Was man mit Sims nicht alles machen kann: Das Franchise ist sowieso schon eines der bekanntesten der Welt und die klassischen sowie die neuen Computersimulationen praktisch der Inbegriff des unkonventionellen Videospiels für Gelegenheitsspieler (schließlich gab es mit den Sims auch unheimlich viele Mädchen und Frauen, die in die männlich beherrschte Videospielbranche eingedrungen waren). Dann kamen auch noch die MySims dazu – EAs zunächst exklusives Franchise für Nintendo-Konsolen, das einen noch verspielteren Zugang zu der Simulationswelt ermöglichte und mit seiner liebevollen Gestaltung durchaus einige Freunde fand. Doch das war es immer noch nicht: Die Spin-Off-Serie erweiterte sich zu einer Minispielsammlung und einem Fun-Racer, um jetzt schlussendlich in MySims Agents zu münden. Was ist das, was will das und wie ist das? Antworten jetzt.
Agenten?
Wenn man an Agenten denkt, kommt einem sicherlich zuerst ein James-Bond-Verschnitt in den Kopf: dunkler Anzug, anonyme Sonnenbrille, trockene Kommentare („Wenn ich dir das sage, muss ich dich töten“). Ein knubbelköpfiger Jugendlicher mit Hang zu Detektivspielchen folgt wohl erst einige Denkansätze später in der Rangliste der Agentenstereotypen. Doch genau darum geht es in MySims Agents. Eure Spielfigur möchte irgendwann einmal Geheimagent werden und scheint tatsächlich einiges Potential zu haben. Mit einem sehr beschränkten Inventar und einem ziemlich lockeren Mundwerk löst der nach euren Wünschen gestaltete Knirps seine ersten Fälle.

Die bekommt er von Mitbürgern oder anderen Auftragsstellern erteilt. Was mit simplen Kindergartenaufgaben wie „Wer hat mir den Liebesbrief geschrieben?“ beginnt, entwickelt sich dann recht schnell zu einer etwas umfangreicheren und tiefgängigen Geschichte, die aber nie wirklich dramatisch oder hollywoodmäßig actionlastig wird, sondern stets familienfreundlich bleibt. Doch zurück zum eigentlichen Gameplay: Ein guter Detektiv trifft keine Behauptung ohne die entsprechenden Beweise und Indizien. Deswegen solltet ihr zunächst einmal den Anfang eines roten Fadens finden, nach dem ihr euch richten könnt.
Die Lupe ist da manchmal kein schlechtes Mittel: Mit ihr könnt ihr beispielsweise Fußspuren nachvollziehen und dadurch auf einen Menschen stoßen, der euch den nächsten Tipp verraten könnte. Dann heißt es „Viel reden, auf Fehler des Verdächtigen hoffen und Beweise sammeln“. Ihr befragt Zeugen und mögliche Verdächtige zu den entsprechenden Vorkommnissen, überprüft ihre Aussagen mithilfe von z.B. Handschriftanalysen, Verifizierung des Alibis oder Befragungen von anderen Beteiligten.
Das hört sich jetzt schon alles recht professionell an und irgendwie ist es das sogar. Auch wenn MySims Agents natürlich ein sehr einfach zu erlernendes und lustiges Spiel für unerfahrene Kunden sein möchte, sind beim Gameplay im Kern keine schädlichen Kompromisse zu erkennen: Natürlich denkt das Spiel im Prinzip für euch und es ist lediglich eure Aufgabe, die entsprechenden Anstöße durch eure Funde im Spiel zu geben. Aber trotzdem bleibt das Spiel während der Ermittlungen immer sehr gut nachvollziehbar und begründet sich auf logischer Argumentation. Damit man nie den Überblick über die teils recht komplexen Beweisketten und Ermittlungsergebnisse verliert, werden die verschiedenen Schritte immer übersichtlich in einem Notizbuch festgehalten.

Vom Provinzschnüffler zum Edelermittler
Neben dem ziemlich videospieltypischen, linearen Ermittlungsgameplay dürfen natürlich auch die simstypischen Kreativ- oder Sozialelemente nicht fehlen. Zwar sind sie in MySims Agents im Vergleich zu z.B. MySims oder MySims Kingdom deutlich geschrumpft, es gibt aber immer noch die Möglichkeiten, euren ganz persönlichen Stil anzupassen oder euch ein eigenes (Untergrund-)Büro einzurichten. Und auch die Umwelt bietet zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten. Lediglich die Beziehungen zu Freunden kommen etwas kurz in MySims Agents. Habt ihr hier das für die Ermittlungen nötige Material abgefragt, gibt es kaum Möglichkeiten, noch weiter zu kommunizieren und Freundschaften aufzubauen. Schade, denn wie eigentlich immer haben die verschiedenen Persönlichkeiten in MySims Agents immer noch ihren ganz eigenen Charakter, den sie mit der niedlichen, aber sehr ausdrucksstarken Mimik im Cartoon-Stil verdeutlichen.
Ihr werdet euch, wie fast schon zu erwarten war, nicht die ganze Spieldauer über als Provinzschnüffler abplacken müssen. Schon relativ schnell wird ein bekanntes Agentenbüro auf euch aufmerksam und bietet euch Aufträge von einem anderen Kaliber an. Dann geht es auch raus aus der behüteten Kleinstadt und rein in die große, weite Welt. Ihr besucht exotische Ruinen, Dschungel oder verschneite Luxusvillen und müsst euch dort ermittelnd betätigen.
Zwischendurch kommt es auch immer wieder zu kleinen Minispielen, die das Laufen, Beweisesammeln und Unterhalten etwas auflockern sollen und dies auch erfolgreich bewerkstelligen. In diesen kleinen Minispielen müsst ihr z.B. Computer hacken und dazu wie beim „heißen Draht“ einen Punkt mit der Wii-Fernbedienung über den Bildschirm bewegen, ohne einen vorgegebenen Rand zu berühren. Alternativ gibt es auch Spiele, in denen ihr komplizierte Zahnradmechanismen reorganisieren und wieder in Gang bringen müsst. Die Zahl dieser Minispiele ist nicht besonders hoch und sie bestimmen auch von der Häufigkeit ihres Auftauchens her nicht den Spielverlauf. Sie sind für das Gesamtkonzept perfekt dosiert, treten nie zu weit in den Vorder- oder Hintergrund und steigern sich zu einem angenehmen Schwierigkeitsgrad.

Neben den Minispielen dürfen in einem echten Agentenspiel natürlich auch die coolen Gadgets nicht fehlen, die die streng geheimen Forschungsprogramme der Regierung euch regelmäßig entsprechend der Anzahl gelöster Fälle bastelt. Nach einer bestimmten Anzahl von absolvierten Missionen bekommt ihr neues Spielzeug zur Verfügung gestellt und könnt damit neue Gameplay-Mechaniken entdecken, die euch in bestimmten Levels weiterbringen. Neue Missionen müssen übrigens nicht einmal nur eingebunden im Storyverlauf vorkommen. Auch zwischendurch gibt es einige optionale Aufträge, die ihr erledigen dürft oder von einem Rekruten erledigen lassen könnt. MySims Agents steigert sich also angenehm schnell und angenehm pompös von einem Spiel mit einem kleinen Vorstadtdetektiv zu einem echten kleinen Abenteuer mit abwechslungsreichem Spielverlauf und ernstzunehmend gut und ausbalanciert gestaltetem Gameplay.
Simlish und Heimatverbundenheit
Optisch und akustisch werden sich alle Sims- oder MySims-Spieler sofort heimisch fühlen. Am Stil mit den eckigen Knubbelköpfen, den etwas dicklichen Gliedmaßen und den sehr dehnbaren Gesichtspartien hat sich nichts geändert. So sind auch dieses Mal wieder witzige Dialoge mit abwechslungsreichen Animationen und lustigen Grimassen an der Tagesordnung. Und auch das, was während des Spiels aus den Lautsprecherboxen dröhnt, ist immer noch leicht verdauliches Sims-Geklimpere, das manchmal mit einigen etwas agententypischeren Tönen aufwartet, wie man sie auch in einem ernsteren Agentenspiel finden könnte.

Auf der technischen Ebene kann man MySims Agents nicht viel vorwerfen: Ab und zu fällt ein wenig Kantenflimmern ins Auge, im Großen und Ganzen erfüllt die Grafik aber voll ihren Zweck und überzeugt wieder einmal durch die große Liebe zum Detail, den schönen Pastelltönen und der sauberen, lebendigen Präsentation.