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Resident Evil: Darkside Chronicles
Review von Lars Peterke (mail) | 23.11.2009

Ein bisschen wundern muss man sich ja schon, schließlich wurde „Umbrella Chronicles“ erst gar nicht in Deutschland veröffentlicht. Nichtsdestotrotz sieht die Sache bei seinem stückweiten Nachfolger „Darkside Chronicles“ nun anders aus und volljährige Spieler dürfen das Spiel dem Regal ihres bevorzugten Fachhändlers entnehmen. Wieder einmal ist es ein Railshooter. Der Spieler wird auf eine Reise durch die Vergangenheit von Resident Evil geschickt und darf sich durch bekannte und unbekannte Szenarien schießen. Rückblicke, Einblicke, Ausblicke sozusagen. Für Fans der Serie ist also ein Festmahl angerichtet. Aber kann der Titel auch spielerisch mithalten? Mit Dead Space Extraction ist aktuelle Konkurrenz am Markt unterwegs, sodass der Direktvergleich unabdingbar ist. Wir haben ihn gewagt und uns durch die Zombiehorden gekämpft.

Wenig Gameplay, viel Story
Capcom weiß, wie sie ihre Fans ködern: neue Storyschnipsel, Bonusmissionen, Geheimcharaktere und Hintergrundinfos sind die Hauptelemente, die bei Resident Evil: Darkside Chronicles den Reiz ausmachen. Das Gameplay tritt dahinter eher zurück, dass merkt man schon in der ersten Mission.

„Operation Jarver“ ist ein Bindeglied zwischen Resident Evil 3 und 4. Zusammen mit Jack Krauser, den Spieler des vierten Teils in mehr oder weniger guter Erinnerung haben dürften, erkundet ihr als Leon S. Kennedy den Urwald irgendwo in Südamerika. Ihr seid auf der Suche nach einem Stammesführer, der Kontakt zu Umbrella, der Wurzel allen Virus-Übels, hatte. Für Fans der erste Leckerbissen, werden doch neue Story-Zusammenhänge offenbart. Schließlich wurde die Relation zwischen Leon S. Kennedy und Jack Krauser im vierten Teil der Serie nur oberflächlich angerissen.

Ihr schießt euch dann durch ein südamerikanisches Dorf. Das Schießen erfolgt dabei mit dem B-Knopf. Haltet ihr den A-Knopf gedrückt, bekommt ihr eine Zielhilfe und könnt mit zusätzlichem Wedeln der Wii-Fernbedienung euer Messer nutzen. Einfaches Schütteln erwirkt das Nachladen der Waffen, welche ihr mit dem Steuerkreuz wechseln könnt. Neben der Pistole, mit der ihr standardmäßig unbegrenzte Munition habt, gibt es etwa auch eine MG, Schrotflinte oder Granaten, die ihr in den Leveln aufsammeln könnt. Grüne Kräuter nutzt ihr mit dem Plus-Knopf. Ein Heilspray, welches euch komplett heilt, wird automatisch verwendet, wenn euer Charakter unter normalen Umständen das Zeitliche segnen würde. Mehr gibt es zur Steuerung auch nicht zu erzählen. Soll heißen, ihr habt bequem eine Hand frei. Es sei denn, ihr benutzt den Zapper. In dem Fall werden einige Befehle auf die Knöpfe und des Sticks am Nunchuk gelegt. Dies ist aber völlig optional und das Spiel funktioniert allein mit der Wii-Fernbedienung unserer Meinung nach am besten. Wii-Motion Plus wird übrigens nicht unterstützt.



Jedes Kapitel erzählt die Erlebnisse von zwei Charakteren. Ihr könnt euch Aussuchen, mit wem ihr spielt und die Rolle der zweiten Person übernimmt entweder ein NPC oder ein zweiter Mitspieler, der jederzeit dem Spiel beitreten kann. Im Co-Op ändert sich das Spiel nur geringfügig. An machen Sequenzen innerhalb der Level kann es sein, das Spieler 1 beispielsweise von einem Zombie gepackt wird. Dann muss Spieler 2 schnell eingreifen, denn wenn einer der beiden Protagonisten keine Lebensenergie mehr besitzt, ist das Spiel vorbei.

Museumsbesuch mit Nostalgie-Flair
Nach dem Spielen der ersten Mission „Operation Jarver“ ist man wohl leicht enttäuscht. Glücklicherweise ist diese Mission aber nur eine Art Prolog, auf dem das Kapitel „Erinnerungen einer verlorenen Stadt“ folgt. Hier werden die Ereignisse von Resident Evil 2 thematisiert. Ab diesem Punkt blüht Darkside Chronicles auf. Auch wenn die Grafik nicht das Optimum ist, das Flair und die Atmosphäre stimmen. Ironischerweise gerade deshalb, weil die Grafik so sehr an das Dreamcast-Niveau von Code Veronica: X und Co. erinnert. Und gerade wenn einem das Gamplay zu eintönig wird, reißt die Story es wieder raus. Während an den Entwicklern nicht annähernd so viele Ideen verloren gegangen sind, wie es bei den Jungs von Dead Space: Extraction der Fall war, so wissen sie doch, wie sie den Spieler in ihren Bann ziehen.

Wir erinnern uns. Damals, Resident Evil 2. Wir schleichen mit Leon durch ein Büro im Raccoon City Police Department. Es ist still. Als wir den Raum verlassen wollen, sehen wir etwas an dem Fenster neben der Tür vorbeihuschen. Der nächste Raum: ein blutverschmierter Korridor. Dann ein Fensterklirren, ein Grummeln, bevor eine echsenartige Kreatur sich von der Decke fallen lässt und Leon angreift. Es ist ein sogenannter „Lecker“, der Gegner-Klassiker aus Resident Evil, am besten mit einem punktierten Schuss aus der Shotgun zu erlegen.

Dieselbe Szene in Darkside Chronicles: Wieder ein Huschen am Fenster, dann der blutverschmierte Gang. Die Kameraführung fängt die Hektik der Szene ein, dann werdet ihr von dem Monster zu Boden geworfen, bevor es in all seiner Pracht vor euch steht. Denn bei den größeren Monstern und den Bossgegnern haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet, sie sehen wirklich super aus. Als Kenner der Serie wird man schnell von diesem Spiel vereinnahmt. Einige Areale sind dem Original sehr gut nachempfunden und man schwelgt in Erinnerungen. Dann trefft ihr auf Ada Wong, die genau so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Und dann ist da dieses riesige, Terminator-ähnliche Monster, das euch jagt. Kenner wissen: diesen Gegner bekommt man erst zu Gesicht, wenn man Resident Evil 2 mit Leon und Claire durchgespielt hat. Als Fan freut man sich wieder und Capcom lässt keine Gelegenheit aus, euch Honig um den Bart zu schmieren.

All diese Kapitel finden sich im Spielmodus „Chroniken“. Zusätzlich könnt ihr lediglich in dem Menüpunkt „Akten“ Infos nachlesen und gesammelte Spielobjekte betrachten, die mehr Einblicke in die Story geben. Für Highscore-Fetischisten hat Capcom ein Online-Leaderboard eingebaut, auf dem ihr eure Scores in den einzelnen Kapiteln vergleichen könnt. Am Ende jedes Kapitels bekommt ihr nämlich ausführliche Ränge für eure erbrachten Leistungen.



Mehr sei dann an dieser Stelle auch nicht verraten, zumal es von Capcom selbst einige Anmerkungen gab, über die wir an dieser Stelle kein Wort verlieren dürfen. Nur soviel sei verraten: Wer das Spiel durchspielt, wird natürlich entsprechend belohnt. Mehr Missionen, andere Endings, alternative Kostüme und der sogenannte Tofu-Modus warten in der einen oder anderen Form auf den Spieler, sodass sich auch mehrmaliges Durchspielen lohnt und der Titel lang bei der Stange halten kann.

Fluch und Segen zugleich
Die Grafik ist im leicht gehobenen Bereich, die Vertonung serientypisch und das Gameplay schlicht. Der größte Vorteil, nämlich der immense Inhalt an Story ist aber auch zugleich der Fluch des Spiels. Resident Evil: Darkside Chronicles lässt sich ganz passend mit einem Museumsbesuch vergleichen. Wer sich für die Thematik und die Ausstellungsstücke interessiert, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Wer sich hingegen nicht dafür begeistern kann, wird alles gähnend langweilig finden und man will nur noch raus aus dem Museum und hinein in den tollen Freizeitpark.

Genau ein solcher ist Resident Evil: Darkside Chronicles nämlich leider nicht geworden. Keine auflockernden Minispiele, Abwechslung oder sonstiges, sondern einfach nur ballern. Das ist kurzweilig und macht auch Spaß, aber irgendwann ödet es einen an. Darkside Chronicles wird von der Story getragen. Und wer mit ihr nichts anfangen kann, für den ist das Spiel möglicherweise ein belangloser Haufen Zombies. Schade eigentlich, denn Capcom hat sich wirklich Mühe gegeben. Betrachtet man das Spiel unter cineatischen Aspekten, wurde alles peinlich genau aufeinander abgestimmt. Aus allen Teilen des Resident Evil Universums tauchen die markantesten Szenen in Formen von Leveln auf. Dennoch ist das Spiel dann aber auch für Neueinsteiger, die sich eine Rundum-Zusammenfassung der Serie erhoffen, nur bedingt interessant, da natürlich nicht alle Zusammenhänge aufgegriffen werden können. Man muss schon vorher das ein oder andere Spiel der Reihe gedaddelt haben, um von dem zweifellos vorhandenen Flair des Titels angesteckt zu werden.

Fazit:
Mir hat Resident Evil: Darkside Chronicles sehr gefallen. Allerdings bin ich aber auch ein Freund der Serie und habe alle wichtigen Ableger der Serie gespielt. Wer ganz objektiv den besseren Railshooter sucht, sollte definitiv zu Dead Space greifen, da es im Direktvergleich in allen Aspekten der bessere Titel ist, lässt man die Story außen vor. Als Unbeteiligter der Serie, der mit der Story wenig verbindet, läuft man hier aber zweifelsohne die Gefahr, mit der Eintönigkeit des Gameplays konfrontiert zu werden. Fans von Resident Evil können aber bedenkenlos zuschlagen. Sie erleben alle wichtigen Stationen der Serie aus einem neuen, mitunter spannenden Blickwinkel und bekommen viele neue Einblicke in die Handlung serviert. Darkside Chronicles ist gut, aber leider eben nicht so gut wie Dead Space. Hier hängt also die Entscheidung daran, wie viel man mit Resident Evil anfangen kann, und ob einem der Titel nach einem Probespiel zusagt.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Resident Evil: Darkside Chronicles
Wertungen Beschreibung
7.8Grafik
Mittelprächtige bis gute Optik, die besonders in den klassischen, düsteren Szenarien wie beispielsweise Raccoon City viel Flair und Nostalgiegefühl versprüht. Stellenweise sehr schöne Lichteffekte und toll gestaltete, große Monster.
8.0Sound
Typische Resident Evil-Vertonung. Nicht das Gelbe vom Ei, aber eben viel Flair und Nostalgie. Sehr gelungen Synchronisation mit den bekannten Stimmen aller Charaktere.
9.2Steuerung
Ohne Probleme funktionierende Steuerung mit Zapper-Unterstützung. Hier wurde nichts falsch gemacht.
6.9Gameplay
Eigentlich nur Schießen. Die vielen freischaltbaren Boni und die gute Storyverwertung können aber darüber hinweg motivieren - je nachdem, ob man ein großer Fan der Serie ist oder nicht.
7.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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