Review von Tim Herrmann (mail) | 26.10.2009
Die klassische Trilogie von Star Wars ist abgearbeitet. Aus den sechs Hauptfilmen lässt sich kaum mehr Videospielmaterial quetschen. Das heißt aber lange nicht, dass dieses Multi-Millionen-Dollar-Franchise einfach beiseite gelegt wird, um noch mehr Legendenstatus anzuhäufen. Mit Star Wars: The Old Republic beispielsweise liefert man bald eine weitere Geschichte 3.500 Jahre vor den zwei Trilogien ab, während Star Wars – The Clone Wars im Fernsehen und auch in der Videospielbranche munter weiter geführt wird. Obwohl die animierte Fernsehserie mit vielen Kritikern und bösen Zungen zu kämpfen hat, ist sie recht erfolgreich. Eine zweite Staffel ist in den USA bereits angelaufen, in Deutschland startet sie am 08. November 2009 und Activision bringt „zufällig“ zur gleichen Zeit ein neues Videospiel auf den Markt. Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes heißt es, erscheint diesmal für alle Konsolen und stellt sich unserem Review.
Todsünde!
Für den Spannungsbogen dieses Testberichtes ist es natürlich pures Gift, doch trotzdem ist ein Fakt in Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes derartig eklatant auffällig, dass man ihn gleich zu Beginn erwähnen und anprangern muss.
Star Wars – das ist praktisch das Synonym-Franchise, wenn es um gute Ideen für die Wii-Remote geht. Der erste Kommentar der weltweiten Spielergemeinde zum Wii-Controller war „Star Wars“. Jeder freute sich schon Jahre vor dem eigentlichen Erscheinen der neuen Konsole auf einen Titel, in dem er endlich wie ein echter Jedi den Lichtsäbel schwingen durfte. Doch die Fans warteten. Und warteten. Und bekamen dann erst einmal eine laue Remake-Zusammenstellung von LEGO Star Wars. Toll. Dann irgendwann schritt aber Star Wars – The Force Unleashed aus dem Nebel, der große, neue Hoffnungstitel aus dem Franchise – und zwar auch für Wii. Das Spiel war gut und auf Wii besser als sonstwo, aber auch kein Top-Hit und die Wii-Steuerung sowie die von der PlayStation 2 umgesetzte Grafik noch nicht ganz ausgereift. Wenige Monate nach diesem Spiel folgte Star Wars: The Clone Wars – Lichtschwert-Duelle. Das Spiel erschien sogar exklusiv für Wii und konzentrierte sich voll und ganz auf das, was Fans seit jeher wollten. Die Steuerung funktionierte hier schon besser: Man durfte den Controller in vorgegebene Richtungen bewegen und daraus Kombos erstellen. Allerdings war das Ganze auch noch ziemlich statisch.
Wii MotionPlus unterdessen war zu diesem Zeitpunkt bereits angekündigt. Das Konzept von „Lichtschwert-Duelle“ funktionierte zwar auch ohne den 1:1-Adapter, aber trotzdem rechneten Fans stark damit, dass das neue Zubehör irgendwann für die absolute und uneingeschränkt intensive Spielerfahrung mit dem surrenden Laserschwert verwendet werden würde. In diesem Jahr wurde das neue Star-Wars-Spiel angekündigt. Für den Winter. Wo Wii MotionPlus bereits erhältlich sein würde. Doch wird der 1:1-Adapter genutzt? Nein.
Noch schlimmer. Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes bleibt nicht nur auf der Stelle stehen, sondern macht bei der Schwertsteuerung der Jedi gleich zwei ausladende Schritte zurück. Weder verlässt sich das Spiel auf das gute Bewegungskombo-Prinzip des ersten Clone-Wars-Exklusivtitels noch auf die etwas unausgereifte, aber dafür recht genaue Steuerung in The Force Unleashed. Das neue Star-Wars-Spiel setzt auf Schüttelsteuerung wie in Zelda – Twilight Princess, einer GameCube-Umsetzung der ersten Wii-Generation.
Aber das war es immer noch nicht: Optional kann man das Schwert auch einfach durch einen Druck auf den B-Knopf schwingen. Und das auf der Bewegungskonsole schlechthin. Autsch. Damit disqualifiziert sich Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes natürlich schon von Beginn an selbst. 1:1-Steuerung mit Wii MotionPlus ist für jedes neue Star-Wars-Spiel eigentlich Pflicht, schließlich ist der Adapter schon sehr weit verbreitet. Aber dann auch noch zwei Generationen in der Entwicklung der Bewegungssteuerung zurück zu gehen, ist ein starkes Stück und widerspricht allem, wofür der Entwickler der Wii Star-Wars-Spiele, die Krome Studios, in den vergangenen Jahren gearbeitet hat.
Auch ansonsten: Lauwarmes Süppchen
Die Schwertsteuerung, die die Wii-Version eines jeden Star-Wars-Spiels potentiell besser machen kann als alle anderen, ist hier also total verhunzt. Und auch der Rest der Steuerung ist nur ein nasses Streichholz in einem dunklen Keller. Wenn ihr mit den Jedis spielt, steuert ihr sie mit dem Control-Stick durch die Gegend und springt mit A. Bei Sprungpassagen erreichen sie aber jedes Ziel entweder automatisch oder springen wegen der ungünstigen Kamera in die völlig falsche Richtung. Vom Spielprinzip her ist der Titel komplett linear gestaltet und läuft immer nach dem Prinzip „Rennen und Kämpfen“ ab. Zig Droiden stellen sich den Lichtschwertkämpfern dann in den Weg, die der Reihe nach mit einem Machtstoß (natürlich auch nur über Knopfdruck…) oder dem Schwert aus dem Weg geräumt werden. Es gibt auch die Möglichkeit, Kontrolle über Droiden zu übernehmen und ihre Waffen zu benutzen, was aber meist länger dauert und weniger durchschlagskräftig ist als das ganz normale Kämpfen.
Ihr werdet in Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes aber nicht nur mit den bekannten Jedi-Rittern wie Anakin Skywalker, seiner Schülerin Ahsoka Tano oder Mace Windoo kämpfen, sondern auch in die Anzüge der namensgebenden Klontruppen schlüpfen. Diese können keine akrobatischen Sprünge ausführen wie die Jedi-Ritter und sind außerdem stark auf Schutz angewiesen, weswegen sie auch nicht einfach durch die Levels promenieren, sondern dramatisch hin- und herhechten. Das mag ganz actionheldmäßig aussehen, ändert aber nichts daran, dass auch sie im Spielverlauf nur hechten und auf ankommende Droidentruppen schießen dürfen. Für ein wenig Abwechslung stehen ihnen mehrere Waffen zur Verfügung, die mit dem Z-Knopf gewechselt werden können.
Immerhin bietet das Gameplay permanent eine Kooperationsoption. Ein zweiter Spieler kann sich jederzeit ins Spielgeschehen einklinken und Kontrolle über den zweiten Teilnehmer ergreifen. Eine nette Idee, die aber im Spiel selbst keine großen Auswirkungen hat. Denn der Fakt, dass eigentlich immer zwei Spielcharaktere durch die Levels laufen, macht sich erst in den Kämpfen bemerkbar. Und selbst da nicht richtig, denn große Koop-Events oder Rätsel, die man nur zu zweit lösen kann, gibt es fast nie. So wird ein zweiter Spielteilnehmer lediglich zum zweiten Spielteilnehmer, nicht aber zur bereichernden Ergänzung für Spieler 1.
Serienatmosphäre
Recht gut gelungen ist dem Spiel dagegen die Präsentation. Am positivsten zu erwähnen ist die Synchronisation. Die originalen deutschen Sprecher der Seriencharaktere konnten verpflichtet werden, auch im Spiel die (nicht besonders ausufernden) Dialoge aufzunehmen. Das schafft ein wenig Serienatmosphäre. Auch die Zwischensequenzen, die teils in Spielgrafik und teil als Render-Videos präsentiert werden, wissen zu gefallen, obwohl einige Texturen klarmachen, dass man hier immer noch ein Videospiel spielt und keine neue Folge im Fernsehen sieht.
Ingame kann man die Optik als „akzeptabel“ bezeichnen. Viel Gelegenheit zum Aufspüren von unschönen Stellen gibt einem das Spiel nicht, denn die starr fixierte und nicht veränderliche Kamera betrachtet das Geschehen nur aus einiger Entfernung, was es manchmal schwer macht, den Protagonisten in der 3D-Welt zu manövrieren. Noch unpraktischer gestaltet diese Kameraperspektive aber solche Situationen, in denen man alle auf dem Bildschirm präsenten Gegner besiegen muss, um weiter zu kommen. Die Kamera hat nämlich einige tote Winkel, in denen sich Droiden unerkannt verlaufen können. Das ist nicht mehr zeitgemäß.
Bei der Geschichte haben die Entwickler keinen großen Wert auf irgendetwas Episches gelegt und präsentieren das Spiel demnach so, als wäre es eine weitere Episode der halbstündigen TV-Serie. Irgendwo im Universum stänkern die Separatisten mit ihren Droiden wieder gegen die Republik und deren Volk, was die Jedi und die Klontruppen mit Feuerkraft sanktionieren müssen. Dazu mischen sich eine kleine Verschwörung und ein wenig Diplomatie und fertig ist die Geschichte. Nichts Besonderes also, was da zwischen den Gameplay-Sequenzen flimmert.
Fazit: Star Wars: The Clone Wars – Republic Heroes ist besonders auf Wii ein Rückschritt. Das ist besonders schade, weil die Idee das Potential zu einem guten Spiel gehabt hätte. Die Steuerung funktioniert zwar technisch recht ordentlich, ist aber weit hinter dem, was man im dritten Wii-Jahr von einem Star-Wars-Spiel erwartet. Kein Wii MotionPlus, verhunzte Bewegungssteuerung: Knopfdrücken und Controllerschütteln will keiner mehr sehen. Auch dem Spielprinzip mangelt es an Abwechslung. Rennen und Kämpfen stehen an der Tagesordnung, richtiger Spaß kommt dabei selten auf und die schwache Kameraperspektive sowie das belanglose Kooperationsgameplay tragen ihren Teil dazu bei, dass dieser Ableger der Serie nichts Besonderes ist und weder Fans noch neue Spieler begeistern kann. Star Wars muss auf Wii endlich seinen Weg aus dem Mittelmäßigkeitssumpf finden, den Charakter des Merchandisings zu neuen Serienstaffeln ablegen und auf eigenen Beinen stehen, die nicht von irgendeiner Clone-Wars-Lizenz getragen werden. Die Serie braucht einen Wii-Ableger mit guter Geschichte und vor allen Dingen endlich der Steuerung, die alle schon seit drei Jahren erwarten.
Von Tim Herrmann
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| Wertung für das Spiel Star Wars - The Clone Wars: Republic Heroes | |
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| 6.2 | Grafik Schlechte, starre Kamera, die kaum Möglichkeiten bietet, grafische Feinheiten in dem Farbenwirrwarr zu erkennen. | |
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| 8.2 | Sound Originalsprecher bei der Synchronisation, serientypische Jingles und Melodien. Dieser Part weiß zu gefallen. | |
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| 5.0 | Steuerung Rein technisch gesehen funktioniert die Steuerung, allerdings macht sie die Wii-Version zu „irgendeiner Umsetzung“. Allein die Umsetzung der Steuerung mit schlechter, optionaler Bewegungssteuerung brüllt schon lauthals: „Ich bin nur ein Nebenprodukt“. | |
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| 6.2 | Gameplay Laufen und Kämpfen im Wechsel, die kooperativen Aspekte werden kaum sinnvoll genutzt. | |
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| 6.0 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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