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Guitar Hero: Metallica
Review von Lars Peterke (mail) | 15.08.2009
Nachdem Guitar Hero: World Tour inzwischen ein Dreivierteljahr auf dem Buckel hat, wurde es höchste Zeit, das beliebte Franchise weiter auszuschlachten. Hierzu hat Activision sich nach Aerosmith mit einer weiteren prestigeträchtigen Band zusammengetan, um gemeinsam eine Spezialausgabe von Guitar Hero zu entwickeln. Diesmal steht die Metal-Gruppierung Metallica im Fokus. Seit die Band in Guitar Hero 3 mit „One“ das erste Mal in der Plastikgitarren-Orgie vertreten war, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ein eigenes Spiel bekommen würde. Da dachte man wohl „Metal sells!“, eben wie der S3x. Wir haben diese waghalsige Vermutung einmal auf die Probe gestellt und genauestens geschaut, ob „Guitar Hero: Metallica“ genau so dicke Eier hat wie die Band selbst.

Some kind of beste Metal-Band der Welt
Metallica als berühmt zu bezeichnen, wäre untertrieben. Über 100 Millionen verhökerte Platten weltweit, viele Awards (darunter neun Grammys), Widmung in der Rock and Roll Hall of Fame, und so weiter und so fort. Man kann das an folgendem Maßstab ganz gut verdeutlichen: In der Liste der erfolgreichsten Musiker aller Zeiten führen Elvis Prestley und die Beatles mit über einer Milliarde verkaufte Platten. Danach folgen natürlich viele andere Künstler, die vielleicht um die 500 Millionen CDs verkauften. Da wären zum Beispiel Madonna, die Stones oder das kürzlich verstorbene Bleichgesicht. Allerdings handelt es sich dabei in erster Linie um Pop- oder Rockkünstler. Beschränkt man die Betrachtung nun auf das Genre „Heavy Metal“, bleibt in den oberen Rängen nur Metallica übrig. Metallica ist also die weltweit erfolgreichste Metal-Gruppierung. Dann kommt eine Weile nichts. Und dann kommt irgendwann Iron Maiden. Das ist schon bemerkenswert, zumal die Geschichte von Metallica denkbar simpel anfing: mit einer Zeitungsanzeige.

Es begab sich im April 1981 in Los Angeles, dass der Schlagzeuger Lars Ulrich offenbar so gelangweilt war, dass er in einer Zeitung „andere Metalmusiker zum Jammen“ suchte. So traf er dann wenig später auf den Basser Ron McGovney und den Sänger und Rhythmusgitarristen James Hetfield. Letzterer bildet heute zusammen mit Lars Ulrich den Kern von Metallica, während die Gitarristen und Bassisten der Band im Laufe der Zeit kamen und gingen.



Zunächst nahm die Band erste Demos auf und kämpfte darum, auf einigen Samplern anwesend zu sein. Lars Ulrich luchste seinem Kumpel den Namen „Metallica“ ab und am 14. März 1982 spielte man das erste Konzert. Zwar war das Vorhaben nicht sonderlich erfolgsgekrönt, fand in der Szene aber großen Anklang. Im Herbst 1982 ging McGovney und der neue Bassist Cliff Burton kam in die Band. Auch ein neuer Leadgitarrist wurde verpflichtet. Kirk Hammett wechselt von der Band Exodus zu Metallica und spielt dort bis heute. Vom ehemaligen Börsenspekulanten John Zazula wird dann für 12.000 Dollar das erste Album „Kill Them All“ aufgenommen, 1983 folgt „Ride the Lightning“.

„…And Kommerz For All“
Metallica spielen inzwischen eigene Headliner-Touren. Im März 1986 folgte das Erfolgsalbum „Master Of Puppets“ unter neuem Majorlabel. Metallica sind inzwischen auch kräftig in Europa unterwegs. Dabei spielen sie auf dem Weg zu einem Konzert nach Stockholm ungeahnt russisches Roulette. Sie knobeln die Neuverteilung der Schlafkojen im Tourbus aus. Cliff Burton gewinnt, wählt den Schlafplatz am Fenster und stirbt kurz darauf. Als der Tourbus wegen einer vereisten Fahrbahn von der Straße abkommt, wird Burton aus dem Fenster geschleudert und unter dem Bus begraben.

Im August 1988 folgt die CD „…And Justice For All“. Metallica nehmen ihr erstes Musicvideo („One“) auf und reißen in der Tour zum Album 230 Konzerte herunter. Anschließend wird 1990 ein ganzes Jahr am selbstbetitelten Album „Metallica“ gebastelt, auf dem sich die Klassiker „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“ befinden. Metallica werden immer größer, erschließen neue Fans und bespielen größere Orte. Im Sommer 1991 spielen Metallica zusammen mit AC/DC und Pantera auf dem Tushino Airfield in Moskau vor einer halben Million Zuschauer. In den Folgejahren erscheinen zwei weitere Alben („Load“ und „ReLoad“), eine Cover-Compilation („Garage Inc.“) sowie ein Live-Mittschnitt mit Orchester („S&M“). Inzwischen ist die Band sehr kommerziell geworden, brüstet sich streng gegen illegale Online-Downloads und bringt 2003 mit „St. Anger“ das bisher am meisten diskutierte Metallica-Album auf den Markt. 2006 beginnen dann gemächlich die Arbeiten zur aktuellen Scheibe „Death Magnetic“, die schließlich Ende 2008 erscheint. Zum Release gibt es die komplette CD auch als DLC für Guitar Hero: World Tour. Dies ist nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Nun sind wir beim Heute angelangt und Metallica haben ihr eigenes Videospiel. Was da so passiert, soll natürlich nachfolgend beleuchtet werden.

Erwarten Sie das Übliche
Sicher hat der eine oder andere gemerkt, dass wir von NintendoWiiX gern zu Exkursionen neigen. Erst einmal ist das wunderbar interessant und zum anderen muss sich der Redakteur dann keine Gedanken mehr über ein im Zweifelsfall zu kurzes Review Gedanken machen. Dies ist insofern besonders praktisch, weil sich „Guitar Hero: Metallica“ auch ziemlich leicht auf seine Essenz herunterbrechen lässt: ein Guitar Hero World Tour mit harter, Metallica-lastiger Setlist und ein paar anderen Charaktermodellen sowie einer Hand voll Bonusvideos.

Wie auch in Guitar Hero World Tour könnt ihr Gitarre, Bass oder Schlagzeug spielen und singen. Features wie das Tonstudio, in dem ihr eigene Songs basteln dürft, sind ebenfalls mit von der Partie. Auf Grund der speziellen Ausrichtung des Spiels fehlen aber natürlich Kleindkinder-Features wie der Jam-Modus mit den Miis. Der Multiplayer gibt euch die üblichen Duell- oder Team-Modi und das Spiel kann euch direkt nach dem Start mit der WiFi-Connection verbinden. Im Gegensatz zu Guitar Hero World Tour gibt aber keinerlei Download-Content, sodass ihr wirklich nur online spielen und eure Tonstudio-Songs hochladen könnt. Habt ihr mit Guitar Hero World Tour ein paar Download-Songs erworben, sperren diese sich bei Guitar Hero Metallica jedoch aus.

Der Titel will ganz konsequent ein halbes Spin-Off sein, was sich bei der DLC-Kompatibilität bemerkbar macht. Die HD-Versionen des Spiels zeigen immerhin Download-Tracks vom Album „Death Magnetic“ an. Da es dieses aber nicht für die Wii-Version von Guitar Hero World Tour zum Download gibt, haben die Entwickler drei Tracks aus dem Album zusätzlich direkt in das Spiel integriert. Also eine Wiedergutmachung, sodass die Tracklist im Vergleich zur Xbox 360 und PS3 auf drei Songs mehr kommt. Insgesamt steht das Spiel so bei 48 Songs.

Fette Tracklist, dünne Karriere
In der Tracklist liegt das Verhältnis circa bei 50 zu 50 zwischen Metallica und speziell ausgewählten Bands, die Metallica selbst beim musikalischen Werdegang beeinflusst haben. Daher sind viele der Tracks aus den 80er und 90er Jahren und tragen nicht selten das Prädikat „Timeless Classic“, so zum Beispiel „Toxicity“ vom gleichnamigen Album der Band System of A Down. Auch Bands wie Lynyrd Skynyrd sind vertreten, Social Distortion tauchen mit „Mommies Little Monster“ auf und Queen, Slayer oder Alice In Chains runden das natürlich stark Metal-orientierte Setting ab. Da erscheint einem beispielsweise „Stacked Actors“ von den Foo Fighters schon fast wie ein Tracklist-Sonderling.



Auf Seite der Metallica-Tracks bleiben keine Wünsche offen. Es wird ein guter Querschnitt von allen bislang erhältlichen Alben geboten und es finden sich „One“, „Battery“, „The Unforgiven“ sowie „Enter Sandman“. Stellenweise sind in der ganzen Setlist dann Details versteckt. Bei einigen Titeln macht Sänger Hetfield beispielsweise eine Songansage. Und spielt ihr „Ace of Spades“, wird ein hübsches Charaktermodell von Lemmy die Bühne betreten und den Song singen.

Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist natürlich der Karrieremodus. Zumindest wird einem das weiß gemacht. Ähnlich wie in Guitar Hero Aerosmith ist diese in Etappen aufgeteilt, ihr spielt in wichtigen nachempfundenen Locations und daddelt jeweils einige Songs von anderen Bands, bis eine Hand voll Metallica-Songs für die Etappe freigeschaltet wird. Einzige Änderung hierbei: Ihr müsst nun nicht mehr eine bestimmte Anzahl an Songs schaffen, sondern genug Sterne sammeln, die je nach Spielleistung vergeben werden. Es geht also Qualität über Quantität. Vor einigen der Etappen gibt es immer einen kurzen Einspieler. Waren dies bei Guitar Hero Aerosmith noch coole Band-Interviews, in denen über die entsprechende Etappe von den Bandmitgliedern philosophiert wurde, sind das bei Guitar Hero Metallica schnöde Comicsequenzen. Hier geht es darum, dass ihr eine Band gründet und dann schließlich als Support-Gruppe Metallica auf ihren Touren begleitet. Das ist zwar stellenweise ganz witzig, nur sind all diese Szenen immer nur einige Sekunden lang und nicht halb so interessant wie ein Interview-Statement der Band.

Wer richtige Video-Footage sehen will, findet lediglich im Exta-Menü zwei Musikvideos, Aufnahmen der Motion Capturing Sessions sowie eine Bildergalerie, die beispielsweise die ersten Entwurfszeichnungen des Metallica-Logos enthalten. Durch diese kleinen Aspekte kann Guitar Hero Metallica dann doch noch punkten. Diese Details sind ganz gut versteckt, sorgen aber dennoch für ein nettes Flair.

Zudem ist der Spaßfaktor bei Guitar Hero Metallica auch außergewöhnlich hoch. Dies liegt in erster Linie an der Trackliste, die von Metallica maßgeblich mitbestimmt wurde. Aus diesem Grund dürften Fans des Musikgenres fast nichts zu meckern haben, alle Tracks sind spielerisch hervorragend umgesetzt. Das war bei Guitar Hero World Tour noch ganz anders, bei dem Songs wie „What I’ve Done“ von Linkin Park allenfalls uninspirierte Lückenfüller waren. Auch die Grafik scheint einen kleinen Deut hübscher und die Charaktermodelle der Metallica-Jungs haben definitiv Wiedererkennungswert.

Fazit:
Guitar Hero Metallica überzeugt auf ganzer Linie und ich muss sagen das ich im Rahmen meiner nun insgesamt vier Guitar Hero-Tests keines so intensiv gespielt habe wie dieses. Was es macht, macht Guitar Hero Metallica richtig und liegt damit qualitativ sogar noch etwas über Guitar Hero World Tour, bei dem es viele Song-Lückenfüller und halbgaare Modi gab. Nichts desto Trotz ist Guitar Hero Metallica aber ein Spin-Off. Download-Content ist nicht vorhanden, die Musik ist nicht jedermanns Sache und es werden auch grob 35 Songs weniger geboten als im letzten „richtigen“ Vollwert-Spiel. So ist der Titel mit dem was er hat zwar qualitativ besser als sein Vorgänger, fällt aber unter Berücksichtung der fehlenden Features objektiv ein wenig ab, weshalb wir auch keinen WiiX-Award für die Rocksause vergeben. Wer aber auf Guitar Hero steht und sich mit Metal anfreunden kann, sollte sich das Spiel unbedingt ansehen, da sich in der Songauswahl viel Spielspaß verbirgt. Außerdem wird ein schöner Querschnitt der Songs von Metallica geboten, sodass es durchaus sein kann, dass man hier zum Metallica-Fan avanciert. So macht Guitar Hero Metallica allumfassend auch eine bessere Figur als das Aerosmith-Spinoff.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Guitar Hero: Metallica
Wertungen Beschreibung
7.2Grafik
Grafik Kleine Verbesserungen zu Guitar Hero World Tour, alles sieht etwas schicker aus.
9.1Sound
Sound Qualitativ hochwertige Setlist in guter Qualität mit tollem Querschnitt von Metallicas Gesamtwerk.
9.5Steuerung
Steuerung Nach wie vor hervorragende Steuerung mit dem Gitarren-Controller.
8.9Gameplay
Gameplay Dank qualitativ guter Songs teilweise weitaus spaßiger als Guitar Hero World Tour, dennoch aber nur ein Serien Spin-Off mit weniger Features und Songs, sowie einem eher ideenlosen Karriere-Modus
8.6Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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