Review von Kevin Jensen (mail) | 14.03.2007
Wer den Namen Kororinpa das erste Mal hört, denkt eventuell an ein asiatisches Gericht, einen exotischen Cocktail oder ein artverwandtes spanisches Partyspiel was der Pinata gleichwürdig wäre. Doch, dass es sich dabei um Hudsons neuen Geschicklichkeitsstreich für Nintendo Wii handelt, wissen wohl nur die eingefleischten Fans. Was steckt eigentlich hinter dem Konzept und vermag die innovative Wii-Steuerung den Terminus "Geschick" auf eine neue Ebene zu bugsieren? Wir haben uns an die bunten Kugeln gewagt und verraten euch, was, wieso und überhaupt warum Kororinpa das Zeug dazu hat, Menschen jeden Alters an den TV-Schirm zu bannen.
Eine ruhige Kugel schieben…
...war gestern. Während man in seiner Kindheit vielleicht das bekannte Holzspielzeug in seinem Besitz hatte, bei dem es das Ziel war eine Kugel durch ein Labyrinth zu navigieren, ohne in eines der vielen Löcher zu fallen, hat Hudson dieses Konzept einmal generalüberholt und auf Nintendos Innovationskonsole gebannt. Dreidimensionale Welten, frei drehbare Spielflächen und eine Vielzahl an physikalisch unterschiedlichen Ballobjekten gepaart mit der Bewegungsfreiheit einer Wii-Remote reichen aus, um eine simple Spielmechanik in völlig neuem Licht erstrahlen zu lassen. Der Spieler wird sofort nach dem Einschalten Kororinpas in ein Einsteigerirrgarten gesteckt und muss seine Murmel durch neigen und drehen der Wii-Remote auf den Unebenheiten des Levels zum Ziel begleiten. Zuvor müssen noch zahlreiche rote Kristalle eingesammelt werden, denn erst wenn dieses Kleinod auf dem Weg mitgenommen wird, schaltet sich das Portal zum nächsten Level frei und man kann diese Ebene der rollenden Existenz verlassen. Neben den üblichen roten Edelsteinen gibt es pro Level einen speziellen grünen Sonderstein, der neue Geheimnisse, Kugeln, Level oder andere Nettigkeiten freischaltet. Bevor man das glitzernde Grün jedoch einsammeln kann, muss es zunächst gefunden werden, da dieser wertvolle Gegenstand zumeinst gewitzt im Level versteckt wurde. Gewagte Manöver und Feingefühl gehören zum Programm.
Alles aus dem Handgelenk
Während jeder Chiropraktiker raten würde, aus den Knien soll man heben, gilt es bei Kororinpa zu zeigen, dass man sein Handgelenk richtig verbiegen kann ohne dabei eine Sehnenscheidenentzündung davonzutragen. Ähnlich dem Monkey-Ball-Prinzip gilt es durch geschicktes Drehen und Neigen das Spielfeld so im dreidimensionalen Raum zu wenden, dass die Mürmel, Kugel oder das sonstige Getier nicht von der Tischkante hüpft und einen Freiflug in die Unendlichkeit nimmt. Da der Faktor Zeit eine wichtige Rolle einnimmt, sollte ein Start- und Zielsieg der angestrebte Zweck der Verrenkungen darstellen. Dies ist jedoch oftmals leichter gesagt als getan, denn hat man sich bei den ersten Einsteigerleveln an das Konzept gewöhnt, steigt der Schwierigkeitsgrad stetig an und man muss echtes Fingerspitzengefühl beweisen. In Sachen Leveldesign hat sich Hudson so einiges einfallen lassen und so darf man seine Kügelchen über fahrende Plattformen, Magnetschwebebahnen, durch verzwickte Kurven und Schächte führen, auf den Kopf drehen, an gefährlichen Hindernissen vorbeinavigieren oder sogar gezielt irgendwohin fallen lassen.

Neben der mehr oder weniger einfachen Aufgabe, die Kugel überhaupt durch das Labyrinth rollen zu lassen - ohne daran zu verzweifeln, dass diese öfters als einem Lieb ist, einen Abflug macht - spielt zudem der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Als Belohnung für Windungsraser winken die berühmten Medaillen in den Bannern Gold, Silber und Bronze. Darum gibt es auch immer vor der Levelauswahl die Möglichkeit eine Kugel zu wählen. Während die leichten Kugeln zwar einfacher auf ihrer Bahn bleiben, sind sie auch träge und langsam, sprich wer versucht einen begehrten Orden zu ergattern wird es schwerer haben. Wuchtigere Kugeln düsen schier unaufhaltsam und rasant über die Leveloberfläche und machen einige Sekunden wett, doch muss dabei bedacht werden, dass diese auch schnell einmal über das Ziel hinausrasen und der Spieler einiges an Erfahrung benötigt, bis das nötige Feingefühl vorhanden ist, auch diese Balancemeisterstücke problemlos auszuführen.
Optisch so einfach wie das Spielprinzip
Bunt, bunter, Kororinpa. In Sachen Look & Feel hat man sich eindeutig auf das Feel-Konzept konzentriert, denn für den europäischen Markt, wirkt Kororinpa hier und da etwas zu „verdreht“. Während das Honigkuchenland einer Naschkatze das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, wird man auch seine Kugeln in schwindelerregenden Höhen von Großstädten bei Nacht oder durch wirre Schreibtischlandschaften im Scherengehagel navigieren müssen. Die Entwickler haben ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und kuriose Welten geschaffen. Man hat sich nicht gescheut den Malpinsel zu schwingen und hat aus dem Farbspektrum alles herausgenommen, was nur auffindbar war: Von Pastelltönen über Naturfarben bis hin zu düsterem Schwarz mit jeder Menge Neon.
Der "grafikgeile" Hardcoregamer wird eventuell einen Blick wagen und sofort stehen die Nackenhaare zu Berge, wie bei einer scheuen Katze, die vor dem Staubsauger flüchtet. Doch dieses durchgedrehte Spiel überzeugt nicht mit grafischen Effekten oder lichtspezifischen Raffinessen, sondern mit der unglaublichen Genauigkeit der Wii-Remote. Manchmal entscheiden nur Millimeter über Sieg oder Niederlage, auf der Bahn bleiben oder Runterfallen. Einfach ein neues Spielgefühl.
Jazz ist nicht tot,...
...meine Damen und Herren, er riecht nur komisch. Ruhige Klänge, melodischer Jazz und Murmelsounds gehören zu diesem Spiel einfach dazu. Man hat darauf geachtet, dass Sound und Musik auf das Konzept abgestimmt wurden und den geneigten Zocker nicht in Hektik verfallen lassen. Ein ruhiges Händchen ist gefragt und dies wird mit der entsprechenden Akustik auch gewährleistet.
Features
Mit einer Auswahl von 50 Level hat man ein kleines Problem, denn zu schnell hat man Kororinpa durchgespielt und das fesselnde Gameplay flaut ab. Zwar gibt es die Möglichkeit nochmals zurück in schon erledigte Labyrinthe zu schnuppern und sich die Goldmedaille zu sichern, doch dies scheint auch nur für den echten Geduldsfan eine gelungne Option zu sein. Zumindest hat man dem Spiel einen Multiplayer spendiert und so können zwei Freunde gleichzeitig via Splittscreen den Balanceakt wagen. Eine lustige Abwechslung auf Zeit. Doch in dem Sektor der Features hat man eindeutig einiges an Potential verschenkt. Ähnlich dem Crazy-Machine-Prinzip wäre es ein Leichtes gewesen, einen Editormodus einzubauen, um eigene Level zu gestalten. Mit einem Onlinemodus verrückte Labyrinthe tauschen, wäre noch das Tüpfelchen auf dem "i“, doch leider bekommt man nichts von alle dem, muss sich mit Basics begnügen und so kann man Kororinpa locker an einem ausgedehnten Nachmittag erfolgreich durchspielen. Da wäre mehr drin gewesen!
Fazit: Die Spielmechanik ist einzigartig und wer glaubt einen verkappten Super Monkey Ball Vertreter zu bekommen hat sich geirrt. Kororinpa ist eindeutig ein Stückchen mehr Geschicklichkeits- und Geduldsspiel, dass nur den Hacken hat, zu kurz zu sein. Egal ob Jung oder Alt, wer auch immer die Wii-Remote in die Hand gedrückt bekommt, legt sofort los, weiß wie das Spielkonzept funktioniert und das Wörtchen „intuitiv“ erlangt eine völlig neue Bedeutung. Kororinpa ist genial, Kororinpa fesselt, doch dann ist Kororinpa leider auch schon durchgespielt…
Von Kevin Jensen
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| Wertung für das Spiel Kororinpa | |
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| 6.4 | Grafik Bunt, dass sich die Balken biegen, mit zahlreichen Murmeln mit Tierchenfüllung und ansonsten eher zweckmäßig. | |
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| 7.6 | Sound Ruhige Melodien versprühen eine angenehme Atmosphäre. | |
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| 9.0 | Steuerung Genial einfach, einfach genial! Hier legt jeder sofort los, brauch keine Anleitung oder speziellen Berater. So simpel und dennoch effizient kann Steuerung sein. | |
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| 7.8 | Gameplay Am Spielprinzip gibt es nichts zu meckern, am Inhalt mangelt es ein wenig. | |
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| 7.4 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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