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Facebreaker K.O. Party
Review von Andreas Held (mail) | 11.01.2009

Jeder von euch kennt wahrscheinlich das Bild des Ansagers, der vor einem Boxkampf laut "Let's Get Ready To Rumble!" schreit. Was wahrscheinlich die wenigsten wissen: Der Kerl hat sich den Spruch patentieren lassen, weshalb weltweit auch nur dieser einzige Mann einen Kampf auf diese Weise eröffnen darf – Michael Buffer. Was das mit Facebreaker zu tun hat? Nun, Midway hat sich zu Dreamcast-Zeiten eben diesen Spruch lizenziert und unter dem gleichen Namen ein Party-Boxspiel herausgebracht, welches sogar recht erfolgreich war. Einige Jahre später versucht sich EA mit Facebreaker K.O. Party an einem Konzept, das sich, um es vorsichtig auszudrücken, sehr eng an Midways Ready 2 Rumble Boxing orientiert.

Immer mitten in die Fresse rein
Da auch Facebreaker definitiv ein Partyspiel ist, geht es hier nicht um technische Raffinessen, sondern ganz geradewegs darum, den Gegner K.O. zu schlagen. Wie in einem normalen Beat'em Up verfügen beide Kämpfer über eine Energie-Leiste, die sich mit jedem eingesteckten Schlag leert und bei einem K.O. wieder aufgefüllt wird. Wer zuerst drei K.O.s verpasst, gewinnt. Die einzige Verbindung zum echten Boxsport ist der obligatorische Timer, der mitläuft und die einzelnen Runden abzählt. Dieser sorgt jedoch auch für eine eklatante Balanceschwäche: Nach drei Runden geht das Spiel ins Sudden Death und der nächste K.O. gewinnt. Das Ganze kann extrem unfair werden, wenn man den Gegner kurz vor Schluss der dritten Runde zum zweiten Mal K.O. schlägt und dann zwar 2:0 führt, aber mit sehr wenig Energie ins Sudden Death geht, während der Kontrahent einen vollen Health-Balken hat. Hier bekommt der deutlich schwächere Spieler also praktisch den Sieg geschenkt, was in Multiplayerpartien vielleicht gerade noch OK ist, gegen KI-Gegner jedoch einen extremen Frustfaktor darstellt.

Wirklich differenzieren kann man zwischen der Leistung der beiden Boxer jedoch ohnehin nicht. Facebraker fährt ein simples Schere-Stein-Papier-Kampfsystem auf: Leichte Schläge können geblockt werden, Breaker durchbrechen die Verteidigung und leichte Schläge wiederum dienen dazu, die langsamen Breaker zu kontern und ihre Ausführung zu stoppen. Wiimote und Nunchuk dienen dabei zum Prügeln und die Z-Taste zum Blocken. Die Leiste für Breaker muss erst aufgeladen werden, damit man sie später aktivieren kann, indem man beim Schlagen die A-Taste drückt. Ebenfalls eine Balanceschwäche: Die stärksten Spezialattacken, die Facebreaker, können einen Kampf mit einem Schlag beenden, unabhängig vom bisherigen Kampfverlauf. Nett dagegen ist die Tatsache, dass man einem Schlag ganz ausweichen und ihn effizient kontern kann. Das Ganze ist in sich zugegebenermaßen schon recht durchdacht und wirkt auf dem Papier ziemlich ausgereift, in der Ausführung artet das Ganze jedoch, nicht zuletzt aufgrund der viel zu hohen Spielgeschwindigkeit, in absolut unkoordiniertes Controllergefuchtel aus. Super Smash Bros. oder Dead or Alive 2, die auch gerne mal als Button-Masher bezeichnet werden, wirken gegen Facebreaker wie rundenbasierte Strategiespiele.

Ähnlich flach wie das Kampfsystem gibt sich auch die Auswahl an Spielmodi: Es gibt Einzelmatches und einen Einzelspielermodus, in dem alle 13 Charaktere besiegt werden müssen. Erstere Einzelkämpfe können noch leicht in den Regeln variiert werden (es gibt Tag-Team Matches und die K.O.-Party, in denen die Spieler zunächst eine Slot-Maschine betätigen, die die Kampfregeln etwas "extremer" gestaltet), aber ansonsten war es das schon - eine extrem magere Auswahl an Spielmodi also, Potential für Langzeitmotivation gibt es nicht.

Pseudo-witzige Charaktere mit fragwürdiger Sounduntermalung
Die knapp über ein Dutzend Charaktere in Facebreaker entstammen ebenfalls nicht gerade der Realität. Anschauungsbeispiel soll hier Steve sein: Er sieht aus wie ein Amerikaner, der allerdings versucht, wie ein japanischer Sumo-Ringer zu wirken. Zitat seiner Kampferöffnung: "You are less significant than a Level 71 Orc Warrior with an Enchanted Cloak of Protection". Was Sumo-Ringer und tiefnerdige Videospielkultur miteinander zu tun haben ist schon recht fraglich, mal ganz abgesehen davon, dass diese Aussage für Kenner ungefähr so beleidigend ist wie "You are less cute than Hayley Williams". Aber es ist wohl... witzig? Steves Outfit: Ein übergroßer, blauer Bademantel, der ebenfalls nur durch den schwarzen Gürtel an Kampfsport erinnert. Ungeachtet der fragwürdigen Gestaltung sind die Charaktere schon recht detailliert und als witziges Feature verformen sich ihre Gesichter während des Kampfs. In der Wii-Version läuft das zwar gescriptet ab und eigentlich ist nur erkennbar, dass sich die Position des Mundes verändert, aber der Gedanke ist sicherlich ganz nett. Wesentlich schwächer gestaltet sind die verpixelten, detailarmen Arenen, und auch hier muss man sich fragen, was z.B. ein Dutzend aufblasbarer Grey-Aliens in einer Spielhalle zu suchen haben.

Der Titelsong von Facebreaker ist Kirmestechno, in dem jemand in regelmäßigen Abständen "Facebreaker" ins Mikrofon haucht. Kein Kommentar... ansonsten fährt das Spiel einen lizenzierten Soundtrack auf, der zu seinem Stil passt. Im Klartext heißt das: Sehr viel Reggae und ähnliche Musikrichtungen kann man hier erwarten, die nicht unbedingt auf Seriösität setzen. Highlight ist „The Warrior's Code“ von den Dropkick Murphys, das so gut zu Facebreaker passt, als sei es extra für das Spiel geschrieben worden. Ansonsten geben sich erwartungskonforme, comichafte Soundeffekte und amateurhafte, krampfhaft witzige Sprachausgabe die Ehre. Nichts Besonderes eben.

Fazit:
EA Freestyles Facebreaker K.O. Party ist an sich kein schlechtes Spiel. Die Steuerung funktioniert weitestgehend (in unserer Testversion brach sie zweimal zusammen, weshalb das Spiel neu gestartet werden musste, wobei es sich jedoch wohl um einen Einzelfall handelte) und das Kampfsystem ist für ein Multiplayer-Partygame sehr gut geeignet. Der immer gleiche, unkoordinierte Spielablauf, unfaire Spielregeln und die relativ mickrige Auswahl an Kämpfern, vor allem jedoch der erhebliche Mangel an Spielmodi, verpassen dem Titel allerdings einen Dämpfer. Er spielt sich zunächst recht gut, ist jedoch schon nach wenigen Kämpfen ausgelutscht und bietet eigentlich nicht viel mehr als Wii Sports Boxing - wenn man einmal von der wesentlich aufwändigeren Präsentation absieht, die jedoch auch eher Geschmackssache ist. Daraus folgt: Für eine Party, bei der Alkohol im Spiel ist, kann man sich das Spiel sicher mal ausleihen, auf Dauer wäre es jedoch ein klarer Fehlkauf. Eine kleine Kuriosität zum Schluss: Das Spiel ist von der USK erst ab 16 Jahren freigegeben, ob man's glaubt oder nicht.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Facebreaker K.O. Party
Wertungen Beschreibung
6.8Grafik
Detaillierte, aber sehr fragwürdig gestaltete Boxer kämpfen in eher hässlichen, verpixelten Arenen.
5.9Sound
Was sagt ein Reggae-Fan, wenn man ihm den Joint wegnimmt? "Mach mal die dämliche Musik aus."
6.5Steuerung
Wildes, unkoordiniertes Controllergefuchtel, das in Ansätzen Reflexe, vor allem jedoch eine ausdauernde Armmuskulatur erfordert. Technisch funktioniert sie im Großen und Ganzen.
4.9Gameplay
Sehr wenige Spielmodi, die darüber hinaus bis auf kleine Details fast identisch sind. Für Einzelspieler ein Totalausfall und auch für Multiplayer nur bedingt interessant, da der Spielablauf sehr schnell redundant wird.
5.7Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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