Review von Mark Schäfer (mail) | 05.03.2009
Einsam, verlassen und allein. Drei Wörter, welche die Situation des kleinen Roboters Wall-E für rund 700 Jahre treffend beschreiben, bis er sein größtes Abenteuer entdeckt: die Liebe. Ganz so kitschig wie es klingt ist es zum Glück nicht. Wall-E ist ein kleiner Roboter und er macht das, wozu er gebaut ist: die Erde aufräumen, die durch die gigantischen Müll- und Schrottaufkommen für jegliches Lebewesen unbewohnbar geworden ist. Ein Unternehmen namens Buy'n'Large wird damit beauftragt, diesem Chaos ein Ende zu setzen. Und während alle Menschen - in ein riesiges Raumschiff verfrachtet - die Erde verlassen, bleiben Roboter zurück, um sie wieder aufzuräumen. Was eigentlich nur hätte fünf Jahre dauern sollen, ist jedoch auch nach 700 Jahren noch nicht erledigt und der Spieler schlüpft in die Rolle der letzten Wall-E Einheit, die ihr größtes Abenteuer erst noch vor sich hat.
Was lange währt, wird endlich gut?
Wer jetzt erwartet das Ziel des Spiels sei es, die Erde weiter aufzuräumen, liegt falsch. Denn nach 700 Jahren einsamer Schufterei in Wall-E's Leben kommt nun endlich etwas Abwechslung ins Spiel. Eine kleine Pflanze, die er zufällig bei seiner Aufräumaktion findet, bringt sein Leben aus den Fugen.
Nachdem der Spieler ins Spiel eingreifen darf, findet man Wall-E zwischen riesigen Schrotthaufen wieder. Und so weit das Auge reicht, nichts als Schrott. Mit Nunchuk und Wii-Remote bahnt man sich seinen Weg, wobei auf besondere Spielereien mit der Wii-Remote zum Glück größtenteils verzichtet wurde, sodass man das Spiel bis auf ein paar Ausnahmen recht klassisch mit dem Analogstick spielen kann. Wall-E ist gebaut worden, um Müll zu würfeln, ihn zu pressen und anschließend zu stapeln. Eine Fähigkeit, die auch dem Spieler nützlich sein kann. Auf dem Weg durch die einzelnen Level trifft Wall-E häufiger auf so genannte Verkaufsstationen, die durch eine Art Energiekapsel aktiviert werden und dann Müll herausgeben, der dann durch Schütteln der Wii-Remote zu einem Würfel gepresst werden kann. Verschiedene Verkaufsstationen liefern dabei verschiedene Würfel: Magnetischer Schrott liefert Magnetwürfel, mit deren Hilfe große Hindernisse weggeschoben werden können. Würfel aus elektrischem Schrott hingegen können Motoren wieder in Gang setzen. Normaler Schrott dient zum Aktivieren von Schaltern oder dem Besiegen anderer Roboter. Mit Hilfe dieser Würfel muss der Spieler dann leider sich häufig wiederholende Rätsel lösen, um im Level voranzukommen.
Nach kurzer Spielzeit trifft Wall-E auch schon auf den Grund seines Abenteuers: Eve. Ein weißer, rundlicher, fliegender Roboter, der von den Menschen geschickt wurde um Leben auf der Erde zu finden. Als Eve von Wall-E die Pflanze erhält, verschwindet sie zwar wieder, doch gepackt von der Liebe lässt auch Wall-E seine Würfel einfach Würfel sein und folgt Eve ins weite All.
Ein ungleiches Paar
Glücklicherweise tritt Eve nicht nur in den Zwischensequenzen des Spiels auf, sondern kann auch in einigen Levels gesteuert werden. Diese Level sind eine nette Abwechslung zu den Spieleinlagen mit Wall-E, da sich die Roboter nicht nur im Äußeren unterscheiden. Eve kann fliegen und besitzt anders als Wall-E auch eine Waffe, sodass feindliche Roboter schon aus großer Entfernung präzise ausgeschaltet werden können. Gesteuert wird Eve dabei nur mit der Wii-Remote. Während der A-Knopf sie beschleunigt, fliegt sie immer in Richtung Cursor auf dem Bildschirm, was in der Praxis durchaus gut funktioniert, sofern man nicht rumwackelt und die Orientierung verliert. Doch wenn sich zwei verschiedene Levelarten abwechseln, die für sich aber ebenso langweilig und eintönig sind, fehlt auch hier der Reiz am Weiterspielen. Besser wird es auch nicht, wenn Eve und Wall-E gemeinsam durch ein Level ziehen. Unterschiede zu Wall-E zeigen sich nur darin, dass Eve weiterhin mit ihrer Laserpistole schießen und Wall-E über kurze Strecken fliegen kann. Viel Abwechslung bietet dies aber leider auch nicht.
Im Raumschiff der Menschen angekommen macht Wall-E sich gleich auf die Suche nach Eve, die schon bald zu einer Rettungsaktion ausartet, weil einige Roboter die Rückkehr der Menschen auf die Erde verhindern wollen und Eve mit ihrem kostbaren Fund dem entgegensteht. Doch auch im All kann Wall-E nicht überzeugen. Weiterhin spielen sich die Level sehr eintönig und ziehen sich nur in die Länge. Zwar finden sich hier mehr gegnerische Roboter, aber trotzdem wandert man von einem Raum in den nächsten, sammelt Schlüsselkarten um Räume zu öffnen und hofft, dass bald mal wieder ein zumindest etwas abwechslungsreicheres Fluglevel mit Eve kommt. Die gerade einmal circa fünf Stunden Spielzeit für neun Level mögen sich durch die monotone Abfolge der immer wiederkehrenden gleichen Spielphasen für manch einen noch länger anfühlen.
Dennoch ist es erfreulich, dass sich zahlreiches Bonusmaterial, wie Storyboards, Artworks oder alternative Kostüme für Eve und Wall-E freispielen lassen, indem man entsprechende Objekte in den Levels findet. Bonuscontent, der sich übrigens auch über die integrierte Cheatfunktion freischalten lässt. So spart man sich die fünf Stunden Spielzeit. Technisch trifft man bei Wall-E auf das, was man auch von anderen Lizenzspielen kennt. Keine Highlights, eintönige Umgebungen, schwächelnde Kamerapositionen und so weiter. So passt sich die Technik also leider vollkommen an den inhaltlichen Teil des Spiels an. Warum verwendet man keine originalen Filmszenen? Zwar sehen die Zwischensequenzen besser als das Spielgeschehen aus, von Pixar-Qualität ist man aber noch weit entfernt. Bei der Vertonung sieht es hingegen etwas besser aus und ruhige Melodien unterlegen die Level passend, etwas mehr Vielfalt wäre aber wünschenswert gewesen. Unverständnis hingegen wecken dann jedoch die langen Ladezeiten, die definitiv zu lang für das Dargebotene sind.
Langeweile mal vier
Was so manch anderem Spiel schon mal geholfen hat nicht völlig miserabel zu sein, fördert bei Wall-E nur die Langeweile. Zwar gibt es verschiedene Multiplayer-Modi, die teilweise für bis zu vier Spieler geeignet sind, doch auch diese können die aus dem Singleplayer heraus dominierende Langeweile nicht wett machen. Natürlich gibt es auch im Multiplayer jeweils Wall-E und Eve-Modi, wobei einer sogar an die Ego-Hasenshooter-Passagen aus Rayman Raving Rabbids erinnert, nur dass man bei Wall-E durch triste Schrottlandschaften im All geleitet wird und Roboter abschießen darf, was aber nur den kleinsten Spielern etwas Freude machen dürfte. Auch die übrigen Modi sind nicht erwähnenswert, da es gerade auf der Wii dutzende bessere Alternativen gibt, wenn es um gute Multiplayer-Spiele geht.
Fazit: Wall-E ist leider ein monotones und langweiliges Weltraumabenteuer geworden, das nicht ansatzweise an die Filmvorlage heranreicht und doch deutliche Schwächen in nahezu allen Bereichen zeigt. Ein kaum vorhandener Spielspaß verhindert, dass Wall-E auf der Wii eine gute Figur machen kann und so höchstens jüngere Spieler kurzzeitig unterhalten werden können. Mit dem Kauf des Films wird man wohl sehr viel mehr Spaß haben und spart so nicht nur Geld, sondern auch die Frage, warum man zu einem Oscar-prämierten Film ein so langatmiges Spiel entwickeln muss.
Von Mark Schäfer
|
|
| Wertung für das Spiel Wall-E | |
| |
| | | |
| | |
| 6.0 | Grafik Insgesamt triste Level, fehlendes 480p, teilweise schlechte Kameraführung. Stilistisch aber dem Film nachempfunden, dessen Perfektion aber wohl nie erreicht wird. Die Zwischensequenzen sind ein kleines Highlight. | |
| | |
| 7.0 | Sound Die Hintergrundmelodien orientieren sich am Film, gefällt teilweise gut, hätte aber mehr Vielfalt gebrauchen können. | |
| | |
| 6.9 | Steuerung Bei Wall-E hapert es manchmal, Eve‘s Flugeinlagen lassen sich aber überraschend gut steuern. Hätte dennoch etwas ausgereifter sein können. | |
| | |
| 4.9 | Gameplay Monotoner geht es kaum. Nur 9 Level, die nach wenigen Stunden vorbei sind. Danach lockt einen nichts mehr an die Konsole. Wer beim Durchspielen das Bonusmaterial nicht eingesammelt hat, kann es schnell per Cheat freischalten und ansehen, da es nicht zum nochmaligen Spielen motiviert. | |
| | |
| 5.4 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
|
|