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Bakugan Battle Brawlers
Review von Tim Herrmann (mail) | 31.12.2009
Der Einfluss der Pokémon auf der ganzen Welt ist gigantisch: Es handelt sich nicht nur um eines der erfolgreichsten Videospielfranchises aller Zeiten, sondern hat auch ansonsten Schulhöfe, Kinderzimmer und Fernsehprogramme auf der ganzen Welt fest im Griff. Das Pokémon-Sammelkartenspiel brachte Spielkarten wieder an die junge Generation, auch wenn es dabei weniger um Poker oder Skat ging, und die Fernsehserie und die dazugehörigen Anime-Filme lockten zahllose Fans in die Kinos. Bei einer so erfolgreichen Marke ist es kaum verwunderlich, dass Nachahmer schnell auf der Schwelle standen: Angefangen mit den Digimon, hat später auch Yu-Gi-Oh mit seinen Karten- und Videospielen an Bedeutung gewonnen. Jetzt steht Bakugan Battle Brawlers - sagen wir: BBB - als neuer Mitbewerber an. Die Anime-Serie bzw. das Kartenspiel bekommt ein eigenes Videospiel, das u.a. auch für Wii erschienen ist. Wir haben uns für euch wieder in die alten Tage auf dem Schulhof zurückbegeben und mit Karten, Monstern und Anime hantiert.

Karten auf dem Bildschirm
Der Einfluss von Pokémon auf BBB lässt sich nicht bestreiten. Auch wenn der Titel bei Weitem keine reine Kopie von Nintendos bzw. GameFreaks Spielen oder dem Pokémon-Konzept ist, weist er genügend Parallelen auf: Der Spieler befähigt mächtige Monster, die sich in kleinen Bällen befinden, und lässt sie gegen andere Biester antreten. Das Design der Bakugans lehnt sich stets an mehr oder weniger existierende Tiere an - Schlangen oder Schildkröten sind da Beispiele aus der Realität, Drachen, Chimären und andere Wesen werden eher aus der Mythologie bzw. daraus folgend der Unterhaltungsindustrie abgeleitet. Während ihr bei Pokémon direkt eure Monster auf den Bildschirm schickt und mit ihren Attacken kämpft, läuft das Konzept bei Bakugan Battle Brawlers über den Umweg der Spielkarten ab.

Ziel der Kämpfe (und das ist eigentlich der einzige Spielinhalt in BBB) ist es, drei so genannte Torkarten zu gewinnen. Dazu wirft man die kleinen Bakugan-Bälle auf Kartensymbole auf dem Boden in einer kreisförmigen Arena. Platzieren die Kontrahenten ihre Bakugans ebenfalls auf dieser einen Karte, kommt es zum Kampf darum. Der Gewinner darf die Karte für sich beanspruchen. Das Kartenprinzip wurde also auch auf dem Bildschirm übernommen und lediglich mit einigen interaktiven Elementen unterlegt.

Insgesamt kann man aber nicht davon sprechen, dass BBB ein eigenständiges Spiel im Vergleich zu seiner Vorlage wäre, wie es zum Beispiel die Pokémon-Rollenspiele im Vergleich zum Kartenspiel sind. Zwar läuft im Hintergrund der Lizenzumsetzung von Activision eine wirre Geschichte um irgendeinen Hyperraum und fremde Bakugan-Galaxien ab, aber ihr als Spieler habt keine andere Aufgabe, als einfach stur einen Kampf nach dem anderen zu bestreiten, Wettbewerbe zu gewinnen, neue Bakugan zu kaufen und zu trainieren. Und diese Kämpfe basieren wiederum auf den Regeln, die Fans bereits aus dem Kartenspiel kennen. Bakugan ist also eine reine Kartenumsetzung und keine echte Neuentwicklung für das Franchise.



Geschicklichkeit, Strategie, Minispiel
Es ist immer schwierig, sich in die Regeln eines Kartenspiel hineinzufinden. Und besonders dann, wenn es sich um ein abstraktes Fantasy-Karten-Rollenspiel mit unterschiedlichen Charakterwerten und zig Nuancen handelt, die manische Fans auswendig gelernt haben, um wirklich alle schlagen zu können. Das Videospiel erklärt die Regeln aber recht gut und hält das Spielprinzip ziemlich simpel - vielleicht schon zu simpel. Die Grundlagen wurden ja gerade bereits beschrieben: Drei Torkarten müssen eingesammelt werden, indem Bakugans darauf platziert werden. Das Werfen der kleinen Bällchen funktioniert mit der Bewegungssteuerung. Zunächst müsst ihr unverständlicherweise mit dem Steuerkreuz einen Punkt auf dem Spielfeld auswählen, was ziemlich ungenau ist, dann mit A und B eure Bakugan-Kugel in die Hand nehmen und mit einen Schwung werfen. Danach könnt ihr ihren Verlauf mit Neigungen der Wii-Fernbedienung steuern und in Richtung der gewünschten Karte bugsieren, was recht gut klappt. Hier kommt ein wenig Geschicklichkeit ins Konzept.

Das gleiche darf der Gegner auch tun, besonders zu Beginn ist es bei den leichten Gegnern aber keine Ausnahme, dass sie die Karten gar nicht treffen und ihr mit zwei Monstern (das heißt dann Doppelstand) auf einer Karte kampflos gewinnt. Sollte der Normalfall eintreten, der Gegner die Torkarte mit seinem Bakugan treffen und damit euren Anspruch darauf anfechten, kommt es zum Kampf. Der beginnt zunächst mit einem Ansatz von Strategie, denn eure Bakugan haben einen so genannten G-Wert, der durch Zusatzkarten vor dem Kampf erhöht werden kann und letztendlich über Sieg oder Niederlage entscheidet. Nachdem ihr eure Fähigkeits- und Zusatzkarten verballert habt, geht es in den eigentlichen Kampf. Hier hätte das Spiel erste Individualität beweisen können, schließlich können die Kämpfe im Kartenspiel nicht visualisiert werden und bleiben der Fantasie der Kartenbesitzer überlassen. Stattdessen setzt BBB aber lediglich auf ein paar Minispiele und nicht auf Strategie durch Attackenauswahl.

In diesen kurzen Herausforderungen, von denen es herzlich wenig gibt und die dementsprechend für wenig Abwechslung sorgen können, erhöht ihr den G-Wert eures Bakugans noch einmal um einige Punkte und könnt den Vorsprung demnach ausbauen oder den Rückstand auf den Gegner aufholen. In diesen Minispielen dürft ihr z.B. mit der Wii-FB auf den Bildschirm zielen und Symbole abballern. Oder ihr spielt kleine Rhythmusspielchen, in denen ihr verschiedene Knöpfe zur richtigen Zeit drücken müsst. Lächerlich wird es dann, wenn es ums möglichst schnelle Schütteln des Controllers geht, um die meisten Punkte zu erzielen. Wer am Ende mit Karten, Minispielen und Grundvoraussetzungen des jeweiligen Bakugans den höchsten G-Wert erreicht hat, gewinnt. Der eigentliche Kampf wird dann nur in einer fünfsekündigen, immer gleich aussehenden Animation dargestellt, in der das überlegene Biest eine Attacke loslässt.



Statischer Anime
Bakugan Battle Brawlers präsentiert sich ganz im Anime-Stil der Vorlage und wartet demnach mit strubbelhaarigen Charakteren mit großen, glänzenden Augen auf. Euren Helden dürft ihr dabei zu Beginn des Spiels selbst in einem Charaktereditor gestalten und könnt ihn später immer wieder neu modifizieren, indem ihr euch mit gewonnenen Bakugan-Punkten neue Outfits kauft. Auch ansonsten präsentiert sich das Spiel optisch genauso, wie man es erwarten würde: Wirft ein Spieler eine Karte auf das Spielfeld, wird das natürlich nicht einfach mit einem flatternden Stück Papier dargestellt, sondern mit angespannten Charakteren, komplett durchchoreografierten Moves vor flackerndem Leuchthintergrund und dramatisch wirbelnden, leuchtenden Karten.

Der Haken an der Sache: Diese Animationen sehen immer gleich aus, Abwechslung gibt es hier keine. Dazu kommt, dass die Kämpfe in immer derselben Arena stattfinden, optisch wird hier auch nicht variiert. Ihr kämpft eigentlich gerade in einem Park? Egal, die Arena befindet sich irgendwo im Outer-Space, wo merkwürdiger Nebel wabert. Nur die euphorischsten Bakugan-Fans werden wohl immer wieder erfreut bei den Animationen der Kontrahenten zusehen, die anderen wünschen sich wahrscheinlich schnell einen etwas flotteren Spielablauf. Ein weiteres Manko: Diese sich ständig wiederholenden Kampfanimationen sind eigentlich das einzige, was es in Bakugan Battle Brawlers überhaupt an Animation gibt... der Rest besteht nur aus Standbildern und Menüs, in denen man auswählen kann, wie es im Spiel weitergehen soll.

Ihr habt nicht die Möglichkeit, eine Stadt oder gar eine ganze Welt mit eurem Protagonisten zu erkunden, sondern dürft lediglich aus einer Oberweltkarte verschiedene Orte auswählen, wo euch dann neue Menüs und ab und zu kurze Zwischensequenzen erwarten. Von der Genre-Bezeichnung "Rollenspiel" ist Bakugan Battle Brawlers also meilenweit entfernt, schließlich gibt es neben dem Kämpfen kaum etwas zu tun. Positiv ist immerhin die Sprachausgabe zu erwähnen, die komplett in Deutsch gehalten ist und mit größtenteils passenden Sprechern aufwartet, die auch sehr jungen Bakugan-Fans den Einstieg leicht machen und Instruktionen und Dialoge vorlesen.

Fazit:
Für waschechte Fans des Bakugan-Franchises ist das dazugehörige Videospiel wohl kein allzu schlechter Zeitvertreib: Die Lizenz wurde in den Kämpfen visuell recht gut umgesetzt und erweitert das Kartenspiel um eine kleine Geschichte und ein paar Animationen mit den Bakugan-Wesen. Objektiv ist das Spiel aber kaum eigenständig und nicht mehr als eine recht kurz gedachte Umsetzung des Kartenspiels auf den Bildschirm mit wenig spielerischer Substanz und noch weniger strategischem Tiefgang. Für jeden, der mit Bakugan nichts anfangen kann, hält der Reiz des Neuen kaum an, weil sich die zahlreichen Kämpfe so gut wie gar nicht voneinander unterscheiden und weil es darüber hinaus eigentlich gar kein Gameplay gibt: Es geht nur von Kampf zu Kampf, wobei jeder Kampf sich im Prinzip gleich spielt und immer gleich aussieht. Dazu kommt bei Bakugan immer der merkwürdige Gedanke im Hinterkopf, dass man "das doch schonmal irgendwo gesehen hat". Das Franchise bietet nach Pokémon und spätestens nach Yu-Gi-Oh nichts Neues mehr, ist zu wenig individuell und wirkt zu stark, als käme es direkt von der Stange aus dem Supermarkt.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Bakugan Battle Brawlers
Wertungen Beschreibung
6.5Grafik
Netter Anime-Stil, der sich allerdings selten überhaupt in Aktion zeigt. Die meiste Zeit sieht man nur vorgefertigte Animationen, statische Karten oder sich ständig wiederholende Arenen.
7.0Sound
An der deutschen Sprachausgabe gibt es selten etwas zu meckern, nur das billige Techno-Gedudel im Hintergrund der Kämpfe fängt schnell an, auf die Nerven zu gehen.
6.8Steuerung
Rudimentäre Bewegungssteuerung trifft auf extrem simpel und dadurch größtenteils unproblematische Menü-Navigation.
6.2Gameplay
Kämpfe sind der einzige Spielinhalt. Leider werden sie durch fehlende optische oder spielerische Abwechslung schnell langweilig und bieten auf keiner Ebene irgendwelchen Tiefgang.
6.3Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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