Review von Andreas Held (mail) | 16.12.2008
Sportspielupdates verkaufen sich auch ohne Neuerungen jährlich wie warme Semmeln. Obwohl viele Magazine schon beim zweiten oder dritten Teil einer Franchise massiv Punkte abziehen, wenn sich das Gameplay nicht grundlegend ändert, kommen Sportspiele jährlich ohne solche Kritik durch die Testlabore. Das haben EA als erste herausgefunden, mittlerweile nutzen jedoch auch viele andere Publisher dieses Konzept für sich. THQ sitzt seit Jahren auf den bekanntesten Wrestling-Lizenzen und sah sich nur letztes Jahr einer kleinen Herausforderung gegenüber, als es darum ging, eine Wii-Steuerung zu entwerfen. Diese Aufgabe wurde gut gemeistert und nun kann auch auf Wii die Smackdown vs. RAW-Franchise jährlich geupdated werden, um Geld zu generieren.
Die neuen Spielmodi
Der Hauptkritikpunkt an Smackdown vs. RAW 2008 war die Aufmachung als Casual, die mit ihren bunten Menüs und gekürzten Spielmodi schon fast wie eine Verballhornung der Franchise wirkte. In der 09er-Version ist davon zwar immer noch etwas übrig (allem voran der Menüpunkt "Mein WWE" und die Mii-Unterstützung zur Profilerstellung), ansonsten wirkt die Präsentation jedoch deutlich erwachsener und eben auch passender. Außerdem stehen diesmal deutlich mehr Matchtypen zur Verfügung: Von Einzelmatches, in denen bis zu vier Kämpfer in allen möglichen Kombinationen in Teams eingeteilt werden können über Hardcore-Matches mit diesmal deutlich mehr Waffen als nur ein paar Klappstühlen bis hin zu Ladder-Matches, in denen beide Kämpfer versuchen müssen, in der Mitte des Rings eine Leiter aufzustellen, um den an der Decke aufgehangenen Meisterschaftsgürtel zu pflücken, findet man diesmal auch in der Wii-Version genügend Auswahl.

Anders als die Auswahl an Matchtypen gibt sich der Karrieremodus immer noch etwas spartansich. Einziges übergreifendes Feature sind die Statuswerte eures Kämpfers, die sich nach jedem Kampf gemäß eures Spielstils verändern. Ansonsten wählt man im reichlich unspannenden Karrieremenü den jeweils nächsten Gegner, bis man durch Kämpfe genug Sterne gesammelt hat, um für den nächsten Gürtel kämpfen zu dürfen. Das Ganze gestaltet sich also leider etwas schwach und nicht allzu motivierend. Der hauptsächlich beworbene Modus dieses Jahr ist jedoch ohnehin die "Road to Wrestlemania". Hier stehen zwar nur einige ausgewählte Wrestler zur Auswahl, dafür kann man mit ihnen eine überraschend lange Story durchspielen, in der durch Videosequenzen Backstage-Einblicke in das Leben der Muskelberge gewährt werden. Die Präsentation wird jedoch nur für Leute interessant sein, die sich auch sonst mit den amerikanischen Schauspiel-Kämpfen befassen - alle anderen werden eher auf den spielerischen Teil achten, und wenn man die Road to Wrestlemania auf diesen reduziert, bleibt leider wieder nur eine simple Anneinanderreihung von Matches. Immerhin werden hier alle Matchtypen der Franchise auch ausgenutzt und ein ebenfalls sehr erwähnenswertes Feature ist die Tag-Team-Story, die alleine mit KI-Unterstützung oder kooperativ zu zweit gespielt werden kann. Die Coop-Story ist dieses Jahr THQs größtes Verkaufsargument - wäre es ein Coop-Karrieremodus mit der Klasse der Karrieremodi, die die Xbox 360 und PS3-Versionen spendiert bekamen, könnten wir dem sogar zustimmen. So bleibt ein gutes Feature, das aber mit Sicherheit nicht so spektakulär ist, wie THQ das gerne hätte.
Fast noch mehr hervorzuheben ist da der Online-Modus, der auf anderen Plattformen nichts Besonderes wäre, auf Wii aber fast schon eine Offenbarung darstellt. Zu Beginn koppelt ihr an euer Profil einen einzigartigen Online-Kampfnamen, startet Matches gegen Freunde oder Zufallsgegner und werdet bei letzteren am Ende mit Punkten für publikumswirksame Aktionen belohnt. Ein Sieg zählt hier natürlich am allermeisten, aber auch der Verlierer bekommt ein paar Gutschriften, die auf das zentrale Konto gutgeschrieben werden. Alle Punkte werden dauerhaft aufsummiert und dabei eure Beliebtheit beim Publikum kontinuierlich gesteigert, bis man euch schließlich als WWE-Legende kennt. Somit bietet die Wii-Version eine richtige kleine Online-Karriere, die durchgespielt werden kann - und als ob das alleine nicht schon fast zu schön wäre, um wahr zu sein, dauert die Suche nach Gegnern und das Starten eines Kampfs nur wenige Sekunden. Auch während der Kämpfe waren nicht einmal Ansätze von Slowdowns zu verzeichnen.
Im Ring: Das gleiche wie letztes Jahr
Abgesehen von den neuen Spielmodi hat sich in Smackdown vs. Raw 2009 fast überhaupt nichts getan. Das heißt, dass immer noch sehr viel mit der Wii-Remote gewackelt werden muss. Nur wackeln resultiert in einem normalen Schlag, zusammen mit dem A- und/oder dem B-Knopf lassen sich Würfe ausführen, die dann noch variiert werden können, wenn der Control Stick in eine der vier Richtungen bewegt wird. Das sind gleich drei Komandos auf einmal (Analogstick + Knopf + Schütteln) und steuert sich etwas umständlich, zumal die Bewegungserkennung nicht immer sofort funktioniert und, wenn auch zum Glück sehr selten, noch mal nachgesetzt werden muss, damit der Griff auch wirklich ausgeführt wird. Letztendlich kann man sich fragen, warum überhaupt noch gewackelt werden muss, da der A-Knopf alleine ganz einfach nichts tut und deshalb auch direkt für die Griffe zuständig sein könnte. Wohl ein Überbleibsel der Casual-Version aus dem Jahre 2008, der vielleicht in der Zukunft noch komplett ausgemerzt wird. Aller Kritik zum Trotz ist die Steuerung von Smackdown vs. Raw 2009 ok und sie funktioniert auch, ist aber eben nicht ideal.

Grafisch hat sich ebenfalls nichts getan, und im Nachhinein musste ich mich selbst etwas darüber wundern, dass das Spiel letztes Jahr mit einer 7.5 als Grafik-Wertung weg kam. Entweder hat man die Grafik damals noch als besser empfunden oder sie war wirklich besser - nach heutigen Maßstäben ist die Optik ganz klar bestenfalls durchschnittlich. Das Publikum ist absolut verpixelt und kaum dreidimensional; die Athleten sind zwar detailliert modelliert und animiert, haben aber irgendwie recht häßliche Gesichter. Auch Video-Mitschnitte realer Auseinandersetzungen sind sehr schlecht komprimiert worden und stark verpixelt. Audiotechnisch hat sich ebenfalls absolut nichts getan - es gibt immer noch die gleichen, unmotiviert wirkenden Kommentatoren und die gleichen Soundsamples.
Fazit: Alle Jahre wieder. Das denkt sich nicht nur EA, sondern auch THQ, die ihre Wrestling-Franchise einmal überarbeitet und auf Wii portiert haben, um danach wieder jährliche Updates zu produzieren. Im Vergleich zur Vorjahresversion hat sich wirklich fast überhaupt nichts getan, was recht schade ist, da es einigen Verbesserungsbedarf gab. Von der Casual-Welle sind nur noch wenige Überbleibsel geblieben, dafür fehlt immer noch ein motivierenden, nichtlinearer Karrieremodus und die Steuerung wurde im Vergleich zum Vorjahr marginal verschlimmbessert. Größter Schritt nach vorne ist ganz klar der Onlinemodus, der vielleicht sogar der beste auf Wii überhaupt ist, da es endlich mal eine zusammenhängende Statistik ist, die nicht ständig zurückgesetzt wird und aussagekräftig bleibt. Wer die Möglichkeit dazu hat, grefit wohl dennoch lieber zur Xbox 360- oder PS3-Version, da nicht nur die Grafik, sondern auch die ohne Controllergewackel auskommende Steuerung dort wesentlich besser ist. Alle anderen haben auch auf Wii eine nette Alternative zur jährlichen Fußball-Versoftung, die mit mehreren Storymodi und vielen Einstellungsmöglichkeiten lange unterhalten kann. Wer die 2008er-Version besitzt und sich nicht an der Aufmachung stört, sollte sich den Kauf aber recht gut überlegen und abwägen, wie viel er den neuen Features abgewinnen kann.
Von Andreas Held
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| Wertung für das Spiel Smackdown vs. RAW 2009 featuring ECW | |
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| 6.8 | Grafik Durchschnittlich. In den Athleten steckt einiges an Arbeit, sie sehen aber recht komisch aus; das Publikum und die Arenen könnten viel besser sein. | |
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| 7.2 | Sound Der Kommentator wirkt unmotiviert und die Soundkulisse ist da, aber nichts Herausragendes. Okay für das, was es ist. | |
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| 7.0 | Steuerung Funktioniert, käme jedoch theoretisch fast komplett ohne irgendwelches Gewackel aus. Die Kommandos wirken etwas umständlich und die Bewegungserkennug hat gelegentliche, spärliche Aussetzer. | |
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| 8.3 | Gameplay Die Karriere- und Story-Modi wissen zu beschäftigen, hätten jedoch etwas mehr Nonlinearität vertragen können. Multiplayer freuen sich über eine Coop-Story und viele Matchtypen, Einzelspieler über einen sehr lobenswerten Onlinemodus. | |
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| 7.8 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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