Review von Lars Peterke (mail) | 06.09.2009
Die Prime-Serie von Metroid hat schon viel hinter sich. Seit Super Metroid mussten Anhänger des Franchises hungern und auf dem N64 abseits von Super Smash Bros. ohne Samus Aran auskommen, bevor später neben Metroid Fusion der nächste große Titel zur GameCube-Enthüllung für die Fans in Stein gemeißelt wurde. Ein knappes Jahr nach dem Release des GameCubes durfte man dann endlich voll von hohen Erwartungen Hand an Metroid Prime anlegen. Das erste Metroid in 3D und das erste Metroid eines amerikanischen Entwicklers. Bedenken gab es zu Hauf, allen voran die Proklamation als „Ego-Shooter“ - ein Schimpfwort für die Metroid-Reihe – die von allen Seiten heftig diskutiert wurde. Das Spiel sollte sich schlussendlich durchsetzen und Wertungsportale wie Gamerankings küren es heute zum besten GameCube-Spiel. Die Entwickler mit dem Namen Retro Studios hatten die Feuertaufe bestanden und einige Zeit später erschien mit Metroid Prime 2: Echoes der Nachfolger, welcher jedoch in direkter Konkurrenz zu Halo 2 erschien und den bereits sterbenden GameCube nicht reanimieren konnte.
Schon früh als Trilogie geplant, fand der jüngste Sprössling mit dem Untertitel „Corruption“ vor zwei Jahren seinen Weg auf Wii, um dort die Riege der Core-Games aufzustocken. Auch hier litt der Entwickler unter schlechten Startbedingungen. Zunächst waren die ersten beiden Spiele der Reihe in Vergessenheit geraten und ferner fühlten sich auch nicht sonderlich viele Leute von dem Titel angesprochen und die Verkaufszahlen blieben in einigen Territorien hinter den Erwartungen zurück. Dem steuert Nintendo gegen und will die Kuh melken. Mit der Metroid Prime Trilogy bringt man alle drei Titel noch einmal leicht aufgemotzt auf einer DVD heraus. Wir haben uns das Action-Paket angesehen.

Talon IV, Aether, Bryyo und Co.
Die Geschichte der Prime-Trilogie spielt direkt nach dem NES-Urgestein. Samus Aran empfängt ein Notsignal eines Raumfrachters aus dem Orbit des Planeten Talon IV. Recht schnell entpuppt sich der Frachter jedoch als Forschungsstation der Space Pirates und ihr Anführer, Ridley, hat offenbar überlebt. Samus folgt ihm auf den Planeten Talon IV, auf dem sie schon bald Spuren der Chozo findet. Diese antike Kultur bereiste einst das Universum und spielt eine Schlüsselrolle im Metroid-Universum. Auf dem Planeten Talon IV sind sie jedoch nicht anzutreffen. Aufzeichnungen berichten über ein Gift, das die Chozo auf Talon IV tötete. Dieses Gift hört auf den Namen Phazon und ist der Dreh- und Angelpunkt der drei Prime-Spiele. Es gilt nun also, die Space Pirates ausfindig zu machen und herauszufinden, welche Rolle das Phazon bei diesen Ereignissen spielt.
Die Geschichte von Metroid Prime 2: Echoes startet zunächst losgelöst vom ersten Teil. Samus ist auf dem Weg zum Planeten Aether, um ein Einsatzteam der galaktischen Föderation zu retten, das auf dem Planeten notlanden musste. Auch Samus' Schiff wird beschädigt und sie muss einen Weg zurück finden, wird dabei jedoch von einer Art Klon ihrer selbst angegriffen und kann nur knapp entfliehen. Sie entdeckt daraufhin eine alte Tempelruine, wo sie U-Mos, den letzten Überlebenden der Luminoth, antrifft. Er befindet sich im Krieg mit den Ing, einer dunklen Spezies, die auf den Planeten Aether eingefallen ist und ihn seither in eine Licht- und Schattenseite teilt. Hier ist es nun an Samus, den Planeten Aether wieder ins Licht zu führen und die Herkunft ihres plötzlichen Gegners aufzudecken.

Der dritte und letzte Teil der Prime-Trilogie knüpft etwas direkter an die Handlung an, als es Teil 2 tat. Zusammen mit einigen anderen Kopfgeldjägern soll Samus Aran helfen, die Aurora Unit - einen Supercomputer der galaktischen Föderation - zu reparieren. Bei der Mission greifen jedoch die Space Pirates zusammen mit Ridley und Samus‘ Klon - nun vielmehr als Dark Samus bekannt - den Stützpunkt an. Nur knapp überlebt, wacht Samus Aran einen Monat später auf und ist laut Ärzten nun mit Phazon korrumpiert. Anschließend gilt es, einzelne Planeten zu befreien, um am Ende zusammen mit der Förderation eine Offensive gegen die Space Pirates zu starten. Hierbei offenbart sich unter anderem die Herkunft des Phazons und die Trilogie wird zu Ende erzählt.
Metroid Revisited
Während Metroid Prime 3: Corruption noch relativ jung ist, haben die ersten beiden Titel der Reihe schon einige Jahre mehr auf dem Buckel. Dementsprechend wurden beide Spiele weitesgehend auf das Niveau des dritten Teils angehoben. Wichtigster Aspekt dabei ist natürlich die Steuerung mit Wii-Fernbedienung und Nunchuk, die unter das Label „NewPlayControl“ fällt. Im Endeffekt wurde hier aber nur die Steuerung aus Metroid Prime 3: Corruption auf die alten beiden Titel übertragen. Wer unseren Test zu Metroid Prime 3 kennt, der weiß, wie ausgefeilt die Steuerung ist. Das Feintuning von über einem Jahr hat sich hier für die Retro Studios ausgezahlt und die Metroid Prime Trilogie profitiert vollends von der wohl besten Shooter-Steuerung auf Wii. Übrigens ohne Wii MotionPlus, das nicht benötigt wird.
Es gibt aber auch viele kleine Änderungen, die im Endeffekt das Gesamtpaket ausmachen. Zunächst einmal wurden die Schwierigkeitsgrade der Titel angeglichen. Kenner wissen, das Metroid Prime 3 einen einfachen Schwierigkeitsgrad enthält. Dementsprechend wurden die Schwierigkeitsmodi in den ersten beiden Teilen abgestuft. Es gibt nun den Normal-, Veteran- und Hypermodus. Dabei ist der normale Modus der leichte Schwierigkeitsgrad. Der Normalmodus von Metroid Prime 1 und 2 wird von nun an unter dem Namen Veteran weitergeführt. Ein durchaus interessanter Aspekt für Spieler, die einen der alten Prime-Teile schon kennen. Auch das Credit-System wurde von Corruption auf die alten Prime-Spiele übertragen und dient zum Freischalten von Bildergalerien oder des Fusion Suits im ersten Teil.

Alle drei Prime-Spiele werden in der Trilogie in einem Spielmenü zusammengefasst und in einem einzelnen Speicherstand geführt. Über ein Mii-Profil werden dann beispielsweise alle Anpassungen an der Spielsteuerung für alle drei Titel gleichzeitig übernommen und gesichert, sodass man in jedem der Titel dasselbe Spielgefühl hat. Als Nachteil aus dieser Umstrukturierung ergibt sich jedoch, dass ihr alte Speicherstände von Metroid Prime 3: Corruption nicht weiterbenutzen könnt. Restliche Änderungen liegen stellenweise im Detail. Die Bosskämpfe sind feiner ausbalanciert, die Ladezeiten noch kürzer und Metroid Prime 1 und 2 können nun mit einer höheren Spielauflösung und besseren Texturen aufwarten. Im ersten Teil wurde zusätzlich noch der Bloom-Effekt hinzugefügt, um das Spiel ähnlich hübsch wie die Folgetitel aussehen zu lassen. Auch die Soundeffekte wurden auf den neusten Stand gebracht. Hierbei hat man versucht, alle Titel auf ein identisches Niveau zu heben. Und auch wenn oft verschmäht, hat man den Multiplayer-Modus aus dem zweiten Teil mit in die Trilogie gehievt.
Die restlichen Änderungen sind reine Kosmetik und Balsam für die Seele eines Metroid-Fans, zumindest wenn sie in den USA leben. Denn ob man es glaubt oder nicht: Die Metroid Prime Trilogie gibt es dort in einer hochwertigen DVD-Steelbox mit transparenter Umhüllung, die natürlich jederzeit weggeworfen werden kann. Wir Europäer müssen hierauf aus unerfindlichen Gründen jedoch verzichten und bekommen eine normale Wii-Hülle im Pappschuber. Zusätzlich findet sich in der Box aber genau wie in Amerika noch ein Artbook, in dem einige Storyfakten und Konzeptzeichnungen gesammelt sind. Für Fans sicher ein ganz besonderes Schmankerl.
Zeitloser Klassiker
Die Unterstellung, Nintendo würde mit dieser Trilogie nur Geld machen wollen, mag zwar sinnig klingen, steht aber in Anbetracht der Spielqualität hinten an. Für 50€ bekommt man ein Spielpaket mit einem Umfang von locker 40-60 Spielstunden, je nach dem, wie intensiv beim Spielen nach den vielen optionalen Items gesucht wird. Für ein Shooter-Adventure ist dies eine fast schon astronomisch lange Spieldauer. Die vielschichtige Story kann ordentlich Atmosphäre aufbauen, sofern der Spieler gewillt ist, sich viele Logbücher und Scan-Beschreibungen durchzulesen, die in den Spielwelten verteilt sind.

Auch kommt durch diese Trilogie-Ausgabe zum ersten Mal deutlich zum Vorschein, wie eng die Titel miteinander verbunden sind, auch wenn zwischen dem Release von Metroid Prime 1 und 3 fast sechs Jahre liegen. Gewissermaßen ist die Trilogie also auch als Denkmal für die Entwickler zu verstehen, die einst mit viel Gefühl fürs Detail eines der berühmtesten 2D-Franchises in die dritte Dimension befördert haben. So lässt sich ohne Umschweife sagen, dass die Inhalte der Metroid Prime Trilogy immer noch so brillant sind wie der erste Teil der Reihe im Jahre 2002 und nichts an Charme, Magie und Atmosphäre eingebüßt haben.
Fazit: Hätte Nintendo damals ein Bundle der Titel Mario Bros. 1 bis 3 für NES veröffentlicht, würde es wahrscheinlich bis heute das objektiv beste Spiel sein. Ähnlich ist es nun mit der Metroid Prime Trilogy: wie bewertet man ein Spiel, das sich aus drei einzelnen Titeln zusammensetzt, die allesamt auf außergewöhnlich hohem Niveau liegen und zu ihrer Zeit die Genre-Referenzen auf dem jeweiligen System waren und noch heute sind? Alle positiven Faktoren aufzuzählen, wäre unmöglich und man kommt nicht umher, auf ältere Tests zu verweisen, die die einzelnen Titel im Detail beleuchten. Viel einfacher ist es in diesem Fall zu schreiben, was nach wie vor schlecht ist. Und so ernüchternd es für ein kleinkariertes Wii-Magazin (und das sind wir manchmal!) auch ist: Wir haben eigentlich nichts gefunden. Ehrlich. Einzig die Spielpassagen auf dem dunklen Aether in Metroid Prime 2 sind vom Spielgefühl genau so unangenehm wie im Gamecube-Original und hin und wieder gibt es in den einzelnen Titeln ziemlich lange Laufwege und sogenanntes Backtracking. Aber dies täuscht nicht über den Fakt hinweg, dass man hier nur eine Hand voll mikroskopisch kleiner Makel findet, zumal es die Retro Studios geschafft haben, alle drei Spiele wunderbar aneinander anzugleichen und einige sinnvolle Funktionen hinzuzufügen. Die Metroid Prime Trilogy ist also ein kleines Stück Videospielgeschichte aus dem 21. Jahrhundert mit einer schier perfekten Verschmelzung aus Shooter und Action-Adventure und gehört somit sicherlich zum Besten, was man momentan auf der Wii bekommen kann, gerade wenn es um das Verhältnis vom Preis zu Leistung geht.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Metroid Prime Trilogy | |
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| 9.5 | Grafik Auch wenn die Wii mehr kann, gehört Metroid Prime 3 doch zu den bei weitem grafisch besten Titeln. Metroid Prime 1 und 2 wurden unter diesen Aspekten entsprechend restauriert und erstrahlen nun in einem ähnlich schönen Glanz. | |
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| 9.4 | Sound Exzellente Hintergrundmusik mit bekannten und unbekannten Stücken, lediglich ein wenig Ohrwurmcharakter fehlt hier und dort. Die Soundeffekte wurden noch einmal nachbearbeitet und Teil 3 bietet sogar eine gute Sprachausgabe. | |
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| 9.7 | Steuerung Eine nahezu rundum perfekte Shooter-Steuerung, an der die Retro Studios lange getüftelt haben. | |
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| 9.6 | Gameplay Die Metroid Prime Trilogy besticht mit drei hervorragenden Spielen die hier noch einmal verfeinert wurden und so verdammt nah am Optimum liegen. Nur die nach wie vor gelegentlich langen Laufpassagen schmälern den Spielspaß etwas. | |
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| 9.5 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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