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Review von Kamil Witecy (mail) | 28.10.2009
Als Nintendo in Person von Mastermind Shigeru Miyamoto Wii Fit das erste Mal der Öffentlichkeit präsentierte, wurde die Spielerschaft ein weiteres Mal radikal gespalten. Statt sich den traditionellen Nintendo-Hasen zu widmen, die nach neuem Core-Futter lechzten, sollte nun eine „Waage“ das Spieleinterface revolutionieren. Auf den ersten Blick nur sehr schwer vorstellbar, zumal dieser Schritt eindeutig vor allem auf Nintendos neue Zielgruppe der Gelegenheitsspieler zugeschnitten war. Zudem war und ist auch heute noch sonnenklar: Wer sich weder gerne vor dem Fernseher bewegen noch Videospiel und Bewegung in Einklang bringen kann und möchte, wird seine Meinung auch mit dem Wii Balance Board wohl kaum ändern. Hinzu gesellt sich der für viele zunächst wohl abschreckend wirkende Preis von 89,99 Euro (UVP). Doch seit das Spiel samt der zusätzlichen Peripherie vor über einem Jahr erschienen ist, haben Hype und Erfolgsmeldungen noch immer Hochkonjunktur. Da ist es nur logisch, dass Nintendo seine Fitness-Jünger mit neuen Inhalten versorgen möchte.
Wii Fit
Schon alleine der Zusatz „Plus“ im Namen des Titels macht es zu einer klaren Angelegenheit: Bei Wii Fit Plus handelt es sich um eine erweiterte Neuauflage des Fitness-Spiels Wii Fit. Zum Spielen beziehungsweise Nutzen wird also kein neues Balance Board gebraucht - die Hardware ist unverändert geblieben. Jeder, der sich aktuell ein neues Balance Board kauft und nicht zu den letzten Resten des Erstlingsbundles greift, erhält automatisch Wii Fit Plus dazu, Besitzer eines Balance Boards können das neue Spiel hingegen für recht faire 19,99€ einzeln erwerben.

Wie es sich für eine ordentliche Umsetzung der Produktpflege gehört, sind sämtliche Minispiele und Übungen von Wii Fit auch in Wii Fit Plus enthalten. Das Konzept und selbst die Aufmachung von Nintendos Fitnessprogramm sind gänzlich unangetastet geblieben. Dies heißt im Klartext, dass der Spieler von Wii Fit Plus weiterhin durch verschiedenste Übungen körperlich gefordert wird, seien es nun Liegestützen, Balancetests oder Dehnübungen. Eure Gewichtsverlagerungen beim Ausführen der Workouts werden vom Balance Board erkannt, gemessen und ausgewertet. So kann beispielsweise erkannt werden, wie gut ihr mit euren Liegestützen zurechtkommt und ob ihr bei der Durchführung eure Körperbalance im Optimalbereich halten könnt. Alles wirkt sinnvoll, seriös und gut durchdacht wie eh und je, sodass ihr eurem Körper auch diesmal wieder etwas Gutes tut. Begleitet werdet ihr dabei ein weiteres Mal von einem auf Wunsch weiblichen oder männlichen Fitnesstrainer, der euch bei den Übungen unterstützt und die Konversation mit euch sucht. Motivation ist schließlich alles.
Das Grundprinzip
Am Ende einer jeden Trainingssession steht auch weiterhin einmal täglich der Körpertest an: Mit dem gemessenen Gewicht und euren angegebenen Daten (Alter, Körpergröße, Kleidung etc.) wird euer BMI (Body Mass Index) errechnet. Dieser zeigt schlussendlich an, ob ihr mit euren Körperdaten aktuell im Idealbereich, im Bereich des Untergewichts oder aber des Übergewichts liegt. Da aber wohl niemand zu 100 Prozent mit seinem Körper zufrieden ist, kann jeder Spieler ein individuelles Trainingsziel festlegen, auf welches in der nächsten Zeit hingearbeitet werden soll. Ein Beispiel dafür wäre, dass ihr euch vornehmt, im Zeitraum von einem Monat drei Kilo abzunehmen, um so eurem idealen BMI (22 bei den Männern) näher zu kommen. Des Weiteren erwarten euch bei jedem Körpertest zwei (beim ersten Mal eine) zufällig ausgewählte Balanceübungen, in denen es darum geht, euer Gewicht in verschiedene Richtungen zu verlagern oder auch möglichst ruhig auf beiden oder nur auf einem Bein zu stehen. Aus euren aktuellen Körperdaten und diesen zwei Übungen wird euer Wii-Fit-Alter errechnet, welches dieselbe Funktion wie das geistige Alter in Dr. Kawashimas Gehirnjogging hat und ständig verbessert bzw. konstant gehalten werden will. Dieser Körpertest sollte dabei möglichst täglich durchgeführt werden (dauert nicht länger als fünf Minuten), da ihr eure Körperstatistik und Erfolge in diesem Fall am genauesten nachverfolgen könnt. Mit diesen Statistiken ist es zudem auch möglich, eure Ergebnisse mit denen von anderen Mii-Profilen zu vergleichen, um beispielsweise zu sehen, wer in der Familie gerade am besten trainiert hat. Und durch die abermalige Möglichkeit, einen eigenen Wii Fit Plus Kanal ins Wii Menü zu stellen, können diese auch ohne die eingelegte Wii Fit Plus DVD angesehen werden.
Bei all diesen Vorgängen werdet ihr auch diesmal wieder vom sprechenden Balance Board unterstützt, das den Einstieg erleichtert und euch mit einigen guten Fitness- und Ernährungstipps versorgt. Neben diesem ständigen Begleiter, der euch ebenfalls durch sämtliche Menüs führt, wird der leichte Einstieg durch einen weiteren Faktor gefördert: die Aufmachung. Jeder, der Wii Sports oder Wii Play schon einmal gespielt hat (und das wird so gut wie jeder Wii-Spieler sein), wird sich angesichts der simplen Aufmachung sofort heimisch fühlen. Es ist derselbe schlichte, minimalistische, aber doch intuitive Stil, der auch schon diese Titel geprägt hat: Die Integration des Mii-Systems, große und leicht anzuklickende Buttons, sauber und übersichtlich präsentierte Informationen, hauptsächlich weiße, grüne und hellblaue Farben und eine dezente, aber doch irgendwie sympathische Musikuntermalung im Hintergrund, die je nach Übung nach vorne peitscht oder bei Yoga-Übungen mit sanften Tönen zur Entspannung beiträgt.
Frischer Wind – Das Plus
Neben einer Handvoll neu hinzugekommenen Yoga- und Muskel-Übungen wurde das Interface auf Grund des User-Feedbacks zu Wii Fit verbessert. Im neuen „Mein Wii Fit Plus“-Bereich ist es jetzt möglich, komplette Trainingsprogramme für Rücken und Schulter, Problemzonen oder andere Körperbereiche auszuwählen, zu kombinieren oder selbst zusammenzustellen. Ebenfalls neu ist ein Auswahlmenü mit typischen Kalorienbomben wie Eis, Schokolade oder Chips, das einem verrät, wie viele Kalorien man wieder loswerden muss, nachdem man "gesündigt" hat. Auch ist es möglich, sich beispielsweise ein Kalorien-Tagesziel zu setzen, welches man dann an diesem Tag abarbeiten kann. Um stets den Überblick zu wahren, wird nach jeder Übung die Anzahl der verlorenen und noch verbleibenden Kalorien angezeigt.

Die größte und wohl interessanteste Neuerung sind aber mit Sicherheit die insgesamt 15 brandneuen Wii-Fit-Plus-Minispiele, die sich zu den bereits bekannten Balance-Spielen wie dem Skispringen, der Slalom-Abfahrt oder dem Kopfball-Training gesellen. Das liegt vor allem daran, dass die neuen Spiele insgesamt unterhaltsamer, durchdachter und abwechslungsreicher geworden sind. So macht es zum Beispiel richtig viel Spaß, bei einer Schneeball-Schlacht auf dem Balance Bord in Deckung zu gehen, sich im richtigen Moment per Gewichtsverlagerung daraus hervorzuwagen und mit dem Pointer der Wii-Remote Schneebälle auf seine zahllosen Kontrahenten zu werfen. Im Segway-Parcours düst ihr mit eben diesem zweirädrigen Board durch verschiedene Strandlandschaften auf Wuhu Island (Nintendos Insellandschaft, die zuletzt auch schon in Wii Sports Resort verwendet wurde), um in einem vorgegebenen Zeitlimit möglichst schnell alle Ballons zu zertrümmern, und den lauernden Maulwürfen auszuweichen. Beschleunigt wird mit einer Gewichtsverlagerung nach vorne, während ihr zum Abbremsen Gewicht nach hinten verlagert und mit der Wii-Remote steuert. Die Fahrradtour auf der Insel fordert pedaltrittähnliche Fußbewegungen zur Beschleunigung und Bewegungen der seitlich gehaltenen Wii-Remote für Lenkmanöver, entlohnt dafür mit einer frei befahrbaren Insel, in der es gilt, verschiedene Checkpoints zu erreichen. Das Taktgefühl ist bei der Disziplin „Rhythmus-Kung Fu“ gefragt. Dabei müsst ihr mit Balance-Board, Wii-Remote und Nunchuk im Rhythmus bleiben und die Bewegungen euerer Kumpane zum richtigen Zeitpunkt nachmachen. In einem anderen Spiel gilt es, euer Balance Board zu drehen, um dann ganz wie auf einem richtigen Skateboard Rampen anzusteuern und Tricks zu vollführen.
Der zweite Punkt, der die Spiele aus der Masse der anderen Übungen hervorhebt, ist ihr Party-Faktor: Wenn ein Freund vor euren Augen und mit vollem Körpereinsatz einen fast schon Mario-typischen Jump 'n Run Parcours absolviert, ist das für die Zuschauer fast noch unterhaltsamer als für denjenigen, der auf dem Balance Board ins Schwitzen gerät.
Noch frappierender wird dieser Umstand in der Vogelkunstflugdisziplin. Hier gilt es erneut, euer Gewicht zu verlagern, um dann Plattformen anzusteuern. Der Clou mit dem ihr euch zum „Affen“ macht: Zum Fliegen müsst ihr wie wild mit den Armen flattern und am Ende Haltung bewahren, um wie in dem Minispiel von Super Monkey Ball („Monkey Target“) in den Punkten zu landen. Eure mathematischen Fähigkeiten werden im Hüftrechnen auf die Probe gestellt. Der Spieler soll Zahlen auswählen, die (in der ersten Stufe) addiert zehn ergeben. In alle vier Himmelsrichtungen haben die Entwickler nämlich nummerierte Pilz-ähnliche Buttons um den Mii-Körper verteilt, die es mit dem Kreisen der Hüften anzustoßen gilt. Während am Anfang noch die Zahlen 7+3 oder 5+5 schnell zum Ziel führen, müsst ihr später auch etwas kniffligere Reihenfolgen wie beispielsweise 11+2+6-4 auswählen, um im zweiten Schwierigkeitsgrad auf die Zahl 15 zu kommen. Natürlich ist auch hier Gesetz: Je schneller ihr dabei seid, desto mehr Punkte kassiert ihr schlussendlich. Zusätzlich sieht das Ganze dann auch noch wirklich anstößig aus, wenn der geneigte Hobby-Sportler seinen Unterleib nach vorne stößt oder den Eindruck vermittelt, als wolle er jemanden neben sich mit dem Hintern wegstoßen.

Ebenfalls sehr gut ist die Umsetzung von „Neigestadt“ gelungen. Aus einer Röhre am oberen Bildschirmrand plumpsen drei verschiedenfarbige Kugeln herunter. Eine obere Plattform danach wird von euch durch das Halten der Wii-Remote kontrolliert. Zwei Plattformen darunter kontrolliert ihr mit Gewichtsverlagerungen auf dem Wii Balance Board. Wieder eine Ebene darunter befinden sich drei farbige Behälter, in die nur jeweils die Kugeln der gleichen Farbe fallen dürfen. Eine wirklich tolle und später wirklich fordernde Koordinationsaufgabe, da es zunächst gar nicht so einfach ist, sich auf Arm- und Beinbewegungen gleichzeitig und in teils gegenläufige Richtungen zu konzentrieren. Und das Beste: die Erkennung eurer Gewichtsverlagerungen funktioniert bei jedem einzelnen dieser Balance-Spiele (spätestens mit ein wenig Übung) absolut tadellos. Chapeau, Nintendo!
Wie gehabt wird nach jeder erfolgreichen Durchführung einer Übung die gespielte Zeit in Minuten in eure virtuelle Sammeldose namens Schweinchen Fit geworfen und gesammelt. Wer also häufig und vor allem viel trainiert und spielt, schaltet schneller neue Schwierigkeitsgrade, Übungen und einige Boni frei, sodass man stets dazu motiviert wird, noch die eine oder andere Übung mehr durchzuführen.Fazit: Die wohl wichtigste Frage bei Wii Fit Plus ist wohl die, ob sich die Anschaffung für Besitzer von Wii Fit überhaupt lohnt. Und gerade diese Frage ist nicht allgemeingültig mit nur einem Wort zu beantworten. Wer Wii Fit hauptsächlich dazu genutzt hat, um mit den Workouts bewusst ins Schwitzen zu kommen und einige Pfunde zu verlieren, der wird vermutlich bei der Neuanschaffung leicht enttäuscht sein. Das „Update“ von Wii Fit bietet in dieser Hinsicht nur einige wenige neue Übungen, neben der wirklich sinnvollen Möglichkeit seine Trainingsprogramme nun individueller gestalten zu können. Wer sich hingegen darüber hinaus vor allem an den Balance-Spielen erfreut hat, kann für den günstigen Preis bedenkenlos zugreifen. Die neuen Balance-Minispiele sind als Gesamtpaket gesehen wesentlich ausgereifter als in Wii Fit und können daher auch länger fesseln. Zudem haben sie einen wesentlich höheren Party-Faktor, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger ist und für viele ein großes Kaufargument sein könnte. Somit bietet Nintendo mit Wii Fit Plus zwar in der Summe wenige, aber dafür sinnvolle und klar strukturierte Verbesserungen, die das Spiel noch effektiver, besser und auch spaßiger als zuvor machen.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel Wii Fit Plus | |
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| 6.8 | Grafik Keine spürbare Veränderung zum Vorgänger: Schlicht und minimalistisch, aber dennoch mit vielen weißen, grünen und blauen Farbtönen insgesamt passend und harmonisch. | |
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| 7.4 | Sound
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| 9.5 | Steuerung Das Wii Balance Board erkennt auch in Wii Fit Plus eure Bewegungen nahezu perfekt. Davon profitieren vor allem die neuen Balance-Minispiele, die in Kombination mit der eigenen Bewegung sehr viel Spaß machen. | |
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| 8.4 | Gameplay Weiterhin gute Balance aus effizienten Muskelübungen, entspannenden Yoga-Sitzungen und Kalorien verbrennenden Aerobic-Einlagen. Die neuen Balance-Minispiele sind gut durchdacht und hervorragend umgesetzt, was alleine schon beim Zusehen für jede Menge Spaß sorgt. Zudem sorgen Highscores und freischaltbare Disziplinen für zusätzliche Motivation. | |
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| 8.3 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Wii Fit Plus
HerstellerNintendo
GenreFitness
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii Balance Board, Wii-Remote
Spieler1
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
Release30.Oktober
Preis (€)19,99
Innovationsfaktor
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