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Klonoa
Review von Andreas Held (mail) | 12.06.2009

Irgendwie scheint es derzeit in Mode zu sein, obskure Spiele, die ursprünglich 1998 erschienen sind, grafisch aufpoliert auf Wii neu auf den Markt zu bringen. Während St!ng uns ein Remake von Baroque bescherte, welches 1998 auf dem Saturn erschien, kramten Namco ihr Hätte-Wenn-Wäre-Maskottchen Klonoa aus der Schublade, um das auf der Playstation erschienene Jump'n'Run neu aufzulegen. Klonoa ist zwar nicht ganz so weit hergeholt wie Baroque, da der Namco-Charakter auch auf der Playstation 2 und dem GBA noch mal auftauchte - trotz konstant guter Spiele jedoch nie auch nur annähernd gute Verkaufserfolge feiern konnte. Ob sich Namco nun erhofft, auf der Wii den kommerziellen Erfolg nachholen zu können, bleibt offen, denn aggressiv beworben wurde der Titel sicherlich nicht. Ob man Klonoa trotz seines Nischendaseins und des elf Jahre alten Gameplays eine Chance geben sollte, haben wir für euch herausgefunden.

Simpel, simpel, simpel
Klonoa ist ein "2,5D"-Jump'n'Run der klassischen Sorte; "2,5D" heißt dabei, dass die Levels zwar komplett dreidimensional sind, Klonoa jedoch nur nach links und rechts laufen kann. Dazu gesellen sich zwei Knöpfe: Der eine dient zum Springen, der andere zum Packen und Werfen von Gegnern. So einfach kann es sein, und da freut sich auch der Spieletester, der wesentlich weniger Arbeit mit dem Erklären der Spielmechanik hat.



Damit Klonoa trotzdem etwas spielerische Substanz verliehen bekommt, wird der gleichnamige Hauptcharakter fast ständig in Situationen gebracht, in denen er mit der Hilfe seiner Gegner weiterkommen muss. Hierbei kommt oft auch die dritte Dimension ins Spiel, da Klonoa einen gepackten Gegner auch in die Tiefe oder Richtung Kamera werfen kann, um sonst unerreichbare Schalter umzulegen. Außerdem kann er sich in der Luft von einem Gegner abstoßen, um einen Doppelsprung auszuführen - ohne einen Gegner in der Hand flattert er nur etwas mit den Ohren, was zwar auch den entscheidenden Unterschied machen kann, generell aber eher nicht praktikabel ist. Die Lernkurve setzt dabei niedrig an, aber im späteren Spielverlauf kann es dann schon mal sein, dass Klonoa einen Doppelsprung ausführen, in der Luft einen weiteren Gegner packen, diesen in einen Schalter werfen und sich danach mit seinen Ohren auf eine entfernte Plattform retten muss, bis er wieder sicheren Boden unter den Füßen hat. Ab und zu ist auch etwas Nachdenken nötig, um den richtigen Trick herauszufinden.
Langen, immens schweren Sprungpassagen oder echten Kopfnüssen sieht sich Klonoa dabei nie gegenüber, aber zumindest fühlt man sich auch als erfahrener Spieler zu keiner Zeit unterfordert. Ähnlich sieht es bei den Bosskämpfen aus: Alle Attacken sind darauf ausgelegt, dass man ihnen ausweichen kann, aber bevor man den Dreh raus hat, wird man ein paar mal getroffen. Störend ist nur die etwas zu üppig vorhandene Lebensenergie von Klonoa, die dafür sorgt, dass er wirklich fast nie von seinen Gegnern besiegt wird und deshalb fast schon eine gewisse Faulheit beim Spieler auslöst, der nicht ganz so sorgfältig an ein paar der gefährlicheren herangeht, wie er es vielleicht tun sollte. Auch die Bosskämpfe werden dadurch ein ganzes Stück einfacher.

Was Klonoa letztlich von höheren Wertungsregionen fern hält ist die Tatsache, dass das Ende bereits nach weniger als vier Stunden erreicht ist und die daraufhin freigeschalteten Zeitangriffs- und Spiegelmodi kaum zum Wiederspielen anregen. Daran können auch die sechs NPCs nichts mehr ändern, die in jedem Level gefangen sind und befreit werden können und durch das nonlineare Leveldesign nicht immer auf dem Weg herum liegen. Wer alle findet, darf danach ein Bonus-Level spielen und schaltet einen Sound-Test frei - also auch nicht wirklich das Wahre.



Neue Aufmachung und tolle Atmosphäre
Ähnlich wie Baroque wurde auch Klonoa grafisch in ein neues Gewand gesteckt. Die Optik, die auf Wii kreiert wurde, reißt dabei technisch keine Bäume aus, kann aber durch die malerischen Landschaften den ein oder anderen Wow-Effekt hervorrufen. Dafür ist die Optik von Klonoa extrem abwechslungsreich und alle Welten erstrahlen dank 480p-Modus in satten Farben, was dem Titel eine für ein Jump'n'Run überraschend dichte Atmosphäre verleiht. Leider kann die Story diesen Eindruck nicht ganz unterstreichen, denn obwohl sie in langen und mit Sprachausgabe unterlegten Zwischensequenzen erzählt wird, ist sie inhaltlich eher mau und man gerät oft in Versuchung, die Sequenzen, die sich teilweise wirklich ziehen können, einfach wegzudrücken. Immerhin überrascht Klonoa zwischendurch mit einem guten Humor und zum Abschluss mit einer wirklich guten, unkonventionellen Endsequenz.

Der Soundtrack fährt ein ähnlich hohes Niveau - hier und da gibt es ein paar Fehltritte, aber insgesamt ist die Musikuntermalung eines RPGs würdig. Leider kann die Sprachausgabe hier jedoch überhaupt nicht mithalten und packt für mehrere Charaktere nervige Piepsstimmen aus, die insbesondere erwachsenen Spielern gut auf den Magen schlagen können. Einige der männlichen Charaktere wurden sogar von Frauen synchronisiert....

Fazit:
Sicherlich die größte Stärke von Klonoa ist der Umstand, dass es einfach nur Spaß macht. Der Titel ist im Kern ein perfekt spielbares 2,5D-Jump'n'Run, welches mit zwei Knöpfen auskommt und deshalb das Spielerherz eines jeden Zockers höher schlagen lässt, wenn er daran erinnert wird, warum er mit dem Videospielen angefangen hat. Das ist eine Spielerfahrung, die kein noch so aufwendig produzierter Millionenseller jemals ersetzen kann. Zusammen mit der malerischen Grafik und dem tollen Soundtrack wäre Klonoa damit klar auf einem Neun-Punkte-Kurs, wenn da nicht die lächerliche Spielzeit von unter vier Stunden wäre. Auch die Extras sind nicht der Rede wert und können die Lebensdauer des Titels nicht wirklich verlängern. Obwohl Klonoa oft etwas günstiger zu haben ist (einige englische Online-Shops verkaufen den Titel für unter 20 Pfund), ist das definitiv zu wenig und Namco hätte sich gut daran getan, einen Port des auf der PS2 erschienen Sequels mit auf die Disk zu packen - das ist zwar genauso kurz wie der erste Teil, aber zusammen hätten die beiden Spiele einen annehmbaren Umfang gehabt. So bleibt ein kleines, aber wirklich gutes Stück Videospiel, das unbedingt spielenswert ist, nach Möglichkeit aber lieber aus einer Videothek geliehen werden sollte, da nach einem Abend mit dem Titel bereits der Abspann über den Bildschirm flimmert und kaum Wiederspielwert geboten wird.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Klonoa
Wertungen Beschreibung
8.5Grafik
Malerische Landschaften erstrahlen in 480p, und auch wenn aus rein technischer Sicht nicht allzu viel geboten wird, sieht Klonoa insgesamt wirklich gut aus.
9.0Sound
Größtenteils sehr guter, RPG-reifer Soundtrack.
9.5Steuerung
Dank des 2D-Gameplays und der extrem simplen Tastenbelegung eine nahezu perfekte Spielbarkeit. Alle erdenklichen Controller werden unterstützt, von der Wii-Remote bis zum Gamecube-Pad.
7.0Gameplay
Gutes Leveldesign, das trotz des niedrigen Schwierigkeitsgrades angenehm fordert. Klonoa ist richtig gut, aber leider in unter vier Stunden durchgespielt, was die Wertung erheblich nach unten drückt.
7.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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