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Big Family Games
Review von Marian Wehmeier (mail) | 12.10.2009
Ein Titel sagt mehr als Tausend Worte. Und wo ein derart abstoßend einfallsloser, bedeutungsarmer Titel prangt, wie das Spiel Big Family Games mit ihm zu leben hat, ist das Vorurteil nicht weit: Hier wird also nicht mehr geboten als eine ohne große Mühe zusammengeschusterte Minispielsammlung mit Budgetqualität zum Budgetpreis. Soweit der Eindruck. Doch THQ, Hersteller und Namensgeber, hat aus Fehlern gelernt. Denn im Gegensatz zu mageren Big Beach Sports, dem inoffiziellen Vorgänger dieses Titels, wurde die Anzahl der Minispiele gleich vervierfacht. Bis zu vier Freunde dürfen sich nunmehr in 24 unterschiedlichen Wettbewerben befehden.

24?
Big Family Games entführt den Spieler in ein kleines Vorstadtidyll. Glich die Szenerie beim Vorgänger noch einem Sommerurlaub mit weitläufigen Stränden, dienen nun Garageneinfahrten, Ziergärten und brachliegende Grundstücke als Spielkulisse. Doch die erste Ernüchterung folgt prompt. Denn im Einzelspielermodus können nur 16 Wettbewerbe gespielt werden. Zudem müssen sich Solisten mit vier freigeschalteten Minispielen begnügen und die restlichen zwölf durch gewonnene Zweikämpfe freischalten. Und das, während im Mehrspielermodus bereits alle 24 Minispiele anwählbar sind. Weiß Gott, welche Unsinnigkeit die Entwickler überkam...

Es geht enttäuschend weiter: Denn genau betrachtet sind es gar nicht 24 Minispiele. Es handelt sich lediglich um 14 Minispiele, von denen fünf in jeweils zwei abgeänderten Varianten, inklusive neuer Regeln, angeboten werden. So kann man z.B. neben Boccia auch Baller-Boccia und Strandball-Boccia spielen - das sind eher seichte Modifikationen als gänzlich verschiedene Minispiele. Und dabei, um den ganzen potemkinschen Umfang aufzuzeigen, sind zwei dieser Minispiele (Golf, Boccia) bereits in Big Beach Sports zu spielen gewesen.

Schadenfreude und Langeweile
Doch halt: Dieser unrühmlichen Vorzeichen zum Trost macht Big Family Games, wenn auch nur einem speziellen Publikum und wenn auch nur für eine gewisse Weile, Spaß. Die bunte Aufmachung mitsamt der verspielten Optik und den liebevoll-unkomischen Kiddies, die als Charaktere im Spiel dienen, schafft einen durchaus spielspaßfähigen Titel. Gerade mit Freunden sorgen die 24 Minispiele - also Rasendarts (Dartball, Wasserdarts), Hufeisenwerfen (Hufeisen-Seeschlacht, Hufeisen-Hühnerhüten), Shuffleboard (Bumper-Shuffleboard, Rebound-Shuffleboard), Boccia (Baller-Boccia, Strandball-Boccia), Basketball 21 (Rundreise-Basketball, Horse-Basketball) sowie Wasserschlacht, Tennis, Golf, Ladder-Golf, Modell-Flieger, Schleuder, Football, Modelltrucks und Schmetterball - für Spannung, Freude und Schadenfreude.

Spielt man hingegen alleine, ereilt einen schnell Langeweile. Nicht nur, dass der Singleplayer praktisch überflüssig ist. Er wird durch mal exzellent-, mal idiotisch-spielenden Computergegner sogar ärgerlich. Weshalb in der Pressemitteilung erklärt wird, im Einzelspielermodus sei Kreativität gefragt, bleibt auch offen. Letztlich bleibt die einzige Motivation, sich mit dem Computer zu duellieren, das Erspielen und Sammeln von neuen Klamotten und sonstigen Accessoires.



Fehlendes Feingefühl
Die Minispiele für sich müssen gar nicht groß erklärt werden. Sie sind oft das, was man hinter dem Namen vermutet, und nur selten eine von der eigenen Vorstellung abweichende, allzu abgedrehte Umsetzung des Sports. Bei Strandball-Boccia etwa muss man mit seinen Kugeln einen Strandball treffen, damit dieser ins gegnerische Tor fliegt. Bei Tennis handelt es sich lediglich um Squash, bei Modell-Flieger um eine Art Schiffeversenken. Alle Minispiele sind simpel konstruiert und somit prädestiniert für spontane Spielsessions vor der Wii. Aufgrund der fehlenden Tiefe ist die Langzeitmotivation allerdings stark begrenzt.

Die Steuerung in Big Familty Games ist intuitiv gedacht und leicht zu erlernen, lässt jedoch Feingefühl und Präzision missen. Es ist kaum zu kontrollieren, ob man das jeweilige Spielelement nun eher kraft- oder eher gefühlvoll führt - oft scheint der Zufall Herr über die Entscheidung zu sein, ob z.B. Hufeisen nun einen Meter vor oder hinter dem anvisierten Ziel landen. Diese Willkür mag für Kinder oder heitere Spielabende im Freundeskreis kaum hinderlich sein (vielleicht sogar willkommen). Versucht man sich jedoch mit diesem Spiel intensiv auseinanderzusetzen, kommt Unverständnis schnell, ist Frust nicht fern.

Grafisch sind die Wettbewerbe hingegen durchweg interessant, verspielt und kindgerecht in Szene gesetzt, die wenigen Effekte (wie z.B. das Wasser bei der Wasserschlacht) wirken jedoch arg amateurhaft. Die kindlichen Charaktere sind nett und bewusst klischeehaft designt - hier der Punker, da der Gothic, dort der Hippie, drüben der Streber -, erreichen aber nicht den Charme der Charaktere des ebenfalls recht bunten EA Playground. Die Menüs wirken stilsicher und übersichtlich. Die musikalische Abwechselung hält sich in Grenzen, eine Handvoll bestenfalls durchschnittlicher Lieder untermalen die Minispiele. Sprachausgabe zu den wenigen Dialogen gibt es nicht, die Kids verfügen dennoch über ein paar unnötige, nervtötende Soundsamples.

Fazit:
Die Frage, die dieses Spiel über sich ergehen lassen muss, ist die, welche Qualitäten es aufweist, um für Käufer attraktiv zu sein. Immerhin gibt es Minispielsammlungen auf der Wii zuhauf. Der Vorteil gegenüber Big Beach Sports liegt im Umfang, auch der Umfang vom Artverwandten EA Playground wird getoppt - allerdings wird dort wenigstens ein sinniger Singleplayer geboten. Den Spaßfaktor von Wii Sports Resort oder Wii Play erreicht Big Family Games nur in den besten Momenten. Technisch zufriedenstellend, könnte es für Spieler interessant sein, die schon mit EA Playground ihre Freude hatten, bei denen das Plus an Minispielen die Steuerungswillkür und den reizlosen Einzelspielermodus aufwiegt. Für diejenigen, die die farbenfrohe Präsentation mögen und ein günstiges Partyspiel suchen, ist Big Family Games ein potenzieller Titel. Für mehr reicht es aber nicht.

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel Big Family Games
Wertungen Beschreibung
6.7Grafik
Eine farbenfrohe, verspielte Aufmachung, die gut zum Spielgeschehen passt, hässliche Effekte, hübsche Menüführung.
4.8Sound
Die höchstens durchschnittlichen Lieder untermalen das Geschehen, etwas mehr Vielfalt hätte dem Spiel gut getan. Nervige Soundsamples.
5.5Steuerung
Da die Steuerung willkürlich agiert, minimiert sich das Spielgefühl gelegentlich bis zur absoluten Anspruchslosigkeit. Ansonsten solide.
5.8Gameplay
Für Einzelspieler weitestgehend uninteressant, für Partyabende und Mehrspieler, die die bunte Präsentation ansprechend finden und sich mit der Steuerung arrangieren können, ein Blick wert.
5.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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