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Trivial Pursuit
Review von Kamil Witecy (mail) | 26.04.2009

Im Zuge des enorm gestiegenen Absatzpotentials der so genannten Gelegenheitsspiele beziehungsweise Casual Games, die spätestens mit dem Erfolg des Nintendo DS auf dem Vormarsch sind, ist es bei nahezu allen Unternehmen zu einem Undenken bei der Gestaltung von Videospielen gekommen. Zwar wird auch weiterhin noch auf beliebte Genres und große Blockbuster gesetzt, die vor allem die Vielspieler ansprechen sollen, doch der Markt der Gelegenheitsspieler wächst scheinbar exponentiell, was das Unterfangen, leichtere Kost auf den Markt zu bringen, reizvoll macht. Zudem können die familienfreundlichen und leicht zugänglichen Konzepte meist ohne verhältnismäßig große Kosten in Angriff genommen und nach einer viel kürzeren Entwicklungszeit in die Kaufhäuser und Onlineshops geliefert werden, wo die hungrige Zielgruppe schon auf regen Nachschub wartet. Kein Wunder also, dass diese neue Zielgruppe auch auf der Wii bestens bedient wird.
Ein neues Produkt dieses Entwicklungsprozesses kommt einmal mehr aus dem Hause Electronic Arts, die in Zusammenarbeit mit Hasbro den Brettspielklassiker Trivial Pursuit für alle aktuellen Konsolen umgesetzt haben. Zwar ist ein ähnliches Unterfangen mit der Portierung von Monopoly oder der virtuellen Brettspielsammlung Hasbro Familien-Spieleabend nur bedingt geglückt beziehungsweise sprichwörtlich in die Hose gegangen, doch macht das genreverwandte Smarty Pants, mit dem Electronic Arts einen recht guten Eindruck bei uns hinterließ, dennoch Hoffnung auf einen soliden Titel.

Business as usual
Jeder, der bereits mit der klassischen Brettspiel-Vorlage von Trivial Pursuit seine Erfahrungen gemacht hat, wird sich auch bei der Videospielumsetzung sehr schnell heimisch fühlen, aber andererseits auch keine großen Überraschungen erleben. Das Konzept des Klassikers kommt nahezu unangetastet daher, was aber angesichts der Beliebtheit des Spielprinzips auch absolut kein Kritikpunkt sein soll. So geht es neben dem nötigen Glück beim Würfeln vor allem um euer Allgemeinwissen, welches in verschiedenen Kategorien geprüft wird und euch vor knackig schwere bis lächerlich leichte Aufgaben stellt.
Was zunächst grundsätzlich neu hinzu kommt, ist die Profilanwahl. So kann sich jeder Mitspieler zu Beginn einen eigenen Profilstand anlegen, der mit einem Namen und einer ausgewählten Spielfigur versehen ist und praktischerweise sämtliche Statistiken (z.B. die Anzahl aller richtig beantworteten Antworten) für euch archiviert. Habt ihr eure Profile angelegt und maximal vier Spieler versammelt, kann die erste Runde Trivial Pursuit auch schon beginnen.



Entscheidet ihr euch für den klassischen Spielmodus, läuft das Spielprinzip selbstredend mit den altbekannten Regeln ab. Jeder aktive Spieler erhält einen so genannten Wissensspeicher, der fortan zusammen mit seinem Namen und Charakter in einer Ecke des Bildschirms angezeigt wird, und startet in der Mitte des Spielbrettes. Mit einer kurzen Schwungbewegung der Wii-Remote wird nun gewürfelt und die entsprechende Augenzahl auf dem sternförmigen Spielbrett gezogen, wobei der Spieler die Richtung, in die er sich bewegt, stets frei wählen kann. Jeder Spieler landet auf farbigen Feldern, die jeweils eine Kategorie der Wissensfragen repräsentieren. Ein gelbes Feld steht für den Fragenbereich Geschichte, während ihr auf einem grünen Feld auf eine Frage aus dem Bereich der Wissenschaft und Technik stoßt. Die restlichen Kategorien lauten Unterhaltung, Kunst und Literatur, Erdkunde sowie Sport und Vergnügen. Landet nun ein Spieler nach seinem Zug auf einem der Felder, erscheint eine dem Themengebiet entsprechende Frage, die anders als im Original (hier muss man die Antwort aus dem Kopf wissen), stets nach dem Multiple Choice-Verfahren gelöst werden muss. Dies heißt im Klartext, dass ihr stets die Wahl zwischen vier verschiedenen Antwortmöglichkeiten habt. Ein wenig anders verhält es sich vor allem bei vielen Erdkunde-Fragen, bei denen häufig Länder oder Städte gesucht werden. Hier wird neben der Frage ein passender Ausschnitt einer Weltkarte eingeblendet und mit vier Auswahlpunkten markiert, sodass ihr das gesuchte Land via Pointer der Wii-Fernbedienung anklicken müsst. Einige Fragen werden zudem auch mit Bildern garniert. In diesen Fällen erhaltet ihr beispielsweise Fragen wie „Welches Tier ist auf dem Bild zu sehen?“ oder „Welche der vier Sehenswürdigkeiten kann in London besucht werden?“, die es zu beantworten gilt.

Darüber hinaus tickt bei jeder Frage eine Zeitleiste herunter – schließlich habt ihr nur 30 Sekunden für die Beantwortung einer Frage Zeit. Zusätzlich befinden sich auf dem Spielbrett auch einige „Nochmal würfeln“-Felder. Diese können beispielsweise strategisch genutzt werden, um einigen unliebsamen Fragekategorien aus dem Weg zu gehen.

Beantwortet ihr eine Frage richtig, dürft ihr ein weiteres Mal würfeln und euch einer weiteren Frage stellen. Wird eine Frage hingegen falsch beantwortet, ist der nächste Spieler an der Reihe und darf würfeln. Um das Spiel letztlich aber für sich zu entscheiden, kommt es nicht unbedingt nur darauf an, wer die meisten Fragen beantworten kann. So warten auf dem Spielfeld sechs große, farbige Felder (entsprechend jeder Kategorie), auf denen mit einer erfolgreichen Antwort eine Wissensecke gewonnen werden kann. Hat der Spieler alle sechs Wissensecken gesammelt, muss er auf das Zentrumsfeld gelangen, um dort eine Frage aus einer zuvor von den Mitspielern ausgewählten Kategorie zu beantworten. Gelingt es ihm, hat er das Spiel gewonnen und darf sich als Wissensexperte feiern lassen. Sollte er an der Frage scheitern, geht das Spiel weiter und er muss in den nächsten Runden wieder versuchen, das Zentrumsfeld zu erreichen. Zum Fragenkatalog lässt sich dabei sagen, dass dieser zum einen wirklich groß – in der Testphase kam es zu fast keiner Wiederholung – und relativ ausgewogen ist, sodass in jeder Kategorie sowohl richtig schwere als auch wirklich leichte Fragen vorkommen können. Eine gute Kombination aus Wissen und Glück ist also gefragt, auch wenn die Multiple Choice-Ausrichtung das Ganze spürbar einfacher – aber nicht unbedingt schlechter – macht. So wird das Spielprinzip eher noch massentauglicher, was ja das erklärte Ziel ist, um möglichst viele Gelegenheitsspieler vor die Konsole zu ziehen.

Somit geht das grundlegende Spielprinzip trotz (oder dank?) der seichten Änderung auch in der Videospielumsetzung auf und kann in geselliger Runde auch vor dem Bildschirm für spaßige Runden sorgen. Ob jedoch letztlich lieber klassisch auf dem Spielbrett oder vor dem Fernseher gespielt werden soll, muss wohl jeder selbst für sich entscheiden. Die Umsetzung kann auf der Wii immerhin mit einer unkomplizierten Spielbarkeit und einer einfachen Steuerung punkten, mit der jeder auf Anhieb zurechtkommen wird. Kundenfreundlich ist auch die Tatsache, dass zwar jeder mit seiner eigenen Remote spielen kann, jedoch auch eine Wii-Remote ausreichen würde, die jeweils herumgereicht wird. Richtig nett sind auch die stetig eingeblendeten Statistiken, die euch während des Spielverlaufes darüber informieren, wer wie viele Fragen bereits richtig beantwort hat oder wer in welcher Kategorie einen bestimmten Prozentsatz an Aufgaben korrekt beantworten konnte. Ebenfalls sehr schön: Das aktuelle Spiel kann jederzeit gespeichert und wieder fortgesetzt werden.



Ein wenig Kritik muss dennoch geübt werden. Wer über ein wirklich fundiertes Allgemeinwissen verfügt und keine Fehler macht, ist sehr lange an der Reihe. Dies ist zwar zunächst kein Kritikpunkt, den man den Entwicklern unterschieben kann, sondern der eher dem Spielprinzip verschuldet ist, bei den Mitspielern aber zwangsläufig für Langeweile und Seufzer sorgen kann. Ein gänzlich anderer Kritikpunkt kann bei der Präsentation der Fragen geknüpft werden. So ist es wirklich schade, dass keine der Fragen von einem virtuellen Sprecher vorgelesen werden, was zum Beispiel beim Konkurrenten Smarty Pants teilweise umgesetzt wurde. Zu allem Überfluss ist die Schriftgröße recht klein geraten, sodass es bei einem gewissen Abstand zum Bildschirm zu Schwierigkeiten beim Lesen der Fragen kommen kann. Ein wirklich unnötiger Umstand, da es keinen Mehraufwand dargestellt hätte, eine etwas größere Schriftgröße zu integrieren.

Brettspiel versus Videospielumsetzung

Um sich ein wenig mehr von der klassischen Brettspiel-Variante abzuheben und einen weiteren Kaufgrund zu liefern, kann Trivial Pursuit im Mehrspielermodus auch mit modifizierten Regeln gespielt werden. In Trivial Pursuit Party geht es im Gegensatz zur klassischen Spielvariante um Punkte und Leben. Zudem arbeiten die Spieler zu einem gewissen Grad zusammen, da sie versuchen, einen gemeinsamen Wissensspeicher mit Wissensecken zu füllen. Dabei wandern für jede erfolgreich beantwortete Frage zwei Punkte auf euer Punktekonto, wobei man für vier Punkte eine Wissensecke gewinnt. Wurde eine Wissensecke gewonnen, verschwindet die entsprechene Kategorie vom Spielbrett, sodass nur noch die restlichen Kategorien von allen Mitspielern bespielt werden können. Das Portfolio der Fragestellungen wird indes ebenfalls aufgestockt, sodass sich zu den Multiple Choice-Aufgaben auch „Richtig oder Falsch“-Fragen sowie einige Fragen mit Schiebereglern (z.B. ein Zeitstrahl, bei dem ihr mit einer entsprechenden Abweichungstoleranz einstellen müsst, wann ein bestimmter Film in die Kinos gekommen ist) hinzu gesellen. Darüber hinaus wurde auch ein Kritikpunkt der klassischen Variante ausgemerzt, der das Spielprinzip insgesamt strafft und vor allem beschleunigt, da man im Party-Modus nun automatisch abwechselnd an der Reihe ist. Einige weitere Elemente versorgen den klassischen Spielverlauf mit neuer Würze: So kann der Spieler zum Beispiel auf Antwortkompetenz des Mitspielers wetten (Beantwortet Spieler X die Frage richtig oder falsch?), oder die „Ich weiß es“-Karte spielen, um selbst Punkte abzugreifen, wenn eine andere Person eine Frage beantwortet. Zuletzt gibt es noch einige Bonusereignisse ("Alles oder Nichts", "Verdopplungsbonus", "Wissensecken Herausforderungen" etc.), die die „Nochmal würfeln“-Felder ersetzen und das Spielgeschehen ebenso angenehm auflockern.

Sobald von allen Spielern insgesamt eine Wissensecke jeder Kategorie gesammelt wurde, kommt es zum Finale, und das Spiel wechselt in eine neue Phase, in der jede gesammelte Wissensecke als Leben zählt. Ein Leben wird durch ein Herzsymbol dargestellt. In einer Art „Showdown“ müssen nun zufällig ausgewählte Fragen der verschiedenen Kategorien von allen Spielern gleichzeitig beantwortet werden. Gebt ihr eine falsche Antwort, wird euch ein Herz abgezogen. Der Spieler, der zuletzt übrig bleibt, gewinnt das Spiel. Dies klingt nicht nur spannender als die Klassik-Variante, sondern ist es im Endeffekt auch, sodass sich der Party-Modus für viele wohl zum wahren Herzstück des Titels entwickelt.

Darüber hinaus möchte das Spiel auch etwas für den Einzelspielermodus bieten. Das Ziel einer Einzelspielerpartie besteht darin, alle Kategoriefelder nacheinander abzuräumen, indem die entsprechenden Fragen richtig beantwortet werden. Wird eine Frage einer Kategorie korrekt beantwortet, erhält man einen Punktemultiplikator für diese Kategorie und das Feld wird vom Spielbrett entfernt. Wird eine Frage hingegen falsch beantwortet, wird der Multiplikator nicht erhöht, was eurem Unterfangen, möglichst viele Punkte auf dem Spielbrett zu erspielen und einen Highscore zu erreichen, nicht gerade dienlich ist. Darüber hinaus kann auch auf Geschwindigkeit gespielt werden. Hier kommt es nicht auf Punkte an, sondern die Zeit, die benötigt wird, um alle Fragen des Spielbrettes zu beantworten. Auch hier könnt ihr euch auf einer separaten Bestenliste verewigen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass sich der Einzelspielerpart schon nach wenigen Minuten stark abnutzt und man lieber händeringend nach weiteren Mitspielern sucht. Sind diese jedoch nicht vorhanden, wird wohl das Spiel gewechselt, einen Online-Modus sucht man nämlich vergebens.



Auf technischer Ebene kann man Trivial Pursuit keinen großen Vorwurf machen. Zwar reizt auch Electronic Arts neuestes Unterfangen zu keiner Zeit die Fähigkeiten des weißen Winzlings auch nur ansatzweise aus, doch das Gelieferte erfüllt wie auch schon bei Smarty Pants seinen Zweck für dieses Genre voll und ganz. Zudem stehen einige gelungene Effekte und der insgesamt gut eingefangene Flair der Brettspiel-Vorlage auf der Habenseite. Die im Hintergrund vor sich hin trällernde Musik geht ebenfalls in Ordnung, während der künstlich euphorische Kommentator, der euch nach fast jeder beantworten Frage in den Himmel lobt, schon nach kurzer Zeit mit Wiederholungen zu kämpfen hat und daher schnell zu nerven beginnt. Umso bedauerlicher ist deshalb die Entscheidung, dass kein Wert auf das Vorlesen der Fragestellungen gelegt wurde.

Fazit:
Mit der Videospielumsetzung von Trivial Pursuit hat Electronic Arts sicherlich keinen Meilenstein der Videospiel-Geschichte auf den Markt geworfen. Dennoch muss man dem Titel zugestehen, dass er das Flair des Brettspiel-Klassikers, soweit es geht, gut einfängt und sich keine fahrlässigen Aussetzer leistet. So kann der Titel mit einem großen Fragenkatalog, einer unkomplizierten Spielbarkeit, einer einfachen Handhabung und auch einer modifizierten Variante des Klassikers punkten. Dass der Titel nur mit mehreren Mitspielern in Fahrt kommt und für den Einzelspieler hingegen nichts zu bieten hat ist enttäuschend, jedoch nicht sonderlich überraschend. Unter dem Strich bedient Electronic Arts die angepeilte Zielgruppe mit einem wirklich solide umgesetzten Wissensquiz, welches in geselliger Runde für spaßige Stunden sorgen kann. Jeder, der bereits ein Exemplar des Brettspiels sein Eigen nennt, sollte sich hingegen wirklich zweimal überlegen, ob sich die Investition von knapp 40€ wirklich lohnt oder das Geld lieber anderweitig angelegt werden sollte.

Von Kamil Witecy
Wertung für das Spiel Trivial Pursuit
Wertungen Beschreibung
6.5Grafik
Zweckmäßig, aber fängt das Flair der Brettspiel-Vorlage recht gut ein.
6.9Sound
Eine durchaus passable Hintergrundmusik mit ordentlichen Soundeffekten. Allerdings setzt ein Kommentator an der falschen Stelle an und nervt mit unnötigen Sprüchen, statt die Fragen vorzulesen.
8.0Steuerung
Zwar absolut simpel und an sich anspruchslos, dafür genau und für jedermann sofort zugänglich.
7.4Gameplay
Solide umgesetzte Adaption des Brettspielklassikers mit einigen Neuerungen, die im Multiplayer für spaßige Abende sorgen kann, für den Einzelspieler aber nichts zu bieten hat.
7.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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