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Review von Tim Herrmann (mail) | 20.01.2010
RTL Games ist mittlerweile eine echte Größe in der Videospielbranche - und das nicht einmal mehr nur in Deutschland, wo die Menschen mit dem Begriff "RTL" so einiges verbinden können. Auch im Ausland erfreuen sich die Produkte insbesondere von RTL Sports größter Beliebtheit. Die Spiele vom Kölner Publisher waren dabei in der Vergangenheit sehr gut auf das Programm und damit die Zielgruppen des TV-Senders abgestimmt: Leicht verdaulich, intellektuell nie besonders ansprechend, oft lediglich auf großen Namen basierend und insgesamt nicht besonders meisterhaft entwickelt. Die größten Erfolge feierte RTL Games in den letzten Jahren mit seinen Wintersportspielen - sie kamen ohne große Lizenzen, ohne besondere Innovationen und ohne besondere Qualität aus, verkauften sich aber dennoch wie geschnitten Brot. Mit RTL Winter Sports 2010 erscheint nun schon der vierte Ableger der Sportminispielsammlung - wir haben ihn für euch im Test betrachtet.
Unkomplizierter Schneesport
Hinter RTL Winter Sports 2010 - The Great Tournament, wie das neue Spiel mit vollständigem Namen heißt, steckt wieder einmal das Hamburger Entwicklerstudio 49games. Eigentlich fand man die Entwickler von 49games in den letzten Jahren hinter so ziemlich jedem Titel, der sich selbst als Simulation bezeichnete, im Kern aber nur eine Sammlung aus Minispielen war: RTL Winter Sports 2007 - 2010, Summer Athletics 2008 und 2009, Ski Alpin oder RTL Skispringen: Die letztendliche Qualität ließ meist zu wünschen übrig, schließlich war die Steuerung besonders auf Wii nicht gut ausgefeilt, die Grafik permanent in einem PS2-Loch stecken geblieben und die Spielbarkeit wurde größtenteils gar nicht angetastet. Größere Fehler waren aber auch nie zu verzeichnen, handwerklich waren die Entwicklungen sauber. Die Käufer sprachen aber sowieso eine ganz andere Sprache als die Fachpresse, all diese Titel hatten nämlich großen Erfolg im Handel.
Und nur damit kann man sich wohl auch erklären, wie der Entwicklungsprozess von Winter Sports 2010 abgelaufen ist. Das Motto lautet nämlich wieder einmal: "Lasst alles so, wie es war, und tut ein wenig Neues dazu". Im Vergleich zum Vorgänger sind einige Disziplinen verschwunden, andere Disziplinen dazu gekommen. Letztendlich landet man bei (zahlenmäßig eigentlich recht mageren) acht Disziplinen, in der Praxis allerdings bei noch weniger, weil Ski Alpin und Ski Alpin Abfahrt sich kaum voneinander unterscheiden und spielerisch identisch sind.
Auch in RTL Winter Sports 2010 wird wieder viel Wert darauf gelegt, dass alles leicht zu verstehen und zu meistern ist, dass es keine lästigen Hürden für Neueinsteiger gibt und dass schnell kleine Erfolge zu verzeichnen sind. Die Steuerung auf Wii vertraut dementsprechend fast gar nicht auf Knöpfe und merkwürdige Knopfkombinationen, sondern lediglich auf schnelles Schütteln und sanftes Neigen. Natürlich ist aus dieser Art der Steuerung zumindest für einen Tester schon lange die Luft raus - doch auch alle, die die Vorgänger kennen, werden sich nach Innovationen sehnen und keine Lust mehr haben, gelangweilt auf dem Sessel zu sitzen und die Controller nach links und nach rechts zu lenken, wenn der Skiläufer sich in die Kurve legen soll.
Disqualifiziert!?
Um der Langeweile bei der Wiimote-Steuerung vorzubeugen, die noch dazu wieder einmal nicht perfekt rund gefeilt ist und einige lästige Ungenauigkeiten aufweist, hätte es ja eine Möglichkeit gegeben. Eine Möglichkeit, die Nintendo vor zwei Jahren in Europa hat erscheinen lassen: das Balance Board. Wintersport ist die vielleicht einzige richtig gute Verwendungsmöglichkeit für das Balance Board neben Fitnessspielen, das hat schon Shaun White gezeigt. Andere Sportspiele versuchen bereits, das Brett zu benutzen, sind daran aber kläglich gescheitert: RTL Winter Sports 2010 - The Great Tournament hätte die Chance nutzen können und sich mit guter Balance-Board-Steuerung einen Platz bei interessierten Board-Besitzern sichern können. Es hätte die Chance sogar nutzen müssen. Tut es aber nicht.
Stattdessen setzen die Entwickler wieder auf langweilige, vorhersehbare, unspektakuläre, wenig authentische und nicht immer gut funktionierende Neige- und Schüttelsteuerung mit den Bewegungssensoren. Die Entwickler begnügen sich mit dem Minimum, wollten sich möglichst wenig Arbeit bei der Anpassung dieses PlayStation-2-Spiels machen. Dafür gehören sie schlicht disqualifiziert. Wenn es die Möglichkeit gibt, sollte man wenigstens die Option anbieten - in seiner jetzigen Form ist RTL Winter Sports 2010 spielerisch völlig belanglos und bringt weder das Genre der Sportspielsammlungen noch die Branche insgesamt irgendeinen Schritt nach vorne: Es bietet kaum etwas Neues, wärmt das Konzept seiner Vorgänger nur auf und verbessert sich auch auf der technischen Ebene kein bisschen.

The Great Tournament
Die Schlüsselneuerung des 2010er-Ablegers findet sich im Online-Modus wieder, der über die Nintendo Wi-Fi-Connection abläuft und Mehrspielerduelle übers Internet ermöglicht. Eigentlich ein Feature, das mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Die Verbindung ins Internet ist allerdings nicht die zackigste, manchmal ruckelt das Bild und die Spielerfahrung, die man hieraus zieht, geht gegen Null. Denn in Ermangelung irgendeiner Chat-Funktion (weder Wii Speak noch Text-Chat werden unterstützt) fühlt sich der Multiplayer-Modus online so an, als würde man gegen simple NPCs im Einzelspielermodus spielen.
Lobenswert ist immerhin, dass es hier verschiedene Möglichkeiten gibt, die Fähigkeiten von Grünschnäbeln und Erfahreneren anzugleichen, indem man mit Einheitscharakteren spielt, die nicht die im Einzelspielermodus langwierig angesammelten Fähigkeiten und Features mitbringen. Offline gibt es lediglich einen Multiplayer-Modus für zwei Personen.
Nachladen
Technisch hat sich RTL Winter Sports 2010 nicht verbessert. Optisch werkelt im Hintergrund eine immer noch recht leistungsschwache PlayStation 2 Engine, die sich wie so viel bei dieser Entwicklung stets mit dem Minimum des Möglichen zufrieden gibt: Charaktermodelle sind ausreichend gut gestaltet, haben Anflüge von Mimik, dafür aber nur sehr rudimentär ausgefeilte Bewegungsanimationen, die einfach immer wieder aneinandergehängt werden und dadurch ungelenk und unnatürlich aussehen.
Ein Aspekt, der den technischen Minimalismus abermals recht gut repräsentiert, ist das ständige Nachladen während der eigentlichen Darstellung: Man sieht deutlich, wie sich manche Texturen erst langsam aufbauen, wenn ihr in ihre Nähe kommt oder wenn die Kamera darauf schwenkt. Berge werden von unförmigen, grauen Puddinghaufen langsam zu leicht strukturierten Felsmassiven, der Schnee wird von einem weißen Einheitsboden zu einer von Skiern durchzogenen Masse. Und wenn die Texturen fertig geladen haben, sehen sie immer noch nicht besonders ansprechend aus. Unschön und ehrlich gesagt ziemlich dilettantisch.
An Musik dudelt im Hintergrund lediglich ein ziemlich unpassendes Techno-Elektro-Mischmasch, das eigentlich keinerlei Assoziationen zum Wintersport hervorruft und dementsprechend nicht zu überzeugen weiß. Einen Sprecher gibt es auch, der aber lediglich zwischendurch einige Kommentare zum Klassement anzubringen weiß und die meiste Zeit den Mund hält. Er tut kaum etwas zur Sache.
Positiv ist immerhin zu erwähnen, wie sich das Spiel präsentiert: Aufgeräumte Menüs mit scharfen Farben vermitteln einen positiven Ersteindruck. Man erkennt schnell, was es im Spiel alles zu tun gibt (Karrieremodus, Herausforderungen, Einzelmatches, Cups mit verschiedenen aneinandergereihten Disziplinen, Online-Modus etc.) und kann sich problemlos durch die einzelnen Funktionen navigieren. Problematisch wird es erst, wenn das eigentliche Gameplay beginnt und man von einem Publikum begrüßt wird, das aus fünf Charaktermodellen besteht, die synchron auf und ab springen und alle irgendwie gleich aussehen.Fazit: Auf den ersten Blick ist RTL Winter Sports eine saubere Entwicklung: Mit aufgeräumten Menüs und einem ansehnlichen Angebot an Features und Modi macht die Minispielsammlung einen guten Eindruck. Und auch auf den zweiten Blick kann man dies aufrechterhalten, denn grobe Entwicklungsfehler gibt es nicht und auch ansonsten keine Aspekte, die RTL Winter Sports in den tiefsten Keller reißen würden. Was es aber einfach langweilig macht, ist die konventionelle Steuerung, die nicht optimal funktioniert und keine Innovationen mit sich bringt (das Balance Board wäre Pflicht gewesen, aber das hebt man sich wahrscheinlich für das nächste Update auf). Die Technik ist gerade noch unteres Mittelmaß und das Gameplay ohne jede neue Idee ausgekommen. RTL Winter Sports 2010 gibt sich mit zu vielen Minima zufrieden, als dass man es als "gut" bezeichnen könnte. Wer seine Ansprüche nicht zu hoch steckt und lediglich schnelle, unkomplizierte und nicht zu tiefgründige Unterhaltung sucht, bekommt mit RTL Winter Sports eine annehmbare Minispielsammlung mit Wintersportspielchen.
Von Tim Herrmann
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| Wertung für das Spiel RTL Winter Sports 2010 | |
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| 5.1 | Grafik Weit unter den technischen Möglichkeiten bleibende Präsentation mit schlechten Animationen, unschönem Texturnachladen und optischer Tristesse. | |
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| 5.5 | Sound Elektro und Hip-Hop, die mit Wintersport eigentlich nichts zu tun haben und offensichtlich nur als Lückenfüller dienen. Der Kommentator hält größtenteils seinen Mund. | |
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| 5.6 | Steuerung Langweilige und ideenlose Remote-Steuerung, die immer noch auf statisches Neigen und Schütteln setzt und das Balance Board völlig ignoriert. | |
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| 6.5 | Gameplay Ordentliche Anzahl von Spielmodi und Features, die aber allesamt darunter leiden, dass acht verfügbare Disziplinen einfach zu wenig sind und man schon nach kurzer Zeit alles gesehen hat. | |
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| 5.8 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: RTL Winter Sports 2010
HerstellerRTL Sports
GenreSport
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk
Spieler1-2
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Nein
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Ja
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)39,95
Innovationsfaktor
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