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Final Fantasy Fables: Chocobo's Dungeon
Review von Andreas Held (mail) | 30.03.2009

Nintendo und Square(Enix) waren in der nahen Vergangenheit nicht gerade die besten Freunde, auch wenn sich das Verhältnis mittlerweile wieder etwas gebessert hat und SquareEnix auch für Nintendo-Konsolen Spiele entwickelt. Trotzdem bleibt bisher die Tatsache, dass seit fast 15 Jahren kein vollwertiges RPG für Nintendo-Konsolen entwickelt wurde, sondern Wii und DS mit Spinoffs oder Remakes garniert werden, die zwar Namen wie "Final Fantasy" oder "Dragon Quest" im Namen tragen, technisch und spielerisch jedoch teils sehr abgespeckt sind. Zu diesen Spin-Offs gesellt sich seit einigen Monaten Final Fantasy Fables: Chocobo's Dungeon, ein recht offensichtlicher Klon der seit 1993 existierenden Mystery Dungeon-Reihe, die dank Pokémon Mystery Dungeon seit einiger Zeit auch in Europa etwas bekannter ist.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Auch wenn Final Fantasy Fables kein richtiges RPG ist, lässt es am Anfang immerhin noch auf eine gut ausgearbeitete, ernstzunehmende Story hoffen. In einem Video-Intro zeigen sich Franchise-Ikone Cid und ein Chocobo, der auf den Namen Chocobo hört [Anm. d. Redakteurs: Wie originell!] auf der Suche nach Timeless Power. Nach einem kurzen Tutorial kommt ihnen dabei jedoch Irma in die Quere, es entsteht ein Strudel und Cid wird zusammen mit Chocobo nach Memoria verschlagen, wo sie in der Stadt Lostime wieder zu sich kommen.



Was einem dann angesichts der etwas lächerlichen Eigennamen dämmert, wird sehr schnell Wirklichkeit. Nintendo-Fans mögen diese Aussage nicht gerne hören, aber: Final Fantasy Fables ist ein Kinderspiel. Das mag auf Super Mario Galaxy oder Animal Crossing auch zutreffen, aber diese haben auch für fortgeschrittenere Semester noch einen Reiz, während die Story von Final Fantasy Fables für erwachsene Spieler oft an die Schmerzgrenze gerät. Das wird spätestens dann deutlich, wenn nach recht kurzer Zeit ein Ei vom Himmel fällt, aus dem ein Baby schlüpft, das nicht nur sofort anfängt durch die Lautsprecher zu quäken und von den weiblichen NPCs betüttelt wird, sondern auch eine Schlüsselrolle einnimmt, indem es regelmäßig in Dungeons krabbelt, um Chocobo den Weg zu zeigen. Allgemein vermittelt die Story das Gefühl, das Spiel würde sich an sechs- bis achtjährige Mädchen richten, und man rechnet fest damit, irgendwann sein eigenes Pony zu bekommen, das man dann bürsten und pflegen kann.

Als wäre die Story an sich noch nicht schlimm genug, werden fast alle Dialoge außerdem mit grässlicher Sprachausgabe unterlegt. Spätestens nach dem ersten Aufeinandertreffen mit dem unfassbar nervigen Moogle, der sich als Dungeon Hero X ausgibt, sucht man im Optionsmenü verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Sprachausgabe abzustellen - und wird sie nicht finden. Freundlicherweise lassen sich die Cutscenes nicht wegdrücken - auch nicht die gefühlt minutenlangen Cutscenes vor den Teils sehr schweren Bosskämpfen, die man sich somit immer und immer wieder ansehen darf. Einziger Ausrutscher nach oben in der Präsentation des Titels ist der Soundtrack: Obwohl es sich größenteils nur um Remixe bekannter Melodien handelt, ist die Musikuntermalung verdammt gut und immer passend - egal ob in den Dungeons, während Bosskämpfen oder in der Kirche, wo ein Orgelremix des Battle Themes aus Final Fantasy VII zu hören ist. Es ist ernsthaft verwunderlich, was ein so gelungener Soundtrack in einem sonst so kindlichen und spartanisch präsentierten Spiel macht und definiert das Sprichwort "Perlen vor die Säue werfen".

Verlieskriecherei
Zugegeben darf man mit der Story auch nicht allzu hart ins Gericht gehen, denn das Vorbild Mystery Dungeon ist auf das Gameplay in den Dungeons spezialisiert - genauer genommen basiert es auf dem Spiel "Rogue", das einer der Urväter der RPGs ist und das bis heute leise Lebenszeichen von sich gebende Genre "Roguelike" erschaffen hat. Im Hauptteil des Spiels bewegt sich Chocobo auf einer Art Raster durch zufallsgenerierte Dungeons, die aus größeren Flächen bestehen, die durch eine Längeneinheit breite Pfade verbunden sind. Dabei kommen sowohl rundenbasierte als auch Echtzeitelemente zum Tragen: Zwar kann Chocobo flüssig durch die Dungeons laufen und dabei auch von Gegnern verfolgt werden, tatsächlich wechseln sich das Squeenix-Maskottchen und die zahlreichen, ständig respawnenden Gegner jedoch ab. Geht Chocobo einen Schritt, geht danach jeder Gegner einen Schritt. In Kämpfen läuft es dann auch so ab, dass sich der Laufvogel und seine Gegner abwechslend beharken - eine extra Kampfarena gibt es nicht. Das klingt simpel, und das ist es auch: Die meiste Zeit läuft man durch die Dungeons, drückt ein paar mal den Angriffsknopf wenn ein Gegner in direkter Reichweite steht und hält ein Auge auf die eigenen HP. Anspruchsvoll ist nur die Steuerung, da man für sehr viele Kommandos zwei Tasten gleichzeitig drücken und sich die einzelnen Kombinationen erst einprägen muss - zumindest, wenn man keinen Classic-Controller benutzt.

Anspruchsvoller gemacht wird das Ganze durch ein Jobsystem, welches ähnlich wie in den klassichen Final Fantasy-Teilen funktioniert. Am Anfang jedes Dungeons kann sich Chocobo für einen von recht vielen Jobs entscheiden, die gelevelt werden können und somit Zugang zu verschiedenen Spezialfertigkeiten gewähren. Jede Klasse erfordert eine andere Taktik. Dann gibt es natürlich die Möglichkeit, Ausrüstung zu sammeln - statt Schwert und Rüstung benutzt man hier jedoch Krallen und einen Sattel. Diese Ausrüstungsgegenstände können in der Schmiede später weiter verbessert oder miteinander kombiniert werden, um zwei Spezialfertigkeiten in einem Item zusammenzufassen. Das war es dann aber wirklich schon und andere Faktoren wie die zahlreichen, unsichtbaren Fallen, Anzahl und Position der Gegner und das Aufkommen von heilenden Items sind reine Glückssache. Raum für Taktik gibt es kaum, auch wenn man sich sicherlich mit den einzelnen Fertigkeiten der Jobklassen viele Vorteile verschaffen kann - wie, ist aber immer recht offensichtlich. Also bleibt am Ende nur viel Aufleveln als Mittel gegen die immer stärker werdenden Gegner und die gut in Szene gesetzten, manchmal aber auch fast übermächtigen Bossgegner.



Grafisch ist Final Fantasy Fables insgesamt okay, auch wenn das Spiel wahrscheinlich ohne Abstriche auf der PS2 lauffähig wäre. Die Spielwelten, die Monster und deren Animationen sind detailliert genug, um sie als gutaussehend zu bezeichnen, aus technischer Sicht ist Chocobo's Dungeon jedoch absolut keine Leistung. Das Charakterdesign der menschlichen Charaktere orientiert sich aber leider sehr stark am kindlichen Stil der Story und auch die Dungeons sehen anfangs immer gleich aus und sind alles andere als eine Augenweide. Erst im weiteren Spielverlauf öffnen sich Verliese, die optisch etwas abwechslungsreicher gestaltet sind.

Fazit:
Final Fantasy Fables: Chocobo's Dungeon ist absolutes Mittelmaß. Das Gameplay bietet auf der einen Seite wenig Tiefgang und ist teilweise nicht durchdacht, dafür kann das simple Spielprinzip auch recht entspannend sein, da man den Titel spielen kann, ohne dabei viel denken zu müssen. Leider sorgt die extrem kindgerechte Story dafür, dass man sich als erwachsener Spieler fast schon dazu zwingen muss, vor der Konsole zu bleiben, bis man dann endlich nach etlichen Videosequenzen mit unerträglicher Sprachausgabe und einigen lächerlich leichten Einstiegsdungeons richtig in den Titel einsteigen kann. Dann ist Final Fantasy Fables ein Spiel, das man zwischendurch mal spielen kann, nach dem Durchspielen aber sehr schnell wieder vergessen wird. Wer es sehr günstig finden, kann bei Bedarf zuschlagen, der Rest verpasst nichts.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Final Fantasy Fables: Chocobo's Dungeon
Wertungen Beschreibung
7.5Grafik
Nett anzusehende PS2-Optik mit netten Animationen und gut in Szene gesetzten Bosskämpfen. Leider vom Charakterdesign her sehr kindlich.
7.9Sound
Guter Soundtrack, der zwar größtenteils aus Remixen bekannter Final Fantasy-Melodien besteht, aber stellenweise so gut ist, dass er im Verglich zum Rest des Spiels fast schon wieder unpassend wirkt. Die Soundwertung wird stark heruntergezogen von der grausamen Sprachausgabe, die man nicht abstellen kann.
6.8Steuerung
Das Steuerkreuz funktioniert in den Dungeons, wirkt in den Außenarealen aber unpraktisch und die vielen, aus mehreren Tasten bestehenden Kommandos überladen die Steuerung etwas.
6.0Gameplay
Eine wirklich schlechte, an Grundschüler gerichtete Story trifft auf anspruchsloses, aber mit der Zeit spannendes Gameplay. Wer ein Spiel sucht, dass man zwischendurch spielen kann, ohne viel denken zu müssen, ist hier ganz gut aufgehoben - spielerische Höhepunkte dürfen jedoch absolut nicht erwartet werden.
6.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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