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Kart Racer
Review von Andreas Held (mail) | 15.09.2009

Nicht selten fragen wir uns bei einem Spiel, was sich die Entwickler eigentlich denken. So geschehen bei Dance Party: Pop Hits - das Musikspiel war, dank ab Werk defekter Hard- und Software, auf dem hohen Schwierigkeitsgrad nicht einmal spielbar und fiel deshalb zurecht durch. Der schwedische Publisher Nordic Games blieb davon jedoch unbeeindruckt und kündigte in einer Pressemitteilung weitere Titel an, mit denen man (ähnlich wie vor eineinhalb Jahren das Popcorn Arcade-Label) ein paar ahnungslose Käufer finden und so mit wenig Aufwand etwas Geld verdienen will. Wenigstens ist diesmal ein anderer Entwickler zu benennen: Während Dance Party von Broadsword Interactive stammt, die schon mit PopStar Guitar nicht über 1.4 Punkte hinaus kamen, stammt das kreativ benannte Rennspiel "Kart Racer" von einem Studio namens "Brain in a Jar". Vielleicht ist es ja tatsächlich etwas besser....

Was da wohl drin ist
Zugegeben, so unkreativ wie er auch sein mag, ist "Kart Racer“ auch einer der effizientesten Titel für ein Videospiel seit den Nintendo-Sportspielen auf dem NES. Mit zwei Worten und neun Buchstaben wird hier selbst dem letzten Casual-Gamer unmissverständlich mitgeteilt, worum es geht, und Analphabeten erkennen angesichts des Covers auch sofort den Sinn des Titels. Ähnlich effizient gibt sich dann auch das Spieldesign: Bis zu 16 Karts treten auf einer Rennstrecke gegeneinander an, und wer gewinnt, hat gewonnen. Punkt.



Als Spieler übernimmt man dann sowohl die Rolle eines Fahrers, als auch die des Vorsitzenden des ein Mann starken Rennkomitees, denn vordefinierte Meisterschaften gibt es nicht. Stattdessen wählt man zunächst selbst einen von vier Rennmodi (Einzelrennen und Rennen Zusatzregeln, wie Eleminationsrennen), eines von drei Karts mit dem dann alle 16 Teilnehmer fahren müssen, sowie eine von neun Strecken, von denen acht auch eine zweite Version spendiert bekamen. Sind alle Auswahlen getroffen, geht es auf die Strecke und man nimmt selbst an dem Rennen teil, das man gerade geplant hat. Nach dem Rennen werden Punkte verteilt und auf einer ewigen Tabelle gutgeschrieben. Bei der Benennung der Karts und der Strecken war man übrigens ähnlich kreativ wie bei der Titelfindung: Die Boliden heißen je nach Rennleistung "Club“, "Racer“ und "Super“, die Strecken hören auf so klangvolle Namen wie "Warehouse“, "Airfield“ und "Stadium“.

Für Langzeitmotivation soll dabei neben der ewigen Tabelle auch ein Trophäenzimmer sorgen. Kleine Trophäen gibt es für je einen Sieg auf jeder der neun Strecken sowie das Schlagen des vordefinierten Rundenrekords auf einer Strecke; daneben gibt es aber auch drei "Meister der Meister“-Trophäen: "Sprint Meister“, "Perfekt 10“ und "Ausdauer“. Für diese Trophäen muss man jeweils genau ein Rennen mit 5, 10 bzw. 15 Runden gewinnen. Anders ausgedrückt, nach einem Sieg auf jeder der neun Strecken ist die Trophäensammlung vollständig, wenn man zwischendurch die Rundenzahlen entsprechend einstellt. Ähnlich sieht es mit der ewigen Tabelle aus: Theoretisch kann man einfach das erste Rennen gewinnen, kommt dadurch auf Platz 1 der Tabelle und schaltet alle Spielinhalte auf einen Schlag frei. Das erklärt der Hinweis „Tabelle schaltet frei“ im selben Bildschirm, auf dem man die Rangliste einsehen kann.



Auf der Strecke
Von miesen Rennspielen sind wir gemeinhin gewohnt, dass die Wagen extrem übersteuern und deshalb unkontrollierbar sind. In Kart Racer hat man den Spieß mal umgedreht und sie untersteuern stattdessen, was bedeutet, dass man sie zwar auf der Strecke halten kann, aber vor jeder halbwegs scharfen Kurve auf Schritttempo abbremsen muss, um durchzukommen. Das Tacho zeigt dann zwar immer noch umgerechnet 50 Stundenkilometer an, aber das Geschwindigkeitsgefühl ist so dermaßen eingeschränkt, dass man seine tatsächliche Geschwindigkeit anfangs immer weit unterschätzt. Wenn Erfahrung und Gefühl sagen, dass man genug heruntergebremst hat, ist man in Wirklichkeit immer noch viel zu schnell. Die Fahrphysik ist ähnlich unglaubwürdig: Bei Kollisionen passiert entweder nichts, oder es wird eines von zwei „Schlitter-Scripts“ aktiviert, bei denen die Engine die Kontrolle über das Kart übernimmt und einen streng gescripteten Unfall abspielt. Bei ersterem rutscht euer Kart in einem geschwungenen Halbkreis von der Strecke, während das andere eine Schlingerbewegung verursacht, bis nach zwei bis drei Sekunden wie von Geisterhand die Bodenhaftung wiederkommt. Diese Fahrphysik gilt tatsächlich auch für die KI, sodass es schon mal vorkommen kann, dass euer Kart und das eines Gegners nach einem Crash vom selben Script übernommen werden und daher völlig synchron in einer Halbkreis-Bewegung von der Strecke rutschen mit einer Genauigkeit, die selbst die beiden Stuntmen in der Duplo-Werbung nicht erreichen konnten.

Die KI-Fahrer selbst sind dabei nicht nur dumm wie eine Scheibe Toastbrot, sondern auch extrem schlechte Rennfahrer, aber gerade das macht sie zu gefährlichen Gegnern. Jedes Rennen startet man auf dem 16. Platz, und die Gegner sind so langsam unterwegs, dass sie eher eine Straßensperre vor dem Spieler bilden, als wirklich ein Rennen zu fahren. Das Ergebnis ist ein Knubbel aus 15 Karts, welcher so undurchdringlich ist wie eine Gruppe Rentner, die sich im Supermarkt um das Regal mit den Sonderangeboten geballt hat. Meistens resultiert das in einer Kollision, aber wenn man sich mal bis nach vorne durchwühlt, bleiben die Gegner wenigstens konsequent langsam und man kann pro Runde locker zehn Sekunden Vorsprung herausfahren. Das gewählte Kart hat dabei übrigens weder auf den Schwierigkeitsgrad noch auf das Geschwindigkeitsgefühl einen Einfluss; als ich zum ersten mal von "Club“ auf "Racer“ gewechselt habe, war mir gar nicht bewusst, dass ich in einem anderen Kart sitze, bis es mir im Laufe des Rennens wieder eingefallen ist.



Der obligatorische Teil zu Grafik und Sound
Ich erspare mir hier mal, viele Worte über die Grafik zu verlieren, denn eigentlich sollten die Screenshots alle Fragen beantworten können. Tatsächlich gibt es ein Schadensmodell, das aber eher so aussieht, dass ein Teil des Karts sich ablösen und auf die Strecke fliegen kann, dabei aber weder verformt, noch sonst irgendwie beschädigt wird. Framerateeinbrüche gibt es trotz der Dreamcast-Grafik regelmäßig, dazu gesellen sich Kantenflimmern und Popups. Auch die Kreativität der Entwickler bei der Namensgebung setzt sich hier fort: Auf Werbeplakaten werben ein fiktiver Videospiele-Fachhandel namens „Game Outlet“ sowie eine Tankstellengesellschaft namens „Purity Fuel“, die den Slogan „Good for your engine and your pocket“ zum Besten gibt.

Soundtechnisch gibt es amateurhafte Rockmusik, die gar nicht mal so schlecht wäre, wenn der komplette Soundtrack nicht aus drei kurzen Stücken bestehen würde, die sich schneller wiederholen als die Filme im deutschen Fernsehprogramm. Ansonsten gesellt sich zu den annehmbaren Motorengeräuschen nur das unglaublich nervige Zischen der Turbo-Einspritzer, die sich anhören wie die Düsen eines Flugzeugs auf einem Helium-Trip.

Fazit:
Mit viel Wohlwollen kann man Kart Racer zugestehen, dass es spielbar ist, aber ganz ernsthaft: Wenn selbst der Publisher in einer Pressemitteilung verlauten lässt, dass man sich für ein Rennspiel entschieden habe, weil eine Umfrage bei 200 Läden ergeben hat, dass Rennspiele der häufigste Auslöser für Impulskäufe sind, dann kann man sich schon ungefähr denken, wen der Entwickler „Brain in a Jar“ hier ansprechen will: Impulskäufer eben, die sich fragen, wozu man Mario Kart kaufen sollte, wenn es Kart Racer für weniger als die Hälfte des Preises gibt. Natürlich verfügt wahrscheinlich weder der Entwickler, noch der Publisher "Nordic Games" über ein hohes Budget, aber Titel wie Scribblenauts, Little King’s Story oder NyxQuest zeigen, dass man auch heute noch mit einem kleinen Budget Großes reißen kann. Kart Racer ist dagegen einfach eine Billigproduktion, bei der die Entwickler nicht einmal versucht haben, mit eigenen Ideen etwas zum Genre beizutragen oder für Langzeitmotivation zu sorgen. Stattdessen hat man nach 60 bis 90 Minuten alle Trophäen gesammelt und bereits dann aufgrund der sehr mauen Fahrphysik absolut keine Motivation mehr, den Titel eine Minute länger zu spielen.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Kart Racer
Wertungen Beschreibung
2.0Grafik
Dreamcast-Optik mit Grafikfehlern und Framerateeinbrüchen. Lachhaftes Kartdesign und totlangweilige Menüs.
3.5Sound
Musik und Soundeffekte sind annehmbar, aber es gibt viel zu wenig und nach kurzer Zeit fühlt man sich von der ständig in einer Schleife laufenden Rockmusik bereits genervt.
2.0Steuerung
Die Karts untersteuern massiv, die Fahrphysik ist ein Witz und das Verhalten bei Zusammenstößen ist streng gescriptet. Potential für Spielspaß gibt es nicht.
1.3Gameplay
Hundsmiserable KI, schlechte Steuerung und ein kaum vorhandener Spielumfang. Trotz des Budget-Preises ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ungenügend.
2.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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