Review von Mark Schäfer (mail) | 16.07.2009
Mein Name ist Captain Olimar und das muss der schrecklichste Urlaub in der Geschichte des Universums gewesen sein. Als ich die weite Galaxie bereist habe, wurde mein geliebtes Raumschiff von einem Asteroiden getroffen und ich war gezwungen, auf einem nicht katalogisierten Planeten am Rande der Galaxie zu landen. Doch dank der Hilfe von loyalen und furchtlosen Wesen, die ich auf den Namen Pikmin taufte, gelang es mir, mein Schiff zu reparieren und auf meinen Heimatplaneten Hocotate zurückzukehren.
Doch damit nicht genug: Hocotate Freight, das Lieferunternehmen, für das ich arbeite, ist bankrott und mein Chef benötigt 10.000 Pokos, um einen Kredit zurückzuzahlen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht und so schickte er mich und meinen Kollegen Louie auf die Reise, zurück zu eben jenem unbekannten Planeten, von welchem mir erst kurz bevor die Flucht gelang.
Zurück in die Fremde
Spielern des ersten Teils wird diese Einleitung bekannt vorkommen, denn Pikmin 2 fängt genau da an, wo sein Vorgänger geendet hat. Gerade heile zurück in seiner Heimat angekommen, verschlägt es Captain Olimar erneut auf den unbekannten Planeten am Rande der Galaxie, mit dem Auftrag, Schätze zu sammeln, um seine Firma vor dem Bankrott zu retten. Doch was mag man auf einem unbekannten Planeten schon für wertvolle Schätze finden? Was Captain Olimar als seltsames, glänzendes, scheibenartiges Ding bezeichnen würde, fast so groß wie er selbst, ist für uns ein einfacher Kronkorken. Doch auf Hocotate scheint selbst eine solche Kleinigkeit einen gigantischen Wert zu haben, was Olimars Chef auf die Idee bringt, ihn und seinen Kollegen Louie auf Schatzsuche zu schicken.

Kurz darauf findet sich der Spieler auch schon auf einem fremden Planeten, welcher der Erde zum Verwechseln ähnlich sieht, wieder. Kenner des ersten Teils wird gleich auffallen, dass man diesmal nicht allein unterwegs ist. Wie bereits erwähnt, wird Olimar von seinem Kollegen Louie begleitet, sodass man zwei Spielfiguren gleichzeitig oder aber auch separat steuern kann. Schon nach wenigen Minuten macht man die erste Bekanntschaft mit den Pikmin: kleine, pflanzenartige Wesen, die Captain Olimar bereits bei seinem ersten Besuch tapfer zur Seite standen. Ohne die Pikmin wären unsere beiden Weltraumlieferanten aber auch aufgeschmissen. Sie selbst sind zu schwach, um die feindlichen Kreaturen auf diesem Planeten zu besiegen und auch zu schwach, um die zu bergenden Schätze zum eigenen Raumschiff zu tragen. Daher konzentrieren sich die beiden auf das Dirigieren von bis zu 100 Pikmin, die alle Befehle ohne Widerspruch ausführen wie das Bekämpfen von Käfern, das Bauen von Brücken, das Einreißen von Wänden und natürlich das Tragen von Schätzen. Unterstützt wird man dabei außerdem von einer kleinen Gondel des Raumschiffs, die zum Beispiel den Wert der gefundenen Schätze ermittelt, aber auch Tipps zu den Pikmin liefert. So erzählt die Gondel von Olimars Aufzeichnungen über die Pikmin, die er bei seinem ersten Besuch gemacht hat, und darüber, welche Fähigkeiten zu erwarten sind, sodass der Spieler über alle nötigen Dinge informiert ist.
Zu Beginn des Spiels stoßen Olimar und Louie auf die roten Pikmin. Im weiteren Verlauf wird man noch auf vier weitere Arten treffen, von denen zwei bereits aus dem Vorgänger bekannt sind. Neben den gelben und blauen Pikmin sind die lila und weißen Pikmin neu hinzugekommen. Natürlich unterscheiden sie sich nicht nur äußerlich, auch ihre Fähigkeiten sind verschieden. Während rote Pikmin feuerresistent sind, können blaue Pikmin unter Wasser überleben. Gelbe Pikmin hingegen haben keine Probleme mit Elektrizität. Etwas andere Fähigkeiten bieten die zwei neuen Arten: weiße Pikmin spüren vergrabene Schätze auf und sind giftig - werden sie gefressen, schadet das den Gegnern. Lila Pikmin sind hingegen wesentlich schwerer und stärker als andere Artgenossen, sie tragen die zehnfache Masse von dem, was andere Pikmin schaffen. Und das ist auch sehr hilfreich: Zum einen, weil man so mit weniger Pikmin mehr Gegenstände tragen kann, zum anderen, weil Olimar nur bis zu 100 Pikmin gleichzeitig befehligen kann, dummerweise gibt es aber auch Schätze, welche so schwer sind, dass sie von über 100 Pikmin getragen werden müssen.
Pikmin wachsen nicht auf Bäumen
Doch woher nehmen? Da es kaum wilde Pikmin gibt, die sich der Truppe anschließen, ist man gezwungen seine Pikmin selber zu züchten. Als Mischung aus Tier und Pflanze wachsen Pikmin im Boden und wollen gepflückt werden, sobald sie reif sind. Samen liefern die sogenannten Zwiebeln, in denen die Pikmin auch nachts Schutz suchen. Doch auch die Samen kommen nicht aus dem Nichts. Bevor die Zwiebel Samen ausspuckt, muss man sie mit besiegten Gegnern oder farbigen Steinen füttern, welche in Form von Blumen in den Gebieten verteilt sind. Große Gegner liefern dabei natürlich mehr Samen als kleinere Feinde.

Hat man erstmal einen kleinen Vorrat an Pikmin angesammelt, kann man beginnen, die vier großen Gebiete, die sich nach und nach freischalten lassen, zu erkunden. Dabei trifft man auf allerhand kurioser Feinde, die die Pikmin zum Fressen gern haben. Doch egal wie groß der Feind auch sein mag, gegen 100 Pikmin kommt nicht jeder an. Bei den Feinen haben die Entwicker ihrer Kreativität freien Lauf gelassen, nur wenige erinnern an real existierende Käfer, stattdessen gibt es vierbeinige Riesenspinnen, brennenden Marienkäfer, Wind pustende, fliegende, Balloon-ähnliche Wesen und vieles mehr. Oft hindern sie einen daran, einfach Schätze einsammeln zu lassen und müssen daher zuvor bekämpft werden.
Wie bereits erwähnt, ist es Captain Olimars Aufgabe, Schätze auf dem unbekannten Planeten zu finden, um seinen Chef vor dem Ruin zu retten. 10.000 Pokos, so die Währung, sind dafür nötig und für Olimar scheint alles, was nicht niet- und nagelfest ist, einen Wert zu haben. Es ist lustig, was für Alltagsgegenstände man ins Spiel gepackt hat. Das reicht von Obst über Batterien, Spiegeleier, Donuts, Tassen, einem elektrischen Liebesmesser, Schminkspiegeln bis hin zu einem halben Gebiss. Über 200 solcher Schätze muss man finden, wobei natürlich nicht alle gefunden werden müssen, um die Schulden zu begleichen. Sämtliche gefundene Schätze lassen sich zudem mit einer kurzen Erläuterung von Olimar im Detail ansehen. Das Gleiche gilt für besiegte Gegner, die in Statistiken aufgelistet werden, wie viele man von ihnen schon besiegt hat, wie viele Pikmin dabei starben usw. Einige der gefundenen Objekte tragen auch zum Schaffen des weiteren Spielverlaufs bei. So muss man beispielsweise einen halben Globus finden, der von der Raumschiffgondel analysiert wird, um das nächste Gebiet freizuschalten. Aber auch Olimar selbst kann von Schätzen profitieren: Nach dem Fund eines Radiergummis werden die Raumanzüge überarbeitet, sodass Olimar und Louie unempfindlich gegen Elektrizität werden.

Ohne Zeitnot ins Abenteuer
Ein großer Kritikpunkt des ersten Pikmin war das Zeitlimit. Nur 30 Tage, jeweils circa zehn bis 15 Minuten lang, hatte man Zeit, um seine Raumschiffteile zu finden und zur Heimat zurückzukehren. Zwar gibt es das exakt gleiche Zeitlimit pro Spieltag immer noch, es wurde jedoch glücklicherweise etwas entschärft. Zum einen ist das 30-Tageszeitlimit gestrichen worden, zum anderen gibt es Passagen im Spiel, in denen das Zeitlimit komplett aufgehoben wird. Dies ist in den sogenannten Sublevels der Fall, unterirdisch verborgene Höhlen, die man durch kleine Erdhügel in den Gebieten betritt. In diesen Höhlen steht die Zeit still und man arbeitet sich mit seinen Pikmin immer weiter in die Tiefe, findet Schätze, besiegt Feinde oder findet neue Pikmins. Anders als die gewöhnlichen roten, gelben und blauen Pikmin, können die neuen Arten nämlich nicht gezüchtet werden. Diese findet man nur in den unterirdischen Höhlen in Form von weißen bzw. lila Blüten, die mit normalen Pikmin gefüttert werden wollen und anschließend weiße bzw. lila Samen ausspucken. Mithilfe der neuen Arten kann man dann tiefer in die Höhlen eindringen, um am Ende auf einen Endgegner zu treffen, welcher meist einen sehr wertvollen Schatz hinterlässt. Es ist aber nicht zwingend notwendig, diesen Gegner auch zu besiegen. Da der Vorrat an Pikmin in den Höhlen nicht aufgestockt werden kann, bleibt einem in der untersten Ebene oftmals nur die Flucht ins Freie - ein Geysir befördert Olimar und seine Pikmin dann wieder an die Erdoberfläche. Da man manche dieser Höhlen erst im Verlauf des Spiels betreten kann, weil zum Beispiel der Eingang unter Wasser liegt, kommt man auch häufiger in ein Gebiet zurück, wenn man die entsprechenden Pikmin gefunden hat. In diesem Beispiel sorgen etwa die blauen Pikmin dafür, dass das Wasser abläuft und man die Höhle betreten kann.
Eine weitere Veränderung gegenüber dem ersten Teil sind die neu hinzugekommenen Spielmodi. So gibt es neben einem auch kooperativ spielbaren Challange-Modus einen Mehrspielermodus für zwei Spieler. Um zu gewinnen, müssen die Spieler versuchen, entweder vier gelbe Murmeln oder die rote Murmel des Gegners mit Hilfe der Pikmin zu stehlen. Die Gebiete sind dabei kleiner als die des Hauptspiels, bieten aber genug Platz, um seinem Konkurrenten nicht direkt über den Weg zu laufen. Ein Unterschied zum Hauptspiel sind Kirschen, die man finden und zur Zwiebel bringen kann. Sie setzen ein Roulette in Bewegung und hetzen so einen Gegner zur Zwiebel des Feindes, erhöhen die eigene Pikmin Population oder lassen Felsen vom Himmel fallen. Leider ist es im Zweispielermodus nur möglich, 50 Pikmin gleichzeitig zu kontrollieren, was im Kampf mit dem Kontrahenten dennoch sehr furios aussieht. Etwas Taktik bringen zwei Sprays ins Spiel, welche mit der 1- und 2-Taste ausgelöst werden. Ein rotes Spray lädt die eigenen Pikmin auf und verleiht ihnen kurzzeitig mehr Kraft. Ein blaues Spray lässt alle gegnerischen Pikmin, die in der Nähe sind, im Boden verschwinden, sodass sie erst wieder gepflückt werden müssen - ein guter Zeitpunkt, um eine Murmel zu stehlen. Diese Sprays sind auch im Hauptspiel verfügbar, müssen dort aber durch das Einsammeln von roten bzw. blauen Beeren erst hergestellt werden. Da es im Hauptspiel aber keine feindlichen Pikmin gibt, versteinert das blaue Spray Gegner für kurze Zeit.

Beim Challange-Modus, der, wie bereits erwähnt, auch kooperativ gespielt werden kann, handelt es sich um Höhlen, wie sie auch im Hauptspiel zu finden sind. Während ein Countdown abläuft, muss man versuchen, immer tiefer in die Höhlen einzudringen, Schätze zu sammeln und Feinde zu besiegen, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Besonders zu zweit ist dieser Modus sehr interessant, weil man immer neue Höhlen entdecken kann und zwei Spieler zur gleichen Zeit verschiedene Dinge tun können. Zwar ist es auch möglich, Olimar und Louie separat an verschiedenen Orten zu steuern, einer der beiden steht aber immer - das entfällt natürlich bei zwei Spielern. Fazit: Trotz seines Alters ist Pikmin 2 noch immer ein sehr gutes Spiel, das süchtig macht. Im Vergleich zum ersten Teil hat es vor allem im Umfang deutlich zugelegt und kann einen mit Dutzenden verschiedenen Gegnern, über 200 Schätzen, den Höhlenlevels und den Mehrspielermodi Stunden vor den Bildschirm fesseln. Neben einer an die Wii angepassten Steuerung, bei der man den Cursor mittels Pointerfunktion der Wii-Remote steuert, und dem 16:9 Modus, gibt es aber keine Veränderungen zur GameCube-Version. Dennoch ist es auch heute noch ein brillantes Spiel, das zurecht in die New Play Control-Reihe aufgenommen wurde.
Von Mark Schäfer
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| Wertung für das Spiel NewPlayControl: Pikmin 2 | |
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| 7.7 | Grafik Leider keine Verbesserung gegenüber der GameCube-Version. Dennoch sieht Pikmin 2 mit seiner knallbunten Optik und 100 Pikmin auf dem Bildschirm noch weit besser aus als das, was man sonst auf der Wii geboten bekommt. | |
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| 7.5 | Sound Schöne Hintergrundmelodien, abgestimmt mit den Kampfgeräuschen der Pikmin und nervigem Pfeifen aus der Wii-Remote. | |
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| 8.9 | Steuerung Eine perfekte Steuerung, die sehr leicht von der Hand geht. Von einer Bewegungssteuerung wurde abgesehen, die Pointerfunktion für den Cursor ist allerdings Gold wert. Auch für Einsteiger kein Problem. | |
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| 9.2 | Gameplay Im Vergleich zu Teil 1 ein riesiger Umfang für stundenlangen Spielspaß. Das Spiel lädt gerade dazu ein, die Gebiete immer weiter erkunden zu wollen. Auch die unterirdischen Höhlen lassen einen nicht los, obwohl sie im späteren Verlauf des Spiels immer größer werden und mehr Ebenen aufweisen. Die neuen Mehrspielermodi runden das Gesamtpaket ab. | |
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| 8.7 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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