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Spongebob - Kreatur aus der Krossen Krabbe
Review von T.Herrmann (mail) | 13.02.2007

Was hat eigentlich Spongebob Schwammkopf, was andere Kinderserien nicht haben? Obwohl es ganz klar eine solche Kindersendung ist, vermag sie es trotzdem, täglich abertausende Jugendliche und Erwachsene weltweit vor die Röhren zu fesseln und ihnen ihre tägliche Dröhnung Schwamm zu geben. Wahrscheinlich haben wir es auch hier wieder mit einem dieser unerklärbaren Phänomene zu tun: Von den einen wird die Serie als kindischer Blödsinn abgestempelt, nicht wenige meinen dagegen aber, eine tiefere Komik in dem nautischen Nonsens zu entdecken und haben ihn kurzerhand zum Kult proklamiert.
Wie sich das Wii-Spiel mit dem kleinen Gelbling schlägt und ob sich die alte Faustregel „Lizenztitel = Finger weg“ bewahrheitet, erfahrt ihr in unserem Review.

Das teure Geld für die Lizenz…
Das Spiel beginnt mit einem Schock für Spongebob-Fans: mit der Sprachausgabe des gelben Schwammes. Gut, über die Qualität der deutschen Stimme im Fernsehen lässt sich wahrscheinlich lange streiten: Die einen lieben das hochtonige Geblabbere, können nicht genug davon bekommen und andere wiederum bekommen regelmäßig Hörstürze, Kopf- und Ohrenschmerzen, wenn sie zufällig einmal auf das vermaledeite Programm stoßen sollten. Unstrittig ist jedoch, dass die Synchronisierung im Spiel definitiv nicht besonders gelungen ist, um es einmal sehr moderat auszudrücken. Beim Versuch, die Originalstimme zu imitieren, scheitert der unbekannte Sprecher kläglich. Und bei seinem eigenen Stil musste ich weder lachen noch schmunzeln, sondern habe einen gruseligen, kalten Schauer auf dem Rücken gespürt, der sich immer weiter ausbreitete. Vielleicht war das wieder so eine spezielle Form von Fremdschämen.
In diesem Missstand findet man auch gleich meinen größten Kritikpunkt des Spiels: Man hat sich bei THQ bzw. bei Blitz Software, dem Entwickler, einfach keine Mühe bei der Umsetzung der wahrscheinlich teuer erworbenen Lizenz gegeben. Das bedeutet, dass das Spiel an sich eigentlich nichts mit der Marke „Spongebob Schwammkopf“ zu tun hat. Würde man den gelb Gelöcherten und die anderen bekannten Charaktere durch unbekannte, neue Spielfiguren ersetzen, würde das Spiel in seinem Prinzip und Ablauf gleich bleiben. Die Handlung wäre trotzdem noch in sich stimmig (nunja, eigentlich nicht, aber darauf kommen wir später…) und alles andere am Spiel hinge auch nicht davon ab, ob nun ein Spongebob oder irgendjemand anderes durch die Gegend hüpft. Für Spieler, die sich den Titel wegen ihrer Vorliebe zur Fernsehserie zulegen wollen, wird dies für eine herbe Enttäuschung sorgen.

Nichtsdestotrotz muss das noch nicht zwangsläufig heißen, dass letztendlich ein generell schlechtes Spiel dabei herausgekommen ist. Schließlich hängt die Qualität eines Titels nicht einzig und allein von den spielbaren Charakteren oder der Umgebung ab. Auf das Spielgeschehen, den Spielverlauf und das Gameplay an sich werfen wir nun einen genaueren Blick:

Das Spiel beginnt mit einer Einführung in die Handlung: Spongebob liegt in seinem Bett, schnarcht vor sich hin, träumt und fällt urplötzlich mitsamt seinem Bett in ein tiefes Loch und muss plötzlich ein „furioses“ Rennen bestreiten. Glücklicherweise hat sich seine bisher relativ unspektakuläre Schlafunterlage mittlerweile in einen „Hot Rod“ verwandelt, mit dem man durch die Kurven des Tracks jagen kann. Glück muss man einfach haben.
Die waagerecht gehaltene Wiimote à la Excite Truck soll die Steuerung mit einen Lenkrad simulieren. Leider – und ich bin ehrlich gesagt irgendwie froh, dass dieses Adjektiv so gut in den Kontext des Reviews passt – ist die Steuerung hierbei ziemlich „schwammig“ geraten. Das Spiel reagiert nur auf ziemlich extreme und ruckartige Bewegungen und setzt diese dann auch genau so um. Das führt dazu, dass man sich früher oder später irgendwo an der Wand wieder finden wird, obwohl man eigentlich eine andere Route eingeplant hatte.

Wenn man das durchweg relativ actionlose Rennen ohne größere Herausforderungen gemeistert hat, wechselt das Spiel zu einem Oldschool-Jump & Run-Abschnitt mit dem gelben Schwamm, wie man ihn ja bereits aus anderen Titeln mit ihm gewohnt ist. Der erste Abschnitt dient als Tutorial, in dem sich unter anderem auch der oben genannte Kritikpunkt wieder bestätigt: Mrs. Puff, in der Serie Spongebobs Bootsfahrlehrerin, lobt ihren Schüler ohne Unterlass und bezeichnet ihn als ihren allerbesten Schüler überhaupt. Kennern der Serie wird sofort frappierend auffallen, dass der runde Fahrlehrer-Kugelfisch Spongebob in „Wirklichkeit“ niemals loben würde in Anbetracht seiner scheußlichen Leistungen während ihres Fahrunterrichts. Diese Lobe mögen gut sein für das Ego der fünf- bis zehnjährigen Spieler, für die Lizenz ist das aber nichts als pures Gift und Spongebob-Fans werden hier einen weiteren Minuspunkt ausmachen (müssen).


Wie ist das Spiel aufgebaut?
Insgesamt zeigt sich bereits in den ersten zehn bis zwanzig Minuten, wie das Spiel in Zukunft aufgebaut sein wird: Es gibt einen Wechsel zwischen eher auf Action ausgelegten Passagen, in denen beispielsweise ein Rennen bestritten oder ein Raumschiff geflogen werden muss, und altbekannten, simplen und anspruchslosen Jump & Run-Einstreuungen.

Dieser Aufbau ist auch nicht schlecht. Denn, nachdem man den relativ langen Lauf-und-Hüpf-Part bestanden hat, ist man froh, wenn ein bisschen Abwechslung ins Spielgeschehen flattert. Der Grund dafür ist ein simpler: Diese Level sind sehr oft sehr langweilig. Sie sind ideenlos gestaltet – sowohl von der Grafik als auch vom Aufbau – und ziehen sich zu lange hin. In dieser Spielzeit passieren wenige bis keine neuen Dinge, Überraschungen im Gameplay sind mehr als rar gesät. Die Level sind geprägt von simplen Verschieberätseln, in denen der Nunchuk ruckartig nach unten gerissen werden muss, um einen Block oder sonst irgendetwas zu verschieben (Der Kraftaufwand ist hierbei auch noch viel zu hoch). Dazu gesellen sich einige Gegner, die eigentlich keine sind und die sich mit einem Tastendruck verabschieden.

Bei den „Nicht-Action-Levels“ sollte man wenigstens feststellen, dass Spongebob eindeutig die miesesten Passagen abbekommen hat. Später wird es dann allmählich etwas besser. Es gibt nämlich insgesamt drei spielbare Charaktere, die auch aus der Fernsehserie bzw. dem Film bekannt sind. Patrick, der Seestern, und Plankton, das… erm Plankton, haben auch ihre Auftritte, die insgesamt zwar auch keine Auszeichnung für hervorragendes Spieldesign und Einfallsreichtum verdient haben, den Schwamm aber immer noch eindeutig schlagen. Spongebob ist somit für die Level zuständig, in denen es wirklich absolut keine Ideen gibt, die Grafik nichts Besonderes ausdrückt, die Levels extremst linear und inspirationslos gestaltet sind und die Rätsel nicht mehr als Zeitaufwand darstellen. Patricks Level „glänzen“ wenigstens mit einer „Wenn ich groß bin, will ich einmal Paper Mario werden“–Cel-Shading-Grafik. Leider sind auch hier die Level langwierig und ebenfalls herausforderungsarm. Den Höhepunkt des Spiels erlebt man, wenn man als Plankton spielt. Zuerst bekommt er einen recht spaßigen 2D-Scrolling-Hüpf-Abschnitt in 3D-Grafik, der sehr flüssig und schnell läuft und irgendwie Spaß macht, danach darf er noch als 20 Meter großes Wesen die Stadt zertrümmern. Leider ist bei Letzterem die Steuerung etwas träge und langsam geraten und das „Woahh, Ich mach alles kaputt“-Gefühl kommt nicht wirklich auf. Trotzdem eindeutig eine Bereicherung des Spiels.
Die Abschnitte untereinander ergeben aber leider überhaupt keinen Sinn. Sie wirken willkürlich zusammengestellt und auch die spätere Auflösung der Handlung mit irgendwelchen sich ineinander verzahnenden Träumen bringt kein Licht ins Dunkel. Vielleicht bin ich auch einfach nicht intellektuell genug für Spongebob.

Achtung: Kinderspiel?
Zu der Verteidigung des Spiels darf man trotzdem eines nicht verschweigen: Es ist ein Kinderspiel. Kinder bzw. Jugendliche, die das zehnte Lebensjahr überschritten haben, haben nichts in dem virtuellen Bikini-Bottom aus „Spongebob – Kreatur aus der Krossen Krabbe“ zu suchen und werden nur zu sehr wenigen Gelegenheiten denken, dass sie ihr Geld lohnend investiert haben. Rätsel, Aufmachung, Grafik, Gameplay, Ablauf – alles ist eindeutig auf eine Zielgruppe von vier bis zehn Jahren ausgelegt. Der Schwierigkeitsgrad ist schon fast für einen Goldhamster zu leicht, denn an jeder Ecke gibt es eine Speicherstation, an der man gut alle zwei Minuten speichern und Energie tanken kann. Und das ist kein Witz.

Fazit:
Spongebob Schwammkopf – Kreatur aus der Krossen Krabbe ist insgesamt gesehen kein Fall für die abgeschottete Software-Giftmüll-Deponie, von einem guten Spiel kann man aber beim besten Willen auch nicht reden. Dafür ist es nämlich einfach zu ideenlos und zu lieblos gestaltet. Für Kinder bis höchstens zehn Jahre könnte das Spiel interessant sein, alle über dem genannten Alter lassen tunlichst ihre Finger von dem Titel. Auch Spongebob-Fans. Nein, gerade Spongebob-Fans. Denn man bekommt weder den Humor, noch die Plätze oder das Design der Serie zu sehen und spielt ein simples Spiel ohne jeglichen Charme der Serie.

Von T.Herrmann
Wertung für das Spiel Spongebob - Kreatur aus der Krossen Krabbe
Wertungen Beschreibung
4.7Grafik
Absolut nichts Besonderes, läuft zwar flüssig, ist dafür aber nicht einmal auf GameCube-Niveau. Das Spongebob-Charaktermodell sieht nicht schön aus und auch das ganze Setting passt nicht zur Lizenz.
4.5Sound
Anstatt einiger Akkordeon- oder Steeldrumtöne, wie sie in der Fernsehserie begeistern, hat man sich hier für mittelmäßige 08/15 Spielmusik entschieden, die wirklich keinen vom Hocker haut. Außerdem ist Spongebob’s Sprachausgabe schrecklich. Die anderen Charaktere haben dafür eine gute (deutsche) Synchronisation.
6.8Steuerung
Die Steuerung mit Wiimote und Nunchuk funktioniert in den Hüpf-Levels problemlos. Nur in den Actionpassagen ist die bewegungssensitive Lenkung nicht immer perfekt und macht des Öfteren nicht, was man von ihr will.
5.2Gameplay
Das Design einiger Level ist schlicht langweilig und dazu zieht sich der Abschnitt auch noch zu lang hin. Die Rätsel sind maximal auf Vorschulniveau; dafür gibt es aber einige recht spaßige Action-Passagen und Minispiele, die aber auch nicht fordernd sind.
5.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)

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