender als die Tricks ist allerdings das Lenken, welches durch Kippen des Skateboards nach links und rechts gesteuert wird. Das ist jedoch so ungenau, dass es jedem schwer fallen wird, ohne Umwege von Punkt A zu B zu fahren. Hier sind die Bewegungssensoren im Skateboard eindeutig zu unpräzise und ich wage zu behaupten, dass sich das Spiel mit einem Balance Board weitaus besser lenken lassen würde, da hier die Gewichtsverteilung wesentlich einfacher vonstatten geht.

Steuerung pfui, Rest...?
Um dem Spieler trotz schlechter Steuerung Erfolgserlebnisse bieten zu können, besitzt das Spiel mehrere Schwierigkeitsgrade. Im Casual-Modus muss man sich keine Sorgen um das Lenken machen, es geschieht automatisch. Der Skateboarder folgt dabei der "goldenen Linie", lediglich an einigen wenigen Gabelungen kann der Spieler sich entscheiden, ob er links, rechts oder weiter geradeaus skaten möchte. Der Spieler kann sich so komplett auf seine Tricks konzentrieren, mit dem Wissen, dass Stürze fast gegen null reduziert werden und man sicher irgendwann ans Ziel kommt. Das Spiel steuert sich quasi selbst, Lernfortschritte in der Steuerung bleiben außen vor. Wer es wagt, kann sich im Erfahrenen-Modus testen; in diesem gibt es die goldene Linie aber nicht mehr und der Spieler muss selbst zusehen, dass er seinen Skater lenkt und durch Tricks nötige Punkte sammelt. Zwei Dinge, die man nur sehr schwer parallel zustande bringt.

Doch leider weist das Spiel nicht nur in der Steuerung Mängel auf. Spielerisch bietet es nur wenig Abwechslung. Im Hauptteil des Spiels, dem Karriere-Modus, muss man bestimmte Aufgaben erfüllen, sammelt so Session-Punkte und schaltet neue Gebiete und Ausrüstungen frei. Diese Aufgaben sind in verschiedene Kategorien eingeordnet und wiederholen sich Gebiet für Gebiet immer wieder. Im Tempolauf muss man beispielsweise ein Gebiet in möglichst kurzer Zeit durchfahren, Bonussekunden erhält man dabei durch das Einsammeln von grünen Zahlen. Im Temposlalom muss man in möglichst kurzer Zeit 10 bis 15 Tore durchfahren, was im Casual-Modus aufgrund der vorgeschriebenen Fahrspur manchmal etwas länger dauern kann, da frühzeitiges Umkehren nicht möglich ist. Im Trick-Modus gilt es, in zwei Minuten möglichst viele Punkte zu sammeln, während man bei Herausforderungen auf gegebenen Streckenabschnitten bestimmte Tricks ausführen muss (Ollies, Grinds, Manuals, Grabs, Flips, etc.) Für jede dieser Aufgaben gibt es je nach Zeit oder Punktzahl sogenannte Session-Punkte, von denen es in jedem Gebiet je nach Anzahl der Aufgaben bis zu 30 Stück zu sammeln gibt. Zwar wird einem vor jeder neuen Aufgabe gesagt, wie schnell man sein oder wie viele Punkte man sammeln muss, um den nächsten Session-Punkt zu erhalten, doch nach dem Beenden der Aufgabe wird dummerweise nicht angezeigt, wie viele Punkte man nun erhalten hat. Um das zu sehen, muss man sich erst wieder ins Menü klicken, und das bedeutet eins: Ladezeiten, welche ein weiteres Manko des Spiels sind. So dauern manche der Aufgaben keine Minute, aber trotzdem darf man sich vorher jeweils einen circa 20 Sekunden langen Ladebildschirm angucken, was den Spielfluss sehr stört. Auch, dass man vor jeder Aufgabe den Plus-Knopf am Skateboard mit dem Fuß betätigen und anschließend einen Ollie machen muss, nervt - nur so erkennt das Spiel, ob man "regular" oder "goofy" spielt (sprich ob die Füße nach rechts oder links auf dem Skateboard zeigen). Hier wäre es durchaus angebracht gewesen, dies im Fahrerprofil dauerhaft zu speichern.



Accessiores für Skater
Wie in jedem Tony Hawk-Spiel darf man sich auch in Tony Hawk: Ride wieder seinen eigenen Skater zusammenstellen und nach belieben einkleiden. Hier stehen eine Menge an Klamotten von Marken wie Vans, Nike und anderen zur Verfügung. Im Verlauf des Spiels schaltet man immer mehr Kleidung frei - welche, muss man sich allerdings erst im Editor anschauen, denn Meldungen beschränken sich auf vage Angaben wie "Ein neues Accessiore" oder "Ein neuer Skater".

Was Dinge angeht, die zuerst freigespielt werden müssen, hat sich Activision zudem einen weiteren Patzer erlaubt. In der Wii-Version des Spiels ist es theoretisch möglich, mit seinem Mii zu skaten. Was manch einer gerne von Beginn an zur Verfügung gehabt hätte, ist erst spielbar, wenn man bis zu 75 % der Session-Punkte eines Gebiets gesammelt hat, und dann natürlich auch nur für in diesem einen Gebiet. Schade nur, dass man nach dem Beenden eines Gebiets keinen Grund mehr hat, es erneut zu besuchen, nur um die Aufgaben mit seinem Mii nochmal zu machen. Inwiefern dies den fehlenden Online-Modus in der Wii-Version ersetzen soll, ist nochmals eine andere Frage.

Auch der Multilplayer-Modus ist eher lieblos integriert worden. Durch das Skateboard dürfte es Neulingen schwer fallen, gegen einen geübteren Spieler gewinnen zu können. Spezielle Kooperations-Modi fehlen ebenfalls. Stattdessen dürfen die verschiedenen Aufgaben aus dem Karriere-Modus von mehreren Spielern nacheinander absolviert werden, wobei wieder lange Ladezeiten den Spielfluss hemmen. Für den bereits angekündigten zweiten Teil müssen sich die Entwickler daher ordentlich ins Zeug legen, um neue und alte Kunden für sich gewinnen zu können.

Zumindest technisch vermag der Titel einige, wenn auch nur wenige, Pluspunkte zu sammeln: Grafisch macht das Spiel einen soliden Eindruck, wenn auch einige der Animationen leicht übertrieben sind. So klappen die Skater bei Stürzen ab und zu zusammen, als hätten sie keine Gelenke. Ebenfalls positiv ist der wieder mal rockige Soundtrack zu erwähnen, welcher mit dutzenden Titeln, unter anderem von Bands wie Green Day oder den Beatsteaks, zu überzeugen weiß.

Fazit:
Auf den ersten Blick klingt Tony Hawk: Ride durchaus interessant, doch dieser Eindruck hält nur so lange, bis man zum ersten Mal selbst auf dem Skateboard-Controller vor dem Fernseher steht. Die unpräzise Steuerung ist der Hauptgrund, weshalb das Spiel keine bessere Wertung bekommen kann. Zwar gibt es durchaus mal ein Glücksgefühl, wenn man Aufgaben erfolgreich erledigt, doch sobald man sich an höheren Schwierigkeitsgraden versucht, fällt die Motivation stark ab. Die Lernkurve zwischen Casual- und Erfahrenen-Modus ist derart hoch, dass man selbst auf einem echten Skateboard schnellere Erfolgserlebnisse verzeichnen dürfte. Für den angekündigten zweiten Teil muss Activision sich daher sehr ins Zeug legen, wobei meines Erachtens nach das Scheitern dieses Teils eindeutig an Mängeln in der Hardware des Skateboards liegt, welche sich durch neue Software wohl nur wenig verbessern lassen.

Von Mark Schäfer
Wertung für das Spiel Tony Hawk: Ride
Wertungen Beschreibung
7.1Grafik
Solide Technik mit Comictouch, aber leicht überzogenen Sturzanimationen.
8.2Sound
Eindeutig der Höhepunkt des Spiels. Eine hohe Anzahl an rockigen Songs bekannter und weniger bekannter Bands, welche nur leider all zu oft durch Ladezeiten unterbrochen werden.
5.0Steuerung
Frustrierend. Wer das Skateboard in der Qualitätskontrolle abgesegnet hat, gehört gefeuert. Im Casual-Modus erreicht man noch seine Ziele; wer selber Lenken muss, verzweifelt.
6.0Gameplay
Kurze Zeit hat man Spaß am Spiel, welcher jedoch aufgrund der nervenden, langen Ladezeiten und sonstiger Mängel schnell schwindet. Spätestens, wenn man merkt, dass man keine sichtbaren Fortschritte in der Spielsteuerung macht, was Grundvoraussetzung für andere Schwierigkeitsgrade ist, legt man sein Board zur Seite.
5.8Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved