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Review von Kamil Witecy (mail) | 05.03.2010
Wie die Videospielindustrie mit Chiquita zusammenpasst, der weltbekannten Marke für Südfrüchte und dabei hauptsächlich Bananen, haben SEGA und der bekannte Bananenproduzent Anfang des Jahres mit einem Abkommen vorgemacht. So sind beide Parteien in den USA eine Partnerschaft eingegangen, die speziell SEGAs beliebte Super-Monkey-Ball-Serie betrifft, deren Protagonisten bekanntlich Affen sind, die schon seit jeher mit übermäßigem Bananenkonsum in Verbindung gebracht werden. Während auf mehr als 180 Millionen Chiquita-Bananen der Release vom neuesten Serienableger Super Monkey Ball: Step & Roll mit einem Aufkleber beworben wird, erscheint im Gegenzug der Markenname auf jeder virtuellen Banane im exklusiven Geschicklichkeitsspiel.
Dass dabei auch im zweiten Super Monkey Ball für Wii genügend Bananen für die fresswütigen Äffchen bereitstehen, steht wie schon beim Launchtitel für die Wii außer Frage. Mit Super Monkey Ball: Banana Blitz hat SEGAs Franchise 2006 einen guten Einstand auf Nintendos weißer Spielemaschine feiern können. Das Konzept der Äffchen in Kugeln ging auch auf der Wii auf, fast schien es sogar so, als sei besonders die Handhabung auf Nintendos Bewegungskonsole ideal für das Spiel, auch wenn der Titel als Gesamtpaket nicht ganz an die spaßigen GameCube-Vertreter – mit Ausnahme des weniger guten Spin-Offs Super Monkey Ball Adventures – heranreichen konnte. Super Monkey Ball: Step & Roll geht nun sogar noch einen Schritt weiter, denn diesmal könnt ihr Aiai, Meme und Co. dank Balance Board-Unterstützung mit vollen Körpereinsatz ins Abenteuer rollen lassen.
(Fast) alles beim Alten
Am grundlegenden Konzept haben die Mannen von SEGA auch im neuesten Affenspaß nicht gerüttelt. Folgerichtig geht es auch diesmal wieder darum, eine mit einem Affen besetzte Kugel auf dem schnellsten Weg durch ein Level zu rollen, dabei möglichst viele Bananen einzusammeln und am Ende durch einen Zielring zu kullern. Dabei steuert ihr nicht die Kugel selbst, sondern manövriert und lenkt die gegenwärtige Spielplattform, um die Kugel in die entsprechende Richtung rollen zu lassen. Um dem Ganzen die nötige Finesse zu verleihen, sind auf diesem Weg Hindernisse der verschiedensten Art wie Löcher, bewegliche Plattformen, schmale Brücken oder rutschige Stellen zu überwinden. Fertig ist das servierbereite Super-Monkey-Ball-Gericht, wie es seit jeher für jede Menge Spielspaß bei seinen Anhängern sorgen konnte.

Der Hauptmodus für den Einzelspieler ist ähnlich aufgebaut wie in Super Monkey Ball: Banana Blitz oder auch dem stark namensverwandten Nintendo DS-Ableger Super Monkey Ball: Touch & Roll. Jede Welt in Super Monkey Ball umfasst dabei 10 Level, die wieder einmal recht phantasievoll gestaltet sind und die es in der traditionellen Art und Weise zu meistern gilt. Anders als noch im direkten Wii-Vorgänger gibt es allerdings weder eine Sprungfunktion (was jedoch den ein oder anderen eher erfreuen dürfte) noch Endgegner, die im Vorgänger für eine meist gelungene Abwechslung zum herkömmlichen Spielablauf gesorgt haben. Ebenso unerfreulich ist der Umfang des neuen Affenrollers. Zu Beginn des Spiels stehen lediglich sechs Welten zur Auswahl. Hat man alle 60 Level gemeistert, schaltet man eine siebte Welt frei, für die es dann keine weitere Belohnung mehr gibt. Das macht unter dem Strich gerade einmal 70 Level, womit Super Monkey Ball: Step & Roll zum kürzesten Spiel der Reihe avanciert.
Runter von der Couch, rauf auf das weiße Brett
Mit einem in Fachkreisen wohl logischen Schritt wollen die Entwickler von Super Monkey Ball: Step & Roll abseits des bekannten Konzeptes doch noch ein wenig Innovation ins Monkey-Ball-Gameplay bringen. Durch den phänomenalen und weltweiten Erfolg von Nintendos Fitmacher Wii Fit wurde auch das Wii Balance Board etabliert, welches dem Spieler ermöglicht, mit seinem Körpergewicht Spiele zu steuern. Angesichts des Spielprinzips von Super Monkey Ball liegt daher auch die Vermutung nahe, dass diese Steuerungsart wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passen sollte. Also runter von der Couch und rauf auf Nintendos weißes Brett, um durch Gewichtsverlagerung die Umgebung im Raum zu neigen und somit die Kugeln samt Aiai & Co. ins Rollen zu bringen. Spielspaß par excellence sollte also garantiert sein.
Doch dies ist jedoch nur der erste Eindruck, der bekanntlich hin und wieder täuscht. Super Monkey Ball funktionierte und zeichnete sich seit dem Erstlingswerk des damaligen Entwicklers, Amusement Vision, vor allem durch die Anforderung an die hohe Genauigkeit des Spielers aus. Schmale Passagen, waghalsige Abfahrten und gemeine Hindernisse konnten nur dann erfolgreich überwunden werden, wenn der Spieler die Plattformen mit viel Geschick und Präzision entsprechend neigte. Wenn das Balance Board in seiner grundlegenden Funktionalität für eines jedoch nicht besonders gut geeignet ist, dann ist das Präzision. Auch wenn die Entwickler die Areale entsprechend breiter gestaltet haben, um dies zu entgehen, stellt sich schnell heraus, dass das Spiel mit dem Balance Board weitaus weniger Spaß macht als erhofft und wohl eher nur als nettes Party-Gimmick zum Einsatz kommen wird. Dies liegt zum einen daran, dass die Steuerung trotz einiger weiterer Vereinfachungen (weniger Hindernisse in den Levels) sehr viel Einarbeitung verlangt und selbst dann nicht vor Frustanfällen sicher ist. Doch vor allem liegt es wohl einfach daran, dass eine präzisere, traditionellere Steuerung letztlich einfach besser zu einem Highscore-Spiel wie Super Monkey Ball passt.

Insofern sollte man am besten gleich zur Wii-Remote-Steuerung greifen, die sich zwar wie auch schon im Vorgänger anfangs etwas gewöhnungsbedürftig anfühlt und ebenfalls nicht an die Präzision eines Controlsticks heranreicht, aber nach einer kurzen Einspielzeit gut funktioniert. Neigt ihr die Wii-Remote nach hinten, neigt sich im Spiel das komplette Level ebenfalls in diese Richtung; genauso funktioniert es natürlich in alle anderen Richtungen. Etwas problematisch ist dabei weiterhin die Handhabung, wenn ihr über schmale Röhren geradeaus rollen wollt, da es nahezu unmöglich ist, mit der Wii-Remote eine völlig gerade Bewegung zu initiieren. Doch diese Tatsache ist in Super Monkey Ball: Step & Roll aufgrund anderer Umstände eigentlich kein wirkliches Problem mehr.
Super Monkey Ball Light
Da das Gameplay, sprich: die Welten von Super Monkey Ball: Step & Roll zweifelsfrei mit der Balance Board-Steuerung im Hinterkopf gestaltet wurden, hat dies auch für den allgemeinen Spielablauf ohne Balance Board einen faden Beigeschmack. So ist der Schwierigkeitsgrad, in allen bisherigen Monkey Ball-Spielen eigentlich ein fest eingraviertes Markenzeichen, alles andere als hoch. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Ein Großteil der Level ist wirklich extrem leicht, lediglich die letzten Levels schrauben den Schwierigkeitsgrad annähernd auf „normales“ Super Monkey Ball-Niveau herauf. Das Level-Design ist zwar weiterhin unterhaltsam, die Genauigkeit in der Steuerung ist aber nicht mehr gefordert, da es kaum mehr schmale Kanten ohne Rand oder eng beieinander platzierte Löcher gibt, die in den Vorgängern für zahlreiche Abstürze sorgten. Die wohl größte Herausforderung ist somit das Zeitlimit, das immerhin teilweise recht knackig kalkuliert wurde, sowie auch einige kleine Schalterrätsel, die hin und wieder in den Levels auftauchen und in Kombination mit dem Zeitlimit für ein Scheitern sorgen können.
Dieser Umstand dürfte Serienneueinsteiger zwar weniger stören, Kenner der Reihe werden sich jedoch meist stark unterfordert fühlen und können sich problemlos durch die ersten Welten kugeln, ohne auch nur einmal den „Game-Over“-Bildschirm zu Gesicht zu bekommen. Um noch einen zusätzlichen Bananenbaustein auf den gegenwärtigen „Light-Charakter“ von Step & Roll zu setzen, spielt es im neuesten Ableger auch praktisch keine Rolle mehr, wie oft man seine Äffchen von der Plattform plumpsen lässt. Mit dem Einsammeln von schon 20 der großzügig verteilten Bananen erhält man ein weiteres Leben, sodass wirklich selten alle Leben verbraucht werden. Falls doch, verliert man zwar Punkte für den Highscore, kann so aber theoretisch jeden Level unendlich oft hintereinander versuchen und hinterher nicht einmal mehr einsehen, ob man ein Level ohne Ablegen gemeistert hat oder nicht. Die Kronen, die in Banana Blitz noch das Game-Over-freie Bestehen von Level belohnten, wurden gänzlich aus dem Spiel genommen, was zusätzliche Motivation bereits im Keim erstickt. Sammelbare Gegenstände in jeder Welt sorgen zwar dafür, dass man die Level ausgiebig durchsucht, dennoch ist das vermeintlich kürzeste Super Monkey Ball aller Zeiten für Kenner größtenteils locker in gerade einmal drei bis vier Stunden zu beenden. Danach bleibt nur noch die Jagd nach neuen Highscores.

Ebenfalls eher nervig als recht ist das kleine Abspann-Minispiel, welches nach jeder gemeisterten Welt auf euch wartet. Hier geht es darum, mit Bewegungen eurer Wii-Remote ein Spielbrett so zu manövrieren, dass die in Kugel eingefangenen Buchstaben der Entwicklernamen in entsprechende Löcher fallen. Ist dies auf den ersten Blick noch eine ganz nette Idee und kann für einige Sekunden unterhalten, schlägt dies schon bald in gähnende Langeweile um, die nach jeder Welt fast satte fünf Minuten am Stück „ertragen“ werden muss. Eine Möglichkeit, das Minispiel vorzeitig zu beenden, gibt es nämlich nicht.
Kooperation und Multiplayerstagnation
Trotz des geringen Schwierigkeitsgrades verfügt Super Monkey Ball: Step & Roll erstmals in der Serie auch über einen Kooperationsmodus. Eine wirkliche Offenbarung ist dieser jedoch keinesfalls. Denn während der erste Spieler die Kugel nach gewohnter Art durch die Level manövriert, bleibt für den zweiten Spieler lediglich das Zerschießen von Hindernissen via Pointer-Funktion der Wii-Remote übrig. Dass dies für den zweiten Spieler auf Dauer eintönig wird, muss fast gar nicht mehr erwähnt werden. Somit bleibt dem Einzelspieler nur noch der so genannte Marathon-Modus, der es dem Spieler ermöglicht, mehrere Welten am Stück ohne große Unterbrechungen durchzuspielen. Dies ist eine nette Zusatzfunktion, bietet aber an sich nichts nennenswert Neues im Vergleich zum Hauptmodus.
Seinerzeit war Super Monkey Ball bekannt dafür, dass es neben dem Single-Player-Modus auch eine stattliche Anzahl von Partyspielen beinhaltete, die durchaus zu überzeugen wussten. Doch schon im Wii-Vorgänger Banana Blitz wurde der Bogen leider überspannt. Getreu dem Motto Quantität vor Qualität gab es zwar mit insgesamt 50 Minispielen eine wirklich pralle Ansammlung an verschiedenen Spielen, die von der Wii-Remote Gebrauch machten, doch höchstens eine Handvoll der Spiele wussten zu gefallen, während der Großteil entweder absolut uninspiriert und langweilig oder aufgrund einer verhunzten Steuerung fast unspielbar war. Im neuesten Ableger wurde die Zahl der Minispiele auf gesunde 20 geschrumpft, sodass viele der verhunzten Spielereien aus dem Vorgänger von der Disc geflogen sind. Dennoch zeigt sich weiterhin ein ähnliches Bild: Auch in Super Monkey Ball: Step & Roll findet man die lohnenswerten Minispielen nur nach Suche in einer Menge langweiliger Minispiele, die wieder den Weg ins Spiel geschafft haben. Die wirklich brauchbaren und guten Minispiele sind fast durchweg solche, die bereits seit Jahren zur Reihe gehören und für Step & Roll lediglich neu aufgelegt wurden (Super Monkey Ziel bzw. Target, Affenrennen etc.). Die neuen Minispiele haben weiterhin bestenfalls das Suchtpotential eines Minigames aus Mario Party und lassen sich auch diesmal in vielen Fällen nicht immer optimal steuern.

Technisch ist Super Monkey Ball: Step & Roll hingegen wieder gut gelungen. Die Grafik wurde im Gegensatz zum Vorgänger ein wenig aufpoliert und wirkt mit seinen farbenfrohen und phantasievollen Welten, die alle bestimmten grafischen Themen zugeordnet sind, einen entscheidenden Zacken runder. Zwar bringt auch Step & Roll die Wii nicht annähernd an ihre Grenzen, doch die satten Farben und die vielen Details sorgen für ein überzeugendes Gesamtbild. Die konstante Framerate von 60 Bildern in der Sekunde ist ebenfalls positiv hervorzuheben. Die Musik orientiert sich stark am direkten Wii-Vorgänger und kommt mit einigen ansprechenden, facettenreichen Stücken daher, die zum abgedrehten Stil des Spiels passen. Lediglich die Soundeffekte wie zum Beispiel das Geschrei der Affen und der Sprecher, welcher den Titel des Spiels nach dem Starten komplett auf Deutsch ausspricht, sind noch Überbleibsel aus älteren Ablegern der Serie.Fazit: Mit Super Monkey Ball: Step & Roll für die Wii hat sich SEGA keinen allzu großen Gefallen getan. Zwar macht das altbewährte Prinzip auch heute noch Spaß und dürfte gerade Neulingen einen unkomplizierten Einstieg bieten, doch der geringe Umfang, der weiterhin höchstens nette Multiplayermodus, die zweifelhafte Balance Board-Unterstützung und vor allem der stark heruntergeschraubte Schwierigkeitsgrad dürften für Enttäuschung bei alteingesessenen Monkey Ball-Spielern sorgen. Dafür bekommt man kreative und weiterhin auch meist abwechslungsreiche (aber eben weniger herausfordernde) Umgebungen geboten, die mit einer guten Grafik und einem ansprechenden Soundtrack gepaart für einen durchaus fairen Preis von etwa 30€ im Handel bereitstehen. Während Neulinge einen Kauf also durchaus in Erwägung ziehen dürfen und sich den ein oder anderen Wertungspunkt mehr denken können, sollten sich Fans der Serie einen Kauf gut überlegen.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel Super Monkey Ball: Step & Roll | |
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| 8.0 | Grafik Technisch noch etwas besser als der Vorgänger - das Gesamtbild weiß mit seinen satten und farbenfrohen Umgebungen sowie einer flüssigen Framerate zu gefallen. | |
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| 8.0 | Sound Eine passende und teils wirklich stimmige Musikuntermalung, die den abgedrehten Stil des Spiels unterstützt. | |
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| 7.5 | Steuerung Die Balance Board-Steuerung ist gewohnungsbedürftig und raubt dem arcadigen Gameplay einiges an Dynamik, die Steuerung mit der Wii-Remote funktioniert nach einer Eingewöhnungszeit wie beim Vorgänger gut. | |
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| 6.5 | Gameplay Das Grundprinzip ist gleich geblieben und kann auch weiterhin unterhalten – der geringe Umfang und der viel zu leichte Schwierigkeitsgrad sowie die vielen langweiligen Minispiele vermiesen jedoch so einiges | |
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| 6.9 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Super Monkey Ball: Step & Roll
HerstellerSEGA
GenreGeschicklichkeit
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWi-Remote, Nunchuk (für Minigames), Balance Board optional
Spieler1-4
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Nein
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
ReleaseErschienen
Preis (€)29,99
Innovationsfaktor
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