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Shaun White Snowboarding - World Stage
Review von Tim Herrmann (mail) | 05.12.2009
Das Balance Board für Wii hat sich als nicht besonders alltagstauglich in der Videospielbranche erwiesen. Für Wii Fit ermöglichte es zweifellos neue Spielerfahrungen, darüber hinaus hat es aber kaum ein Spiel geschafft, das Zubehör richtig gut zu nutzen. Einige Hersteller haben es sogar als bloßen Tanzmatten- und Knopfersatz verwendet und sind damit voll auf die Nase gefallen. Kein Titel war erfolgreich dabei, den Aspekt der Gewichtsverlagerung wirklich sinnvoll und anstandslos ins Gameplay einzubinden. Kein Titel? Nein, einige wenige gab es dann doch. Shaun White Snowboarding - Road Trip und Publisher Ubisoft wurden beispielsweise für den Mut zur Innovation und zur Auseinandersetzung mit dem neuen Zubehör mit guten Verkaufszahlen und eben solchen Wertungen belohnt. Nur ein Jahr später bringt man jetzt Shaun White Snowboarding - World Stage auf den Videospielmarkt, diesmal exklusiv für Wii und mit einigen konsequenten Weiterentwicklungen. Wie weit diese Fortschritte reichen, was den Titel von seinem tollen Vorgänger unterscheidet und woraus World Stage seine Daseinsberechtigung zieht, klären wir nun in unserem Test.

Vom Road Trip zur World Stage
Schon beim ersten Teil von Shaun White Snowboarding hat Ubisoft Montreal nicht nur Willen zur Individualität demonstriert, indem man das Balance Board eingebunden hat, sondern auch indem man praktisch eine eigenständige Wii-Version entwickelt hat. Das erkannte man allein schon an dem Titelzusatz "Road Trip", der die Version namentlich abheben sollte. Road Trip war auch im Spiel Programm: Eure Skateboarder sind über die berühmtesten Berge der Welt gebrettert, hatten aber eigentlich keine besonders große Motivation dahinter, sodass das Ganze eher Spiel- als Simulationscharakter hatte.

In Shaun White 2 dagegen steht als großes Ziel des Spiels die World Stage am Ende des spielerischen Tunnels. In diesem (fiktiven) Event messen sich die weltbesten Snowboarder miteinander und küren ihren Champion. Während Profi-Boarder Shaun White natürlich schon daran teilnehmen darf, müssen sich die aus Teil 1 bekannten Protagonisten erst einmal für den großen Kampf qualifizieren und sich durch eine Reihe an Herausforderungen schlagen, um in einer internationalen Rangliste von Platz 100 in die vorderen Ränge aufzusteigen.

Zentrum und damit Dreh- und Angelpunkt von Shaun White Snowboarding - World Stage ist diesmal ein Flughafen, von dem aus ihr in alle Welt jettet und die Berge bezwingt. Den Flughafen werdet ihr nach jeder bestandenen (oder auch nicht bestandenen) Herausforderung sehen, er fungiert auch als interaktives Menü, von dem aus ihr verschiedene Aktionen starten könnt. Die große Anzeigetafel mit den ankommenden und abhebenden Flügen bringt euch zu neuen Events.

Schnell oder schön
Bei der Auswahl der Challenges fällt recht schnell auf, dass Shaun White 2 möglichst viel Abwechslung über den Bildschirm bringen möchte. In jeder Spielwoche (jedes Event nimmt eine Woche Zeit ein) darf der Spieler aus drei verschiedenen Herausforderungen eine auswählen. Dabei geht es entweder um eine möglichst schnelle Abfahrt auf irgendeiner Piste oder um eine möglichst trickreiche Sause, in der viele Punkte erzielt werden sollen. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollte der Spieler auch auf die Charakterauswahl achten, denn die verschiedenen spielbaren Protagonisten haben unterschiedliche Fahr- oder Flugeigenschaften. Das Spiel schlägt euch meistens den optimalen Kandidaten standardmäßig vor.



Nachdem die Platzierung und die Ergebnisse feststehen, steigen die Fahrer dementsprechend um bis zu fünf Plätze in der weltweiten Rangliste auf und schalten damit neue Herausforderungen oder Pisten frei und verdienen sich neue Titel und Statussymbole.

Ein Nachteil des neuen Systems der Levelauswahl: Die Herausforderungen sind lediglich trockene Punkte in einem Menü. Wo man in Teil 1 noch wirklich verschiedene Länder bereisen und dort unterschiedliche Pisten mit gleich mehreren Erfolgszielen bezwingen durfte, bekommt man nun nur noch drei Auswahlmöglichkeiten mit Piste X in Land Y mit Aufgabenziel Z vorgesetzt. Weil das alles wild durcheinander wirbelt, werdet ihr zahlreiche Pisten mehrmals sehen und dann nur unterschiedliche Aufgaben darauf bewältigen. Das Konzept des ersten Teils war da etwas besser, schließlich waren dort gleich mehrere Erfolgsziele in einer Piste eingebaut, die dazu anspornten, sich an den besonders knackigen Herausforderungen noch einmal zu versuchen. Vor allen Dingen aber war hier immer übersichtlich erkennbar, welche Levels noch fehlten, was man noch nicht absolviert hat. Im zweiten Teil kann man aus drei Pisten immer nur eine auswählen und die anderen zwei tauchen irgendwann anders an anderer Stelle wieder auf. Das ist nicht besonders stringent und etwas willkürlich.

Gut ist aber, dass sich die Entwickler diesmal nicht nur auf anonyme Abhänge konzentriert haben: So gibt es zum Beispiel auch Herausforderungen in Paris mit dem leuchtenden Eiffelturm im Hintergrund. Auch insgesamt ist Shaun White 2 vom Setting her sehr viel öffentlicher geworden: Es gibt mehr Publikum, englisch- oder französischsprachige Kommentatoren (deren Redeanteile sich aber stark in Grenzen halten) und kaum mehr ruhige Passagen, in denen man einfach durch die verschneite Natur düst.

Ansonsten alles gleich...
Während sich das Setting und die Art der Präsentation etwas geändert haben, ist ansonsten alles gleich geblieben. Man könnte Shaun White Snowboarding - World Stage fast als Update des ersten Teils mit neuen Pisten beschreiben. Die Steuerung mit dem Balance Board ist immer noch so genial wie gehabt, hier haben die Entwickler gar nicht herumgeschraubt. Ihr lehnt euch dynamisch auf dem Brett nach vorne oder nach hinten, müsst im ganzen Körper beweglich sein, um die Balance zu halten, und habt als Snowboard-Grünschnabel auch manchmal entsprechende Probleme, eine gerade Linie zu wahren. Das macht diese Art der Steuerung auch ordentlich schwierig, denn während trickreicher Sprünge muss auch darauf geachtet werden, dass man das Board wieder gerade zur Strecke ausrichtet, um nach der Landung keinen halben Liter Schnee in Mund, Nase Jacke zu haben.

Dagegen ist die Steuerung mit der Wii-Remote weiterhin ziemlich unspektakulär geblieben: Indem ihr den Controller nach rechts oder nach links neigt, trefft ihr jedes auf der Piste verstreutes Extra, erwischt so gut wie jede Kurve und habt keinerlei Probleme damit, eure Snowboarder durch die Kurse zu manövrieren. Durch diese Einfachheit geht der Großteil des Shaun-White-Charmes verloren (schließlich hat das Neigen eines Controllers auch nicht besonders viel mit dem Fahren auf einem echten Snowboard gemein - im Gegensatz zum Balancieren auf dem Board) und man kann den Titel weiterhin nicht uneingeschränkt für diejenigen empfehlen, die nicht mit Balance Board steuern wollen oder können.

Bei der Grafik ist keine nennenswerte Veränderung zu Teil 1 erkennbar. Müsste man sich an dieser Stelle aber auf einen Vergleich mit Teil 1 festlegen, würde das Urteil sogar lauten, dass Shaun White 2 etwas verwaschener aussieht als sein Vorgänger und mit teils leicht matschigen Texturen aufwartet. Bei der Technik macht sich bemerkbar, dass das Spiel nur ein Jahr in Entwicklung war und unbedingt noch im diesjährigen Winter erscheinen sollte. Nichtsdestotrotz ist Shaun White 2 dank der guten Comic-Engine aus Teil 1 immer noch nett anzusehen und weit davon entfernt, hässlich zu sein.

...Bis auf Wii MotionPlus
Eine der vermeintlich wichtigsten Änderungen findet sich in der Unterstützung von Wii MotionPlus. Ubisoft tut in letzter Zeit viel, um die Zubehöre von Nintendo zu unterstützen, sei es in James Cameron's Avatar oder in Academy of Champions. Dass der 1:1-Sensor auch in Ubisofts neuestem Sportspiel unterstützt wird, wurde allerdings erst in letzter Sekunde bekannt, gerade mal einen Monat vor dem offiziellen Release des Titels.



Dementsprechend unausgegoren wird das Zubehör leider auch ins Spielprinzip eingebracht: Wii MotionPlus ermöglicht zwar, wie versprochen, das Kreieren eigener Tricks, aber der Sensor ersetzt keine vorgefertigten Kommandos. Im oben bereits angesprochenen Flughafen steht euch eine Art Spielmaschine namens Trick-O-Mat zur Verfügung. Hier dürft ihr eure persönlichen Tricks kreieren. Ein gelbblauer Snowboarder rauscht einen felsigen Abhang hinunter und springt dann von einer Kante. In den ca. zwei bis drei Sekunden, die er durch die Luft saust, ist es an euch, Wii MotionPlus und damit den Puppensnowboarder zu bewegen. Die Betonung liegt dabei allerdings auf drei Sekunden. In dieser Zeit habt ihr kaum die Gelegenheit, irgendetwas anderes als eine simple Drehung oder ein Kippen nach links und rechts einzubauen. Spektakuläre Pirhouetten oder Drehungen um alle Achsen sind in diesem unverständlich knappen Zeitlimit nicht möglich: Dabei kommt es im Spiel schonmal vor, dass man sich bis zu zehn Sekunden in der Luft befindet und dort Zeit hätte für einen so ausführlichen Trick.

Dazu kommt, dass man dem selbst kreierten Trick nicht selbst ein Aktivierungskommando zuteilen kann. Man muss ihn stattdessen auf ein bereits bestehendes Kommando legen, das überhaupt nichts mit der eigentlichen Bewegung zu tun hat. An Wii MotionPlus liegt das nicht. Das Zubehör kann wunderbar unterscheiden, ob ein Kreis mit dem Controller gemalt wird oder ein Z. Aber die Entwickler haben sich anders entschieden und vertrauen auf vorgefertigte Kommandos, die die eigenen Tricks dann auslösen.

Wii MotionPlus steht als Zusatz übrigens auch nur in der Wiimote-Only-Steuerung zur Verfügung. Wenn man mit Balance Board spielt, müsst ihr euch auf die vorgefertigten Kommandos verlassen und könnt den 1:1-Sensor und die selbst kreierten Tricks nicht verwenden. Zusammenfassend: Bei der Unterstützung von Wii MotionPlus wären Tonnen an zusätzlichem Potential vorhanden gewesen und es kommt der Eindruck auf, dass das Zubehör in letzter Sekunde schnell eingebaut wurde, um ein zusätzliches Logo zum Aufdruck auf die Boxart zu haben. Schade, da wäre wesentlich mehr möglich gewesen.

Fazit:
Besser als sein Vorgänger ist Shaun White Snowboarding - World Stage nicht. Ihm fehlt der Reiz des Neuen, schließlich ist die Balance-Board-Steuerung bereits bekannt und die Unterstützung von Wii MotionPlus eher misslungen. Schlechter als Teil 1 ist es aber dafür auch nicht. Es ist eher ein Update mit neuen Strecken und kann wieder mit seiner exzellenten Steuerung und dem dadurch motivierend anderem Gameplay punkten, das auf keiner anderen Konsole möglich ist. Allerdings gilt das nur, wenn man das Balance Board benutzt. Wer nur mit einer Wii-Remote spielen will, sollte sich auf eher anspruchslose Abfahrten einstellen, die durch die Neigesteuerung sehr einfach werden. Nach Abwägung des Positiven und des Negativen kommen wir zu einem Plus-Minus-Null-Ergebnis und vergeben daher die gleiche Wertung wie für Teil 1.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Shaun White Snowboarding - World Stage
Wertungen Beschreibung
7.9Grafik
Weiterhin gute Comic-Engine, die unter der kurzen Entwicklungszeit aber mit etwas schwammigeren Texturen zu kämpfen hat. Trotzdem noch gut.
8.0Sound
Lizenzierte Songs, die man teilweise gut aus Radio und Charts kennt, treffen gute Sound-Effekte, die teils 1:1 aus dem Vorgänger übernommen worden sind.
8.9Steuerung
Shaun White bleibt die Koryphäe auf dem Gebiet der Bewegungssteuerung mit dem ganzen Körper auf dem Balance Board. Die Wiimote-Steuerung ist aber wieder langweilig und kann von Wii MotionPlus kaum profitieren.
7.9Gameplay
Viel spielerische Abwechslung durch unterschiedliche Aufgaben - dafür aber auch weniger spielerischer Zusammenhang in Sachen Auswahl von Strecken und Ländern. World Stage ist offizieller mit mehr Publikum geworden und setzt eher auf Wettkampf statt auf Erkundungsspaß.
8.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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