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Ice Age 3
Review von Andreas Held (mail) | 12.08.2009
Das Spiel zu Ice Age 2 hat sich als eine Kuriosität eingenistet: Es ist ein gutes Spiel zu einem Film. Das lag vor allem daran, dass mit Eurocom ein guter Entwickler an dem Projekt saß, der mit Sphinx and the Cursed Mummy auf dem GameCube zwar überzeugen konnte, aber trotzdem nicht ansatzweise kommerziell erfolgreich wurde und deshalb ins Lizenzspiel-Milieu abgerutscht ist. Die nach den fast einstimmig guten Reviews zu Ice Age 2 aufkeimende Hoffnung, dass Eurocom nun doch "entdeckt" und mit einem großen Projekt betraut werden könnte, musste jedoch schnell wieder begraben werden; stattdessen folgten weitere, zunehmend durchwachsene Lizenzspiele, da sich die fähigen Entwickler wohl nach Stellen bei etablierteren Studios umsahen. Ob man mit Ice Age 3 also an den kleinen Überraschungserfolg von vor zweieinhalb Jahren anknüpfen kann, ist mehr als fraglich.

Es war einmal...
Ice Age 3 wird in Form einer Gute-Nacht-Geschichte für die Mammutbabys von Manni und Ellie erzählt. In kurzen Sequenzen erklären Sid und Diego die Story, bevor es zum jeweils passenden nächsten Level geht. In diesen Levels übernimmt anfangs auch tatsächlich Sid die Hauptrolle und man fragt sich erst einmal ganz ernsthaft, warum Scrat, der im zweiten Teil noch die einzige Spielfigur war, scheinbar gekickt wurde. Das Faultier steuert sich auch wesentlich schwerfälliger und hat außer Nahkampfangriffen, einer Stampfattacke und dem obligatorischen Doppelsprung nicht viel auf dem Kasten. Nach gut einem Drittel des Spiels wechselt die Hauptrolle dann zum Wiesel Buck, das etwas beweglicher ist, aber auch die Komplexität des Spiels exponentiell erweitert: Neben Nahkampfkombos mit seiner Peitsche, die Dantes Schwertkämpfe aus Devil May Cry nachahmen, und einem ganzen Arsenal aus zu Schusswaffen umfunktionierten Pflanzen, die auch von Ratchet verwendet werden könnten, verfügt er außerdem über die Kletterfähigkeiten des Persischen Prinzen und die Fähigkeit von Sonic, auf Röhren und ähnlichem entlangzugleiten. Obwohl das fast schon ein bisschen zu viel ist, spielen sich die Level relativ monoton, was größtenteils daran liegt, dass sich die Aufgaben fast unverändert wiederholen. Auch die Arenen, in denen eine recht große Anzahl respawnender Gegner besiegt werden muss, bevor es weitergeht, sind bestenfalls Streckmittel und können nach einer Zeit gehörig nerven.



Spielen tut sich das Ganze immer noch gut, aber nicht mehr so toll wie der zweite Teil, wo es richtig Spaß gemacht hat, mit Scrat durch die Gegend zu hüpfen. Sid und Buck steuern sich sehr einfach, aber auch entsprechend belanglos. Leider kommen vor allem mit Buck zu viele aufgesetzte Bewegungskommandos ins Spiel, die einfach als Knopfersatz dienen und zwar meistens funktionieren, aber einfach lästig sind. Fast schon wie ein Eingeständnis der Entwickler wirkt es da, dass es meistens auch eine Alternative per Tastendruck gibt, die aber in den Tutorials verschwiegen wird - man könnte fast meinen, dass die Entwickler hier von ihrer eigenen Steuerung genervt waren und zum Testen noch ein paar Tastenkommandos implementiert haben. Immerhin profitiert die Wii-Version von Ice Age 3 von dem Pointer, über den die Schusswaffen dann wie in Metroid Prime gesteuert werden - außer, dass man hier nicht durch Zeigen auf den Bildschirmrand, sondern mit dem Steuerkreuz die Kamera dreht.

Wie in jedem Jump'n'Run sind auch in Ice Age 3 alle Levels mit Items vollgepackt. Mit insgesamt 80 Kristallen, die in den Umgebungen versteckt sind oder im Shop erworben werden können, lassen sich Artworks und andere Bonusmaterialien freischalten. Als Währung dienen die zahllosen Früchte, die wirklich überall verteilt liegen und mit denen im Shop außerdem noch ein paar sinnfreie Cheats, Minispiele für einen eigenen Mehrspielermodus sowie Gesundheits- und Munitionsupgrades gekauft werden können. All das ist aber völlig optional - zum Beenden des Spiels reicht ein einfaches Durchqueren der linearen Levels.

Zu viele Köche verderben nicht unbedingt den Brei
Die Jump'n'Run-Passagen machen jedoch nur die Hälfte von Ice Age 3 aus. Stattdessen wirkt der Titel schon fast nicht mehr wie ein Lizenzspiel, sondern wie ein Ausflug durch die Videospielgeschichte. Schon in den Passagen mit Buck werden andere Franchises extrem eindeutig imitiert, aber die restlichen Levels setzen dabei noch einen drauf: Den Anfang machen die Abschnitte, in denen Scrat als spielbarer Charakter zurückkehrt und die wie ein 2D-Jump'n'Run aufgebaut sind. Ein anfänglicher Verdacht bestätigt sich spätestens in dem Moment, in dem Scrat von Kanonenpflanzen durch die Gegend geschossen wird und dabei auf Wespen achten muss, die die Flugbahn kreuzen (Donkey Kong Country). Etwas weniger eindeutig, aber immer noch klar erkennbar sind zwei Sequenzen, in denen Sid in Richtung der Kamera vor Dinosauriern weglaufen muss (Crash Bandicoot). Alternativ dazu balanciert er auch gerne mal auf Dinosauriereiern, die es vorsichtig durch die Gegend zu rollen gilt (Marble Madness). Gegen Ende des Spiels reitet Buck auf einem Flugsaurier und schießt sich zunächst durch eine 2D-Sequenz, die frappierend an R-Type erinnert, um die Kamera ein Level später in die dritte Dimension schwenken zu lassen und seinem Reittier auch noch laut: "Do a barrel roll!" zuzurufen (Lylat Wars). Fraglich ist eigentlich nur, ob die Entwickler wirklich keine eigenen Ideen hatten, oder das Ganze sogar noch als gut gemeinte Hommage gedacht ist - da jedoch ganz gezielt gewisse Markenzeichen geklaut wurden, kann man eigentlich von letzterem ausgehen.



Wer jetzt denkt, dass eigentlich nur eine Katastrophe dabei herauskommen kann, wenn sich ein so kleiner Entwickler an so vielen Spielkonzepten versucht, täuscht sich aber. Klar ist, dass keines dieser Levels auch nur Ansatzweise an die Originale herankommt - wirklich schlecht spielen sie sich aber auch nicht. Die meisten machen sogar einigermaßen Spaß und sorgen für eine willkommene, dringend nötige Abwechslung zwischen den monotonen Jump'n'Run-Levels.

PS2-Technik und trotzdem annehmbar
Ice Age 3 reiht sich, wie zu erwarten war, in die immer noch stetig länger werdende Reihe der Spiele ein, die auf der PS2 und ohne grafische Verbesserungen auf der Wii erscheinen. Wie schon beim zweiten Teil gilt aber auch hier, dass die Grafik auf der PS2 richtig gut aussieht und auf Wii daher sogar noch zum gehobenen Durchschnitt gehört. Immerhin sorgt ein echter 480p-Modus für eine gute Bildqualität. Originale Filmsequenzen gibt es zwar nur ganz vereinzelt, dafür legen die in der Spiel-Engine modellierten Sequenzen noch eine ganze Schippe auf die Spielgrafik drauf und kommen in überraschend guter Qualität daher. Auch Grafikfehler sucht man mehr oder weniger vergeblich.

Wirklich überraschend gut ist dafür der Soundtrack, der Ohrwurmcharkter hat und teils sehr atmosphärisch sein kann. Die Synchronisation besteht zumindest in der englischen Fassung des Spiels aus Originalstimmen und die Soundeffekte kommen immer sehr glaubhauft rüber - egal, ob gerade eine Frucht zerplatzt oder ein Dinosaurier seinen Brunftschrei zum Besten gibt.

Fazit:
Ice Age 3 kommt nicht mehr an den Überraschungserfolg des zweiten Teils heran. Das liegt zum einen am redundanten, uninspirierten Leveldesign der Hüpfpassagen und zum anderen daran, dass die Steuerung von Sid und Buck einfach nicht mehr so viel Spaß macht wie die von Scrat. Das Plagiatskabinett, das uns Eurocom zwischen diesen Levels anbietet, ist eine willkommene Abwechslung, sorgt für überraschend viel Spielspaß und erschafft letztendlich einen Genremix, den es seit Beyond Good & Evil nicht mehr gab. Der spielersiche Gehalt geht dabei aber niemals über "lauwarm" hinaus und der Schwierigkeitsgrad ist teilweise unnötig hoch - erfahrene Spieler werden zwar niemals ernsthafte Probleme bekommen, im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe muss man sich aber schon manchmal fragen, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Gerade im Hinblick auf die Zielgruppe genießt Ice Age 3 jedoch auch wieder einen dicken Wertungsbonus, denn im Vergleich zu anderer kindgerechter Software wie Space Chimps oder Bolt ist der Lizenztitel immer noch ganz eindeutig überlegen. Auch der Wiederspielwert geht durch die gut versteckten Kristalle wirklich in Ordnung. Alles in allem gilt also schon das, was wir beim zweiten Teil gesagt haben: Erwachsene Zocker können bei Interesse mal reingucken, für junge Spieler, die den Film mögen, gilt eine echte Kaufempfehlung.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Ice Age 3
Wertungen Beschreibung
6.8Grafik
Gute PS2-Optik, die durch 480p einen guten Schub bekommt. Qualitativ hochwertige Sequenzen, aber leider kaum originale Filmszenen.
8.5Sound
Überraschend guter Soundtrack, der hier und da mit einigen Fillern auskommen muss. Die Originalsprecher überzeugen mit Sprüchen, die zum Schmunzeln einladen.
6.5Steuerung
Die belanglose Steuerung von Cid und Buck wäre kein Problem, aber die vielen aufgesetzten Bewegungskommandos hätte man sich wirklich sparen können. In den vielen Genreausflügen bleibt die Steuerung immer simpel, aber funktional.
7.1Gameplay
Monotone Hüpflevels, die teils sehr in die Länge gezogen werden. Ansonsten klaut Ice Age 3 aus etlichen anderen Videospielen und bietet daher zwar keine eigenen Ideen, aber zumindest einen abwechslungsreichen Genremix, der für jüngere Spieler bis auf einige haarige Stellen sehr angemessen ist und auch erwachsene Spieler ausreichend unterhalten kann.
7.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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