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Review von Lars Peterke (mail) | 13.12.2009
Dass Guitar Hero ausgeschlachtet wird, wissen wir. Doch eigentlich dachten wir, Activision würde sich dabei Mühe geben. Bei DJ Hero haben sie es getan. Belohnt haben wir dieses Unterfangen mit einer hohen Wertung. Doch wir haben unsere Rechnung ohne Band Hero gemacht. Dies ist der neueste Musikspielstreich von Activision, der vor Weihnachten noch einmal auf den Markt geschleudert wird, um die Absätze anzukurbeln. Das Konzept hinter dem Spiel springt einem ins Gesicht: Ein stilistisch neuorientiertes Musikspiel, welches eine bestimmte Zielgruppe ansprechen soll: die Singstar-Käufer, die Millionen investieren und damit eine ganze Spielekonsole am Leben erhalten. Was in der Grundidee vertretbar klingt, bricht beim ersten Anspielen aber in pure Verständnislosigkeit um. Band Hero ist nämlich irgendwie eine richtige Frechheit.
Gewohnte Features…
Viel zu erzählen gibt es nicht. Prinzipiell ist Band Hero nämlich ein neu aufgelegtes Guitar Hero World Tour. Ihr habt einen Schnellstart-Modus, die Karriere, einen Multiplayer und die Guitar Hero Tools, mit denen ihr eigene Songs basteln könnt. Ebenfalls an Bord sind die Miis, mit denen ihr auf Wunsch jammen könnt.
Schon zu Beginn gibt es aber kaum Reiz, den Titel zu spielen. Ganz casual-wirksam sind nämlich alle Songs im Schnellstart von Beginn an freigeschaltet. Karriere spielen macht also wenig Sinn, zumal es keine Story gibt. Ihr seid eine kopflose Band auf dem Weg zum Ruhm. Ein paar Cartoon-Einspieler skizzieren euren Karriereweg, der bei einem Konzert in einer Shopping-Mall beginnt und dann natürlich auf den großen Bühnen der Welt endet. Netterweise könnt ihr aber recht detailreiche, eigene Charaktere erstellen und das Spiel ist so ausgelegt, dass ihr mit allen Instrumenten quer Beet spielen und alles beliebig kombinieren könnt. So fragt euch beim Spielen mit Gitarre der Titel zwischen den Songs, ob ihr für das nächste Lied auf den Bass umsteigen möchtet.
Doch die Casual-Elemente verstecken sich überall, sodass sie einem schnell auf die Nerven geht. Verliert ihr einen Song, ist die erste offensichtlich angepriesene Option nicht, es erneut zu versuchen, sondern den Fernseher zu kalibrieren. Ganz rhetorisch fragt euch das Spiel, ob ihr schon euren TV richtig eingestellt habt, weil ihr einige Noten nicht richtig getroffen habt.
…und grausames Tracklisting
Am schlimmsten sind aber die Songs selber. Das Spiel bescheinigt euch zum Beginn 71 verfügbare Songs. Das ist erst einmal eine Halbwahrheit, denn Neversoft hat hier bereits einige selbstgebastelte Songs aus dem GH Studio untergemischt. Diese sind natürlich gähnend langweilig und wollen nicht gespielt werden. Bleiben also die auf der Verpackung angepriesenen 65 Songs. Hier kommt dann der nächste Nachteil: 50% Achtziger-Schinken und 50% Radiobands ab dem Jahr 2000 aufwärts. Die All-American Rejects treffen auf die Jackson Five, Cheap Trick kuscheln mit Evanescence und die Village People mit Lily Allen.
Der größte Witz ist aber Tailor Swift. Diese „Künstlerin“ ist sogar noch jünger als ich, wuselt in den Hannah Montana Filmchen rum, turtelt mit den Jonas Brothers und ist demnach bestes Disney-Aushängeschild. Nun soll einer rechtfertigen, warum diese „Künstlerin“ mit drei Songs in dem Spiel vertreten ist und ihr Album noch auf der Rückseite des Booklets angepriesen wird. Spielerisch muss das gar nicht erst diskutiert werden. Ihre Songs sind so poppig, dass man sich fragt, wie man die denn mit einem Gitarrencontroller überhaupt spielen soll.

Verzweifelt sucht man Lichtblicke in der Setlist. Titel, bei denen der Namen eine Vermutung auf Spielspaß erwachen lässt. Im Endeffekt landet man dann bei „Sugar, We’re Going Down“ von Fall Out Boy. Das geringste aller Übel, das dann aber so miserabel umgesetzt wurde, dass es keinen Spaß macht, den Song zu spielen. Spielt ihr auf „Experte“, bedeutet dies für das Spiel lediglich, mehr Noten einzublenden. Somit müsst ihr bei dem genannten Song von Fall Out Boy eigentlich nur immer wechselnd drei Noten gleichzeitig anspielen. Und das bestimmt 20 Mal hintereinander im immer wiederkehrenden Schema. Das Blut beginnt zu kochen, man will das Spiel vor lauter Wut an die Wand werfen. Rockband-verwöhnte Leute sollten diesen Titel wirklich nicht anfassen.
Ordentliches Drumherum
Das Guitar…pardon Band Hero sich gut präsentieren kann, ist aber kein Geheimnis. Die Menüs sind aufgeräumt und im Falle dieser Casual-Variante auch anders sortiert, was einem durchaus positiv auffällt. Grafisch wird die gewohnte Präsentation geboten, die aber um einiges Hinter Rock Band 2 zurückliegt.
Auch die genannten Features wie das Mii-Jammen funktioniert und ist schön kurzweilig, wurde aber auch nicht wahnsinnig verbessert. Das einzig erwähnenswerte ist demnach der sogenannte Roadie-Modus, der Wii-exklusiv ist. Hier spielt ihr einen Song und ein weiterer Mitspieler spielt dazu einen Minispiel-Mix auf seinem DS. Diese Idee, die es auch schon in Guitar Hero 5 für Wii gab, ist wirklich interessant, bringt nur leider nichts, wenn der Rest von Band Hero nicht überzeugt. Und das liegt einfach an den schlechten, beziehungsweise schlecht umgesetzten Songs, die den Spielspaß minimieren.
Im Musikladen kann man dann übrigens noch weitere Songs runterladen und hat hier auch Zugriff auf generelle Songs von Guitar Hero. Positiv ist übrigens eine Import-Funktion, mit der ihr dann Songs aus Guitar Hero 5 oder Guitar Hero World Tour auf eure SD-Karte kopiert und so in Band Hero verfügbar macht. Leider aber ändert auch dies nichts an der Qualität von Band Hero und man kann sich direkt ein Guitar Hero kaufen und sich die SD-Karte sparen.Fazit: Band Hero ist zumindest für Vielspieler eine halbe Frechheit. Wohl deshalb heißt der Titel auch so und nicht anders. Guitar Hero Casual-Edition war wohl auch den Entwicklern selbst zu blöd. Auf dem Niveau von Guitar Hero World Tour wurden neue Songs eingebaut, die so langweilig, sprich leicht, umgesetzt sind, dass sie für Kenner kaum Spaß machen. Features und Präsentation retten einiges, doch macht die Musik selber locker 80% des Erfolges aus. Deswegen gibt es auch nicht viel mehr zu sagen und es bleibt die Empfehlung für Genrefans, sich ein anderes Musikspiel zuzulegen. Wer aber auf glatt gebügelte Pop- und Radiosongs steht oder einen Einstieg in das Musikspielenre sucht, der könnte auch mit Band Hero glücklich werden.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Band Hero | |
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| 6.7 | Grafik Solide Optik, die jedoch mehr an die PS2 erinnert als an die großen Konsolenvorbilder. | |
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| 7.9 | Sound Die Soundqualität ist gut, kommt einem aber etwas platter vor als bei den anderen Guitar Hero-Titeln. Liegt aber wohl an den Songs selbst. | |
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| 9.5 | Steuerung Die inzwischen sehr ausgefeilte Controller-Hardware ist Activisions Kapital. Hier wird nichts falsch gemacht. | |
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| 6.8 | Gameplay Bis auf ein DS-Gimmick keine Neuheiten und der Stand der letzten Guitar Hero Ableger. Die schlecht umgesetzten Popsongs der Setliste sowie natürlich Taylor Swift ruinieren den Gameplayspaß. | |
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| 7.1 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Band Hero
HerstellerActivision
GenreMusik
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Instrumente
Spieler1 - 4
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Ja
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Ja
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)49,99
Innovationsfaktor
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