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FIFA 10
Review von Kamil Witecy (mail) | 28.10.2010

Finanzkrise? Von wegen! Satte 226 Millionen Euro haben die insgesamt 18 Vereine der höchsten deutschen Fußball-Liga für neue Spieler auf dem Transfermarkt gelassen. So viel Geld wie nie zuvor. Die bisherige Bestmarke aus der Saison 2007/2008 (knapp 204 Mio.) wurde um über 22 Millionen Euro übertroffen. Ein „Handgeld“ für welche ungefähre Summe der aussortierte Niederländer Arjen Robben zum deutschen Rekordmeister nach München wechselte. Doch selbst diese Unsummen sind im internationalen Vergleich (so absurd dies auch klingen mag) fast schon zu belächeln. Der spanische Traditionsverein Real Madrid, und eben ehemaliger Arbeitgeber des besagten Außenstürmers, machte seine Geldbörse ganz weit auf und pumpte alleine satte 300 Millionen Euro in seinen Kader. Einen Großteil dessen investierten die „Königlichen“ bekanntermaßen in Ballkünstler wie Cristiano Ronaldo, Kaká und Karim Benzema.

Wer als Fußballfreund mit allen originalen Stars auch virtuell Erfolge feiern möchte, der kommt seit Jahren nicht an der FIFA-Serie von Electronic Arts vorbei. Alle Jahre wieder veröffentlicht der im kalifornischen Redwood City angesiedelte Großkonzern eine neue Version seiner erfolgreichen Fußball-Serie und liefert sich stets ein packendes Duell mit dem Konkurrenten aus dem Hause Konami. Doch während EAs Fußballtitel in den letzten Jahren spielerisch zumeist hinterherhinkten und sich ein wenig auf ihren starken Lizenzen ausruhten, hat sich dies vor allem seit dem letztjährigen Ableger geändert. Mit FIFA 09 hat Electronic Arts einen mächtigen Sprung nach vorne gemacht, der selbst so manchen beinharten Pro Evolution Soccer-Fan zum Umdenken gebracht hat. Selbst PES-Produzent Shingo “Seabass“ Takatsuka gestand artig auf der diesjährigen gamescom in Köln, dass ihm der letzte Kick aus dem Hause EA besser als sein eigener Titel gefallen hat. Ein in dieser Form ungewöhnlicher Ritterschlag von der Konkurrenz. Oder doch nur ein Trick, um die Konkurrenz leichtsinnig werden zu lassen? Doch statt sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, versprachen die Entwickler von FIFA für den neuesten Ableger noch mehr Feinschliff und weitere Neuerungen. Dies gilt besonders für die Wii-Version, die sich im Gegensatz zu den starken NextGen-Versionen in einigen Punkten doch deutlich unterscheidet und andere Schwerpunkte setzt. Wir haben uns für euch Wii-Remote und Nunchuk geschnappt und uns auf den grünen Rasen begeben.

Was ist neu?
Der auf den ersten Blick größte Unterschied zum Vorgänger ist ohne Zweifel die neue Grafikengine. Ähnlich wie in EAs Tennisspiel Grand Slam Tennis haben sich die Entwickler für einen bunten Comic-Look entschieden, um ein neues FIFA-Erlebnis zu bieten. So tummeln sich Stars wie Messi, Ronaldo, Ballack und Co. in überspitzten Staturen auf dem grünen Rasen und können mit vielen abwechslungsreichen und weiterhin geschmeidigen Animationen punkten. Auch erkennt man die meisten Stars trotz des neuen Stils schnell wieder, da die charakteristischen Merkmale der Spieler relativ gut übernommen und umgesetzt wurden. Doch leider gilt dies wirklich nur für Crème de la Crème der internationalen Fußballer. Viele andere Spieler haben hingegen kaum bis gar keine Ähnlichkeit zum Original, was natürlich sehr schade und im Vergleich zu den Vorgängern ein kleiner Rückschritt ist. Die zahlreichen lizenzierten Stadien sind hingegen wie immer schön anzusehen und der Konkurrenz voraus, wohingegen die Zuschauermodelle und -animationen weiterhin ärmlich daherkommen und einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Was bleibt, ist eine in diesem Genre zwar frische Comic-Aufmachung, die flüssig über euren Bildschirm läuft, jedoch dabei absolut keine neuen Maßstäbe setzt und vor allem Geschmackssache ist. Alten FIFA-Hasen könnte der neue Einschlag sauer aufstoßen, während wiederum andere die optische Abwechslung dankend annehmen werden. 



Dennoch ist dies nur der erste Schritt, der die größte Änderung von FIFA 10 im Vergleich zu seinen Vorgängern ebnet. Schon nach den ersten Spielminuten wird deutlich, dass im neuen Wii-Kick weniger Wert auf Realismus gesetzt wird. Die Grätschen sehen teils übertrieben hart aus, die Spieler ermüden nicht und laufen wie Duracell-Hasen über den Platz, einige Animationen der Spieler bei vergebenen Torchancen ähneln kleinen Slapstick-Einlagen und Schüsse in den Unterleib, mit denen in der Realität natürlich absolut nicht zu spaßen ist, sorgen dennoch unweigerlich für Schmunzler, da sich die Spieler dabei theatralisch fallen lassen und vor (virtuellen) Schmerzen über den Rasen kullern. Doch das Entscheidende: Das Spieltempo wurde drastisch erhöht, es gibt viel mehr Action, Tore, hitzige Strafraumszenen und selbst Torschüsse aus 40 Metern knallen wie ein Bombenschlag auf den gegnerischen Kasten und ziehen einen comichaften, weißen Schweif hinter sich her. Hinter diesem Gameplay-Bruch steht unweigerlich der Hintergedanke, eine andere Klientel ansprechen zu wollen. FIFA 10 verabschiedet sich, im Gegensatz zu den Versionen für PS3 und Xbox360, vom immer realistischer werdenden Gameplay und setzt vollends auf Arcade-Gebolze, bei welchem in erster Linie der Spaß im Vordergrund stehen soll. Taktisches Geplänkel und strategische Elemente nehmen nur noch einen verhältnismäßig geringen Teil des Gameplays ein.

Die Steuerung im Detail
Neben dem Gameplay gibt es auch in punkto Steuerung wieder einige Veränderungen, wenn auch diesmal vor allem die Vielfältigkeit der Steuerungsvarianten betreffend. Wie schon in den beiden Wii-Vorgängern wurde auch diesmal mit dem Family-Modus, der für Einsteiger konzipiert ist und nur die Wii-Remote benötigt, eine stark vereinfachte Steuerung integriert, die nur die wichtigsten Aktionen dem Spieler selbst überlässt. Der Computer übernimmt das Laufen und Positionieren, während der Spieler nur für die Aktionen (sei es das Schießen oder das Flanken) zuständig ist. Dies funktioniert prinzipiell weiterhin ganz gut, ist für geübte Spieler jedoch nicht mehr als ein schlechter Scherz, da keine eigenständigen Spielzüge geschaffen werden können.

Mehr Kontrolle bietet FIFA 10 wenn man ein Nunchuk anschließt, damit einen Spieler steuert und zusätzlich wählen kann, ob man die Pässe mit dem Controlstick oder Pointer steuert. Hiermit dürfte für jeden etwas dabei sein, wobei gerade die im Vergleich zum Vorgänger nochmals verbesserte Pointer-Variante sehr empfehlenswert ist. Das bedeutet im Klartext, dass man via Wii-Remote einen Cursor auf dem Spielfeld bewegen kann, mit dessen Hilfe Pässe und Schüsse markiert und somit präzise gespielt werden können. Seid ihr also in Ballbesitz und wollt das runde Leder zu einem eurer Mitspieler passen, visiert ihr diesen an und drückt die A-Taste für einen flachen Pass oder den B-Knopf für eine hohe Flanke. Ein Umstand, der im Vergleich zum Vorgänger glücklicherweise verbessert wurde, da dort noch die Entfernung zum Mitspieler über die Art des Passes entschied und den Spieler so in seiner Freiheit beraubte. Beim Passen muss jedoch nicht zwingend ein Mitspieler direkt ausgewählt werden, sodass auch ein Pass in den freien Raum gespielt werden kann, der im Idealfall die gegnerischen Abwehreihen zerpflückt und zum tödlichen Pass avanciert. Die restlichen Steuerungselemente orientieren sich stark an der Vorgängerversion. Mit dem Analogstick des angeschlossenen Nunchuks lauft ihr wie bereits erwähnt mit euren Spielern über den grünen Rasen, während ihr mit dem Z-Knopf einen Sprint hinlegen könnt und via Steuerkreuz der Wii-Remote einige Tricks, wie beispielsweise Übersteiger und Körpertäuschungen, vollführen könnt. Ein probates Mittel, um kurz vor der Strafraumgrenze die gegnerische Abwehrreihe vor Probleme zu stellen oder an den Außenverteidigern vorbeizumarschieren, um eine gefährliche Flanke in den Strafraum zu schlagen. 

Seid ihr in einer guten Schussposition und wollt einen Torschuss entfesseln (oder soll man angesichts der Schusshärte des neuen Arcade-Einschnittes eher „Torpedo“ sagen?) müsst ihr die Wii-Remote schütteln und euer Ziel mit dem Cursor fixieren. Die Arbeit in der Verteidigung läuft dagegen wesentlich simpler ab. Habt ihr den Ball nicht am Fuß, wird mit dem A-Knopf zwischen den Spielern gewechselt, während ihr im Prinzip lediglich den B-Knopf gedrückt haltet, um im Idealfall dem Angreifer den Ball abzujagen. Wollt ihr hingegen zu härteren Bandagen greifen, könnt ihr durch das Schütteln der Wii-Remote zu einer Grätsche ansetzen. Dabei gilt die Regel, möglichst den Ball zu treffen, da euch der Schiedsrichter andernfalls auffällig oft vom Platz stellt. Gelbe Karten hingegen hat der Schiedsrichter meistens in der Kabine vergessen.



Neueinsteiger werden sich zweifelsfrei erst an das gesamte Steuerungskonzept gewöhnen müssen, werden jedoch im späteren Spielverlauf mit tollen Pässen und Spielgestaltungsmöglichkeiten belohnt. Kenner der Vorgängerversionen finden sich hingegen sofort zurecht. Wer jedoch weiterhin nicht mit Wii-Remote und Nunchuk kicken möchte, kann auch diesmal wieder mit dem Classic-Controller und GameCube-Pad angreifen.

FIFA goes Arcade
Um den Arcade-Anteil noch weiter auszubauen, bilden die so genannten Wow-Momente eine weitere Gameplay-Neuerung in FIFA 10. Während des Spiels baut sich bei guten Pässen und Schüssen im gegnerischen Strafraum eine Art Energieanzeige am unteren Bildschirmrand auf. Ab einem bestimmten Zeitpunkt startet beispielsweise bei einem Schuss der Wow-Moment und das Spiel wechselt in eine Zeitlupenfunktion, die dem Spieler erlaubt, präzise und noch härtere Schüsse abzugeben (und damit meist Tore zu erzielen) oder aber auch in brenzligen Situationen Torschüsse des Gegners in letzter Sekunde noch abzuwehren.

Auch bei den Standardsituationen haben sich die Entwickler etwas Neues einfallen lassen. Führt man beispielsweise eine Ecke aus, so zielt man wie gehabt mit dem Pointer an eine bestimmte Stelle und flankt. Wenn es aber um das anschließende Strafraumduell um den Ball geht, kommt wieder die Wii-Remote zum Einsatz. Der Spieler, der in einem bestimmten Moment (der Ball färbt sich kurz grün) am schnellsten reagiert und die Wii-Fernbedienung schüttelt, gewinnt den Zweikampf und klärt die Situation anschließend oder bugsiert den Ball per Volley oder Kopf in Richtung Gehäuse. Das heißt im Klartext: Gewinnt der angreifende Spieler das Duell, ist dies ein sicheres Tor. Ein absolutes No-Go für eine realistische Fußballsimulation – aber das will FIFA 10 für die Wii nun einmal nicht mehr sein. Ähnlich ist es bei Frei- und Strafstößen. Hier wird einfach per Knopfdruck Anlauf genommen, um dann ganz kurz vor dem Berühren des Balles die Remote zu schütteln. Dabei kommt es stark aufs Timing an und nicht selten liefert man so einen schwachen Schuss ab oder schießt gleich meilenweit am Tor vorbei. Ebenfalls sehr nervig ist die Tatsache, dass es nach dem Ausführen des Freistoßes stets zu einer kurzen Unterbrechung kommt, da euch angezeigt wird, ob ihr einen guten oder schlechten Schuss abgegeben habt.

Was aber vor allem für unnötige Tore sorgt und Frustanfälle produziert, ist die ähnliche Steuerung eures Schlussmannes, die ihr bei diesen Standardsituationen übernehmen müsst. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, in dem der Ball sich noch auf dem Weg in Richtung Tor befindet und sich in einer Sekunde grün färbt, bekommt man auch hier die Möglichkeit, durch einen Schüttler eine Glanzparade hinzulegen. Da aber auch diese Aktion gutes Timing erfordert, segelt der Torhüter im Zweifelsfall auch oftmals gerne am einschlagenden Ball vorbei – und das sogar auch dann, wenn der gegnerische Schuss sich auf die Mitte des Tores begibt. Dieses Torwartverhalten sieht nicht nur selten dämlich aus, sorgt auch unweigerlich für großes Unverständnis. Somit verkommt die Gameplayneuerung (böse ausgedrückt) zu einer Art Geschicklichkeits-Schüttel-Test – ein Umstand, den FIFA-Fans nur zähneknirschend hinnehmen werden. Denn während die anderen Arcade-Elemente sich, soweit möglich, gut in das FIFA-Gameplay einfügen, sind es gerade die Standardsituationen, die das Fass bei alten FIFA-Hasen zum Überlauf bringen könnte.

Tolle Atmosphäre und stagnierende Kommentatoren
Weniger diskussionswürdig als die Optik und das neue Arcade-Gameplay von FIFA 10 präsentiert sich die akustische Untermalung. Im minimalistisch gehaltenen Menü bekommt ihr passende Soundtracks auf die Ohren, während sich in den Arenen wieder einmal eine packende Stadion-Atmosphäre entwickelt. Das Publikum honoriert die Aktionen der Spieler fachgerecht mit tosendem Applaus, vereinsspezifischen Gesängen, enttäuschtem Aufstöhnen und vereinzelten Pfiffen. Zudem besteht voller Dolby Pro Logic II-Support. Eine ebenfalls erwähnenswerte Kleinigkeit ist auch dieses Jahr wieder die Torhupe. Sobald der Ball im Netz zappelt erzeugt man durch das Schütteln der Wii-Remote ein Tröten aus dem Lautsprecher der Wii-Remote. Mit dem Nunchuk heizt man zusätzlich das Publikum zu Jubelstürmen an. Ein im Grunde unnützes, aber dennoch irgendwie witziges Feature, welches zum akustischen Verhöhnen der menschlichen Mitspieler verführt. 



Doch auch im Soundbereich ist längst nicht alles Gold was glänzt. Wie schon in den letzten Vorgängerversionen kommentieren wieder Tom Bayer und Sebastian Hellmann die Ereignisse auf dem grünen Rasen. Die teilweise netten Anmerkungen und Anekdoten zur Fußball-Historie, hin und wieder aber fast schon peinlich anmutenden Fußballphrasen, wiederholen sich jedoch sehr schnell. Zudem sind viele Kommentare so speziell auf bestimmte Situationen bezogen, dass sie nur selten nicht deplatziert wirken und auf Dauer an den Nerven zerren. „The same procedure as every year“, möchte man unweigerlich sagen und trifft dabei voll ins Schwarze.

Die Mutter aller Fußballlizenzen
Was die FIFA-Serie seit jeher ausmacht, ist die umfangreiche FIFA-Lizenz, die es erlaubt, offizielle Spielernamen, Trikots, Sponsoren, Stadien und sogar originalgetreues Schuhwerk ins Spiel zu integrieren. Die Zahlen sprechen auch dieses Mal eine eindeutige Sprache: Mit 30 lizenzierten Ligen und mehr als 570 Teams, in denen mehr als 12.500 virtuelle Profispieler ihr fußballerisches Talent unter Beweis stellen, ist FIFA in dieser Hinsicht jeglicher Konkurrenz meilenweit voraus.
Trotz der eindeutigen Abkehr vom realistischen Gameplay und dem auf den ersten Blick stark limitierten Menü mit nur 4 Einträgen, bietet FIFA 10 dennoch weiterhin die wichtigsten genretypischen Spielmodi. Im umfangreichen Turnier-Modus kann entweder an zahlreichen Pokalwettbewerben (z.B. DFB-Pokal, F.A. Cup, Copa de Espana) teilgenommen werden oder aber auch komplette Saisons (z.B. Deutsche Bundesliga, Premier League) von insgesamt 30 verschiedenen Ligen nachgespielt werden. Zudem lassen sich auch individuelle Turniere vom Spieler erstellen. Egal ob Mannschaftsanzahl, Teamauswahl oder Spielmodi – ihr bestimmt, wie euer Turnier aussehen soll. Vorab empfiehlt es sich, einen Blick auf das Team-Management zu werfen, um der Mannschaft den letzten Feinschliff zu verpassen. Außerdem können im Vorfeld auch eigene Transfers getätigt werden. Sei es, um die Kader aktuell zu halten oder sich sein eigenes Dream-Team zusammenzubauen.

Darüber hinaus können Multiplayer-Freunde in Freundschaftsspielen zeigen, wer der bessere Spieler ist. Dabei ist es FIFA-typisch auch wieder möglich, mit insgesamt vier Spielern in einer Mannschaft gegen den Computer anzutreten und so auch sämtliche Liga- und Pokalspiele zu bestreiten. Auch 2 vs. 2-Matche sowie Turniere mit mehreren Spieler gesteuerten Mannschaften sind natürlich wieder möglich. Wer keinen Mitspieler parat hat, kann auch dieses Jahr wieder online zeigen, was er auf dem Kasten hat, und sich mit Spielern aus aller Welt messen. FIFA 10 bietet hierbei drei verschiedene Onlinemodi (1 gg. 1-Ranglistenspiele, 1 gg. 1-Nichtranglistenspiele und 2 gg. 2-Nichtranglistenspiele). Hier hat man zwar weniger Auswahl als in den Versionen für Xbox360 und PS3, muss sich dafür nicht mit Freundescodes wie bei anderen Wii-Spielen herumschlagen und kann sich auf einen meist stabilen EA-Server freuen. Für Multiplayerspaß ist also auch in FIFA 10 wieder gesorgt. Auch ein umfangreicher Traningsmodus, in dem sich gerade Einsteiger an die neue Steuerung gewöhnen können, hat es ins Spiel geschafft. Der Herausforderungsmodus aus der letztjährigen Wii-Version wurde hingegen genauso gestrichen, wie der Footii-Modus mit seinen durchaus spaßigen Minispielen und Matches. Ein wenig unverständlich, da man gerade diesen Modus gemäß dem Schritt hin zum Arcadekick hätte gut ausbauen können.

Besonders viel Werbung hat EA dafür für den stark überarbeiteten und exklusiven „Weg zum Ruhm“-Modus gemacht. Hier sucht man sich zu Beginn das Team seiner Wahl aus und agiert dadurch fortwährend als Trainer der Mannschaft, um diese zur Meisterschaft zu führen. Doch das war es dann schon wieder mit der Realität, wenn man kurz darauf das neue (und vor allem sehr gewöhnungsbedürftige) Transfermenü zu Gesicht bekommt. So kosten sämtliche Spiele keine virtuellen Euros mehr, sondern unsinnigerweise Sterne, die ihrer Spielerstärke entspricht. Diese wiederum werden aber nicht wie sonst mit Werten zwischen 0 und 100 angegeben, stattdessen gibt es eine maximale Spielstärke von 20 Punkten, die wiederum in mehrere Fähigkeiten untergliedert ist. Warum solch unsinnige und irritierende Rahmenbedingungen eingebaut wurden, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Ebenfalls neu ist der Trainer-Moment. Hier geht es darum, vor jedem Match eine Ansage zu machen, die sich auf den Ausgang des nächsten Spiels bezieht. So kann man beispielsweise ansagen, dass das eigene Team gewinnt, sogar mit zwei aufeinander folgenden Toren das Spiel für sich entscheidet oder gar vier Tore ohne Unterbrechung schießt. Je gewagter die Aussage, desto mehr Punkte gibt es. Kann man seine Behauptung im nachfolgenden Spiel dann bestätigen, so füllt sich die Trainer-Leiste. Bei entsprechender Füllung der Leiste werden euch einige Boni zugängig, mit denen ihr eure Mannschaft verbessern oder einen neuen Spieler kostenlos verpflichten könnt. Insgesamt eine nette Idee, die aber wie der gesamte Modus noch viel Feinschliff vertragen hätte und daher nicht langfristig an sich binden kann.

Den von Electronic Arts groß vermarkteten Be-A-Pro-Modus samt dem neuen Game-Face-Feature sucht man jedoch auf der Wii vergebens. Gleiches gilt übrigens auch für Live-Season 2.0, die die 360- und PS3-Version von FIFA 10 auf Wunsch mit noch mehr Realismus versorgen und wöchentliche Spielerform-Updates durchführen. Doch das will man in der Wii-Version ja nicht. Einen WM- und EM-Modus gibt es indes in keiner FIFA 10-Version.

Fazit:
Mit FIFA 10 für die Wii geht Electronic Arts gänzlich neue Wege, pfeift auf eine möglichst realistische Umsetzung und liefert einen actionreichen, schnellen und arcadelastigen Fußballkick, ohne dabei auf die umfangreiche FIFA-Lizenz zu verzichten. Die wichtigsten Modi sind trotz Gameplayschnitt glücklicherweise noch mit von der Partie, wobei der neue „Weg zum Ruhm“-Modus nicht das halten kann, was er verspricht, und auch einige Features und Modi der Fassungen für PS3 und Xbox360 nicht enthalten sind.

Während der neue Grafikstil Geschmackssache ist, sorgt das höhere Spieltempo, die verbesserte Steuerung, die satten Schüsse, die teils witzigen Animationen sowie durchaus auch der Wow-Moment für ein spaßiges Gebolze, sofern man sich darauf einlässt. Doch gerade die neuen Standardsituationen, in denen es mehr auf starke Reflexe als auf Können ankommt, avancieren zum nervigen Manko. Doch FIFA 10 für die Wii ist vor allem auch deshalb schwer zu bewerten, weil es einfach unterschiedliche Sichtweisen gibt. Während Fans der Vorgänger angesichts der Abkehr vom Realismus (zu Recht) sehr enttäuscht sein werden, könnten wiederum andere Spieler gerade mit diesem FIFA am meisten anfangen. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er dem neuen Ableger eine Chance einräumt, einen Blick zur Konkurrenz wagt oder zur zweifelsfrei ausgereifteren, realistischen NextGen-Fassung von FIFA 10 greift. Für mich persönlich ist FIFA 10 eine durchaus nette Abwechslung, aber leider kein Ersatz für eine vollwertige Fußballsimulation. Ob EA den richtigen Schritt gewählt hat, wird sich erst mit den finalen Verkaufszahlen zeigen, ich wage es jedoch zu bezweifeln.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel FIFA 10
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Gewöhnungsbedürftiger Comic-Look ohne große Highlights, jedoch weiterhin flüssigen Animationen und schönen Stadien.
7.8Sound
Ein durchaus noch ordentlicher Soundtrack und eine realistische Stadionkulisse treffen auf zwei Kommentatoren, die viel, aber nur selten wirklich Interessantes zu sagen haben.
8.2Steuerung
Die Point'n'Click-Steuerung geht mit ein wenig Eingewöhnung recht gut von der Hand und lässt das Kreieren von tollen Spielzügen zu. Zudem werden für Traditionalisten optionale Steuerungsmöglichkeiten geboten.
7.2Gameplay
Statt Realismus wird nun auf Arcade-Gebolze gesetzt: Die einen fluchen, die anderen nehmen die Neuerung dankend an. Der leicht abgespeckte Umfang sowie einige unglückliche Gameplay-Neuerungen bringen Minuspunkte.
7.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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