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Review von Marian Wehmeier (mail) | 31.05.2010
Was Disney-Filme wie Oben, Ratatouille oder Wall-E gemeinsam haben, ist dies: Sie bieten als Film für jung und alt ein selten erreichtes Kinoerlebnis mit Herz und Humor. Die Filmumsetzungen auf den Heimkonsolen bieten meist genau das Gegenteil. Wer statt Juxerei Charme, statt leidenschaftloses Geplänkel reichhaltige Unterhaltung, statt Gewinnoptimierung Herzensangelegenheit verlangt, für den ist die Welt dieser Zweitverwertung keine Heimat. Die Ideenvielfalt, die den Filmen entspringt, rinnt häufig verschwenderisch durch die Hände der Entwickler. Die Helden in Disneys G-Force - Agenten mit Biss, drei spionierende Meerschweinchen, könnten jetzt nicht nur die Welt retten - sondern auch das Genre der Filmumsetzungen.
Nagetiere vs. Haushaltsgeräte
Die Vorzeichen dafür scheinen zunächst ungünstig. Wie fast jedes Spiel, dessen Inhalt auf einer cineastischen Vorlage basiert, setzt auch G-Force die Handlung des Films als Kenntnis voraus. Das ist einerseits schlecht für diejenigen, die den Film nicht gesehen haben. Sie werden in einen Plot hineingeworfen, mit dem sie nichts anfangen können, und erfahren nur einige Handlungsschnipsel durch die Zwischensequenzen, die die banale Story skizzieren. Andererseits ist es auch nicht für diejenigen von Vorteil, die den Film gesehen haben. Ihnen werden große Teile des Spiels, das sich in seinem Verlauf stark an den Film hält, sozusagen: vorweggenommen.
Film wie Spiel handeln von einem von FBI-Agenten ausgebildetem Meerschweinchen-Trio. Dessen Aufgabe besteht darin, den Schurken Leonard Saber aufzuhalten. Sein Konzern produziert Haushaltsgeräte, die sich transformers-like in Kampfmaschinen verwandeln können. Es heißt also: Meerschweinchen gegen Haushaltsgeräte. Soetwas auszuhecken und interessant zu verpacken, gelingt nur Hollywood. Im Gegensatz zum Film wurde das Spiel allerdings um einige Plotstränge vereinfacht - so stellt z.B. die Abschiebung der drei Nager in die Tierhandlung im Spiel kein Problem dar.

Wenn Ethan Hunt und James Bond Streifenhörnchen streicheln würden
Das Spiel startet, gottlob, mit einem ausführlichen Tutorial. Eine sinnvolle, gar notwendige Maßnahme, denn es illustriert Fähigkeiten und Tricks, die im Laufe des Spiels überlebenswichtig sind und auf die man nicht ohne Weiteres kommen würde. Mit deutscher Sprachausgabe unterlegt, bei der die Bezeichnung für die einzelnen Remote-Knöpfe wohl nicht synchronisiert wurden (an jenen Stellen schweigt die Sprecherin dezent), werden dem Spieler hier schon in den ersten Minuten mehr oder weniger komplexe Angriffs- und Hilfetechniken erklärt. Die Steuerung, die fast jeden Knopf der Remote und des Nunchuk benötigt, ist schnell zu beherrschen - das Zielen via Remote-Pointer, ist präzise und kinderleicht. Nach dem Tutorial und einer kleinen Eingangssequenz, beginnt das Spiel auf dem Anwesen des Saber Industries-Konzerns. Dort steuert man den Anführer der Nager namens Darwin, der schnell in Kontakt mit Sabers Robotern gerät.
Ab diesem Zeitpunkt startet ein Spielmix aus Mission Impossible, James Bond und Chip & Chap. Wenn Ethan Hunt und James Bond händchenhaltend Streifenhörnchen streicheln würden, G-Force käme dabei heraus. Und diese Melange aus Spionage, Waffenspektakel und der tierischen Moralität der "Ritter des Rechts" funktioniert, obwohl man vom Coverdruck mit grinsendem Nager bis hin zum Disney-Logo vorm Spielstart nicht daran glaubt, beachtlich gut.
Das liegt einerseits am abwechslungsreichen Gameplay. Die Missionen bieten Kampf- und Rätseleinlagen an, Passagen, die Geschicklichkeit erfordern, und Abschnitte, bei denen fixe Reaktion oberstes Gebot ist. Die Verflechtung dieser Elemente macht G-Force zu einem guten Spiel. Das Leveldesign ist reizvoll und sinnig, der Schwierigkeitsgrad wächst angenehm fordernd, keine Aufgabe wirkt unnötig oder inspirationslos.
Elektropeitsche, Laserwaffe, Stubenfliege
Die Missionen zielen dabei darauf, bestimmte Gegenstände wie Chipkarten zu erbeuten, Zentralcomputer zu hacken oder Lichtschranken zu deaktivieren. Zwei der fünfzehn Level sind sogar Rennspielabschnitte, in denen die drei Nager in ihre Plastikkugeln ähnlichen Vehikel steigen und durch enge Kanalisationstrakte heizen. Nicht zu vergessen ist natürlich das Kämpfen mit militanten Mixern, Waffeleisen oder Mikrowellen.
Als Equipment dafür dienen eine Elektropeitsche und Laserwaffen. Verkaufsautomaten, die vereinzelt in jedem Level aufgestellt sind, bieten zudem Munition und Gesundheit an, Waffen-Updates und sogar neue Waffen. Neue Waffen wie z.B. den sogenannten Saberlizer, eine Art Strahlenkanone, mit der man Geräte und technische Objekte transformieren kann. Dadurch können etwa Luftabzugsventile an der Decke aktiviert werden, dessen Luftzüge den Spieler in die Höhe saugen, sodass dieser auf eine sonst nicht erreichbare Ebene gelangen kann.
Das reiche Waffenarsenal wird ergänzt durch ein auf dem Rücken befestigtes Jetpack, mit dem die Meerschweinchen hohe Hindernisse überqueren oder mit dem Düsenantrieb schneller krabbeln können. Ebenso wichtig ist die Unterstützung von Mooch und Speckles. Mooch, eine Stubenfliege, steht den Agenten immer zur Seite und kann durch unpassierbare Schächte geschickt werden, unbemerkt die Umgebung erkunden oder sich mittels Zeitlupeneffekt den Weg durch rotierende Laufräder bahnen. Speckles ist ein Maulwurf, der sich im Hintergrund hingegen als Hacker und Datenbesorger profiliert.

Humorlos gut
Neben dem Gameplay überzeugt auch die technische Präsentation. Die Level sind hübsch und vorallem klug entworfen und wirken maßstabsgetreu riesig, auch wenn das Design aufgrund der räumlichen Business-Nüchternheit nicht den größsten künstlerischen Nachweis darstellt. Gelobt gehören die Rennspielpassagen, die dem Geschehen Rasanz verleihen, es auflockern, und auch die Abschnitte, in denen die Wärmekamera zum Einsatz kommt, sind visuell hervorragend umgesetzt. Die Kameraperspektive hakt an einigen Stellen leider. Sie verdeckt gelegentlich die Sicht auf den Charakter, sodass eine Option zur manuellen Nachjustierung sinnvoll gewesen wäre.
Die Charaktermodelle der Meerschweinchen sind, dem Film ähnlich, eine zierliche Emulsion aus kindlich-niedlichen Zügen und kühn-agent'esker Lakonie. Auch ihre Gegner, die transformierten Geräte aus Haushalt und Umgebung, sind ein Highlight: Wasserspender, Toaster, Radios, Computer, sie alle mutieren zu originellen kampflustigen Robotern. Radios werden zu schwebenen Tentakelquallen, Kopfhörer fahren die Krallen aus, Toaster spucken Feuer (und rösten die Nager, wenn sie in Reichweite sind), Bügeleisen nutzen ihre Sohle als Schutzschild und Schlittschuh. Nicht selten schaffen diese Gegner beiläufig das, was Michael Bay mit seinem gesamten Filmepos Transformers nicht geschafft hat: Roboter durch ihre Verwandlungskünste Coolness zu verleihen.
Die Akustik überzeugt ebenso. Die größte Mühe steckt wohl in den synchronisierten Gesprächen, die die Teammitglieder inmitten der Missionen führen. Dass es diesen Dialogen an Witz fehlt und die wohl tough gemeinten Sprüche ins Peinliche driften, ist einerseits ein fader Beigeschmack. Andererseits zeigt es, dass G-Force als Spiel keinen Humor benötigt, um interessant und unterhaltsam zu sein - es ist, mit anderen Worten, humorlos gut. Die musikalische Untermalung fällt hingegen, wie für Titel gleichen Genres üblich, minimalistisch aus und hält sich dezent im Hintergrund. Ähnlich unspektakulär fallen die Soundeffekte aus, sie fallen so gut wie gar nicht auf.Fazit: G-Force - Agenten mit Biss ist ein überraschend unterhaltsamens, überraschend umfangreiches Action-Spektakel. Den Programmierern ist nicht nur gelungen, die Inhalte und Ideen des Films konsequent und phantasievoll umzusetzen. Sie haben es geschafft, einen durch und durch abwechslungsreichen und technisch würdigen Titel zu entwickeln. Die Handlung ist gespickt mit Rätseln, Kämpfen und sogar kleinen Plotwendungen, während der Schwierigkeitsgrad, der sich vor dem Spielstart in drei Stufen anpassen lässt, gut ausbalanciert und fordernd ist. Spieler, die ein gutes Actionspiel mit Stealth-Elementen suchen und über die kindgerechte Aufmachung und den fehlenden Mehrspielermodus hinwegsehen können, sei G-Force ans Herz gelegt. Wenn man als unabhängiger Spieletester zu Weihnachten, neben Gesundheit und Glück, einen Wunsch frei hat: Mehr Filmumsetzungen dieser Qualität, bitte!
Von Marian Wehmeier
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| Wertung für das Spiel G-Force - Agenten mit Biss | |
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| 8.3 | Grafik Sinniges Leveldesign, rasante Rennspieleinlagen, Charaktere und Gegner bestechend gut. Vereinzelt allerdings Kameraprobleme. | |
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| 8.0 | Sound Grandiose Synchronisation, wenn auch den Dialogen oft ein Fünkchen Humor fehlt. Minimalistische, aber passende Musikuntermalung und durchschnittliche Soundeffekte. | |
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| 8.5 | Steuerung Leicht komplex und doch leicht zu verstehen und zu verinnerlichen. Das Zielen, Laufen, Fliegen, Schießen klappt problemlos. | |
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| 8.3 | Gameplay Umfangreicher Action-Titel mit Kampfeinlagen, Stealth-Elementen, abwechlungsreiche Rennspielpassagen, gut ausbalancierter Schwierigkeitsgrad, Hilfestellung für Anfänger, allerdings kein Mehrspielermodus und so gut wie kein replay value. | |
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| 8.3 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: G-Force - Agenten mit Biss
HerstellerEurocom
GenreAction
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk
Spieler1
SchwierigkeitsgradMittel
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)49,95
Innovationsfaktor
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