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Need for Speed - Undercover
Review von Lars Peterke (mail) | 11.01.2009

Alle Jahre wieder bläst EA zum Update-Aufmarsch seiner prestigeträchtigen Lizenzen. Dabei wird neben dem jährlichen Update der Sportspiele auch vor anderen Spielreihen nicht zurückgeschreckt und man erweitert auch Franchises wie „Command & Conquer“ regelmäßig mit neuen Spielen, Erweiterungen oder Spin-Offs. Auch die „Need for Speed“-Reihe ist inzwischen dazu verdammt, jedes Jahr zur Weihnachtszeit einen weiteren Ableger zu bekommen. Dass bei diesem Konzept viele Raffinessen eines Rennspiels in wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben, wissen wir spätestens seit „Need for Speed: Pro Street“. Hier war beispielsweise das Fahrverhalten der einzelnen Boliden ungefähr so variabel wie das Treibstoffaufgebot einer herkömmlichen deutschen Tankstelle. Der diesjährige Ableger „Need for Speed Undercover“ gelobt natürlich Besserung. Wir verraten euch, welche Aspekte dieses Vorsatzes es auf die Disk geschafft haben.

Hauptsache Undercover
Klar, wer heute einen „Need for Speed“-Titel spielt, legt sein Profil an und stürzt sich direkt in den Karrieremodus. Schließlich ist die Storyuntermalung eine der treibenden Kräfte, seit EA die Serie mit den beiden „Underground“-Spielen wieder groß gemacht hat. Getreu dieses Konzeptes wird der Spieler bei „Need for Speed: Undercover“ daher erst einmal mit einer "hollywoodreifen" Introsequenz begrüßt, die so peinlich glattpoliert ist, dass der ganze Zirkus schon zu Beginn in ein Trashdebakel abzudriften droht. Ihr sollt euch als Undercover-Agent in eine Streetracing-Szene einschleusen, um so den Weg zu einem Schmugglerring frei zu machen.

Zwar unterstützen euch dabei heiße Flitzer und scharfe Frauen, jedoch gilt zu Beginn direkt das Motto „Gewollt und nicht gekonnt“, wenn das Spiel nach dem Intro in eine Ingame-Sequenz überschwenkt und eine Verfolgungsjagd gezeigt wird. Dumm nur, dass sich bis auf euer Fahrzeug sowie drei Polizeiwagen absolut nichts auf den Straßen befindet. Sehr authentisch. Hauptregel für die Entwickler war es wohl, den Coolnessfaktor über alle anderen Spielelemente zu stellen. Während das ständige Mithören des Polizeifunks noch ganz zuträglich für die Stimmung ist, sorgt die Spielphysik dann doch für peinliche Entblößungen.

Seht ihr euch beispielsweise mitten in einem der langweiligen Rennen des Karrieremodus mit Gegenverkehr konfrontiert, ist eine Kollision der größte Unterhaltungswert, den einem das Spiel bietet. Selbst wenn ihr ein Fahrzeug nur leicht tangiert, wird es spektakulär ausbrechen, quer über die Strecke schlittern und gegen die Bande krachen. Erwischt ihr ein unbeteiligtes Vehikel gar an seiner Breitseite, wird es garantiert hoch in die Luft geschleudert und überschlägt sich mindestens drei Mal so häufig wie Daniel Craigs Aston Martin in der beeindruckenden Stunt-Szene aus „Casino Royale“. Absolut lächerlich und nur ein Beispiel, warum die Authentizität des Titels viel zu schnell im Vergaser landet.

Gewohnter Spielinhalt
Die Aufmachung des Karriere-Modus unterscheidet sich glücklicherweise zu einigen Teilen vom Vorgänger „Need for Speed Pro Street“. Wurde einem letztes Jahr noch eine missionsbasierte Turnierstruktur mit sogenannten Renntagen aufgetischt, spielt sich das Geschehen nun wieder in einer eigens dafür gebastelten Stadt ab. Zwar wählt ihr eure nächste Mission immer auf einer Weltkarte aus, könnt aber nach dessen Absolvierung frei in der Stadt herumkurven und euch wahlweise auf den Weg zur nächsten Mission machen oder euren Unterschlupf besuchen. Dabei steht es euch frei, jederzeit wieder zur Weltkarte zu wechseln und über Menüs zwischen den Missionen hin- und her zu wechseln. Die Rennen präsentieren sich dabei in den bekannten Modi, wie beispielsweise Rundkurs-, Sprint- oder Checkpointrennen.

Abseits des Karriermodus finden sich die üblichen Verdächtigen. Es gibt einen Quickrace-Modus und eine Challenge-Serie, in der ihr nach und nach zum Teil recht happige Renn-Herausforderungen meistern müsst. Der Multiplayer ist für bis zu vier Spieler ausgelegt und bietet neben den Rennmodi aus der Karriere noch einige Teamduelle wie beispielsweise “Cops und Räuber“ oder „Verfolgungsjagd“. Leider funktioniert der Multiplayer jedoch nur eingeschränkt. Gleich zu Beginn sind hier nämlich alle Vehikel freigeschaltet und können von den Spielern ausgewählt werden. Spricht man sich hier nicht ab, wird das folgende Match unspielbar, weil ein Spieler ein viel zu gutes Fahrzeug wählt und somit den Sieg in der Tasche hat. Hier hätte EA gut daran getan ein paar Handycaps einzufügen oder die einzelnen Boliden in verschiedene Klassen einzuteilen, sodass unfaire Duelle nicht möglich sind.

Neue Verbesserungen, alte Wehrmutstropfen
Offenbar haben sich die Entwickler bei EA die Kritik des Vorgängers zu Herzen genommen und die Steuerung verbessert. Das zeigt schon die Verpackung des Spiels, die nun einen Support für Gamecube- und Classic-Controller bescheinigt. Ebenso ist „Need for Speed Undercover“ für das Wii Wheel optimiert worden und die Spielanleitung erläutert auch die Tastenbelegung für das „Speed Force Wireless“-Lenkrad von Logitec. An der generellen Tastenbelegung hat sich allerdings nicht geändert. Ihr lenkt euer Fahrzeug durch seitliches Neigen der Wii-Fernbedienung, beschleunigt mit dem 2-Knopf, bremst mit dem 1-Knopf und nutzt den A-Knopf um euren Nitro-Boost zu aktivieren. Drückt ihr das Steuerkreuz nach rechts, aktiviert ihr ein neues Feature: Den Speedbreaker, der nichts anderes ist als ein Mittel um die Zeit zu verlangsamen, damit ihr durch schwierige Spielsituation ganz cool hindurchmanövrieren könnt. Mit den restlichen Tasten des Steuerkreuzes könnt ihr euch nach hinten umsehen oder Missionen starten, während die B-Taste für die Handbremse genutzt wird.

Leider haben diese technischen Verbesserungen keine Auswirkungen auf den Spielablauf. Denn alle Fahrzeuge steuern sich nach wie vor nach Schema A, B oder C, es gibt kaum Variation beim Fahrverhalten und der einzige wirkliche Unterschied ist die Geschwindigkeit der Fahrzeuge. EA bewegt sich immer noch auf einem so rudimentären Qualitätsniveau, dass es einem wirklich Angst macht. Selbst offensichtlich arcadelastige Rennspiele wie „Race Driver GRID“ oder „Project Gotham Racing“ sind tausendmal realistischer als die „Need for Speed“-Franchise. Ein Faktor der – hier sei kurz vorausgegriffen - auch diesmal eine höhere Endwertung verhindert.

Auch grafisch hat sich wenig getan. Detailarme Umgebungen dominieren den Spielablauf, obgleich „Need for Speed Undercover“ in der Tat ein wenig besser aussieht als sein Vorgänger. Zudem ist die Optik nicht mehr ganz so verwaschen und die Spielperformance ist immer auf einem spielbaren, gleichbleibenden Niveau. Lob verdient EA für die sehr kleine, aber feine Liste an Musikstücken, die das Spielgeschehen untermalen. Endlich mal ein Rennspiel, bei dem man zu der Musik von Pendulum herumheizen kann. Features wie Breitbild, Dolby Pro Logic 2 sowie 480p- und 60Hz-Modus sind gegeben, ein längst überfälliger Onlinemodus fehlt allerdings nach wie vor. Irgendwie traurig, dass einem in der Gesamtheit noch immer nicht großartig mehr geboten wird als schon zu Launchzeiten mit „Need for Speed Carbon“.

Fazit:
Irgendwie bin ich wirklich sauer. Denn obwohl „Need for Speed: Undercover“ wohl das rudimentärste Rennspiel auf dem aktuellen Videospielmarkt ist, haben wir es auf der Wii hier wohl mit einer der Referenzen des Genres zu tun, sofern wir die ganzen Funracer wie Cars oder Mario Kart einmal außer Acht lassen. Wann erbarmt sich endlich ein Entwickler und bringt einen guten Racer auf unsere Konsole? „Need for Speed Undercover“ ist dank ein paar kleinerer Verbesserungen und einem anders angelegten Karrieremodus spielerisch zwar ein wenig besser als „Need for Speed Pro Street“, geboten wird einem dennoch nicht besonders viel, was für mich zumindest den Vorteil hat, dass sich dieser Titel mit einem recht überschaubarem Review abhandeln lässt. Und Strafe muss sein: Wer abseits von ein paar kleinen Verbesserungen in einem weiteren Jahr Entwicklungszeit die nötigen, grundlegenden Verbesserungen vertrödelt, bekommt bei mir Strafpunkte. Wer unbedingt ein halbwegs realistischen Rennspiel braucht, der kann einen Blick riskieren. Aber vorsicht: Auch wenn dieses Spiel keinen Motorschaden hat, fährt es mit zerstochenen Reifen und ist kaum mehr als 20 Euro wert.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Need for Speed - Undercover
Wertungen Beschreibung
5.0Grafik
PS2-Optik mit tristen Streckenumgebungen und Straßen ohne Fahrzeuge.
7.9Sound
Guter, jedoch knapper Soundtrack, gute Synchronisation der Charaktere und nervendes Motorengeheule.
7.6Steuerung
Funktionale Steuerung mit löblichem Support für GC- und Classic-Controller und Co.
6.2Gameplay
Solider, aber unspektakulärer Racer mit kitschiger Hintergrundstory.
6.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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